Volltext Seite (XML)
gebildet, auf welchem ein süß-bitterlich schmeckendes, dunkelbraunes Mus klebt. Diese Früchte waren früher als Röhren-, Purgir- oder Fisetkassie osficinell (als Arzenei gebraucht), besonders wurde das Mus als Purgirmittel und zu Tabakssaucen benutzt. Es enthält 60—70 Procent Zucker, etwas Gerbsäure und Farbstoff, kann also wohl gegen Husten und Heiserkeit eine gewisse Wirkung haben, sowie ab führend wirken, was ja bei manchem Unwohlsein hilft. Die Rinde des Baumes dient zum Gerben und Färben. Aehnlich sind die Früchte der Oa^sia brasiliaim, welche aber ein herbes Fruchtmus ent halten. Am wichtigsten sind diejenigen Arlen, welche Sennesblätter liefern. Diese haben lederarlige, zu sammengedrückte Hülsen ohne Mus. — Vergangene Mittwoch wurde der Besitzer der sog. Klatzschmühle in Schlunzig, Wilde, nach Col ditz in die Irrenanstalt gebracht. Derselbe mußte leider bereits srüher einmal auf längere Zeil in der Irrenanstalt Sonnenstein untergebracht werden, von wo aus er nach erfolgter Besserung wieder ent lassen wurde. In letzter Zeit nahm aber sein geistig gestörter Zustand einen derartigen Grad wieder an, daß sein Fortbriugen von seiner Familie sich nöthig machte. — Am 17. d. feiert in Lunzenau der Schuh- machermeister Michael Zschoke mit seiner Frau die diamantene Hochzeit. Die Leute sind leider immer noch auf ihre Hände Arbeit, Anfertigung von Holz pantoffeln, angewiesen. Aus dem SachseuLaude. — Landtag. Die erste Kammer genehmigte in ihrer Sitzung vom 14. d. den Etat des Cultus und öffentlichen Unterrichts dem Beschlusse der 2. Kam mer gemäß. Die 2. Kammer genehmigte bei Schluß- berathung des Gesetzentwurfs über die Gehaltsver hältnisse der Mitglieder des Oberlandesgerichts zwar den ß 1 mit einer Aenderung dahin, daß Richter, Staatsanwälte oder Jusüzministenalräthe, welche sich beim Eintritt in das Oberlandesgericht als solche in einer höheren als der niedrigsten, für die Ober- landesgerichtsräthe bestehenden Gehallskiasse befinden, die Differenz so lange beziehen sollen, als die Summe den Höchstbelrag des Gehaltes eines Oberlandes- gerichtsralhs nicht übersteigt, — lehnte jedoch den § 2 der Vorlage, wonach den Oberlandesgerichts- räthen ihre erworbenen Rechte als solche beim Ein tritt in eine andere richterliche Stellung verbleiben sollen, ab. Die Petition der Gemeindevorstände Görne und Lindner um Abänderung des Mobiliar- und Privatversicherungsgesetzes dahin, daß den Ge meindevorständen der Betrieb von Versicherungs agenturen gestattet werde, ließ die Kammer auf sich beruhen, desgl. auch die schon gestern mitgetheilte Petition der Musikervereine zu Leipzig, Dresden und Chemnitz um Erlaß eines Verbotes gegen das Spielen bei öffentlichen Ball- und Tanzmusiken feiten der Militärcapellen. — Die Finanzdeputalion der ersten Kammer hat durch den Abg. Philipp über die auf Erbauung von Eisenbahnen und Errichtung von Haltestellen rc. gerichteten Petitionen Bericht erstattet. Nach demselben erklärte die Regierung bezüglich der Er richtung einer Eisenbahn durch den Mülsengrund, es seien zur Zeit Erörterungen von Schönbörnchen durch den ganzen Mülsengrund angestellt worden und sollten dementsprechend die Vorarbeiten fortge setzt werden. Auf die weitere Frage, ob die Erör terungen des Regierung Anhaltspunkte ergeben hätten, daß die Erbauung der Bahn Hebung des Nothstan- des in Aussicht stelle, erklärte die Regierung: ob mit einer Bahn dem Nolhstand abgeholfen werde, müsse die Zukunft zeigen; es stehe jedoch zu hoffen, daß dann Wohlhabendere nicht, wie dies jetzt der Fall gewesen, sich von dort wegwenden und vielleicht neue Industriezweige sich einbürgern würden. Ob wohl die Mehrheit der Deputation sich keinen nennenswerthen Hoffnungen hingiebt, daß dem Noth stand des Mülsengrundes durch die Eisenbahn ein Ende bereitet werde, war dieselbe doch einig, daß es Pflicht des Staates sei, jedes Mittel zu versuchen, welches Besserung für jene Gegend berbeiführen könne, und beantragt daher, die Petition der Regie rung zur Erwägung anheimzugeben. Ferner bean tragte die Deputation u. A. eine Petition von Schönbörnchen um Errichtung einer Haltestelle da selbst gleichfalls der Regierung zur Erwägung zu überweisen. — In dem Deputationsberichte der ersten Kam mer über das Departement des Cultus und öffent lichen Unterrichts per 1882/83 wird bei dem Capitel: „Gymnasien und Realschulen" betreffs der Ueber- bürdung der Schüler in den höheren Schulanstalten u. A. Folgendes gesagt: „Durch die, die allgemeinen Klagen bestätigende Darlegung des Herrn Slaats- ministers ist die Deputation in ihrer Ueberzeugung bestärkt worden, daß der Grund der Ueberbürdung nicht sowohl in dem Schulplan selbst und in dem Uebermaß des geforderten Privatfleißes, sondern vornehmlich in der bei Durchführung des Lehrplans von den Fachlehrern fast allerwärts gehandhabten Methode zu suchen ist, die Ausbildung des Schülers in jedem einzelnen Fache nicht nach den Ansprüchen für eine allgemeine Bildung, sondern mehr nach den für Specialstudium zu gestalten und damit die Ansprüche auf specielle Ausbildung in jeder Discip- lin und die geistige Anstrengung in einem Maße zu steigern, welchem die Leistungsfähigkeit des Schü lers nicht gewachsen ist. Es ist der Deputation nicht unbekannt geblieben, daß das königliche Ministerium wiederholt bei laut gewordenen Klagen über das Uebermaß des geforderten Privatfleißes eingeschritten ist und die mit der Ueberwachung des gejammten Unterrichts nach dem Schulgesetz betrauten Directoren der höheren Schulanstalten zur Abstellung veranlaßt hat. Die Deputation will aber nicht unterlassen, auch ihrerseits die zuversichtliche Erwartung auszu sprechen, dah»c das königliche Ministerium in der Bekämpfung dieser falschen und gefährlichen Rich tung mit Entschiedenheit fortfahren werde. — Der Schluß des Landtags erfolgt laut aller höchsten Decrets am Dienstag den 28. Februar. Bis dahin steht den verschiedenen Deputationen noch immerhin ein großes Arbeitsfeld offen. — In Dresden hat in einer Wohnung auf der Leipzigerstraße am 14. d. gegen Mittag ein erst kürzlich daselbst in Dienst getretenes junges Mädchen aus Preußen das Ofenfeuer in der bekannten Ma nier mit Petroleum zu nähren versucht und sich dabei natürlich wiederum nicht unbedeutend an Gesicht und Händen verbrannt. Die ebenfalls in Brand gerathenen Kleider haben Hausbewohner noch schnell mittelst Asche gedämpft. Zwei Kinder der Herrschaft sind durch den Leichtsinn dieses Mädchens ebenfalls in große Gefahr versetzt worden. — Die Statistik des Verkehrs auf dem Central bahnhofe in Chemnitz im Jahre 1881 weist die größte Zugsfrequenz nach, die bisher dagewesen ist. Es verkehrten im genannten Jahre im Ganzen 56,314 Züge, täglich 154, gegen 54,654 im Jahre 1880. Wagen verkehrten 1881 1,152,733 (gegen das Vorjahr 58,781 mehr), mithin täglich 3159; an Billets gelangten 628,925, 22,042 mehr als 1880 zur Ausgabe. — Dem Regierungs-Assessor I)r. Klotz zu Plauen i. V. gelang es am 10. d. M. das ^/-jährige Söhnchen des Restaurateurs Pflug zum „Löwen stein" an der Pausaer Straße aus einem in der Nähe des genannten Restaurants befindlichen Teiche zu ziehen und dadurch vom Tode des Ertrinkens zu retten. — In Crimmitschau ertrank am 13. d. das 5jährige Söhnchen des Restaurateurs Richter in der Pleiße. — Gegen 60 sächsische und außersächsische Di rectoren von Gasanstalten hatten sich am Sonnabend in Werdau eingefunden, um über Fragen, die das Gebiet der Gasbeleuchtung berühren, ihre Ansichten auszulauschen. — Welche Bedeutung die Gemeindeverwaltung Limbach hat, erhellt aus folgenden Angaben, die wir dem Haushaltplan für 1882 entnommen haben: die Einnahme in der Gemeindekasse beträgt 11 863,41 Mark, die Ausgabe 38 722,8 Mark (darunter 14 715 Mark für Gehälter), die Einnah men in der Armenkasse 9877,5 Mark, die Ausgabe 17 310 Mark, die Einnahme in der Schulkasse 23 677 Mark (darunter 20 000 Mark Schulgeld), die Ausgabe 52 498,71 Mark, insbesondere 35 482 Mark an Lehrerbesoldung, die Einnahme in der Feuerlöschgeräthkasse 764 Mark, die Ausgabe dasselbe, dagegen in der Krankenkasse 10 741,75 Mark Ein nahme, welcher eine Ausgabe von 12 337,13 Mark gegenübersteht. Es sind daher durch Anlagen 62 708,98 Mark aufzubringen, neben 56 000 Mark an staatlicher Einkommensteuer. — Jener Lumpenhändler Kunatq in Seifersdorf, welcher dieser Tage auf dem dortigen Kirchhof die Leiche seines eigenen Kindes ausgegraben hat und nach seiner Ergreifung an das Kgl. Amtsgericht Radeberg eingeliefert wurde, machte in seiner Zelle am Sonnabend Vormittag einen Selbstmordversuch, indem er eine Fensterscheibe zertrümmerte und mit den Scherben sich die Adern zu öffnen versuchte. Kunath ist ein schwächlicher Mann, dem vor einigen Jahren in der Seisersdorfer Papierfabrik die Finger der einen Hand weggerissen wurden. Eben dieser verstümmelten Hand wegen nimmt man auch an, daß Kunath die Ausgrabung nicht allein ausgeführt, sondern Complicen hat. — Die aus dem Mittelalter stammende Kirche zu Kötzschenbroda ist im Laufe der Zeit viel zu klein für die so stark angewachsene Gemeinde ge worden, auch läßt sie bezüglich ihrer inneren Ein richtung viel zu wünschen übrig, denn Alles ist ver altet, theilweise durch Einbaue verunstaltet und Einiges auch baufällig. Schon längst hat daher der dortige Kirchenvorstand mit dem Gedanken sich vertraut machen müssen, einmal einen Neubau oder Umbau des Gotteshauses vorzunehmen und hat in seiner letzten Sitzung, am 8. Februar, einstimmig beschlos sen, eine Vergrößerung resp. euren theilweisen Neu bau nach den Plänen des Baumeisters Altendorff aus Leipzig noch in diesem Jahre ausführen zu lassen, und zwar in solcher Weise, daß die neue Kirche gegen 1500 Sitzplätze enthalten wird. Zu gleich ist auch ein Neubau der Orgel dadurch be dingt und ist deshalb eine Concurrenz unter vier sächsischen Orgelbaumeistern eröffnet worden. — Vor einigen Tagen soll der Wirth einer in Hohndorf b. Lichtenstein gelegenen Schankwirthschaft von einem in den Oelsnitzer Kohlenwerken beschäs- tigten Italiener in später Abendstunde räuberisch überfallen worden sein. Man erzählt, daß der Italiener in der Schänkstube allein zurückgeblieben sei, indem er sich schlafend stellte; plötzlich aber sei er aufgesprungen, yabe den Wirth an der Kehle gepackt und Geld verlangt unter Androhung des Todes. Es gelang indessen dem Wirth, einen Schrei auszustoßen, der vorübergehende, zur Nacht schicht eilende Bergleute veranlaßte, an die geschlos senen Fensterläden zu pochen. Der Räuber ließ in Folge dessen sem Opfer los und entkam. Hoffentlich aber entkommt er nicht der strafenden Gerechtigkeit. — Der Gewerbeverein in Aue hat sich kürzlich für die Errichtung einer Pfennigsparkasse mit der Einrichtung der Sparmarken erklärt, während er dagegen die Schulsparkassen, sowie auch den Ver kauf der Sparmarken durch Lehrer nicht zu billigen vermochte. — In Hermsdorf ist nach einer Bekanntmachung der kgl. Amtshauplmannschaft zu Glauchau die Rotz krankheit ausgebrochen. — Der Fall Bonloux hat auch das Bankhaus I. F. A. Zürn in Zeitz zum Falle gebracht. Der dortige Vorschußverein ist bei diesem Falliment mit 11,400 Mk. betheiligt, doch werden die Mitglieder des Vereins in keiner Weise in Anspruch genommen werden. Aus meinem Tagebuch. Von Emil Heim. (Fortsetzung.) Zwanzig Schritte weiter und man findet sich auf gehalten durch Wagen, Matrosen, sich schlagende Araber oder Spanier, Malteser, Türken oder Griechen oderauchdurch eine aus Fourage commandirteTruppen- abtheilung, oder einer Colonne beladener Esel, Kamele oder Karren. Ich war froh, als ich das Weichbild der guten Stadl Algier verlassen hatte, denn dieser ewige Aufenthalt hätte mich bei längerer Dauer zur Verzweiflung gebracht, wenn nicht gar zur Umkehr veranlaßt, denn alles Gedränge und Gewürze ist mir ein Gräuel. — Wir hatten das Stadtlhor Babazoua erreicht und setzten uns in der Vorstadt selbigen Namens in einen mäßigen Galopp und namentlich ich fing an, wieder Alhem zu schöpfen und mich wohl zu befin den. Als wir die Chaussee eine Vietelftunde lang so verfolgt hatten, waren wir gezwungen, unsere Pferde in Schritt zu setzen, da die Straße einen steilen- mit Maulbeerbäumen bepflanzten Abhang hinaufführte, nach wenig Minuten gewahrten wir zu unserer Linken ein großes, mächtiges Thor, und vor demselben einen „Chasseur d'Asrique" auf Posten, es war der Eingang zum Städtchen Mustapha, von welchem wir jedoch nichts von außen gewahren konnten. Mustapha oder Moustapha ist ein ehe maliges befestigtes Lager der Franzosen, bei Ge legenheit der Belagerung Algiers, und lehnt sich unmittelbar an das Meeresufer und einen steilen, unzugänglichen Felsabhang an. Ich war dermaßen entzückt über den stolzen Gang meines arabischen Hengstes, sein munteres Wesen, daß die Naturschön heiten fast gänzlich spurlos an mir voiübergegangen waren, ich erwachte erst in Mustapha selbst von meinem Traum, der mich bereits auf meinen Hengst in mehrere Schlachtgetümmel getragen hatte; ich horchte mit anscheinender Aufmerksamkeit der Erzäh lung meines munteren Gefährten, erinnere mich je doch keiner Silbe derselben. Vor den Stallungen angelangt, gaben wir unsere Pferde an einen Chasseur mit dem Auftrage, dieselben in den Stall zu führen unö anzubinden. Ich folgte meinem Führer in einen reizenden Garten, in dessen Mitte sich ein großer Pavillon befand, in welchem die Offiziere der „Chasseur d'Afrique" wohnten und ihre „Pension" (Verpflegung) durch einen angenomme nen Restaurateur erhielten. Unser Wirth trat uns entgegen, (es war etwa 5'/4 Uhr), dieser junge liebenswürdige Kamerad mar der Lieutenant Alexan der de Sallignac-Fönelon, welcher wenige Monate