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später bei Solforino einen Heldentod fand, indem er allein seiner Schwadron vorauseilte, in ein feind liches QuarrSe eindrang, um eine Lücke zu veran lassen; jedoch durch unzählige Schüsse durchbohrt entseelt in Mitte seiner Feinde niedersank. Wir begaben uns auf die sogenannte Palmen insel, einer kleinen schattigen, künstlichen Insel, in einem Teich gelegen, welcher einen Theil des Gartens einnahm, dort angelangt, fanden wir fast alle übri gen Kameraden des besagten Regiments, nach fran zösischer Sitte, einen Absinth oder Wermuth, (ein präparirter Weißwein) zu sich nehmend, um den Appetit zum Diner zu erwecken, uns wurde ein Gleiches gereicht, und unter heitern Gesprächen rückte die Mittagszeit 6 Uhr heran, angekündigt durch ein Geläute im Pavillon. Allgemeiner Auf bruch und Behagen im Voraus; unsere Plätze waren rechts und links des liebenswürdigen „Sal- lignac-Fönelon", er, wie die übrigen Kameraden, Überboten sich an Liebeswürdigkeit ihren, ihnen un bekannten Gästen gegenüber; jedoch ihre Gäste waren Kameraden, und damit ist in Frankreich Alles gesagt. Etwas für mich Eigenthümliches war die Separirung der Grade, es befanden sich im Saale ein Majorslisch, ein Kapitänstisch und ein Lieutnantstisch, da der Lieutnant nicht mit dem Kapitän, der Kapitän nicht mit dem Major und so fort, an ein und derselben Tafel seine Pension nehmen darf. Eine Ausnahme von der Regel macht eine Einladung. Die Einrichtung hat viel für und viel gegen sich; man leitet ihren Ursprung von der Absicht her, jeden Grad für sich, ungenirl und ohne Zwang speisen und reden zu lassen, ohne sich ferner unter dem Druck eines Vorgesetzten zu befinden. Der gesirafteste von Allen war der Major; denn erbefand sich allein an seinerTafet, nur hatte er dieselbe in der Nähe des Kapitänstisches aufgepflanzt, um an der Unterhaltung Theil nehmen zu können, da es selbst ihm nicht erlaubt war, ihren Tisch zu theilem. — Es wurde an unserm Lieutnantstisch viel vom Theater und namentlich von der heute Abend statlfindendLN Vorstellung im Opernhause gesprochen; diese Vorstellung war schon mehrfach mit Enthusiasmus ausgenommen und bestand aus der Oper: „Is troüvörs". Vermischtes. Drei sensationelle Erfindungen. Der königlich preußische Präparator Herr Jea» Wiüersheimer wird die Welt demnächst wieder mit drei sensatio nellen Erfindungen überraschen. Die erste dieser drei Erfindungen, die sämmtlich von höchster Wich tigkeit sind, hat nichts Geringeres zum Zweck, als alle Brolarien, namentlich aber das zur Verpflegung von Truppen, zur Verproviantirung von Festungen, Schiffen, Gefängnissen rc. rc. unentbehrliche Brot durch einen höchst wohlschmeckenden und der mensch lichen Natur äußerst zuträglichen Zusatz gegen jedes Verderben zu schützen. Das so gebackene Brot wird nicht nur vor dem Stocken und Schimmeln bewahrt, sondern dasselbe behält auch seine Weichheit und Frische bei, wie es solche am 2. Tage nach dem Bucken hat. Das Kriegsministerium schenkt dieser Erfindung selbstverständlich ein ganz hervorragendes Interesse, und erscheint es nicht unmöglich, daß dem nächst in der Königlichen Militär-Brot-Bäckerei der artige Versuche in größerem Maßstabe angestellt werden. Die zweite Erfindung betrifft die Conser- virung von Fleisch anstatt des bisherigen Pökelns oder Räucherns. Die angestellten Versuche mit Hammeln, Karpfen, Schneehühnern haben bisher schon ein ganz überraschendes Resultat ergeben. Die Jnjizierungsflüssigkeit, die dem Fleisch beim Kochen noch nach Monaten eine sehr frische Farbe und angenehmen Geschmack verleiht, ist im Stande, auch bereits angegangenes oder lheilweise verdorbenes Fleisch wieder völlig genießbar zu machen. Die dritte Eifindung beschäftigt sich mit dem Bier. Ein geringer, den oben erwähnten Präparaten ähnlicher Zusatz, der dem Bier gleich beim Brauen hinzuge fügt wird conservirt das Bier in einer ganz erstaun lichen Weise gegen alle Temperatur und Witterungs einflüsse. Die „alte Jungfer" — ist in Deutschland ab wechselnd eine Person, die man bemitleidet oder die wan verspottet. Für Poffendichter, Novellenschreiber ist sie als komische, zänkische, ränkestifiende Person wie „gefunden" und im gewöhnlichen Leben ver bindet man wenig Nächstenliebe und Achtung mit der Bezeichnung „eine alte Jungfer." Und doch wie Unrecht thuen wir daran, über unglückliche Frauen Zu spotten, welche des Glückes (ist's ein Glück?) der Ehe nicht lheilhaftig geworden sind. Was können die Armen dafür, wenn es augenblicklich z. B. in Deutschland 1,300,000 mehr Frauen als Männer L^ebt, 1,300,000 Frauen, die also gar keine Aus ¬ sicht haben, unter die Haube zu kommen! Doch sparen wir unser Mitleid. Die Frauen verbieten sich solches, denn sie wissen sich heut, wo die Frau das Schwert der Neuzeit, die Feder zu schwingen versteht, selbst zu helfen. Wir finden in einem rheinischen Blatt eine energische Erklärung einer Wiesbadener Dame in jener Altjungfern-Frage, durch welche allen alten Junggesellen gehörig der Text gelesen wird. Wir fürchten einerseits, daß auch unter unseren Lesern Exemplare von solch hart näckigen Junggesellen cxistiren, welche die Ehe scheuen, wie der Löwe den Hahnenschrei (irgend welche Anzüglichkeit soll in diesem Vergleiche nicht liegen), andererseits hoffen wir, daß einzelne Jung gesellen unter unsren Lesern noch nicht bis zur gänzlichen Rührungslosigkeit verstockt und der Reue fähig sind. Wir geben daher in Folgendem einigen Auslassungen jener Dame Raum: Das Loos allein stehender Männer ist ein viel beklagenswertheres, als das der alleinstehenden Frauen. Denn wenn für die Ersteren das Alter kommt, wenn die Tage Hereinbrechen, von denen wir sagen, sie gefallen uns nicht, wenn ihr Berufsleben sie zu ermüden beginnt, sie sich davon dispensiren lassen, dann wer den ihnen die Tage ach! wie lang und die Abende noch viel länger, dann schauen sie zu den Wolken auf und fragen sich dann und wann, wozu ihr Leben denn noch nütze, dann ziehen sie wieder und wieder die Uhr, ob eine neue Stunde herum sei, ein Bruchtheil der Ewigkeit endlich tsdtgeschlagen sei, dann werden sie pedantisch und mürrisch. Die alleinstehende Frau hat sich über diese Uebel nicht zu beklagen; denn ihr Taz beginnt mit der Er füllung jener kleinen Pflichten, die in das Frauen leben gehören, ihr Haushalt, welcher Art er auch sein möge, erfordert ihre Thätigkeit, sie bereitet ihr Frühstück, ordnet an ihrer Kleidung, sie strickt, sie näht, sie stickt, und das Ausruhen von allen ihren kleinen Mühen gewährt ihr immer noch jenes be scheidene Glück, welches der Philosoph Hartmann als das einzige dem denkenden Menschen beschiedene anerkennt: Das Ausruhen von der Arbeit. Daß sie sich weit glücklicher fühlen würde, wenn ihr Mtthewalten sich nicht auf sie allein bezöge, wenn ihr zweites Ich da wäre, dem sie das Dasein verschönern könnte — we; wollte das bestreiten? In Frankreich heißt cs: „Oü 68t la temwe?" Wir sollten rufen: „Wo sind die Junggesellen?" In Brasilien und Schweden Hal man eine Taxe über sie verhängt. Wir sollten das Gleiche thun, wir sollten jeden Adam, der seine Eva im Stiche gelassen, dem Staate das zu zahlen zwingen, was ihm eine Familie gekostet haben würde. Allerlei. In Neapel projectirt man gegenwär tig große Eisenbahnnetze innerhalb der Stadt. Das eine würde die verschiedenen 2 Stadttheile auf unterirdischem Wege verbinden, das zweite dagegen die zahlreichen, unmittelbar oberhalb der Stadt auf den Anhöhen liegenden, zum Weichbilde Neapels ge- ' hörigen Villen und Dörfer mit einander verbinden. ! Die Unkosten sind auf 24 Millionen veranschlagt. - Der Bau ist Sache einer Privatgesellschaft. — Am 22. März dieses Jahres sind fünfzig Jahre seit dem Tode Goelhe's verflossen. Deutsche Damen in Prag beabsichtigen, an diesem Tage dem An denken des größten deutschen Dichters eine Ovation darzubringen, indem sie auf dem Sarge Goethe's in Weimar einen kostbaren Lobeerkranz niederlegen. Dieselben haben, wie man hört, bei dem Großher- zog die Erlaubniß dazu, da bekanntlich Goethe's sterbliche Ueberreste in der Fürstengruft beigesetzt sind, nachgesucht. Dieselbe ist ihnen alsbald ge währt morden. — Aus Bombay wird gemeldet, daß die diesjährige Baumwollernte die ergiebigste ist, die man seit langer Zeil gemacht hat. — Ein Wies badener Blatt berichtet: Dem Johann Esel zu Nie derbrechen nebst seinen sechs minderjährigen Kin dern ist die Genehmigung erlheiltt worden, an Stelle des von ihnen seither geführten Familien- Namens „Esel" den Namen „Blum" angunehmen. — Ein Oberpriester des Buddhismus, Namens Kitabatake, hält sich seit einigen Tagen in Berlin aus; derselbe ist aus Tokia in Japan am Sonn abend daselbst eingetroffen und im Kaiserhof ab gestiegen. In seiner Begleitung befindet sich nur ein Diener. Beide erregen durch ihre auf fallende Tracht allgemeines Aufsehen und sind bei ihren Ausgängen stets von einer großen Volks menge begleitet. Der Oberpriester, welcher geläufig englisch spricht, trägt ein langes, bis über das Knie herabfallendes, weites, dunkelgraues Gewand, das dicht mit Pfauenfedern besetzt ist. — Infolge des niederen Wasserstandes des Rheins sind gegenwärtig auch wieder die römischen Castellruinen im Rhein bei Altrip (^Itg, lixa) bloßgelegt. Dieselben waren seit den fünfziger Jahren nicht sichtbar; sie befinden sich hart am badischen Ufer, vom Lande ohne Ueberfahrt erreichbar, und man kann bequem auf ihnen umhergehen. Im Wasser ist noch ferner ein Gewölbebogen gut sichtbar. — Ein großer Meteorstein ist dieser Tage bei Mocs, 5 Meilen östlich von Klausenburg, niedergefallen. Der Stein wiegt 35 Kilogramm und drang, nachdem er mehrere Aeste eines Eichenbaumes zertrümmert hatte, 68 Centimeter tief in die Erde. — Nach der Aufsicht des die Proben mit Baumgarten'schen lenkbaren Luftschiff am Freitag in der Charlottenburger Flora mit Interesse verfolgenden Generals Schulz scheinen die Herren Baumgarten und Wölfert das Problem der Lenkbarkeit durch Fortbewegungsapparate in der Luft im Princip gelöst zu haben; nur ist es Aufgabe der Erfinder, noch geeignete Motoren und Transmissionen zu schaffen, die die vorhandenen primitiven Hülfsmittel ersetzen und die bisher ange wandte schwache Menschenkraft in eine mechanische umsetzen. Bei völliger Windstille vermag sich der Ballon schon jetzt 1 m. per Secunde fortzubewegen. — Adele Spitzeder tritt augenblicklich in Stuttgart als Dirigentin einer aus 15 Personen bestehenden, größtentheils in Wien angeworben^n Damenkapelle auf und findet bei den biederen Schwaben vielen Beifall. — Das Schwurgericht von Nürnberg verurtheilte den 44jährigen königl. bayerischen Rent amtmann Gerstner von Heidenheim wegen Unter schlagung von amtlichen Geldern (51,000 Mark) zu 7 Jahren Zuchthaus. Derselbe hatte bei seiner Festnahme einen Selbstmordversuch durch Oeffnen der Pulsader gemacht und trägt heute noch den Arm in der Binde. Gerstner war das Opfer schnö der Wucherer. Die Handelsleute Simon Löwenstein und Moritz Stern (Aha!) beuteten ihn systematisch aus; Wechsel von 7000 Mark mußte er mit 10,000 Mark schreiben u. s. w. Gerstner unterstützte mit dem Gelde in gutmüthiger Weise arme Verwandte, einen Verwandten seiner Frau half er aus dem Bankerott, einen anderen ließ er Medicin studiren u. s. w. In der Noth griff er schließllich die Staatskasse an. — Der den Westen der Vereinig ten Staaten durchziehende Director einer großen Opern-Gesellschaft, .Herr Mapleson, ließ sämmlliche Mitglieder des Theaters impfen, die Damen, um die Schönheit nicht zu gefährden, auf dem Rücken oder an den — Waden. Gewerblich-technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) r.-6l. L. Gefährliche Berufsarten. (Schluß.) Nächst dem Blei tritt das Quecksilber als ein ge fährlicher Feind für die Gesundheit des Gewerb- treibenden auf, nicht allein deshalb, weil es eine sehr häufige Verwendung findet, sondern weil es sich vermöge seiner Fähigkeit, in Dampsform über zugehen, und wegen seiner weitgehenden Theilbar- keit, nicht nur durch die Athemwege, sondern über haupt durch jede Oeffnung der äußeren Haut Zu gang in das Innere des Leibes zu verschaffen weiß. Bekanntlich ist das Quecksilber nicht allein dem Spiegelsabrikanten unentbehrlich, sondern es dient vorzüglich auch zur Herstellung von Barometern, Thermometern und andern physikalischen Instru menten. Unter seinem der Gesundheit schädlichen Einflüsse hat besonders auch der Metallvergolder zu leiden. Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen sind gewöhnlich die ersten Anzeichen eintretender Quecksilbervergiftung. Durch die in weiterer Folge veranlaßte Anschwellung der Mundspeicheldrüsen werden diese zu einer so massigen Absonderung von Speichel getrieben, daß der Kranke bei stetig halb geöffnetem Munde den Speichel abfließen läßt. Die Heilung erfolgt bei aufgehobener Krankheitsursache oft ziemlich schnell, aber eben so schnell tritt oft der Tod durch brandige Bräune des Kehlkopfs ein. Als ein Vorbeugungsmittel gegen Quecksilbervergiftung rühmt man das Ausstellen offener Jodfläschchen in den betreffenden Werkstätten. Nur der verhällnißmäßig beschränkten Verwendung des Phosphor in der Industrie ist es zu danken, daß durch denselben nicht mehr Vergiftungen veran laßt werden. Trotz der Schutzvorrichtungen, durch welche die Arbeiter in den Zündhölzchenfabrikcn das Eindringen des Phosphors in die Mund- und Nasen höhlen abzuhalten suchen, macht derselbe doch häufig genug seine verderbliche» Wirkungen geltend. Durch schlechte Zähne begünstigt zerstört der Phosphor das Zahnfleisch und das ganze Gebiß. Die Wangen schwellen an, ein übler Geruch entströmt dem Munde und die kranken Zähne sallen aus. Weit häufiger sind die Vergiftungen durch Arse nik und seiner Präparate. Der Kürschner und der Conservalor verwenden ihn zur Pelzfabrikaiion und zum Ausstopfen der Thiere; Maler, Anstreicher, Färber, Tapeten- und Kattundrucker benutzen arsenik- haltige Färbstoffe; nicht nur das berüchtigte Schwein furter Grün ist mit Vorsicht zu gebrauchen, sondern