Volltext Seite (XML)
187S eine eigene Superintendentur verloren hat, ist das Kirchenwesen hierselbst dem Ephorus zu Glauchau unterstellt. Die Visitation bestand Vor mittag in der Beiwohnung eines vollständigen Gottes dienstes (Liturgie, Kirchenmusik u. s. w.) mit Predigt des Oberpfarrer Or. Schumann über das Wort Röm. 7,24.: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?" (Ausspruch der Erlösungsbedürftigkeit, der Erlösungssehnsucht; der Erfüllung derselben in Christo und seinem Werk im Schlußwort des Textes: „Ich danke dir u. s. w.") mit nachfolgender Ansprache des Ephorus über den Text: „Wir sind Mitarbeiter Gottes" I. Cor. 3,9. (Gottes große Arbeit, die Menschen Mitarbeiter, wir Schwachen Mitarbeiter). Nächst dem Herrn Superintendenten war die Kircheninspection und der Kirchenvorstand durch seine Mitglieder vertreten, sowie die Gemeinde sehr zahlreich versammelt. Nachmittag hielt vor Ephorus und Kirchenvorstand Herr Diakonus Wächter eine katechetische Unterre dung mit der Heranwachsenden männlichen und weiblichen Jugend über einen Theil des 3. Artikels, an welche sich dann eine Unterredung des Herrn Ephorus mit der Jugend anschloß über denselben Gegenstand (Lehre vom heiligen Geist). Gegen 3 Uhr versammelten sich die Mitglieder des Kirchen vorstandes und eine Anzahl Bürger (Hausväter), um öffentlich visitatorische Mittheilungen des Herrn Superintendenten entgegen zu nehmen. Dieselben bezogen sich nach Erwähnung erfreulicher äußerer Zustände und Ereignisse der letzten Jahre (Kirchen restauration, Neubau geistlicher Gebäude) auf 1. confessionelle Verhältnisse; 2. Gottesdienste und Com- munionen; 3. religiös-sittliche Beziehungen (Sonn- tagsentheilrgung, Verfall der Sitten); 4. Collecten und Seelsorge. Hierbei wurde der ungenügende Besuch der Communionen und katechetischen Unter redungen bes. von feiten der männlichen Jugend erwähnt und die Lehrherren und Lehrer gerade hier zur Mitarbeit aufgefordert, dagegen wurde die große Theilnahme der Schule an den Kindergottesdiensten, die Bestrebungen auf liturgischem Gebiet, die er freulichen Ergebnisse der Collecten lobend hervorge hoben. Freilich trage auch Waldenburg seinen Theil an dem allwärts gespürten Rückgang auf manchem sittlichen Gebiete, da z. B. noch über II Procent uneheliche Geburten, jährlich durchschnittlich 3 Selbst morde zu verzeichnen seien. Auch gegen die Stö rungen des Gottesdienstes von feiten einziehender Gesellschaften möge sich .der Kirchenvorstand, wie bereits geschehen, ferner verwahren u. s. w. Auf die Anfrage des Vortragenden über etwaige Bemer kungen der Versammelten ergriff niemand das Wort. Hierauf erfolgte eine kurze Ansprache des Herrn Superintendenten an das hiesige Lehrercollegium, in welcher die Wirksamkeit der Lehrer im Religions unterrichte auf Grund der Berichte anerkennend hervorgehoben und deren fernere Theilnahme um Hebung kirchlicher Ordnung bes. auch durch Einfluß auf die Fortbildungsschüler in Anspruch genommen wurde. Den Schluß dieser Conferenz bildete noch eine Besprechung mit dem Kirchenvorstande allein über geschäftliche Vorlagen. Möge diese Kirchen visitation nicht ohne Erfolg auf die hiesige Kirchen gemeinde gewesen sein und sei dieser, wie der Herr Ephorus meinte, noch so klein, „der Herr freue sich über das Kleine!" *— Zur Feier des Sedantages vereinigten sich die Mitglieder des Kriegervereins nebst geladenen Gästen im Saale der Müller'schen Restauration in Kertzsch zu einem kleinen Commers, wobei Herr Steuercontroleur Teubert nach einem längeren Toaste, in welchem er jenes siegreichen Tages bei Sedan gedachte, ein Hoch auf Se. Maj. unsern geliebten Kaiser Wilhelm, dem allezeit Siegreichen, ausbrachte und Herr Buchhalter Müller mit einem zweiten auf Se. Majestät den König Albert folgte. Durch Abbrennen von Feuerwerkskörpern rc. wurde der Festesfreude auch anderweitig Ausdruck verliehen. Der Gesangverein zu Altstadt-Waldenburg feierte den Sedantag durch ein geselliges Beisammensein in Gräfe's Restauration daselbst. Die Zöglinge des hiesigen Seminars hatten unter Leitung ihrer Lehrer einen Festausflug nach Lichtenwalde bei Chemnitz unternommen. In der hiesigen Bürger schule fanden Vormittag 8—^/e10 Uhr in den 6 höheren Classen Vorträge der Lehrer über die Be deutung des Tages und Gesänge der Kinder statt. * — Auf dem Fußwege von Altwaldenburg nach dem Dürrenuhlsdorfer Gasthofe wurde in voriger Woche durch einen hiesigen Geschirrinhaber eine auffällig große quer über der Straße liegende Otter überfahren; leider Hal derselbe die Otter liegen lassen, sodaß nicht zu entscheiden ist, welcher Species die Otter angehörte. Später dazu kommende Arbeiter sollen die Otter vollends todt geschlagen und mitge nommen haben. * — Begünstigt vom schönsten Wetter fand gestern Nachmittag in Niederwiera ein Missionsfest, oder, wie es auf dem Programm hieß, eine Festfeier für christliche Liebesthätigkeit statt. In dem nachmittags 2 Uhr in der überfüllten Kirche zu Niederwiera stattfindenden Gottesdienst hielt Herr Pastor Kobelt, Jnspector der Neinstedter Anstalten am Harz, die Missionspredigt, welcher als Text Matth. 21,14—17 zu Grunde gelegt war. In derselben schilderte Herr Pastor Kobelt, wie werkthätige Liebe in vielen erst neugeschaffenen Anstalten für verwahrloste Kinder und Kranke sorge. Ueber 400 Rettungshäuser be ständen gegenwärtig in Deutschland, das größte sei in Hamburg im rauhen Haus, in Bielefeld gebe es eine ganze Anstaltskolonie von 900 Seelen, der Lindenhof in Neinstedt habe eine Anstaltsgemeinde von 600 Seelen, Kranke und Kinder. Am Schluffe des Gottesdienstes wurde eine Collecte eingesammelt, welche einen Ertrag von 78 Mk. ergab. In der darauffolgenden, sehr zahlreich besuchten Versammlung im Berger'schen Gasthofe zu Niederwiera begrüßte zu nächst Herr Pastor Quaas von Niederwiera die An wesenden, worauf Herr Pastor vr. Kühn aus Eichstätt über die Ausdehnung der Diaconiffen-Anstalten in Deutschland sprach. Gegenwärtig beständen in Deutschland 53 derartige Anstalten mit ca. 3200 Diaconissinnen, eine der bedeutendsten sei die Kai serswerther Anstalt mit 620 Diaconissinnen; die Diaconissinnen in Alexandrien, welche ihre Kranken so heldenmüthig vertheidigt hätten, seien Kaisers werther Diaconissinnen gewesen. Redner empfahl schließlich noch die Unterstützung dieser Anstalten. Ferner sprach Herr Professor vr. Billing, Gymna siallehrer aus Altenburg, über die Herbergen zur Hei mat, deren es gegenwärtig gegen 250 in Deutschland giebt. Herr Oberlehrer Kröber aus Altenburg verbrei tete sich über die für die Blöden und Blödsinnigen in Deutschland geschaffenen Anstalten und sprach sich für Errichtung einer solchen Anstalt im Herzogthum Altenburg, in welchem es ca. 200 Blöde gebe, aus, für welchen Zweck er eine abermalige Collecte an regte. Analog des Factums, daß zur Zeit der Be freiungskriege die goldnen Ringe fürs Vaterland geopfert und dafür eiserne Ringe eingetauscht wur den, auf welchen geschrieben stand „Eisen.für Gold," offerirte Herr Pastor Schob aus Oberwiera eine in einem jüdischen Geschäfte zu Dresden gekaufte Schach tel kleiner Blechmünzen zum Umtausche an, und es wurde denn auch fleißig umgetauscht, 62 Mk. 70 Pf. brachten die kleinen Blechmünzen ein. Herr Pastor Günther aus Lunzig sprach das Schlußwort und den Segen, womit die Versammlung gegen 7 Uhr ihr Ende erreichte. * — Am 3. d. feierte der Gewerbeverein zu Penig sein 25jähriges Stiftungsfest. Durch eine Deputa tion wurden die mit den Nachmiltagszügen ankom menden auswärtigen Vereine empfangen und nach der festlich geschmückten Stadt geleitet. Bereits vor mittags war die Lehrlingsarbeiten-Ausstellung, welche in den oberen Räumen des Gasthofs zum Hirsch arrangirt ist, feierlich eröffnet worden. Der eigent liche Festactus fand programmmäßig 1/23 Uhr in dem sinnig decorirten Saale des Rathhauses statt. Das städtische Musikchor leitete die Feier durch eine Festouverture ein. Es kann nicht unterlassen werden, gleich hier zu bemerken, daß das Musikchor nicht nur diese Ouvertüre, sondern auch alle nachfolgenden Stücke mit überraschender Präcision und Klangrein heit vortrug. Nach Begrüßung der Festversammlung durch den Vorsteher des Vereins, Herrn Förster, welche mit einem Hoch auf Se. Majestät den König verbunden wurde, hielt nach einem eingelegten Musik stück Herr Bürgermeister Clauß eine Ansprache, in welcher er in einem geschichtlichen Rückblicke die all gemeine Entstehung und das Wirken des Vereins pries, und schilderte den Verein als ein Institut, in welchem Tagesfragen über die Gesetzgebung, ge werbliche und technische Erfindungen erörtert, aber auch durch Auslegen von Drucksachen und durch Exkursionen für Unterhaltung der Mitglieder gesorgt würden, so daß der Verein sich ganz wesentliche Verdienste um das Aufblühen des Handwerks er worben hätte und schloß mit dem Wunsche, daß der Verein auch ferner blühen und gedeihen möge zum Wohle der Stadt! Nach einem weiteren Musikstück folgte der Festvortrag von Herrn Heinrich Castorf über: „Die historische Entwickelung des Gewerbes und der Fortschritt im Verkehrsleben unserer Zeit." Dieser Vortrag, welcher mit einer poetisch-schwung vollen Einleitung auf das Handwerk begann, ent hielt in der Folge so manches Beherzigenswerthe und müssen wir bedauern, wegen Raummangel nicht näher auf denselben eingehen zu können. Redner schloß mit einem dreifachen Hoch 1., auf das große geeinte Deutschland, 2., auf die hochentwickelte In dustrie Sachsens und 3., auf das fünfundzwanzig jährige Bestehen des Peniger Gewerbevereins mit dem Wunsche aus fernerweites Aufblühen desselben. Die Versammlung spendete dem Herrn Vortragen den lebhaften Beifall! Hierauf — nach wiederhol tem Musikstück — ertheilte der Bereintvorsteher zunächst Herrn Handelskammersecretär Ruppert au« Chemnitz das Wort, welcher im Auftrage des Chem nitzer Handwerkeroereins dem Peniger Verein zu seinem 25jährigen Bestehen die Glückwünsche dar brachte; desgleichen auch Herr Bürgermeister Bauer au« Burgstädt im Namen de« dortigen Gewerbe- vereins und Herr Wirthschaftsdirector vr. Lamprecht aus Waldenburg im Namen de« Waldenburger Ge- werbevereinü. Letztere waren von einer größeren Anzahl ihrer Mitglieder begleitet. Außerdem waren von den Glauchauer und Colbitzer Vereinen telegra phische Glückwünsche eingelaufen. Nachdem der Vorsteher, Herr Förster, für die dargebrachten guten Wünsche herzlich gedankt und das Versprechen und die Bitte ausgesprochen, die guten Beziehungen mit den Nachbarvereinen halten und fördern zu wollen, schloß er diesen Theil der Feier. — Später sand Festtafel statt, zu welcher sich gegen 200 Personen gezeichnet hatten. — Der Rechnungsabschluß des Zwickauer Ge werbevereins pro 1881 weist eine Einnahme von 3406 Mk. 11 Pf., eine Ausgabe von 3037 Mk. 64 Pf., einen Kaffenbestand am I. Januar 1882 von 368 Mk. 37 Pf. und einen Vermögensbestand, hauptsächlich aus den Ueberschüsjen der s. Z. dort abgehaltenen Gewerbe- und Industrieausstellung ge bildet, von 21761 Mk. 96 Pf. auf. Aus dem Suchsenlande. — Einer Bekanntmachung des Directoriums von „Sachsens Militärvereins-Bund" zufolge hat die Königliche Generaldirection der Staatseisenbahnen auf Ansuchen sich bereit erklärt, allen denjenigen Mitgliedern der Bundesvereine, welche sich bei der Militärvereins-Parade vor Sr. Majestät dem Kaiser am 17. September in Dresden betheiligen wollen, eine Fahrpreisermäßigung zu gewähren. Die ein fachen Tourbillets werden Giltigkeit auf drei Tage haben. Die Legitimation hat durch die vom Ver einsbunde ausgestellten Karten zu erfolgen. — Der „Allgemeine Sächsische Lehrerverein," welcher seine diesjährige Delegirten-Versammlung in Bachs Etablissement in Dresden während der Michaelisferien am 25. September von früh 8 Uhr an abhält, hat folgende Tagesordnung für dieselbe festgesetzt: I. Vorstandswahl. 2. Jahresbericht (Schumann-Dresden.) 3. Caffenbericht (Engau- Chemnitz.) 4. Antrag auf Gewährung eines Bei trags zum Pestalozzidenkmal in der .Schweiz (der Vorstand.) 5. Antrag des Bezirksvereins Dippoldis walde, bei dem k. Ministerium bes Cultus und öffentlichen Unterrichts zu petiren 3) „daß nach Z 20, 8,1. 1 des Schulgesetzes, die Besetzung von Schul stellen betreffend, bei gleicher Qualifikation der Be werber in erster Linie nur die 3 ältesten derselben seitens des Collators vorgeschlagen werden, d) das k. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unter richts zu bitten, sich des ihm nach § 20, Absatz 1, 3,1. 2 und 3, und Absatz 3, 8,1. 3 und 4 zustehen den Rechts nicht blos zu Gunsten der Gemeinden zu begeben, sondern die Collatoren und Schulvor stände anhalten zu wollen, genau nach den gesetz lichen Vorschriften zu verfahren" (Stein-Dippoldis walde.) 6. Antrag der Bezirksvereine Wurzen, Leipzig-Land und Leipzig-Stadt, „die diesjährige Delegirten-Versammlung wolle in Berathung treten über die zur Herbeiführung einer Revision des Lehrerpensionsgesetzes vom 31. März 1870 behufs höherer Normirung der Pensionsquoten zu thuenden gesetzlichen Schritte" (I. G. Freyer-Leipzig). — Das Schützenhaus (Krystallpalast) in Leipzig soll auf dem Punkte stehen, um den Preis von 1'/- Millionen Mark an eine Gesellschaft überzugehen, welche bereits in anderen großen Städten die Er richtung von Panoramen ausgeführt bat. Mit dem Ankauf des Schützenhauses soll gleichzeitig auch die Erwerbung dreier Nachbargrundstücke erfolgen, auf welchem Terrain dann ebenfalls ein großes Pano rama erbaut werden soll. — Auf der Magdeburger Bahn in Leipzig wur den während des Monats August 1422 Auswande rer, der Mehrzahl nach Böhmen, weiter nach Bre men, Rotterdam und Hamburg befördert. — Die Ausfuhr aus dem Consulardistrikt Chem nitz der Vereinigten Staaten betrug im abgelaufe nen Monat August 3,037,870 Mk., im gleichen Monat des Vorjahres 3,226,403 Mark. Hierbei ist zu bemerken, daß im vorigen Jahre der District noch Annaberg mit umfaßte, das vor Kurzem be kanntlich zum selbstständigen Consulat erhoben wurde. — Am Sonnabend Abend wurden unterhalb des Bahnhofes Hohenstein dem Geschirrführer Claus beide Beine von seinem eigenen Geschirr überfahren. — Das in Niesa zusammengetretene Festcomitee hat die Aufstellung von zwei größeren Ehrenpforten