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WÜMM TagMlltt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge find erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnemsntspreis beträgt vierteljähr lich L Mk. SV Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 5. . Freitag, den 6. Januar 1882. Bekanntmachung. ! Unter Hinweis auf die Bestimmungen in § 2 des Gesetzes vom 18. Au- gust 1868 und ß 1 der Ausführungsverordnung von demselben Tage werden die in hiesiger Stadt wohnenden Besitzer von Hunden hierdurch aufgefordert, die Zahl der letzteren den 1«. dieses Monats schriftlich anher anzuzeigen und die Steuer mit 6 Mark —- für jeden Hund bis zum 31. dieses Monats anher zu bezahlen. Waldenburg, am 2. Januar 1882. Der Stadtrath. Cunrady. Bekanntmachung, die Anmeldung zur Nekrutirungs-Stammrolle betr. Die mit dem 1. dieses Monats in das militärpflichtige Alter eingelretenen Mannschaften — Altersklasse 1862 — welche in Waldenburg ihren dauernden Aufenthalt haben, ferner die hier aufhältlichen Militärpflichtigen, welche bei früheren Rekrutirungen zurückgestellt worden sind, oder über deren Dienstpflicht noch keine endgültige Entscheidung der Ersatzbehörden erfolgt ist, werden hier durch aufgefordert, sich in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar dieses Jahres zur Ausnahme in die Rekrutirungs-Stammrolle bei dem unterzeichneten Stadt rathe anzumelden. Bei der Meldung haben auswärts Geborene ihre Geburtszeugniffe, alle Zurttckgestellten aber ihre Loosungsscheine beizubringen. Sind Militärpflichtige zeitig abwesend vom Orte, so haben deren Eltern, Vormünder, Lehr- oder Fabrikherren die Verpflichtung, sie anzumelden. Wer die vorgeschriebene Anmeldung zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben unterläßt, ist mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen zu bestrafen. Waldenburg, am 2. Januar 1882. Der Stadtrath. Cunrady. Holzauction. Im hiesigen Stadtwalde sollen künftigen Montag, den S. Januar 1882, Nachmittags von 1 Uhr an 10,» Wellenhundert Nadelholz-Astreißig, 6,s - dergl. Stammreißig, 13,5 - Laubholz-Stammreißig (darunter viel Besenreißig), zusammen 61 Haufen, an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Der Versammlungsort ist beim Steinbruch. Waldenburg, am 3. Januar 1882. Der städtische Forst- und Wirthschafts Ausschuß. Limmer, Stadtrath. "Waldenburg, 5. Januar 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die „Prov.-Corr." berichtet über den Neujahrs empfang bei Sr. Maj. dem Kaiser und bestätigt hierbei zunächst die auch von anderen Blättern ge brachte Meldung, daß Se. Majestät bei dem Em pfange der Generale hervorgehoben, daß der Friede Europa's zur Zeit durchaus gesichert sei, und daß dies für die Völker das Beste sei. Bemerkenswerld dagegen ist nun die Mittheilung des officiösen Blattes, daß Se. Majestät in der Ansprache an das Staatsministerium sich u. A. dahin geäußert habe: „eine Verstimmung in Preußen sei um so weniger zu begreifen, als doch ein Blick auf Europa Jedermann belehren müsse, wie gut verhältnißmäßig unsere Zustände seien." Diese unzweideutigen Worte des Kaisers verdienen die weiteste Verbreitung. Sie dokumeutiren deutlich den Standpunkt, welchen der hohe Herr der von gewisser Seite künstlich hervorgerufenen Opposition gegenüber einnimmt, wie auch das volle Einver- ständniß, das zwischen Sr. Majestät und seinen Räthen in den inneren Fragen besteht. I» einem Artikel mit der Ueberschrift: „Die Einigkeit der „großen liberalen Partei" weist die neueste „Prov.-Corr." auf den bereits von anderer Seite hervorgehobenen Zwiespalt in der Fortschritts partei und die Differenzen, welche über das Ver- hältniß des Staates zur Kirche zwischen den An schauungen des Abg. Richter und des Abg. Hänel bestehen, hin und citirt einige Aeußerungen der fort schrittlichen Parteipresse. Tas osfieiöse Blatt meint diese Erörterungen werfen jedenfalls ein interessan tes Licht auf die Einigkeit der „großen liberalen Partei" und der Regierung des monarchischen Preußen werde zugemuthet, sich auf diese in sich zerfahrene und widerspruchsvolle Par tei zu stützen!! Ueber die bevorstehenden parlamentarischen Arbeiten meint die neueste „Prov.-Corr.", der Reichstag werde außer der Etatsberathung sich namentlich noch mit dem Entwurf wegen einer Berufsstatistik und dem Entwurf über den Bei trag des Reichs zu den Kosten des Zollanschlusses von Hamburg zu beschäftigen haben. Da aber kur preußische Landtag, dessen Berufung der Verfassung gemäß bis zur Mitte des Januar erfolgen muß, am 14. zusammentreten soll, und neben dem S aatshaushalt in vielfacher Beziehung wichtige Gegenstände zu berathen haben wird, so wird der Reichstag, um ein längeres gleichzeitiges Tagen beider Körperschaften möglichst zu vermeiden, jene bereits in Commissionen vorbereiteten Aufgaben vermuthlich im Laufe der nächsten Wochen zu er ledigen bemüht sein. (Wir meldeten bereits früher, daß für den Schluß der Reichstagssession der 21. Januar in Aussicht genommen sei.) Als wichtige Gegenstände, welche den preußischen Landtag be schäftigen werden, bezeichnet die „Prov.-Corr.": eine kirchenpolitische Vorlage, die Verstaatlichung mehrerer Eisenbahnen, die Kreis- und Provinzial ordnung für Hannover rc. Herr von Schlözer, der deutsche Gesandte in Washington, wird bereits in der dritten Janarwoche in Berlin eintreffen und sich dann sofort auf seinen Posten als preußischer Gesandter beim Vatican nach Rom begeben. Herr von Schlözer tritt die Mission zunächst als außerordentlicher Gesandter an, da der Gesandlschaftsposten erst etalswüßig eingestellt sein muß. Die „Prov.-Corr." erinnert, anknüpfend an den Hirtenbrief des Bischofs von Fulda, daran, daß die Wiederbesetzung des Bischofsstuhles lediglich durch das Juligesetz von 1880, durch die Fürsorge der Regierung für die katholische Bevölkerung mög lich geworden sei, ohne daß jenes Gesetz selbst durch die wohlwollendste Verständigung zwischen Papst und König unwirksam geblieben wäre und ferner, daß die Gesetzvorlage wegen Abänderung der Maigesetze theilweise an dem Widerspruche gerade der katholi schen Partei scheiterte. Die Regierung, welche das Gesetz noch selbst in seiner Verstümmelung aufrecht erhielt, hoffe, bei ihren weiteren Schritten zum kirch lichen Frieden auch die aufrichtige Unterstützung der Vertreter der katholischen Bevölkerung zu finden, auch sie würden in Geduld und Vertrauen die Er reichung des gemeinsamen Ziels erleichtern helfen. Die Glatldeckskorvette „Victoria", Commandant Capitän zur See Valois, ist bekanntlich nach 20mo- natlicher Abwesenheit jetzt nach Wilhelmshaven zu rückgekehrt. Im Hafen von Rio de Janeiro gewann die Booismannschaft der „Victoria" bei einem vom Kaiser von Brasilien veranstalteten internationalen Wettrudern, an dem Boote der brasilianischen, eng lischen, französischen und nordamerikanischen Kriegs schiffe theilnahmen, den ersten Preis von 10,000 Millreis, was bei den zahlreichen daselbst angesie delten Deutschen zu lebhaften patriotischen Freuden bezeichnungen Anlaß gab. Der römische Correspondent der „N. Fr. Pr." erfährt von maßgebender Seite, der deutsche Bot schafter von Keudell habe auf eine Anfrage Man- cini's, ob Fürst Bismarck wirklich im Sinne habe, die römische Frage anzuregen, geantwortet, ihm sei davon nichts bekannt. Fürst Bismarck erfreut sich z. Z. der besten Ge sundheit, gedenkt auch zunächst Berlin nicht zu ver lassen und wie aus seiner Umgebung verlautet, sich möchlichst lebhaft an den bevorstehenden Reichstags- Verhandlungen zu betheiligen. Wie man aus Kairo meldet, ist daselbst Prinz Heinrich von Preußen incognito unter dem Namen eines Grafen v. Berg eingetroffen. Der Prinz wechselte mit dem Khedive Höflichkeitsbesuche. Er beabsichtigt, einen Ausflug bis zu den Katarakten des Nil zu machen. Viel Staub hat die Nachricht über die bevor stehende Pensionirung des Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen, Hrn. v. Horn, ausgewirbelt. Herr v. Horn, der schon eine fast 53jährige Dienst zeit hinter sich Hal, soll nach der Darstellung ge wisser Blätter von der Regierung in unverantwort licher Weise gemaßregelt worden sein. Allein in einer Zuschrift au die von ihm stets bevorzugte fortschrittliche „Hartung'sche Zeitung" hat er selbst erklärt, daß er selbst sein Entlaffungsgesuch eingereicht habe. Veran lassung gab seine sehr liberale Gesinnung,dis ihn mit seiner Stellung in Conflict brachte. Will die Königliche Staatsregierung der von ihr eingeschlagsnen Politik im Volke Geltung verschaffen, so kann sie allerdings der Stütze der höchsten Verwaltungsbeamten unmög lich entbehren. Der Abg. Richter behauptet in dem neuesten von ihm geschriebenen Artikel, oaß der Antrag Winüthorst mit erheblicher Majorität angenommen werden wird, da das überwiegende Gros der Fort-