Volltext Seite (XML)
ZlhönbliM TaaMait Erscheint tLglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 30 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Tolporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Freitag, den 12. Mai 1882. WA. Bekanntmachung. Da an den nächsten Sonntagen die ordnungsmäßigen kirchlichen Unter redungen mit der in den letzten drei Jahren confirmirten Jugend während des Nachmittagsgottesdienstes wieder ihren Anfang nehmen, so werden die Betheilig ten hierdurch zu regelmäßigem Erscheinen dringend ermahnt, wie auch alle Eltern, Lehrmeister und Dienstherrschaften ersucht werden, ihre Pflegebefohlenen zum Besuch dieser Unterredungen anzuhalten, damit auch auf diesem Wege christl. Erkenntniß und frommer Sinn unter unserer Jugend gefördert werde. Waldenburg, den 5. Mai 1882. Der Kirchenvorstand daselbst. Oberpf. Schumann. Vom unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll das zum Nachlaß der Frau Johanne Sophie verw. Oelschlägel zu Altstadtwaldenburg gehörige Hausgrundstück, Nr. 46 des Brandcatasters, Fol. 43 des Grundbuchs und Nr. 204 des Flurbuchs für Altstadtwaldenburg, welches in der Nähe des Bahnhofs, unmittelbar an der von Waldenburg nach Hohenstein führenden Landstraße gelegen ist, sich zum Betriebe eines Geschäftes eignet und am 26. v. M. durch Sachverständige auf 4750 M. gewürdert worden ist, den IS. Mai 1882 Vormittags 9 Uhr in der Gräfe'schen, früher Chares'schen Restauration zu Alt stadtwaldenburg auf Antrag der Erben öffentlich versteigert werden, was unter Bezugnahme auf dm am hiesigen Amtsbret und in der vorgedachten Restauration aushängenden Anschlag sammt angefttgten Versteigerungsbeding ungen andurch bekannt gemacht wird. Waldenburg, den 2. Mai 1882. Das Königliche Amtsgericht. Baumbach. M. "Waldenburg, 11. Mai 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Als ein Zeichen des herzlichen Verhältnisses, wel ches in der kaiserlichen Familie herrscht, sowie der hohen Freude Sr. Majestät über die Geburt des Urenkels darf es gelten, daß Kaiser Wilhelm bei dem Besuche in Potsdam der hohen Wöchnerin, der Mutter des nach dem Urtheile derer, die ihn gese hen, prächtigen und gesunden Kindes, gleichsam als „Schmerzensgeld", wie die Magdeburger Zeitung meint, ein Geschenk von 10,000 Mark gemacht hat, damit die Prinzessin sich dafür etwas kaufe, was sie sich wünsche. Die neueste Nummer der „Prov.-Corr." widmet ihren ersten Artikel dem „Urenkel unseres Kai sers". Indem sie die Freude schildert, welche dies freudige Familien-Ereigniß in unserem kaiserlichen Hause in der Bevölkerung hervorgerufen, fährt sie fort: „Eine solche Gelegenheit läßt recht unverkenn bar hervortreten, wie tiefe Wurzel unser Königthum im Volke hat, und wenn bei neueren Anlässen alle politischen Richtungen wetteiferten, ihre Treue gegen das Königthum zu versichern, so zeigt sich jetzt wiederum, daß diejenigen wenigstens sich an unserem Volksgeiste versündigen würden, welche von einer anderen Grundlage für ihr Wirken ausgehen woll ten. Möge jene Treue bis zum Urenkel des Kaisers sich auch immerdar in Thaten erweisen! Dasselbe Zeitungsblatt, welches uns die große Freudennach richt brachte, enthielt auch die entsetzliche Kunde aus Irland, und erinnerte uns umsomehr daran, wie unbefangen und rückhaltlos wir uns im Vergleich mit anderen Völkern der patriotischen Freude hin geben können. Ein hochliberales Blatt findet in den Zuständen Irlands vor Allem den Beweis, daß das Verhältniß zwischen Negierenden und Regierten tief zerrüttet und unheilbar erkrankt ist, — die Re gierung erfülle dort ihre erste Pflicht, Leben und Eigenthum ihrer Angehörigen zu beschützen, nicht. Im Gegenteil, wer gewisse Gesetze des Staats be obachtete, setzte sich damit der Rache einer geheimen Vehme aus, die mächtiger war und besseren Ge horsam fand, als die Staatsgewalt. Und das in Großbritannien, welches sonst mit Recht als Hort des Gesetzes und der Achtung vor dem Gesetze gilt! Wenn wir diese Zustände, die seil Jahren die eine der beiden britischen Inseln zerrütten, kaum begrei fen können, wenn wir die Uebel nicht kennen, an denen andere große Reiche kranken, so ist es, weil bei uns seit Jahrhunderten ein wirklich dem öffent lichen Wohl dienendes Fürstengeschlecht mit hin- gebenster Fürsorge für die Gesammtheit regiert. Wie klein erscheinen solchen Zuständen gegenüber die Kämpfe und Sorgen, die uns erfüllen! Möge die gemeinsame Hingabe ans Vaterland, die sich in der Theilnahme an den Geschicken des Herrscher hauses bewährt, Preußen und dem Reiche eine glückliche Entwickelung verbürgen. Hoch Kaiser Wil helm, hoch sein Urenkel!" Das erste Verzeichniß der beim Reichstag einge gangenen Petitionen ist soeben ausgegeben worden. Dasselbe enthält 615 Petitionen, aus denen wir folgende hervorheben: Eine Anzahl von Gesuchen wendet sich gegen den Impfzwang und bittet um Aushebung desselben. Die Berliner zahnärztliche Gesellschaft beantragt Abänderung bestehender Miß stände auf zahnärztlichem Gebiet. Der Verein für Geflügelzucht und Vogelschutz in Siegen beantragt Einführung eines Vogelschutzgesetzes. Gutsbesitzer Erbewein in Königsbach in Bayern beantragt Ein führung einer Most- und Weinsteuer. Metzel und Gen. zu Pößneck bitten um Abänderung des Militär- Strafgesetzbuches und der Militärgerichtsordnung. Einige Gewerbevereine rc. bitten um Einschränkung des Betriebes der in Fabriken und anderen Etablis sements bestehenden Konsumanstalten. Der mehrge- nannte Major a. D. v. Kretschmann in Hamburg- Eimsbüttel wiederholt seine frühere Bitte um Ge stattung des Rechtswegs zur Geltendmachung seines aus dem schleswig-holsteinischen Pensionsgesetze vom 15. Febr. 1880 hergeleiteten Anspruchs auf lebens längliches Wartegeld. Der Vorstand des demokra tischen Vereins zu Mannheim bittet um Einführung einer Enlschädigungspflicht des Staates für schuldlos erlittene Haft. Superindentent Sievers zu Sarstedt beantragt Reform des Civilstandsgesetzes. DerDireetor des Körnermuseums vr. Peschel in Dresden bittet, dahin wirken zu wollen, daß die nothwendigen Mittel zur weiteren Erhaltung des Körner-Museums in Dresden aus Reichsfonds bewilligt werden. Schneidermeister Röhrs in Berlin bittet um Errich tung eines internationalen Gerichtshofes zur Ent scheidung von Streitigkeiten zwischen den europäischen Staaten behufs Vermeidung der Kriege. Eine große Anzahl von Petitionen bittet um Einschrän kung der Freizügigkeit, event. um Abänderung des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz, namentlich in Bezug auf den Beginn und den Erwerb der Unterstützungsberechtigung, eine andere Gruppe von Petitionen richtet sich gegen die Gewerbeordnung und bittet um Erlaß einer Zusatzbestimmung zum § 33 derselben und um Wiedereinführung des Legi- limationszwanges für die Arbeit suchende Bevölke rung. Der Gesammtvorstand der deutschen Buch binder rc. in Leipzig u. A. beantragen anderweite Regelung der Gefängniß- und Zuchthausarbeit. Eine Anzahl von Jnnungsvorständen bittet um Ein führung obligatorischer Innungen, Gesellen- und Meisterprüfungen, Einführung von Arbeitsbüchern, sowie Bestrafung des Conlractbruchs und Aufhebung der Zuchthausarbeit, Aushebung der Militärwerk stätten rc. Eine andere Gruppe von Petitionen erbitten theils Erhöhungen theils Ermäßigungen der Zölle auf einzelne Ar-lkel des Zolltarifs. Andere Petitionen bitten um Beschränkung des Hausirhandels, des Verkaufs von Giften und Geheimmitteln, um Einführung der Concessionspflicht für das Gewerbe der Rechtskonsulenten, um Gestattung des Besuchs der Priva...lndschaft durch Handlungsreisende mit Waarenmustern zum Zweck der Bestellung auf Waaren. Hunderte von Petitionen beziehen sich auf das Tabaksmonopol und erklären sich mit einer Ausnahme gegen das Monopol und jede weitere Erhöhung der Tabaksteuer; die meisten derselben bitten auch um Aushebung der Straßburger Tabak- manufaciur. Versicherungsbeamte in Leipzig bitten für den Fall der Annahme des Unfallversicherungs« gesetzes um eine entsprechende Entschädigung aus Reichsmitteln. In Reichstagskreisen bildet das Schicksal der Tabakmonopolvorlage das Hauptgespräch. Nach dem die Centrumsfraction in ihrer Sonnabends sitzung mit Majorität sich der Einführung des Mono pols entgegengestellt hat, ist dessen Ablehnung im Reichstage mit einer Majorität von fast drei Vierteln zu erwarten. Das größte Kontingent für das Monopol wird im Verhältniß die Reichs partei stellen, von deren 29 Mitgliedern nur die drei sächsischen Abgg. Dietze, Günther und v. Schwarze gegen das Monopol stimmen dürften. Von der deutschconservativen Fraclion wird die Majorität für die, Minorität (10 bis 15 Mitglieder) gegen das Monopol stimmen. Die drei liberalen Fraktionen, die Volkspartei, die Socialdemokraten werden wobl einstimmig dagegen votiren. Seitens des Vorstandes der pommerschen Pro- vinzial-Synode ist, wie die „N. Pr. Ztg." hört, gegen die Bestätigung des jüdischen Rectors der Universität Greifswald Beschwerde geführt wor den. Die Eidesleistung des Rectors hat immer am 15. Mai zu geschehen. Der Eid soll nach genann tem Blatt noch jetzt statutenmäßig confessionell sein. Dem neugebildeten Bauernverein für Nieder- und Mittelschlesien ist unterm 6. d. auf seins Zustimmungsadresse zur Wirthschaftsreform der Reichsregierung folgende Antwort aus Friedrichsruh zugegangen: „Mit lebhafter Befriedigung habe ich die Bildung des schlesischen Bauernvereins erfahren und bitte die Herren, für die Mittheilung davon meinen verbindlichsten Dank entgegen zu nehmen. Das vom Verein geplante Vorgehen scheint mir für die Erreichung seines Zweckes, die Landwirth- schaft zu heben und ihr die Gleichheit in der Be steuerung mit anderen Gewerben wiederzugewinnen, besonders geeignet. Ich wünsche, daß das gute Beispiel in allen Provinzen Nachahmung fände, damit der gesammte Bauernstand sich zur Bekäm pfung der Benachtheiligung vereinige, welche die wirthschaftliche Gesetzgebung seit einem Menschen-