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führung dieser That baldigst aufgefunden und noch athmend wurde ihm auf dem Bahnhofe sofort ein Nothverband angelegt und seine Unterbringung im Stadtkrankenhause angeordnet. Der Unglückliche trug anständige Kleidung, sowie eine Taschenuhr und gegen 20 Mk. Geld rc. Bei sich führende Briefe rc., sowie ein Musterpacket mit Stahlbohrern und div. Schrauben, lauten auf den Namen Bernhard und Römer, Dresden N. Alaunstraße 18. — Wie man aus Tetschen schreibt, soll dortselbst das Osterreiten, dieser altehrwürdige Volksbrauch, auch Heuer wieder in gewohnter Solennilät inscenirt werden. Die Arrangeure haben ihre Thätigkeit bereits begonnen und wird, wie es heißt, diesmal eine besonders starke Betheiligung an dem Reiter zuge erwartet. — Die 2. Ulanen-Eskadron wird Freitag den 31. d., mittags 1 Uhr, ihren Einzug im neuen Garnisonsort Geithain halten und auf vem Markt platze vom Herrn Bürgermeister Bauer begrüßt werden. G — In dem Steinkohlenwerk zu Hohndorf verun glückte der aus Oelsnitz gebürtige Bergarbeiter Gott lob Oeser dadurch, daß er von der Laderampe herab fiel und sich dabei so verletzte, daß er auf dem Transport nach seiner Wohnung verschied. — Auf dem bei Reusa gelegenen Holzschiage des verstorbenen Herrn Dintzsch ist ein Stock ausgegra ben worden, in dessen Herzwurzel ein Pferdeeisen eingewachsen war. Der Stock stand am Abhange des als „Kroaten-Hügel" bezeichneten Berges bei Reusa, auf welchem einst die Hussiten ein Lager aufgeschlagen gehabt haben sollen. Das Pferdeeisen liegt in Himmer's Restauration in Reusa zu Jeder manns Ansicht bereit. — In der Nacht zum 29. d. verunglückte der Feuermann Schiffner eines Güterzugs in der Nähe von Mehltheuer dadurch, daß der Zugsbolzen, wel cher die Verbindung zwischen Locomotive und Tender bildet, plötzlich riß und der Feuermann in die ent standene Lücke hinab auf das Gleis stürzte, wo er von den Tenderrädern erfaßt sofort seinen Tod fand. Er hinterläßt eine Wittwe und 3 Kinder. — In der 3. Morgenstunde des Dienstag fiel in dem Freiablritte für Männer auf Bahnhof Schan dau ein Schuß. Man untersuchte den Ort und fand einen jungen Mann vor, welcher einen Re volver in der rechten Hand hielt und die linke durch jenen Schuß verwundet halte. Daß ein Selbstmord versuch vorliegt, kann man demnach kaum vermuthen, obwohl das Ausfinden von Photographien einer Kunstreiterin am Orte der That auf einen solchen Versuch hindeuten. — Das 7 Jahre alte Töchterchen eines Milch händlers in Borsdorf bei Taucha ist kürzlich nach dem Genüsse von Wasserschierling, welchen es auf einer Wiese gepflückt hatte, unter gräßlichen Schmer zen verstorben. — Aus Gera wird gemeldet: Nachdem das Todesurtheil über Gebhardt gesprochen, ist eine Wandlung in seiner Haltung eingetreten. Obwohl man bei der Verkündigung des Urtheils bereits be merkte, daß sich in seinem Innern ein harter Kampf loslöste, gab er äußerlich noch kein weiteres Zeichen von sich. Erst auf dem Transporte nach dem Kreis- gerichtsgefängniß scheint ihm die Fassung verloren gegangen zu sein; die Thränen flossen. Nach ver brachter Nacht gestand er sodann der Untersuchungs behörde den vorsätzlichen Mord ein, nur leugnete er noch, dem Kühn zuvor einen Revolverschuß bei gebracht zu haben. Der Vater des ermordeten Kühn war von Anfang bis zu Ende der Verhandlungen im Saale anwesend. — Selbstmorde. Erhängt hat sich der Bäcker meister Andrä zu Geithain. Der Genannte lebte in guten Verhältnissen und weiß man daher noch nicht, was ihn in den Tod getrieben. — Am Dienstag früh wurde die Dienstmagd Auguste Schulze von Klausa, zuletzt in Altenburg in Dienst, im großen Teiche daselbst ertränkt aufgefunden. Das Motiv zur That ist unbekannt. Vermischtes. Das Fahrzeug über Alles. Ein seltsames Fahr zeug von ganz eigenthümlicher Gestalt, das statt auf Rädern auf drei Kugeln fuhr, erregte dieser Tage in New-Aork großes Aufsehen. Mit Erstaunen sah man das kuriose Ding über Land vom Harlem River nach dem Spuyten Duyvel Creek fahren und hier ohne Aufenthalt seinen Weg zu Wasser fort setzen, gerade als ob es noch auf dem Lande wäre. Dieses sonderbare Ding war der R. M. Freyer, nach seinem Erfinder genannt, welcher sich in der That per Dampf zu Wasser und zu Land ungenirt bewegen kann, hauptsächlich aber als Schiff dienen soll. Für seichtes Fahrwasser, behauptet Freyer, sei sein neues Fahrzeug unübertrefflich. Daß es fest sitzen bleibe, brauche man nie zu befürchten, da seine Kugelräder sowohl zum Treiben als zum Rollen construirt wären. Auch sei eine große Kraftersparniß mit der neuen Construction verbun den. Die Kugeln sind nämlich hohl und leer und tragen das ganze Fahrzeug über dem Wasser. Die Reibungswiderstände, wie sie bei den tief im Wasser gehenden Schiffen vorhanden sind, fallen also hier fast gänzlich weg. Das neue Fahrzeug ist vorläufig noch nicht für praktische Verwendung bestimmt, sondern blos das Motell im großen Maßstabe, um die Möglichkeit der Construction eines Schiffes, das auf dem Wasser, nicht theilweise im Wasser fährt, jedem durch den Augenschein klar zu machen. Der Freyer wiegt ca. 40 Ctr. Als Rival des Leberthrans beginnt das Fett des sogenannten Kerzenfisches in den Handel zu kommen. Der „Scientific American" sagt darüber: Dieser Fisch, der in seiner Heimath „Oolaestku" oder „Illioou" genannt wird, ist seit langer Zeit eine Merkwürdigkeit, welche die Aufmerksamkeit fast jedes Reisenden in Britisch-Columbien und Süd- Alaska auf sich gezogen haben dürfte. Der Kerzen fisch ist ein kaum 14 Zoll langes silberglänzendes Fischchen; er ist der fetteste aller bekannten Fische und giebt ausgepreßt ein hochgeschätztes Oel; ge trocknet wird er als Kerze oder Fackel gebraucht. Bauchen die Eingeborenen jener Gegend ein Licht, so wird ein getrockneter Kerzenfisch mit dem Schwanz ans Feuer gehalten, er entzündet sich uud brennt dann eine Zeit lang mit hellleuchtender Flamme. Unbeschreibliche Mengen dieser Fische steigen zur Laichzeit aus dem Meere die Flüsse empor. Der Kerzenfisch ist bislang nur von den Eingeborenen benutzt, welche ihn sehr gern essen; jetzt soll nun das aus ihm gepreßte Oel in den Vereinigten Staa ten rasch Eingang finden. Die Lungenschwindsucht heilbar. Eine höchst wichtige Entdeckung in Berliner medizinischen Krei sen macht augenblicklich großes Aufsehen. Einem Mitgliede des Reichsgesundheitsamtes, Herrn Re- gierungsrath vr. msä. Koch, ist es gelungen, in der Lunge die Bakterien zu entdecken, welche man als Ursache der Krankheit bisher zwar vermuthete, aber vergeblich aufzufinden sich bemühte. In der am Freitag stattgehabten Sitzung der physiologischen Gesellschaft in Berlin hielt Herr Or. Koch einen Vortrag über seine Entdeckung, die er durch Vor zeigung der betreffenden Bakterie als unzweifelhaft demonstrirte. Hinfällig geworden ist somit auch die lange gehegte Annahme von der Erblichkeit der Lungenschwindsucht und ist begründete Hoffnung vorhanden, daß man mit der Diagnose nunmehr auch Heilbarkeit der Krankheit seststellen wird. Ueber die großen Sorgen eines kleinen „Theater- Directors" belehrt uns ein Zwiegespräch, das in einem kleinen Städtchen jüngst belauscht worden. Bürgermeister: „Sagen Sie 'mal, Herr Director, zu 'ner Directionssührung gehört doch wohl viel Kapital?" — Thealer-Director: „Das will ich meenen, mei kutes Herrchen. Namentlich zu die Vorschüsse. Da kommt sie der erschte Liebhaber und fordert fuffzig Fennige, die tragische Liebhaberin braucht fimf Groschen, und wenn nun der dückische Jntrikuant niederträchtiger Weise ooch noch so 'ne Summe verlangt, da sin Se fuffzehn Silbergroschen weg, mer weeß nich wie!" Der Humor der Börse zeitigt bekanntlich oft wunderbare Blüthen. Ein Scherz aber, an welchem sich kürzlich die Berliner Börse belustigte, streift schon nahe an das Gebiet der schweren Körperverletzungen. Ein Kapitän — so wurde erzählt — sollte ein Schiff nach dem schwarzen Meere führen und steuerte statt dessen nach dem rothen Meere. Auf Schadenersatz ver klagt, brachte er eine sehr einfache Entschuldigung vor. „Meine Herren Richter," erklärte er, „die Verwechselung kann mir nicht übel genommen wer den, denn — ich bin farbenblind!" Kindermund. Louischen freudig, zu einer älteren Schwester: „Emma, der Storch hat uns einen kleinen Bruder gebracht." Emma mit zweifelndem Kopfschütteln: „Die Störche sind ja noch gar nicht hier." Was ist ein Rausch? Diese Frage beantwortete das „Saazer Brauerei-Fachblatt" mit folgendem Gedichte: Es ist der Kopf ein Lustgezelt, Darin drei Stühle sind gestellt. Das erste Glas tritt ein als Gast, Nimmt auf dem ersten Stuhle Rast. Ein zweites Glas kommt hinterdrein Und nimmt den zweiten Stuhl gleich ein, Wenn nun das dritte kommt zuletzt, Sind alle Stühle rings besetzt. Dann kommt ein viertes wie der Blitz, Sieht um sich rund, sieht keinen Sitz; Und weil es doch nicht stehen kann, So sängt es großen Lärm gleich an, Zerrt an den andern hier und dort, Und keins will räumen seinen Ort. Da balgen sie sich ritterlich Und werfen von den Stühlen sich, Und noch ein Glück ist's, wenn das Zelt Nicht selbst mit überm Haufen fällt. Allerlei. Das französische Kriegsministerium hat der Firma Fleitmann und Witte in Schwerte (in Westfalen) die Lieferung des gesammten Bedarfs der französischen Armee an Kochgeschirren über tragen. Diese Kochgeschirre sind aus nickelplatirtem Eisenblech herzustellen. Die genannte Firma ist im Besitze des Patents für nickelplatirte Eisenblech- waaren, und hat die Fabrikation in dieser Branche, speciell in Kochgeschirren, Oefen und verschiedenen Luxusartikeln in letzter Zeit einen großen Auf schwung genommen. — Gambetta, der bekannt lich ein Feinschmecker ist und den Tafelfreuden in großem Maße huldigt, hat zu seinem ehemals Balzac gehörigen Landgute in Ville d'Avray bei Paris einen großen Complex hinzugekauft, auf dem er nun, wie erzählt wird, einen gewaltigen Teich ausgraben läßt, um darin Frösche, deren Schenkel eine seiner Lieblingsspeisen, zu züchten und in Mußestunden höchst eigenhändig zu fangen. Sein Koch Trompette, der ein Jahresgehalt von 17,000 Franken bezieht, wird die Froschschenkel seinem Herrn mundrecht zu machen wissen. — Der Pferdebestand in den Vereinigten Staaten beziffert sich nach der Zählung vom 1. Januar 1880 auf annähernd 14,201,800 Stück. — In Gerbach in der Pfalz ist kürzlich ein Nußbaum ausgegraben worden, der nach einer unter der Wurzel angebrachten Bleiplatte am 13. April 1425 gepflanzt wurde. — Der berühmte amerikanische Erfinder Edison gedenkt demnächst Berlin mit einem Besuch zu beehren. — Berlin wird im Jahre 1882 mit so vielen Ausstellungen gesegnet sein, daß der Fremdenzufluß, welcher mit der Spiritusausstellung begonnen, wohl bis zum Herbste im Zunehwen bleiben dürfte. Vorläufig stehen in Aussicht die hygienische, die heraldische (Wappenkunde), die Mastvieh-, die Sport-, die Seifen- und die Blumen-Ausstellung und dazu dürfte sich im Herbste noch eine Gartenbau-Ausstel lung gesellen, zu welcher bereits an voraussichtliche Theilnehmer Einladungen ergangen sind. Auch von einer Gummiwaaren-Ausstellung ist in Fachkreisen vielfach die Rede gewesen, allein es ist noch zu keiner bestimmten Entscheidung gekommen. — Wäh rend 2 Hauptstädte der Welt zum Theil über Kata komben gebaut sind, Paris und Nom nämlich über den altehrwürdigen unterirdischen Todtenstädten früherer Christengemeinden, geht man in London mit einer Idee um, welche die Stadt theilweise auch zu einer auf vie allerdings neumodischen Katakomben eines Kohlenbergwerks gegründeten machen würde. Englische Gelehne wissen, daß ein ungeheures unter irdisches Kohlengebirge sich von Oxfordshire durch Süd-Essex, Kent bis Calais und Thöronenne in Frankreich hinzieht. Ein Ausläufer dieses Riesen- flötzes soll sich nun nach Prof. Prestwich auch unter London hindurch erstrecken. Man geht bereits da mit um, umfassende Bohrversuche auf diese Kohlen lager zu veranstalten, und daß bei einigermaßen günstigem Erfolg eine Gesellschaft von ausbeulungs lustigen Capitalisten zur Nutzbarmachung dieser Kohlenvorräthe zusammentreten würde, ist selbstver ständlich. — Wie sich die „Voss. Ztg." aus St. Petersburg telegraphiren läßt, wäre die durch alle Blätter gegangene Nachricht von dem Tode der Jesse Helfmann erfunden; dieselbe soll leben und gesund sein. — In Agram wurde der Justizbei- rath beim Generalcommando, Oberstlieutenant-Audi tor Dr. R. von Eberhartinger, wegen unsittlicher Attentate, begangen an Kindern im Alter von 7—12 Jahren, verhaftet. — Die Pariser medicinische Fa- cultät hat mit Hilfe der statistischen Anstalten der ver schiedenen Länder die Gesammtzahl der in allen civilisirten Ländern lebenden Aerzte ermittelt. Dieselbe beträgt 182,000. Im Verhältniß zu seiner Bevölkerung zählt Fraankreich die meisten Aerzte, nämlich über 26,000. In keinem Lande beschäftigen sich die Aerzte so viel mit Politik als in Frankreich. Die Deputirtenkammer zählt allein 44 unter ihren 547 Mitgliedern. Im Senate, in den General-, Bezirks- und Gemeinderäthen Frank reichs sitzen zusammen 6700 Aerzte. Von den 182,000 Aerzten giebt es 12,000, welche Schriften ihres Faches veröffentlicht haben oder als Profes soren angestellt sind. Großbritannien ist insoweit als das den Aerzten am meisten zusagende Land zu betrachten, als sie dort am ältesten werden. Neueste Nachrichten. Wien, 29. März. Großfürst Wladimir äußerte in Wien zu einer hochstehenden Persönlichkeit, er könne nur beklagen, daß man außerhalb Rußlands