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den, ob ein ähnlicher Erfolg auch anderen, etwa deutschen Küstenbefestigungen gegenüber mög- lich sei. Deshalb wird jetzt zur Orientirung der öffentlichen Meinung darauf hingewiesen, daß da« Bombardement durchaus kein militärisches Ereigniß von Bedeutung ist. Hinterlader stärksten Kalibers mit größter Tragweite, Treffsicherheit und Durch schlagskraft, wie sie in unseren Küstensorts unter einheitlicher Leitung einer Flotte gegenüberständen, dürften selbst den schwersten Panzern, welch« vor Alexandrien von den feindlichen Geschaffen kaum erreicht wurden, leicht verhängnißvoll werden. See minen und Torpedos erschweren die Annäherung, und außerdem sind die modernen Forts ihrer gan zen Anlage und Bauart noch nicht so ohne Weiteres zu zerstören. Die Zahl der aus Amerika zurückkehrenden jüdi schen Emigranten, welche die Repatriirung nach Rußland einer kläglichen Existenz in Amerika vor ziehen, nimmt immer zu. In Deutschland, nament lich in Breslau, erwarten 1000 zurückgekehrte jüdi sche Flüchtlinge ihre Weiterbeförderung, welche vom Breslauer Hülfscomitee besorgt wird. (Erinnert diese merkwürdige Sehnsucht der enngrirten russischen Juden nach der heimischen Sclaverei nicht an die in der Freiheit der Wüste auflodernde Sehnsucht der versclavten Söhne Israels nach den Fleischtöpfen Egyptens!?) In der letzten Nummer des „Wochenbl." für die Landwirthschaft" referirl Möhrlin über die Ursachen des Rückgangs des landwirthschaftlichen Ge werbes in Bayern und die erschreckende Zunahme der Zwangsversteigerungen von landwirthschaftlichen Anwesen nach den durch das Staatsmiuisterium des Innern im Jahre 1880 gemachten Erhebungen. Von 3739 Zwangsverkäusen wurden von den be treffenden Behörden als die wichtigste Ursachen angegeben: 1. Ungünstige Uebernahme der Höfe, die Unerschwinglichkeit der Zieler und Zinsen, Zu kauf von Gütern, Wechselschulden und Wucher; die beiden letzten in 448 Fällen. 2. Unwirthschaftliches Gebühren in 2296 Fällen. Dahin gehören: Trunk sucht, Spielsucht, Trägheit, leichtsinnige Bürgschafts leistung, Lüderlichkeit und Verschwendung in 1169 Fällen, Prozeßsucht und Jagd und Wilderei. 3. Geschäftsunerfahrenheit in 832 Fällen. Darunter sind zu zählen: leichtfertige Eheschließungen, verfehlte Speculationen, kostspielige Bauwesen, Führung von Viehwirthschaslen auf den Bauernhöfen in 182 Fällen. 4. Naturereignisse in 586 Fällen, nämlich: schlechte Ernten, Dürre Ueberschwemmung, Hagel schlag, Unglück im Viehstand. K. Ungünstige Lage der Landwirthschaft überhaupt in 288Fällen. Die Zwangsversteigerungen sind also oft durch mehrere Ursachen zugleich entstanden. Mehr als die Hälfte st durch die Gutseigenthümer selbst verschuldet wor- m. Die Verlumpung ist theilweife so weit gegangen, ß 953 Anwesen mit 5394 Hektaren gar nicht hr bewirthschaftet werden. Wir recapituliren ^e Zahlen, damit man uns nicht nochsagen könne, machten immer und ewig nur die Juden für Misere verantwortlich; hinter Israel, das wissen recht gut, kommt gleich — das Bier! Der noch dazu liberalen „Speierer Zeitung" ha- 43 Speierer Juden das Abonnement gekündigt, l sie den Beschluß des Gerichts in Sachen des .schwundenen Christenmädchens von Tisza-Eszlar könnt gemacht hat. (Wenn's nun einmal umge ehrt geschieht?) Frankreich. Präsident Grövy hat, unter dem Druck der Nachrichten vom Suez-Canal, seine Abreise aufge schoben und wird erst Ende der Woche Paris ver laffen. Die Besetzung des Canals hat durch das ganze Land einen tiefen und erbitterten Ein druck gemacht, selbst die gambettistischen Blätter müssen, wenigstens der Form nach, protestiren. In Toulon scheiterte das Transportschiff „Muiren", das historische Segelschiff, das General Bonaparte nach Egypten trug, zugleich flog ein Theil des See-Arsenals durch Pulver-Explosion in die Lust. England. England ist der einzige Staat in Europa, der noch das mittelalterliche Söldnersystem aufrecht erhallen hat und sich nicht entschließen konnte, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen. Wie zu den Zeiten Wallensteins und Friedrichs des Großen werden noch heute die englischen Regimenter durch Werbung completirt. Die Folge davon ist, daß es stets an Mannschaften mangelt und daß die In fanterie-Bataillone selten stärker sind als 400 Mann, die Cavallerie-Regimenter nur 250 Pferde zählen, und es nicht abzusehen ist, wie sie im Kriege Nachschübe bei Verlusten erhalten sollen. Das englische Heer besteht demnach nicht aus der Blüthe der Nation, wie das deutsche, sondern aus dem Ausschuß und Auswurf derselben, der nur den niedrigsten Ständen angehört. Der Bürgerstand ist im Heere gar nicht vertreten, die Offiziere dagegen gehören ausschließlich den höheren Ständen an, aber wie wenig Stolz sie auf ihren Stand legen, geht daraus hervor, daß sie nur im Dienste in Uniform gehen, sonst aber überall in Civil erscheinen und auch nebenher allerlei Geschäfte treiben. In Egypten trägt jetzt kaum einer die Uniform; dort sind die Sommer-Sport-Anzüge in Gebrauch. Der „Pol. Corr." wird aus London aus „bester" englischer Quelle gegenüber den sich in der Presse geltend machenden Anschauungen, als bedeute die Occupation des westlichen Ufers des Suezkanals durch die Engländer die Confiscation des Kanals, mit aller Entschiedenheit versichert, daß jene Maß regeln nur durch Gründe militärischer Natur veran laßt waren und daß eine dauernde Besetzung Egyp tens, sowie permanente englische Besatzungen in den occupirten Punkten am Kanale seitens der eng lischen Regierung in keiner Weise in's Auge gefaßt sind. Die Londoner Abendblätter vom 24. d. melden aus Jsmailia, daß die englische Cavallerie und Artillerie am 24. d. morgens den Vormarsch be gonnen hat. Ferner constatirt eine Depesche aus Alexandrien von abends 6 Uhr desselben Tages, es sei Nachmittags die Meldung eingegangen, daß die Engländer Tel-el-Kebir eingenommen und 2000 Gefangene gemacht hätten. Die egyptische Streit macht bei Tel-el-Kabir soll 25,000 Mann stark gewesen sein und 60 Kanonen bei sich gehabt haben. Rußland. Die Zolleinnahmen bis zum 17. August d. I. ergaben, verglichen mit denjenigen des Vorjahres bis zu demselben Zeitpunkt, eine Mehreinnahme von 14,881,108 Creditrubeln. Türkei. Wie das türkische Amtsblatt in Konstantinopel berichtet, wurde die Pforte von ihrem Statthalter in Tripolitanien benachrichtigt, daß man in dieser Provinz und zwar in der Nähe der Stadt Lazzan ausgedehnte Gold- und Siberminen entdeckt habe, die eine ungeheure Ausbeute versprechen. Die Polizei in Konstantinopel hat acht Griechen verhaftet, welche beauftragt waren. Maulthier treiber und Ochsentreiber für englische Rechnung nach Egypten zu dingen, indem sie glaubte, daß dieselben zum Militärdienst angeworben würden. Lord Dufferin übergab eine Nole, worin er die Freilassung der wider alles Recht Verhafteten ver langte und das unbedingte Recht, Arbeiter zu miethen, in Anspruch nimmt. Egypten. In Kairo herrscht, wie von dort gemeldet wird, große Aufregung. 25,000 FellahS sind dortauf geboten, um an dem von Arabi angeordneten Schanzenbau beim „Barrage du Nil" zu arbeiten. „Barrage du Nil" wird das etwa dreißig Kilo meter nordwestlich von Kairo gelegene Stauwerk genannt, welches in Form von zwei Brücken über die beiden Nilarme an der südlichsten Spitze des Delta's angelegt ist; es stammt aus den Zeiten Mohammed Ali's, wurde aber bis jetzt noch nicht vollendet, da die Verschlußmittel der Brückenöffnun gen und der größere Theil der Canäle zur Ablei tung des gestauten Wassers noch fehlen. Said Pascha legte an dieser Stelle bedeutende Festungs werke an, um den Vormarsch einer Jnvasionsarmee hier aufzuhalten und Kriegsvorräthe aufzubewahren. Daß Arabi diese zum Theil in sehr schlechtem Zu stande befindlichen Werke wiederherstellen und ver stärken läßt, beweist, daß er hier den Anmarsch der Engländer gegen die Hauptstadt aufzuhalten gedenkt. Er hat sich, wie es heißt, nach Zagasig begeben, vermuthlich selbst nach dem nicht weit davon ent fernten Tell-el-Kebir, wo die Engländer ein zweites Kafr-ed-Dauar erwartet. In Zagasig und Mansura wird der heilige Krieg gepredigt. Bei Shibin-el- Kum und Mehallet-el-Kebir sind weite Strecken Landes unter Wasser gesetzt. In Alexandrien ist das Gerücht verbreitet, die Nildämme seien durch brochen und die Ernte vernichtet worden. Wie es heißt, hat Arabi 20,000 Mann neuer Mannschaften aus Oberegypten in das Heer eingereiht. Bis zum 23. d. sind 10,000 Engländer in Js mailia gelandet. Die Ausschiffung dauert fort. Der Gesundheitszustand der Truppen ist vorzüglich. Die Herstellung einer Eisenbahn vom Hafen bis Neffische ist in Angriff genommen. Zur Recognosci- rung der Stellungen Arabi's sind Truppen abge sandt. Die militärischen Operationen werden von Wolseley persönlich geleitet. Die telegraphische Ver bindung mit Suez ist noch immer unterbrochen. Einer Meldung aus Tripolis zufolge soll sich der Stamm Ouledsoliman in Benghazi befinden und sich rüsten, um Arabi Hilfe zu bringen; der ein flußreiche Führer Muhamed-Esnufsi foll diese Be wegung begünstigen. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 25. August. Auf der deutschen Botschaft in Pari« hat gestern ein Diner zu Ehren der seit einigen Tagen dort anwesenden Prinzessin Mathilde von Schwarzburg-Rudolstadt, geb. Prin zessin von Schönburg-Waldenburg, Mutter der Frau Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, stattge funden. *— In heutiger Schöffengerichtssitzung wurde der Schlosser Josef Srodecki hier von der gegen ihn erhobenen Anklage freigesprochen und die Kosten des Verfahrens auf die Staatskasse übernommen. Als Schöffen fungirten die Herren Seminaroberlehrer Reichhardt von hier und Gutsbesitzer Julius Bauch aus Uhlmannsdorf. *— Die sächsischen landwirthschaftlichen Kreis vereine machen auf vielfache in diesem Frühjahr vorgekommene unsolide Lieferungen von Dünge mitteln aufmerksam, welche die Landwirthschaft in ihren Ernte-Erträgnissen auf das Empfindlichste ge schädigt haben, insofern, als der viel geringerhaltigen Düngerzufuhr wegen nicht entfernt das erbaut wurde, was man erwarten konnte, und weisen die Herren Landwirthe gleichzeitig dringend auf eine fleißigere und rechtzeitige Controle bezogener Dünge mittel hin. — Der Gesangverein „Liedertafel" in Glauchau feiert nächsten Sonntag sein 25jähriges Fahnen jubiläum. An die Gesangvereine der Nachbarorte sind Einladungen zur Betheiligung an dieser Feier ergangen, auch der hiesige Gesangverein ist hierzu eingeladen worden und wird derselbe in einer An zahl von Mitgliedern bei der Feier vertreten sein. — In der Ziegelei eines Kohlenwerkes in Zwickau ward am 23. d. morgens der Handarbeiter Johann Kalbskopf aus Marienthal durch eine hereingehende Lehmwand verschüttet und getödtet. Der betr. Ziegelmeister soll den Verunglückten vorher gewarnt haben. Aus dem Dachsenlande. — Aus dem Königreich Sachsen schreibt man dem „Deutschen Tgbl.": Die Zahlentabellen, mit welchen das jüngst erschienene „Statistische Jahrbuch für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1883", herausgegeben vom Statistischen Bureau des König!. Ministeriums des Innern, angefüllt ist, erscheinen beim flüchtigen Durchblättern des Buches öde und todt; fängt man aber an, die Zahlenreihen auf merksamer zu verfolgen, so gewinnen die Ziffern Leben und Bedeutung und erzählen in ihrer arith metischen Objektivität von Vorgängen, die unser Volksleben aufs tiefste berühren, das lebhafteste Interesse herausfvrdern und zu ernstlichem Nach denken anregen. Zu diesen „sprechenden" Zahlen rechnen wir die darin mitgetheilten Ergebnisse der Zählungen der sächsischen Bevölkerung nach den Religionsbekenntnissen. Wenn wir die Ergebnisse der Volkszählungen vom 1. December 1875 und 1880 vergleichen und sehen, daß trotz einer Zu nahme der Gesammtbevölkerung Sachtens um 7,69 Procent die Zahl der in Sachsen lebenden griechisch- katholischen Christen von 588 auf 453 herabgegan gen, die der Anglikaner von 713 auf 620 gesunken, die der Reformirten von 9851 auf 9162 sich ver mindert hat und auch die römisch-katholische Bevöl kerung von 73,349 Köpfen auf 72,946 zurückge gangen ist, während die evangelisch-lutherische um 211,797 Köpfe gewachsen ist, so ist das eine be fremdliche Erscheinung, die eine Erklärung verlangt. Daß sich die Seelenzahl der erwähnten Religions genoffenschaften durch Ueberlritte so erheblich ver mindert habe, ist von vornherein ganz undenkbar und wird durch die über die Conversionen veröffent lichten Tabellen, die sich in niedrigen Zahlen bewe gen, vollständig widerlegt. Nein, es geht aus jenen Zahlen hervor, daß zwar die Einheimischen eine starke Vermehrung erfahren haben, aber die in un serem Lande, namentlich in Leipzig und Dresden und dessen schöner Umgebung ihr Geld verzehrenden Norddeutschen, die reichen Russen, Engländer, Ame rikaner, Ungarn rc. gegen früher sich erheblich ver mindert haben, daß also die im Lande so gern gesehenen Fremden nicht mehr in dem Maße wie früher sich nach Sachsen wenden. Nur so dürfte sich die auffällige Verminderung der Anglikaner, Griechisch-Katholiken, Römisch-Katholiken und Nefor- mirten erklären lassen. Woran das liegt, verdient im Interesse des dadurch benachtheiligten Landes genauer erörtert zu werden. Wir müssen uns be gnügen, hier auf die befremdliche Erscheinung auf merksam gemacht zu haben, wollen aber dabei con- statiren, daß der Verlust an hier lebenden Fremden der genannten Kategorie fast völlig ausgeglichen und uns ersetzt wird durch eine flotte Vermehrung die israelitischen Bevölkerung; fast ausschließlich