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bisherigen Lohnes beträgt. Dasselbe Verfahren soll auch bei allen anderen Arbeitern, wenn sie eine gewisse Anzahl Jahre in der Fabrik thätig gewesen und arbeitsunfähig werden, innegehalten werden. Aus dem SachMUmde. — Aus Eisenerzt ist Se. Mas. der König Albert am Sonnabend nach Wien abgereist; in Schön brunn fand am Sonntag Nachmittag das letzte Galadiner statt, nach dessen Beendigung der König sofort vom Wiener Nordwestbahnhofe nach Dresden abreiste. Am 9. d- wird der König in seinem Dresdner Residenzschlosse Regierungsgeschäfte erledigen. Für den Dienstag ist die Abreise Sr. Majestät und des Prinzen Georg, K. H. nach Sibyllenort in Schlesien zu den Jagden des Herzogs von Braunschweig in Aussicht genommen. — Der von Ihrer Maj. der Kaiserin im Jahre 1880 ausgesetzte Preis für die beste Ausarbeitung eines Handbuchs zur Anleitung für die vorbereitende Thätigkeit der Deutschen Vereine vom rothen Kreuz im Frieden und im Kriege ist von den Preisrichtern dem sächsischen Regierungsrath v. Criegern zuge- sprvchen worden. Der Preis beträgt 3000 Mk. — Das Reichsgesetz, welches eine Bezeichnung des Raumgehalts der Gefäße auf denselben anordnet, bezog sich bisher nicht auf die Flaschen. Da sich aber bei dem Verkaufe von Flüssigkeiten (Getränken wie Petroleum) in Flaschen sehr viele Unzuträglich keiten gezeigt haben, so soll jenes Gesetz jetzt auch auf Flaschen ausgedehnt werden. Es steht also über kurz oder lang eins Aichung der Flaschen bevor. — Der königl. Hofschauspielerin Fräulein Ulrich in Dresden ist von dem kaiserl. Correspondenz- secretär, Geh. Hofrath Bork, im Namen des deutschen Kaisers ein kostbares Madaillon von Perlen und Diamanten an schwergoldener Kette mit folgendem Schreiben überreicht worden: „Das im großen Garten zu Dresden stattgehabte Albertfest, dem die allerhöchsten und höchsten Herrschaften beiwohnten, hat Se. Majestät den Kaiser nicht nur in jeglicher Beziehung hoch befriedigt, sondern allerhöchstdieselben sind auch durch die an ihn selbst gerichteten Be grüßungsworts auf das Angenehmste berührt wor den. Ew. Wohlgeboren ist bei diesem Feste eine nicht zu unterschützende Rolle übertragen worden; Sie haben es aber verstanden, die schwierige Ausgabe in einer Weise zu lösen, daß in Bezug auf das Ge lingen des Ganzen Ihnen ein nicht unwesentlicher Antheil zuerkann! werden muß. In dieser Gesin nung Ihnen auch auf diesem Wege die Anerken nung Seiner Majestät des Kaisers auszusprechen, bin ich von allerhöchster Stelle beauftragt und ent ledige mich dieses Befehles, indem ich ihnen zugleich ein für Sie bestimmtes allerhöchst bestgewähltes An denken zur Erinnerung an jenen 17. September im Namen Sr. Majestät in der Anlage ganz ergebenst übersende." — Die diesjährigen Hebungen der Reserve und Landwehr des Trains finden in zwei Quoten statt und betrifft dies die Jahrgänge 1875 und 1876, sowie 1872 und 1873. Die erste Quote übt vom 3. bis 18. Octbr, und die zweite vom 20. Octbr. bis Novbr. Vom 6. Novbr. ab wird ein Theil der Reservisten der Kavallerie zu einer 20tägigen Hebung beim Train-Bataillon Nr. 12 eingezogen. — Bei der letzten Volkszählung wurden im Königreich Sachsen 160 mit Zöglingen besetzte Er ziehungsanstalten gezäht, von denen 67 für Knaben, 48 für Mädchen und 45 für beide Geschlechter be stimmt waren. Die Zahl der Insassen betrug 7038, 5173 männlichen und 1865 weiblichen Ge schlechts. Mehr als die Hälfte aller Insassen hatte das Alter von 14 Jahren überschritten, nämlich 4617, von denen 3567 männlichen und 1050 weib lichen Geschlechts waren. Von den 2421 unter 14 Jahre alten Zöglingen waren 1606 Knaben und 815 Mädchen. In den älteren Jahrgängen sind daher etwa 3 Mal so viel Knaben als Mäd chen in den Erziehungsanstalten vertreten, in den jüngeren Jahrgängen nur etwa doppelt so viel. Der Religion nach waren 6376 lutherisch, 513 römisch-, katholisch, 68 israelitisch und 81 einer anderen Religion angehörig. — Schon wieder ward in einem kaufmännischen Geschäft Leipzigs ein ungetreuer Buchhalter ertappt. Er hatte seinem Prinzipal aus dem Geldschrank das hübsche Sümmchen von 800 Mk. gestohlen; es kam aber sofort heraus und er hinein ins Kittchen. — Dieser Tage beging in Leipzig eine der be deutendsten Firmen des Buchhandels, die E. F. Steinacker'sche, das Jubiläum ihres 80jährigen Be stehens. Dem Unterstützungsverein deutscher Buch händler ist anläßlich dieses Jubiläums eine Schenkung von 1000 Mark gemacht worden. — Herr Oberbürgermeister Kuntze in Plauen i. V., welcher auf dem Sparcassentage in Darmstadt neue Vorschläge für die Sparcassen einbringen und näher begründen wird, ist jetzt mit einem zweiten Schrift- chen über das Sparcassenwesen hervorgetreten. In demselben finden sich recht beherzigenswerthe Winke über die weitere Entwickelungs- und Verbesserungs fähigkeit der Gemeindesparcassen, und namentlich sind auch die Erfahrungen, welche bei der Plauen'- schen Sparcaffe mit den Sparmarken und den ge sperrten Sparcassenbüchern gemacht worden sind, darin nicdergelegt. Die letzterwähnte Art von Büchern ist für das Aufsparen der Wohnungsmiethe, Aussteuer rc. sehr geeignet, weil die darin verzeich neten Spareinlagen nicht eher ausgezahlt werden, als bis der dort angegebene Zeitpunkt erreicht ist. Die Idee, welche bei allen Vorschlägen des Ver fassers des Schriftchens hervortritt, ist die, daß der Spürsinn in den Kreisen der Unbemittelten geweckt und auf die bequemste Weise gefördert werden möchte. — Auch die Handels- und Gewerbekammer in Plauen hat sich über das von der Frankfurter Handelskammer beim Bundesrath eingereichte Gesuch um Beseitigung der den Verkehr erschwerenden postalischen Verschiedenheiten im Reiche ausgesprochen. Die Commission konnte die vorhandenen Uebelstände nicht verkennen und machte darauf aufmerksam, daß die Postwagen der nichtdayrischen und nichtwürtem- bergischen Eisenbahnzüge, so lange sie sich auf bay rischem und würtembergischem Boden befinden, ihrs Briefschalter verschlossen lassen müssen, wodurch dem correspondirenden Publikum die Möglichkeit entzogen wird, dringende Briespostsendungen noch in der Zeit unmittelbar vor Abgang des Zuges in den Eisenbahnpostwagen selbst einzuwsrfen. — Der declarirte Werth der Ausfuhr aus dem Consulardistrict Annaberg nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika belief sich im 4. Quartal 1881 und 1. bis 3. Quartal 1882 auf 1,430,789 Doll. Zur selben Zeit 1881 1,406,622 Doll., dem nach Mehrbetrag bis Ende Septbr. 1882 24,167 Doll. — Im Dorfe Bonitzsch bei Meißen soll eine Bezirks-Erziehungs-Anstalt für der Verwahrlosung ausgesetzte Kinder gegründet werden. Zu diesem Zwecke ward auf dem Bezirkstage der Amtshaupt mannschaft Meißen der Ankauf eines im obenge nannten Orte gelegenen Gutes, welches sich als geeignet dazu darbot, einstimmig beschlossen. Man gedenkt daselbst gegen 100 Kinder unterzubringen, durch Haus-, Land- und Gartenarbeit zu beschäftigen und sie, aus denen sonst nur Tagediebe und Vaga- bonden werden würden, zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen. — In Auerbach constituirte sich unter dem Vor sitz des Gewerbevereinsvorstandes am Donnerstag ein Bazarverein. Den Beitritt haben 29 Mitglieder erklärt; es steht indessen bei der günstigen Aufnahme des Gedankens eins größere Bethsiligung zu er warten. Man hofft durch die Gründung des Bazars eine Hebung des Weihnachtsgeschäftes zu erzielen. — Zur bleibenden Erinnerung daran, daß es am 1. October 100 Jahre waren, daß Grimma Kavallerie-Garnisonstadt ist, wurde von Seiten der Vertreter der Stadt, Bürgermeister Walter und Stadtverordneten-Vorsteher Seminardirector vr. Auster, dem Offiziercorps des Husaren-Regiments, das vollzählig in der Wohnung des Oberstlieutenants von Uslar versammelt war, ein silberner, reich mit Gold verzierter Tafelaufsatz überreicht, der die In schrift trägt: „Zur Erinnerung an den 1. October 1882. Die Garnisonstadt Grimma dem königl. sächs. 2. Husarenregiment Nr. 19 am 1. October 1892." Oberstlieutenant von Uslar dankte im Namen des Regiments für die erwiesene Aufmerk samkeit. — In Schandau hat der Schuldirsctor gemein schaftlich mit einer Lehrerin das 12jährige Mädchen eines Beamten mit 10 Schlägen derartig gezüchtigt, daß das bedauernswerthe, von Natur sehr zart angelegt, Kind noch in der folgenden Nacht blutete. Der Grund dieser Züchtigung war etwas zu spätes Eintreffen im Classenzimmer. — Die Fachschule für Wirkerei in Limbach, welche durch die Spendung ansehnlicher Geldbeiträge so weil gefördert wurde, daß sie mit Ostern 1869 ins Leben treten konnte, hatte sich auch in dem ver gangenen Semester großer Frequenz an Schülern zu erfreuen. Dieselbe führt jetzt den officiellen Namen „Wirkschule" und hat den Zweck, ihre Zög linge durch theoretischen und praktischen Unterricht für selbstständigen Betrieb eigener oder zur Leitung fremder Wirkereien auszubilden, weshalb sich der Unterricht auf die Lehrfächer Arithmetik, Geometrie, Physik und Mechanik, Spinnerei- und Wirkerei-Tech nologie, Zeichnen, Buchführung und praktische Arbeiten erstreckt. An der Schulanstalt, welche unter Auf sicht des Königlichen Ministerium des Innern steht, wirken ein Ingenieur als Director und Lehrer, einer desgleichen als Lehrer und zwei Werkmeister für die Uebungen in der Praxis. Eine gewählte, fachwissenschaftliche Bibliothek, reiche Sammlungen an Modellen, Mustern, Vorlagen, und nicht weniger denn 65 Maschinen in einem großen geräumigen Saale tragen wesentlich zur Erreichung der unter richtlichen Ziele bei. — In Schönau a. d. Eigen wurde vor einiger Zeit durch den Kirchenvorstand ein alter eichener Kasten versteigert. Beim Abnehmen der Eisentheile fand man 4 alte Goldstücke, deren ältestes die Jah reszahl 1221 trägt. Die Münzen befinden sich im Besitz des Herrn Schmiedemeifter Beyer in Schönau. — Die vereinigten Fabrikbesitzer in Greiz ver öffentlichen unterm 6. Octooer, daß sie beschlossen haben, die Arbeit in ihren Webereien nur dann wieder beginnen zu lassen, wenn eine genügende Anzahl von Arbeitern ihnen bekannt giebt, die Arbeit zu dem in den Fabriken aushängenden Nor mal-Lohntarif beziehentlich zu den zuletzt gezahlten Lohnsätzen wieder aufzunehmen. — In Eisenach ist von einer Versammlung her vorragender Bürger die Errichtung eines Luther denkmals beschlossen worden. Zur Hanptiibung der Waldenburger freiwilligen Feuerwehr. Am vorigen Sonntag hielt unsere städtische frei willige Feuerwehr ihre diesjährige Hauptübung auf dem Marktplatz ab. Als auswärtige Gäste waren erschienen Herr Branddirector Albert, Hohenstein, die Kommandanten der freiwilligen Feuerwehr von Hohenstein und Ernstthal, Ingenieure und Anführer der freiwilligen Feuerwehr der Marienhtttte und Feuerwehrleute aus Altenburg. Soweit wir die Uebungen beobachteten, bemerkten wir eine durchaus gute Direction, correcte schöne Ausführung, rechten Eifer und schnelle Ueberwindung unvorhergesehener Hindernisse, die im praktischen Dienste ja stets ent gegentreten. Die 3^/4 Uhr nachmittags beginnende einstündige Usbung zeigte eine reiche wechselnde Menge der verschiedensten Exercitien, besonders all gemeine Fußübungen, Geräthübungen, ausgeführt an den „Härtelschen Häusern" und einen Sturm angriff auf die Gasthöfe, welche als in Feuersgefahr schwebend gedacht wurden. Elegant waren die Freiübungen mit der ganzen Mannschaft in ihrer fast militärischen Knappheit und exacten Ausführung. Ihre Reichhaltigkeit ließ einen Schluß auf die vielen Uebungen machen, die hinter dieser Hauptübung lagen und die pünktliche Aus führung jedes Einzelnen zeigte, daß sie als eine Schule der Disciplin von Allen aufgefaßt wurden. Sie sollen ja nur die nöthige Disciplin für das praktische Arbeiten, welches nur durch strenge Ordnung und Theilung der Arbeit ein fruchtbares werden kann, geben. Kleine Unregelmäßigkeiten können bei der Zahl von ca. 60 Mann und dem starken Wech sel der Mannschaft gar nicht in Betracht kommen. Jeder fühlte sich als Glied des Ganzen. Bei den Geräthübungen der Steiger, Pionniere, der Schlauchleger und 1. und 2. Spritzenmannschaft sah man die volle Vertrautheit der Einzelnen mit den Gerüchen und ihren Functionen. Auch der Laie konnte sehen, daß hier Vie flotte praktische An wendung, die vortheilhaftesten Griffe bei Abladung, Aufstellung und Anwendung, sowie Bergung der vielen Geräthe und die für den einzelnen nöthige Vorsicht prinzipiell durchgesührt und bis zur Rou tine angeeignet wird. Dis Führer der Züge ver dienten mit ihren Mannschaften volle Anerkennung. Fürs große Publikum besonders instructiv und interessant war der schlagfertig ausgeführte Sturm angriff auf das als oben rechts brennend gedachte Hotel „zum Löwen" und das als gefährdet ange nommene „deutsche Haus." Nach Abrückung der einzelnen Züge erschienen auf das Feuersignal in vollem Trabe alle Colonnen, trotz der nölhigen Kreuzungen sich im Schnelllauf nicht störend, sofort am rechten passenden Platz. In 2 Minuten nach dem Signal spritzte der Strahl der einen Spritze auf den Brandherd und in 3 Minuten, nur durch eine Unvorsichtigkeit eines Ein zelnen verzögert, der Strahl der andern Spritze. In 3'/4 Minute waren die Steiger eingestiegen. Es war ein aufregendes lebendige« Bild, das sich hier entrollte. Der Rettungssack arbeitete exact und beförderte etliche Jungen nach senkrechtem Fall wieder an's Tageslicht. Anerkennenswerth waren die Leistungen der Hydranten. Der untre gab ohne Spritzendruck den Strahl bis übers deutsche Haus. So scheint die Wasserleitung diesen einen Segen wenigstens bis jetzt ganz und voll zu erfüllen, was dankend erwähnt sei. Einige Schläuche, die etwas schadhaft sich zeigten, haben schon durch neue Schläuche Ersatz gefunden.