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Xr. 10. lor^rLt Wiümyer Tagehllttt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. «nd Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SO Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 8isbLN M UN. Ilufnn. okoilt, ' seins 141. Mittwoch, den 21. Zuni 1M2. Gras-Auction. Am 28. Juni 1882, von Nachmittags 4 Uhr an, soll das im sogenannten Gersdorfteich anstehende Gras an Ort und Stelle parzellen ¬ weise und meistbietend unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingun gen versteigert werden. Fürstlich Schönburgische Rentverwaltung, den 19. Juni 1882 Letz. llui- äallm. svl. c ab rousm übö iu its um nueb wirä. imuls. n, sie 6IN6W '6^6 ;o1bs imit be- roksn, isuor- er- iriist- idiiro; Zvdlag o umi !8SUllg m wir r sieb 'sobso iükrt üissso stets or. lukron ssslbs r eins ss Ibr *Waldenburg, 20. Juni 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser besuchte am*18. d. in Ems die Prinzessin Eugenie von Oldenburg. Am 19. d. hat Se. Maj. die Trinkkur begonnen und eine Promenade gemacht. Der Aufnahme des jüngstgeborenen Sohnes unseres Kaiserhauses wird Wilhelm sein. Das Kind war schon nach dem zehnten Tage seiner Geburt in das Freie getragen worden und gedeiht von Tag zu Tag ganz prächtig. Unter den zahlreichen kostbaren Angebinden, welche die hohen Taufpathen dem neugeborenen Hohenzollernprinzen mitgebracht oder übersandt haben, verdient das Präsent der Königin von Eng land, der Urgroßmutter des Täuflings, besondere Erwähnung. Es besteh! in einem massiv goldenen Pokal mit allegorischen Figuren, der als ein wahres Wunder der Juwelierkunst geschildert wird. Der Originalität halber sei auch des Festgeschenks der treuen Stadt Wriezen gedacht, welches von zwei Delegirten am Sonnabend vor der Taufe in's Palais gebracht und von den hohen Herrschaften mit freudigem Wohlwollen ausgenommen wurde. Dasselbe war ziemlich voluminös: es bestand in einem 5 Fuß hohen Niesenbaumkuchen, von Mar zipanengeln gehalten und von einer Zuckerkrone überragt. Beim Reichskanzler fand am 18. d. ein Diner statt, an dem die Botschafter der sechs Großmächte theilnahmen. Der Reichskanzler hat bereits in seiner Neichs- tagsrede am 12. d. in Aussicht gestellt, daß der Versuch werde gemacht werden, dem Ziele einer Steuerreform durch andere Mittel als das Tabakmonopol näher zu treten. Welche Mittel dies sein werden, darüber werden, wie die halbamtliche Nordd. Allg. Ztg. schreibt, zunächst die verbündeten Regierungen sich unter einander zu verständigen haben, nachdem das Tabak- monopol durch Reichstagöbeschluß von der Concur- renz ausgeschlossen ist. „Bevor die Regierungen dieser Verständigung näher treten können, muß noth wendig die Unterlassungssünde des preußischen Land tages von diesem Frühjahr gut gemacht und die Bedürfnißfrage klargestellt werden. So lange das nicht geschehen ist, haben wir überhaupt Vor schläge der verbündeten Negierungen zur Eröffnung anderweiter Einnahmequellen nicht zu erwarten. Dem preußischen Landtage und zunächst den preußischen Wählern zum Landtage wird die Aufgabe obliegen, die Frage klar zu stellen, ob das in Preußen be stehende System der directen Steuern mit seinen Härten für die untersten Stufen beizubehalten ist oder nicht, und ob die Communen und Kreise in der Lage sind, daß sie der Erleichterung bedürfen." Der Artikel schließt wie folgt: „Alle preußischen Kreise, welche ein Interesse daran haben, bei den bevorstehenden Landtagsivahlen die Reform zu för dern, den Druck der Steuerexecutionen zu mindern, die Communen und Kreise zu unterstützen, werden sich daher sagen müssen, daß sie von der Wahl liberaler Abgeordneten nichts zu erwarten haben, da auch der Gemäßigte unter ihnen, Herr von Bennig sen, in dieser Richtung jede Abhilfe des Nothstandcs versagt, das Bedürfniß bestreitet und jede Reform auf Jahre hinaus in's Ungewiße verweist. Von Seiten der Westmächte ist den übrigen Mäch ¬ ten der Vorschlag gemacht worden, die Conferenz am 22. d. M. in Konstantinopel behufs Verhandlung über die ägyptische Frage zusammentreten zu lassen. Dieser Vorschlag ist von der deutschen Regierung angenommen worden und die in Berlin eingegangenen telegraphischen Nachrichten lassen als sicher voraus sehen, daß die Annahme auch durch die Cabinete von Rom, Wien und Petersburg stattfinden wird. Die Conferenz wird demnächst nach Maßgabe ihrer Resultate mit der Pforte in Verhandlung treten. In Egypten haben der Khedive, Derwisch Pascha und Arabi Pascha den europäischen Vertretern gegen über erklärt, die Garantie für die Erhaltung der Ordnung zu übernehmen. Die „Nordd. Allg. Ztg." antwortet auf die Aeuße- rungen, womit die liberale österreichische Presse auf die Angriffe des Reichskanzlers auf die österreichi schen Liberalen reagirt. Sie sagt: Der Reichs kanzler hat nur den reactionären Liberalismus bekämpft, der ihm in Deutschland gegenübersteht und den er auch in dem befreundeten Oesterreich für keine den Interessen beider verbündeten Reiche nützliche Entwickelungsform ansieht. Aus Kiel war der „Danziger Zeitung" folgende Sensationsnachricht zugegangen: Aus sicheren Quel len können wir die nicht erfreuliche Mittheilung machen, daß ein bei der Kaiserlichen Admiralität commandirender Obersteuermann M. die Kopien sämmtlicher Küstenbefestigungspläne des Deut schen Reiches gegen eine große Summe, man sagt 150,000 Rubel, einem Agenten der russischen Re gierung überliefert hat. Bezeichnetes Individuum ist durch eine frühere Commandirung nach Peters burg der russischen Sprache mächtig. Ein Premier lieutenant a. D. der Artillerie versieht zunächst seine Stelle. Inzwischen theilen die Redacteure des ge nannt Blattes mit, daß die obige Nachricht nach Schluß der Redaktion und ohne ihr Vorwiffen in das Blatt gekommen ist. Das ist nun allerdings gar kein sachlicher Widerruf, kann es auch nicht sein, denn die traurige Geschichte bestätigt sich voll kommen. Privatdepeschen aus Kiel bestätigen, daß der Obersteuermann Meitnig, welcher wegen seiner Kenntniß der russischen Sprache der Admiralität in Kiel commandirt war, Kopien der deutschen Küsten befestigungs-Pläne des Flotten-Signalwesens, der Torpedos und des Minenwesens an die russische Regierung verkaufte. Meitnig wurde verhaftet. Frankreich. Graf Beust weilt noch in Paris, wo er der Gegenstand zahlreicher sympathischer Kundgebungen ist, die ihm, wie es scheint, seinen Abschied von der französischen Hauptstadt schwer machen. Indessen dürften dem gewesenen Botschafter manche Freund schaftsbezeigungen, die er setzt über sich ergehen lassen muß, unangenehmer sein, als die zahlreichen Angriffe, denen er Zeit seines Lebens von Seiten seiner Gegner ausgesetzt war. Das Ehescheidungs-Gesetz ist in der Kammer vor einigen Tagen in zweiter Lesung in seinem ersten und entscheidenden Paragraphen nach einer glänzenden Rede Leon Renaults, der dem Bischof Freppel erwiederte, mit 344 gegen 144 Stimmen angenommen worden. Italien. Am 9. d. trat ein Familienrath der Gari baldi zusammen, um endgiltig zu beschließen, was mit dem Felsen-Eiland Caprera zu geschehen habe. Keines der Familienmitglieder zeigte sich geneigt, den einsamen Felsensitz des Helden fürder zu bewohnen. So beschloß nun der Familienrath, die Insel dem Staat zum Geschenk zu machen. England. Der „Morning Advertiser" bringt anknüpfend an die Montagsrede der Fürsten Bismarck einen interessanten und sympathischen Artikel, an dessen Schluß gesagt wird: Die Macht Deutschlands und das Verbleiben des Fürsten Bismarck an der Spitze der deutschen Angelegenheiten bilden die beste Sicher heit, welche Europa für die friedliche Lösung der vielen schwierigen Fragen hat, welche zu lösen dessen Diplomatie bisher ermangelte. Rußland. Eine an allerhöchster Stelle bestätigte Resolution der Synode untersagt den Nicht-Christen den öffentlichen Handel mit Heiligenbildern, Kreuzen und christlichem Kirchengeräth. Türkei. Mukhtar Pascha soll nach Egypten entsendet werden, um gemeinschaftlich mit Derwisch Pascha zu wirken. „Ein Bataillon Infanterie, eine Schwadron und eine Batterie sollen," so schreiben englische Blätter, „bereits in Konstantinopel unter der Führung der deutschen Offiziere als Lehrtruppen errichtet sein und die deutsche Sprache sei bereits derart im tür kischen Offizier-Corps verbreitet, daß es nicht schwer fallen könne, hinreichend Offiziere für diese Truppen zu beschaffen, welche den deutschen Jnstructoren als Hilfslehrer beigegeben werden können. Der Reihe nach sollen sämmtliche Truppen des in und um Konstantinopel liegenden Garde-Corps an den Uebun- gen theilnehmen, wodurch man Jnstructoren in solcher Menge zu erziehen hofft, daß auch in kürzester Frist — angeblich in 18 Monaten — zur Instruction der Provinzialtruppen geschritten werden kann." „Die politische Seite des von Deutschland in Kon stantinopel unternommenen Versuchs," schließt die „Army and Navy Gazette" ihre Betrachtung, „darf dabei nicht außer Auge gelassen werden: die Reor ganisation der türkischen Armee nach deutschem Mu ster ist bestimmt, zwischen d^r teutonischen und sla- vischen Nace eine Barriöre zu errichten, welche der ersteren einen neuen Weg nach dem Orient öffnet und der letzteren den Weg nach dem Occidenl schließt." Man kann wohl dreist behaupten, daß diese Auf fassungen nach jeder Richtung hin zu weit gehen. Einerseits ist wohl kaum anzunehmen, daß den wenigen deutschen Offizieren in Konstantinopel Auf gaben von solchem Umfang gestellt werden, deren Lösung überdies nicht von heute auf morgen erfol gen kann — man schafft eine Armee nach deutschem Vorbilde eben nicht in einigen Tagen —, anderseits sind die politischen Folgerungen mindestens zu weit gehend. Immerhin ist es erfreulich, constatiren zu können, welche Wirkungen man sich in fremden Armeen von der Thäligkeit von vier deutschen Of fizieren solchen bedeutungsvollen Aufgaben gegenüber verspricht. Gewiß ein ehrenvolles Zeugniß für das Offizier-Corps des deutschen Heeres. Egypten. Nach den nunmehr erfolgten Feststellungen wächst die Zahl der Opfer des Blutbades von Alexandrien mit jedem Tage; viele Leichen von Europäern waren, nachdem man sie ausgeplündert hatte, in's Meer geworfen und sind jetzt wieder an das Land gespült worden. Der Poli^eipräfect von Kairo hat Kundmachungen anschlogen lassen, in