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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnsmentspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 5« Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Jnferate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Freitag, den 10. März 1882. 58. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht sollen den 28. April 1882 die dem Stadtgutsbesitzer und Zimmermann Friedrich Fürchtegott Bauch in Waldenburg zugehörigen Grundstücke, das sog. Stadtgut, Nr. 1u. 1b, 2, 3, 64, 66, 67, 63e, 65b, 71 und 92 Abth. L des Flurbuchs, Nr. 214 Abth. des Katasters, Fol. 210, 397, 616 des Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Waldenburg, welche Grundstücke am 31. Januar 1882 ohne Berück sichtigung der Oblasten auf zusammen 25328 Mk. 80 Pf. gervürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Waldenburg, den 2. Februar 1882. Königlich Sächsisches Amtsgericht. Baumbach. M. *Waldcnburg, 9. März 1882. Das Mouopol und die Botschaft. An ihrer Spitze bringt die neueste „Prov.-Corr." einen Artikel unter obiger Ueberschrift, in welchem das ofsiciöse Blatt Folgendes ausführt: „Das lang Erwartete ist nun da: der Entwurf über das Tabakmonopol hat das Licht der Welt er blickt, und er sieht ganz anders aus, als er in all den Flugblättern, durch welche auf die Wahlen ge wirkt wurde, geschildert war. Es war in der That kein ungeschicktes Manöver, das; die Gegner der Negierung, als es im letzten Sommer mit ihren großen Hoffnungen nicht recht zu gehen schien, sich plötzlich auf (das noch nicht näher bekannte) Tabaks monopol warfen und dem schlichten Mann vorredeten, daß ihm seine Pfeife Tabak künftig sehr vertheuert werden solle. Den Anlaß dazu gab die Rede eines bekannten Gelehrten, der als wirksamstes Mittel, die Staatsfinanzen dauernd zu heben und den Be dürftigen zu helfen, das Tabaksmonopol bezeichnete und sich auf die Ansichten des Fürsten Bismarck berief, die er jüngst genauer kennen zu lernen Ge legenheit gehabt hatte. Ohne Weiteres wurde nun die ganze Rede als maßgebend für die Regierung behandelt, und nicht nur das Tabaksmonopol über haupt als Hauptgegenstand für den Wahlkampf ge nommen, finden, noch dazu in der willkürlichsten, für die Regierung ungünstigsten Deutung. Ueber die künftigen Preise, über die zu zahlenden Entschä digungen rc. wurden die erschreckendsten Dinge an- gekunsigt. Der Regierung war es schwer, auf diese Be hauptungen näher einzugehen; es konnte nur im Allgemeinen versichert werden, daß jene Schreck bilder auf Unwahrheit oder Uebertreibung beruhten; denn ein eigentliches Projekt lag noch gar nicht vor. Die Blätter, welche die einzelnen Regierungen ver treten, waren daher gar nicht in der Lage zu sagen, Dies oder Jenes sei beabsichtigt, sie mußten sich nothgedrungen auf allgemeine und blos verneinende Andeutungen beschränken. Der Entwurf ist nun, da das Reich eine solche Behörde Sachkundiger noch nicht besitzt, zunächst dem preußischen Volkswirthschaflsrath in seiner diesjähri gen Sitzung zur Begutachtung vorgelegt, ehe der selbe dem Bundesrath und somit den einzelnen Re gierungen und demnächst dem Reichstage zur wei teren Berathung zugeht. Von einem „überhastig veranlaßten Votum des Reichstages" könnte, selbst wenn die Vorlage bald an den Reichstag gelangte, wohl aus liberaler Seite am wenigsten die Rede sein, da gerade in der liberalen Wahl-Bewegung der Gegenstand eine so große Nolle gespielt hat. Die raschen Schlüsse auf Hintergedanken der Re gierung bei ihrem Vorgehen sind daher völlig un begründet und haltlos. Der Negierung gereicht es nun gewiß zu einiger Genurthuung, als der erste Eindruck im Parlament, nach liberalem Zeug- niß, der der Ueberraschung über die billigen Preise des Tabaks nach dem Monopolentwurf war. Auffällig billig mögen die Preise allerdings besonders dem erscheinen, der dem bekannten fortschrittlichen Rechen meister bisher aufs Wort geglaubt hatte, daß unterm Monopol der billigste Rauchtabak 5 Mark das Pfund kosten würde. Daß übrigens aus dem Monopol ein einiger maßen ins Gewicht fallender Ertrag herauskomme, das hat gewiß der Kanzler nicht übersehen; denn das eben ist von vorn herein sein hauptsächlicher Wunsch fürs Reich und für die einzelnen Staaten und auch der leitende Gesichtspunkr beim jetzigen Entwurf gewesen; und das dürste in der That das b.ste Mittel sein, eine ergiebige Quelle Zugewinnen, um nach des Kaisers Wort „die Negierungen in den Stand zu setzen, dafür drückende direkte Landessteuern und die Gemeinden von Armen- und Schullasten, von den leidigen Zuschlägen und von anderen drückenden Abgaben zu entlasten." Das allein ist das Ziel des Kanzlers und Alle, ! die eine gedeihliche Enlw'ckelung des Reichs und der i einzelnen Staaten wollen, sollten sein Ringen und i Streben unterstützen und wenigstens mit Unbesangen- i heit und Wohlwollen an die Prüfung der Vorlage i herantreten. Schon ist in der That im Volkswrrth- i schaftsralh, einer in solchen Dingen besonders er- i fahrenen Körperschaft, eine ruhigere Auffassung dieses > Strebens zur Geltung gelangt. Möge mau auch t in den eigentlichen Volkskreisen das Wort beherzigen, § das vor Jahr und Tag aus liberalem Munde kam: > „Die Klarheit und Sicherheit in der äußeren Politik ' Bismarcks verschafft ihm ein gegründetes Rechd auf I die Unterstützung in allen, auch nicht auf dis äußere j Politik bezüglichen Fragen." *Walüenburg, 9. März 1882. Politische Ar.ndschau. Deutsches Neich. Wie Wahlen zu Stande kommen oder gemacht werden, darüber giebt die Rechnung interessante Aufschlüsse, welche über die Geldmittel der Fort schrittspartei soeben abgelegt worden ist. Der Rechenschaftsbericht des Ausschusses des fortschrittlichen Central-Wahlcomitös für 1881 ergiebt, daß in Folge des Aufrufes zu Beiträgen für die Kosten der Reichslagswahl vom October 1881 eingsgangen sind 85,461 Mk. In Folge anderer Aufrufe vom März bis September v. I. gingen ein 111,681 Mk. und 23,701 Mk. speciell für Berliner Wahlen, so daß der Ausschuß im ganzen über 238,720 Mk. disponiren konnte. Hiervon sind 50,000 Mk. als besonderer Fonds für Neichstagsabgeordnete ausge schieden, für 250 Vorträge in Wahlkreisen 11,855 Mk., zur Baarunlerstützung von Wahlkreisen 50,057 und für Berliner Wahlen 37,000 Mk. verausgabt und ein Caffenbestand von 21,244 Mk. verblieben. Die Fortschrittspartei verdankt ihren Erfolg bei den letzten Wahlen wesentlich ihren bedeutenden Geld mitteln und den reichlich bezahlten Agenten im Lande. Es ist bekannt, von welcher Seite der Fortschreitspartei die meisten Gelder zufließen. Im Volkswirthschaflsrath fand die Berathung des Unfall-Versicherungs-Gesetzes statt. Kalle, Baare, Hertz und Andere sprachen sich principiell für die Genossenschaften aus, halten aber zur Durch- , sührung des Principes eine Reichsversicherungsan stalt nicht für entbehrlich. Jansen und Hertz wollen , die Betheiligung des Reiches an der Prämienzahlung. Leyendecker will die Betheiligung der bestehenden Unfallversicherungsanstalten an der Lösung der Auf gabe, was Wolff bekämpft; gegen die ganze Vorlage als nicht im Interesse der Arbeiter sprach sich Keiner aus. Dem Januarheft der Statistik des deutschen Reichs für das Jahr 1882 entnimmt die „N. A. Z." in Bezug auf den Waarenverkehr des deutschen Zollgebiets, daß die Waaren-Ausfuhr, welche bereits im. verflossenen Jahre eins steigende Bewegung zeigte, im ersten Monat des neuen Jahres eine weitere beträchtliche Zunahme erfahren hat. Der permanente Ausschuß des Volkswirth- schaftsraths hat gegen 3 Stimmen erklärt, daß der Tabak einer ausgiebigeren Steuer zu unter werfen sei und nahm mit 16 Stimmen die FZ 1 — 6 der Monopolvorlage angenommen. Das Centrum des preußischen Abgeordneten hauses brachte einen Gesetzentwurf ein, betreffend die Straffreiheit des Sakramentspendens und Messe lesens, ferner einen Antrag auf Aufhebung des Sperrgesetzes. In der Sitzung des preußischen Abgeordneten hauses am Montag unterhielt man sich unter An dern! bei Berathung des Etats des Justizministeriums über die Ausbildung der Juristen. Der Abgeord nete Windthorst benutzte die Gelegenheit, um eine jedenfalls nur scherzhaft gemeinte Bemerkung an den Mann zu bringen. Derselbe meinte, es ssi um das Studium der jungen Juristen grundschlecht bestellt, und fügte hinzu, die Herren Referendare „sollten sich weniger am Früh- und Abendschoppsn betheiligen, dagegen wäre es sehr vortheilhaft, wenn sie von ihren vorgesetzten Richtern in deren Familien eingesührt würden." Wie mehrere Blätter melden, besteht jetzt die Ab sicht, den Reichstag zum 17. k. M. einzuberufen, während der preußische Landtag auf so lange nach Ostern vertagt würde, bis der Reichstag die ersten Lesungen des Tabaksmonopols und des Unfall-Ver sicherungsgesetzes, welche Entwürfe ihm vorgelegt werden sollen, beendet haben wird. Zweifellos würden die Entwürfe an Commissionen verwie sen, während diese berathen, sollen dann die im Landtage noch übrigen zweiten und dritten Lesungen abgewickelt werden. Die Schwierig keiten einer Frühjahrssession des Reichstags würden dadurch indeß durchaus nicht gemildert. Den Motiven zum Tabakmonopol-Entwurf ist auch eine Denkschrift betr. Einrichtung des deut schen Tabakmonopols beigegeben. Es heißt dort u. A.: Die Verschiedenheit der Geschmacksrichtung der Consumenten wird es nothwendig machen, in jeder Preislage zu den 14PreiSlypen der Cigarren fabrikation mehrere Ciga.rensorten und Fanons herzustellen. Mindestens 3 Sorten bezw. Composi- tionen „stark, mittel und leicht" werden in jeoem Preis angeferligt werden müssen. Der Verkauf an die Consumenten würde bei Errichtung von Ver schleißstellen in solcher Zahl, das auf je 750 Ein wohner eine derartige Stelle kommt, durch ca. 60,000 Kleinverschlerßer besorgt werden. Mil 10 Procent würde den Verschleißern ein ausreichendes Ein-