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Wirkung hat und die Pferde nicht so abscheulich zerfetzt werden. Auch wird der Stier nicht gelödtet. Amerika. Im Proceß gegen Guiteau, welcher in die zehnte Woche eingetreten ist, besprach am 18. d. Scoville, der Vertheidiger des Angeklagten, die Haltung des Präsidenten Arthur, Conkling's und Grant's, besonders Conkling's und Grant's gegen Garfield, und erklärte, dieselben seien für die Hand lung Guiteau'S moralisch verantwortlich. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 20. Januar. In der gestern Abend 6 Uhr stattgefundenen Stadtverordnetensitzung wurde 1. ein Gesuch des Webermeisters-Ehefrau Caroline Jentsch um Erlaß der fälligen städtischen und Schul geldabgaben genehmigt; 2. nahm man Kenntniß von dem 226 Mk. 14 Pf. betragenden Erlöse aus dem Verkaufe alter Gold-, Silber- und Kupfermün zen aus dem Richterschen Nachlasse, sowie 3. von einem Dankschreiben des Hrn. Amtsanwalls Mück- lich hier für eine Remuneration, die demselben für die Verwaltung des Bürgermeisteramtes ge währt worden war; 4. trat man dem Beschlusse des Stadtralhs betreffs Verweigerung eines Dar- lebus von 600 Mk. auf das Maurer Fried rich Ludwig Weißbach'schs Hausgrundstück in Fal ken bei, da bereits 1500 Mark aus der Richter schen Nachlaßkaffe als 1. Hypothek auf demselben stehen; 5. nahm man Kenntniß von den Wah len des Stadtraths zu den verschiedenen städti schen Deputationen; 6. erklärte man sich da mit einverstanden, auch in diesem Jahre von einem Staatssteuerzuschlage behufs Tilgung der Stadtschulden wegen des günstigen Standes der Stadtschuldentilgungsküsse abzusehen; 7. wurde der Stadtrath ersucht, das Schnittgerinne vom Druck- ständer am Schulhausgebäude den Kirchplatz herab in besseren Stand zu setzen. * — Das Geschworenenamt bei dem kgl. Ge schworenengericht zu Zwickau ist für das Jahr 1882 u. A. den Herren Kaufmann Edmund Hermstedt und Kaufmann Gustav Heinrich Pätzmann von hier übertragen worden. — In Glauchau fiel am 18. d. abends das 4- jährige Söhnchen des Bäckermeisters P. in einen in der Hausflur angebrachten, mit kochendem Wasser gefüllten Kessel und verbrannte sich derart, daß es andern Morgens verschied. Aus dem Suchseulmtve. — Einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern zufolge hat die Mecklenburgische Lebens- Versicherungs- und Sparbank in Schwerin den Sitz ihres sächsischen Geschäftsbetriebes von Leipzig nach Dresden verlegt. — Landtag Die 1. Kammer genehmigte am 19. d. dem Deputationsantrag (Ref. v. d. Planitz) entsprechend den Ankauf der Chemnitz-Würschnitzer Eisenbahn und die Entnahme der erforderlichen Mittel aus dem Erneuerungsfonds. Weiter beschloß die Kammer (Ref. v. Zezschwitz), die Petition der Stadt Zittau und Umgegend um Errichtung eines Landgerichts daselbst, ebenso eine aus Löbau und Umgegend eingegangene Petition, welche zum Zweck hat, die Einbezirk mg des Amtsgerichts Löbau in das eventuell zu errichtende Landgericht Zittau zu ver hindern, der Königl. Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. — Die 2. Kammer erlheilte ohne Debatte der zwischen dem Königreich Sachsen und dem Großherzogthum Sachsen-Weimar über die Mitbenützung der Landesanstalten Sachsenburg, Grünhain und Bräunsdorf verabredeten Ueberein- kunft (Ref. Heger) ihre Zustimmung. Bei dem folgenden höchst interessanten Berathungsgegenstande erlitt der Herr Justizminister eine ziemliche Nieder lage. Die Deputation erstattete Bericht über die Petition des Gutsbesitzers Augustin in Mittelherwigs dorf um Ersatz eines demselben durch fahrlässige Hypothekeneintragung eines Richters verursachten Schadens (Ref. I)r. Pfeiffer). Augustin hatte nämlich 3000 M. als erste Hypothek auf ein Grund stück in Zittau eintragen lassen. Das Grundstück wurde später für 9000 M. verkauft; Augustin er hielt aber als Inhaber der 1. Hypothek Nichts. Der Fall ist juristisch so complicirt, daß man ihn hier nicht in Kürze erzählen kann. Seiten der Deputation wurde beantragt, dem Petenten das durch Fahrlässigkeit eingebüßte Kapital von 3000 M. sammt Zinsen zu 5 Proc. 4 März 1875 aus der Staatskasse zürückzuecstatten. Abg. v. Oehl schlägel erachtet es aber als moralische Pflicht des Staates, dem Petenten nicht nur Las Kapital mit den Zinsen, sondern auch die Kosten des unentbehr lichen Prozesses zu vergüten, da letzterer lediglich durch Nichtbeachtung gewisser Vorschriften für die Eintragung in Hypothekenbücher entstanden ist und stellt auch einen darauf bezüglichen Antrag. Referent giebt dem Antragsteller anheim, ob nicht die Kosten in jener Höhe zu normiren wären, die sie erreicht haben würden, wenn Petent in letzter Instanz obge- siegt hätte, da der Begriff „unentbehrlich" so relativ sei, daß sich die effeclive Summe sehr schwer fest stellen lasse. Staatsminister v. Abecken erkennt keine Verpflichtung für eine Entschädigung, am aller wenigsten eine Zurückerstattung der Kosten, da einer seits Petent selbst sich eine Vernachlässigung zu Schulden habe kommen lassen, andererseits die oberste Aehörde die Klage als unbegründet zurückgewiesen hat, und weist auf die Consequenzen hin, die durch eine solche Bewilligung entstünden. Abg. Oehl schlägel kann sich den Befürchtungen bezüglich even tueller Consequenzen nicht anschließen und modificirt seinen Antrag den Anschauungen des Referenten entsprechend dahin, die Kosten in der Höhe dem Petenten zurück zu erstatten, wie sie ihm bei Beginn des Prozesses zurück zu erstatten gewesen wären. Abg. Di. Schaffrath erklärt sich für den Deputationsan- tcag, bittet aber, den Antrag Oehlschlägels aus juristischen Bedenken abzulehnen. Gegen beide An träge erklären sich auch die Abgg. Hartwig und Speck. Abg. Bönisch tritt wieder mit Wärme für die Anträge ein. Möge man die Sache ansehen wie man wolle, der Prozeß ist nothwendig geworden durch ein Versehen der Behörden. Schließlich wurde Punkt 1 des Deputationsantrages einstimmig und an Stelle von Punkt 2, welcher gegen Erstattung der Kosten ist, der Antrag Oehlschlägel auf Erstat tung derselben mit 43 gegen 20 Stimmen ange nommen. — Am 6. und 7. Februar findet die Ziehung der 2. Classe 101. kgl. sächs. Lotterie statt. — Abgeordneter Or. Heine-Plagwitz hat folgende Interpellation in der Zweiten Kammer eingebracht: Wird die Königliche hohe Staatsregierung sich in dem hohen Bundesrathe dafür verwenden, daß Seiten der Reichsregierung, bei der bevorstehenden Fortsetzung der internationalen Münzconferenz, die Rehabilitirung des Silbers und Einführung der Doppelwährung durch internationale Verträge für Deutschland herbeigeführt werde? — Aus Lilldenan bei Leipzig meldet das dortige „Wochenblatt": Eine Zimmermanns-Ehefrau, welche hier am Markte wohnte und sich in ausgedehntester Weise mit Curpfuscherei beschäftigte, ist, nachdem sie den Inhaber eines größeren Geschäfts in Leipzig zu Tode curirt hat, flüchtig geworden. Sobald die Behörde ihrer habhaft sein wird, wird gegen sie Strafantrag wegen Tödtung gestellt werden. Der ganze Fall dürfte ein warnendes Beispiel sowohl für i die leichtsinnigen Menschen sein, die ihren kranken Körper Personen, die von der Heilkunde Nichts ver stehen, anvertrauen, als für das freche Gelichter der Curpfuscherei selbst. — Der in weiteren Kreisen bekannte Geschäfts- ' Agent und Gütermakler Gustav Schurz zu Ober cunnersdorf wurde in der Nacht vom 15. zum 16. d. M. an seinem Geldschrank erhängt aufgefunden. Ein Anfall von Schwermulh mag den als wohl- situirt bekannten Mann zu diesem Schritt getrieben haben. — Der Gemeinnützige Verein zu Plauen i. V., welcher sich bereits mehrfach große Verdienste um die genannte Stadt erworben, beabsichtigt gegen wärtig, im Verein mit der dortigen Bergschloßgesell schaft, auf dem höchsten Berge in der Umgebung Plauens, dem Kemmler, einen massiven Aussichts thurm zu errichten. Die Kostenanschläge beziffern sich zwischen 6500 und 8000 Mark. — Am 18. d. Vormittag gegen 11 Uhr explodirte . in Werdau in der der Firma Aug. Schmelzer gehö rigen Fabrik ein Farbkessel. Durch diese Explosion hat das Färbereigebäude arg gelitten: Dach, Wände und Fenster wurden auseinandergerissen. Leider verunglückte dabei auch ein Färbereiarbeiter. Der selbe hat einen Schädelbruch davongetragen. — An der Schule zu Limbach ist eine Sprach lehrerstelle errichtet worden, welche mit einem aka demisch gebildeten Sprachlehrer besetzt werden soll. — In Geher ward am Freitag ein Tags vorher beerdigtes 21jähriges Mädchen von einer amtlichen Commission wieder ausgegraben, weil sich verbreitet hatte, es liege hier Scheintod vor. Die bei großem Menschenzulauf vorgenommene Untersuchung ergab die Nichtigkeit des Gerüchtes. — In Ebersbach stürzte am Sonnabend der Commis eines größeren Geschäftes beim Aufwinden von Collis aus ziemlicher Höhe in den Hof und zwar mit dem Kopfe auf eine eiserne Thürschwelle. Sein Zustand soll fast hoffnungslos sein. — Auf dem Bahnhofe zu Gera ist in dem Warte saale neuerdings eine bis an die 8 Meter hohe Decke reichende Latte aufgerichtet, an der in ver schiedener Höhe Thermometer angebracht sind. Die Latte kann umgelegt werden und die Wärmegrade sind dann leicht zu ersehen. Der Unterschied zwi schen der Wärme am Fußboden und an der Decke beträgt ca. 10°. Sitzung des Gewerbevereins. (Schluß.) Der Missionar suche vor Allem die Jugend zu gewinnen, es würden überall Schulen errichtet, in denen Lesen, Schreiben, Rechnen und allerlei nütz liche Kenntnisse gelehrt würden. 12- bis 14,000 Missionsschulen existirten bereits. Aber nicht blos Missionsschulen gebe es. Besonders die englische Regierung habe in ihren Colonial-Besitzungen in Indien rc. auch Schulen gegründet, aber die englische Regierung verhalte sich in religiösen Dingen neutral, sie lasse das Heidenthum bestehen und suche nur auf dem Wege der äußeren Bildung Cultur zu verbreiten. Die jungen Indier arbeiteten sich zwar auch mit großer Leichtigkeit in die schwierigsten Probleme der Mathematik ein, lernten Englisch, Französisch, Italienisch, aber allgemein werde geklagt, daß sie daneben in allen Raffinements des Lasters ungeheure Fortschritte machten, daß ihnen jeder sitt liche Aufschwung abgehe. Mit der Frage über den Einfluß der Mission auf das sittlich-religiöse Leben der Völker käme man zu der Fundamentalfrage, ob die Cultur im Stande sei, den Menschen zu heben. Thatsache sei, daß die rechte Humanität allein durch das Christen thum in die Welt gekommen sei. Das Christenthum lehre uns den Werth jeder einzelnen Menschenseele erkennen, es lehre Alle ohne Unterschied als eine große Menschheitsfamilie auffassen, es lehre die Verbrüderung aller Menschen. Das Christenthum zeige uns das höchste Ziel menschlicher Entwickelung, es fordere, daß wir vollkommen sein sollen, wie der Höchste schon vollkommen ist. Dadurch werde dem menschlichen Wesen ein Adel aufgedrückt, den der Mensch sonst nirgends empfängt. Die Religions geschichte zeige uns die entsetzlichsten Vorstellungen von Göttern, die gang und gäbe gewesen seien. Selbst Steine und Thiere würden als Abbild der Gottheit verehrt. Sei es nicht ein gewaltiger Fort schritt, wenn die Missionare kämen und sagten, Gott ist nicht ein Ding von Menschenhänden gemacht, und diese Erkenntniß im Volke verbreitet werde. Zum Andern habe die Mission schon in größtem Maßstab die Schonung des Menschenlebens befördert, da mit allem Heidenthume meist auch wilde Blut opfer verbunden seien; da würden Kinder ausgesetzt in China und Ostindien, besonders neugeborene Mädchen; unter den Negerkönigen herrsche ein blutiger Despotismus, der Tausende von Menschen leben hinschlachte. Drittens sei hinzuweisen auf die Gesundheitspflege, die durch die Missionare unter den fremden Völkerstämmen eingeführt würde; Schmutz, Unreinlichkeit, Laster aller Art führten beständig Epidemien herbei, sodaß die Menschen zu Tausenden dahinsterö^n. Die Missionare kämen nun mit ärztlichen Kenntnissen ausgerüstet, gründeten größere Spitäler, das alles komme der Erhaltung dieser Völkerstämme außerordentlich zu gute. Damit ständen weiter in Verbindung die Bemühungen der Missionare, den Sklavenhandel und die Sklaverei abzuschaffen. Weiter sei hervorzuheben die Hebung und Verede lung des weiblichen Geschlechts durch die Mission. Wo das Christenthum walte, sei überall das Weib in seiner Würde erkannt und dem Manne gleichge stellt. Ueberall, wo das Christenthum nicht herrsche, nehme das Weib eine untergeordnete Stellung ein, der Mann allein gelte als voller Mensch. Wie stelle sich nun die Cultur zur Mission. Es wäre undankbar, wollte man nicht anerkennen, daß die Cultur außerordentlich viel gethan habe, um dem Werke der Evangelisation der fremden Völker dienst bar zu sein. Durch Erleichterung des Verkehrs, Schaffung neuer Verkehrswege, die Entdeckungen in der Südsee und im Innern Afrikas habe die Mission Eingang gefunden zu vielen Völkern, die früher unzugänglich waren. Auch durch politische Anlässe seien Länder, wie China und Japan, dem Verkehre geöffnet worden. Wenn sich nun in dieser Weise die Mission der Cultur förderlich erweise, so könne doch nicht verschwiegen werden, daß die Cultur der Mission außerordentlich schädlich werden könne, da für ständen ein große Menge Thatsachen zur Ver fügung. So sei es gekommen, daß durch das rohe, lieblose, gewissenlose, habgierige Auftreten der Ver treter unserer Cultur das Chcistenthum in üblen Credit gerathen sei; die fremden Völker sagten sich, wenn das die Christen sind, deren Lehre wir an nehmen sollen, dann können wir uns blos hüten, diese Lehre anzunehmen, denn dann würden wir nicht besser, sondern schlechter werden. Man sehe, die Vertreter der bloßen Cultur seien nicht immer die