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die Erträgnisse derselben bezifferten sich im Jahre 1880 auf 72,735 Mark, während sie im Jahre 1879 etwas über 60,000 Mark betrugen. Den größten Ertrag lieferten die Gras- und Feldnutzungen, und zwar 60,140 Mark. Die Holznutzungen er gaben 10,090 Mark, die Obstnutzungen 2501 Mark. Unter den Holznutzungen sind vorzugsweise Weide und Akazie zu finden. Mit Uebernahme der Leipzig- Dresdner Bahn kam die Sächsische Staatsbahn auch in den Besitz eines Weinberges, der jedoch jetzt in Rücksicht auf sein geringes Erträgniß in eine Akazienpflanzung verwandelt worden ist. Unter Obstbäumen sind alle Sorten vertreten: auf der Sächsisch-Böhmischen Linie zwischen Dresden und Pirna z. B. Kirschbäume, die während der Blüthe eine Fahrt auf dieser Strecke zu einer ganz reizen den machen. Die Einnahme aus der Obstnutzung ist jedoch starken Schwankungen unterworfen, und wurden z. B. im Jahre 1876 insgesammt 75 Pfennige daraus vereinnahmt, während im Jahre 1879 das Erträgniß über 4000 Mark, im Jahre 1880 circa 2500 Mark betrug. — Bei dem Dresdner Lokalcomittz für das König Johann-Denkmal sind bis jetzt im Ganzen 30,756 Mk. baar und 1500 Mk. in 3proc. sächsischer Rente eingegangen. — Ueber die Geburts- und Sterblichkeits-Ver hältnisse der Stadt Dresden im Jahre 1881 ent nehmen wir einer von dem dortigen statistischen Bureau aufgestellten bezüglichen Uebersicht folgende Daten. Die mittlere Einwohnerzahl des Jahres ist mit 223,100 angenommen und betrug die Zahl der Lebendgeborenen 7820 (d. i. 3,s> "/o zur Gesammt- bevölkerung) die Zahl der Todesfälle — ohne Todt- geburten — zusammen 5617 (oder 2,52 "/o zur Gesammtbevölkerung), so daß an Ueberschuß der Lebendgeborenen gegen die Sterbefälle 2203 ver bleiben. — Bei den Verstorbenen befanden sich 2602 Kinder vor erfülltem Lebensjahre, an Lungenschwind sucht verstürben nicht weniger als 816 Personen (d. i. 14,5» °/o zur Gesammtzahl der Verstorbenen), auf Selbstmord kommen 115 Fälle, und infolge Verun glückung oder nicht näher ermittelte gewaltsame Ein wirkung verstorben 61 Personen. -- Von einem 5stöckigen Hause im Brühl in Leipzig stürzte am Dienstag ein dortiger Dachdecker- melster auf die Straße herab. Der Unglückliche ward noch lebend in das Krankenhaus gebracht. — In Werdau ist am 14. d. der Grundstein zu einem neuen Anbau des Schützenhauses gelegt worden. — Die Leipziger Arionen veranstalteten am Sonntag in der Kirche zu Annaberg ein geistliches Concert. Der Seitens der Stadt bereitete Empfang soll ein überaus herzlicher gewesen sein. — Die Ehefrau des Gutsbesitzers Fischer ist Niederlnngwitz, welche am Mittwoch voriger Woche he> der Rückfahrt von Glauchau in der Nähe der Glauchauer Actienbierbrausrei verunglückte, ist am Montag an den erhaltenen Verletzungen gestorben. ' -- Am 14. d. wurden aus Grüuhain (2200 Fuß über dem Ostseespiegel) im Freien aufgeblühte Veil chen, Vergißmeinnicht, Anemonen, Tausendschöne, Leberblümchen, Märzbecher und Gundermanns ge sandt. Mehr kann man doch im Winter nicht von der Natur verlangen. — Die Schützengesellschaft Glashütte steht vor dem Feste ihres 350jährigen Bestehens. Mit der betreffenden Feier, zu welcher bereits umfassende Vorbereitungen im Gange sind und zu der auch die Schützengesellfchaften der Nachbarstädte Einladung erhalten, soll auch die Weihe einer neuen Fahne verbunden werden. Am Abend des vergangenen Sonntag ist das Schieraus zu Hirschfeld bei Nossen total nieder gebrannt. Man glaubt, daß das Feuer angelegt wurde. — Wie mehrere andere Seminare des Landes, ist auch das zu Zschopau genöthigt gewesen, einen größeren Theil der zur Osteraufnahme angemeldeten Schüler zurückzuweisen, obgleich mehrere der Aspi ranten die Befähigung zum Eintritt in die Anstalt gehabt hätten. Von 33 Angemeldeten wurden nur 24 ausgenommen. Man darf daraus schließen, daß an einen Mangel an Lehrern die nächsten Jahre weniger als je zu denken sein wird. — Am Bußtag nachmittags ist muthmaßlich bös williger Weise dem Gutsbesitzer Däweritz in Prausitz °in sehr schöner, junger Kiefernholzbestand angezün det und theilweise niedergebrannt worden. Nur dem energischen Einschreiten der herbeigeeilten Mann schaften ist es zu danken, daß das Feuer nicht mehr "is etwa 1 Acker Waldfläche zerstört hat. , Ein Buchdruckereibesitzec in Pirna hatte sich bei der letzten Reichstagswahl im Monat October voriges Jahr streit finden lassen, einen Aufruf an d>e Wähler von Altstadt-Dresden, in dem zur Wahl Bebel's aufgefordert wurde, in einer Auflage von 30,000 Exemplaren zu drucken. Als Druckfirma wurde auf dem Aufruf angegeben „Vereinsbuchdru ckerei Höttingen bei Zürich". Nachdem 11,000 Exem plare abgeholt waren, wollte der betreffende Buch druckereibesitzer die übrigen Exemplare, in einem Koffer verpackt, selbst nach Dresden transportiren, er wurde jedoch auf dem Bahnhose in Pirna ver haftet und die vorgefundenen 19,000 Exemplare des Aufrufes mit Beschlag belegt. Wegen Zuwider handlung gegen das Preßgesetz unter Anklage gestellt, verurtheilte das königl. Landgericht in Dresden den Angeklagten zu drei Monaten Gefängniß. Auf die eingereichte Revision verhandelte der III. Strafsenat des Reichsgerichts in seiner Sitzung vom 8. d. M. über diesen Fall, die Revision wurde indessen, soweit das Vergehen gegen das Preßgesetz dabei in Frage kam, verworfen und es verblieb bei den drei Mo naten Gefängniß. — In Auerbach ertönten am 13. d. abermals die Sturmglocken. Es sind die Gebäude des Todten- bettmeisters Carl August Tröger, Oeconom Cacl Engelhardt und Schneider Carl Franz Neubert par tial beschädigt worden. Muthmaßlich liegt Brand stiftung vor. Verrutschtes. Ein theurer Spitz. Vor der Strafkammer zu Wittenberg hatte sich am 2. dss. der Kaufmann Otto Friedrich aus Zahna, Besitzer der bekannten Hunde züchterei „Cäsar und Minka", abermals gegen eine auf Betrug gerichtete Anklage zu verantworten. Der Anklage lag folgender Thatbestand zu Grunde. Der Kaufmann Geyer in München bestellte bei Friedrich einen Spitz im Alter von ungefähr einem Jahre und erhielt denn auch einen Hund zum Preise von i 50 Mk. Bei Ankunft des Hundes in München ! fand sich, daß derselbe kein echter Spitz, sondern ein mehrere Jahre altes Thier gewöhnlichster Kreu- zungsrace war. Geyer forderte von dem Verkäufer die Rücknahme des Hundes und stellte, als diese wiederholt verweigert wurde, den Strafantrag wegen Betrugs. Friedrich gab bei der Hauptverhandlung an, daß er den Hund nicht selbst gezüchtet habe, sich auch bei einem so jungen Thiere nicht sicher die Race erkennen lasse, hielt aber im Uebrigen seine Behauptung, daß der verkaufte Hund ein echter Spitz sei, aufrecht. Durch das Gutachten des Bezirksthierarztes Wunder aus München wurde jedoch festgestellt, daß der zur Stelle gebrachte Hund von gewöhnlicher Race, bereits mehrere Jahre alt und kaum mehr als 10 Mk. werth sei. Der Ge richtshof nahm an, daß Friedrich, welcher sich seit ! vielen Jahren mit Hundezucht beschäftigt, an dem ! Hunde wohl Race und Alter zu erkennen vermöge, sich also eines Betruges schuldig gemacht habe und verurtheilte den Angeklagten zu 4 Monaten Ge- fängniß und in eine Gelvbuße von 500 Mk. Gegen das Eikennlniß wurde sogleich die Berufung an gemeldet. Eine vielversprechende Erfindung hat der Ma schinenschlosser Beck in Nordhausen gemacht und dieselbe „Pulverkraftmaschine" benannt. Nach seinen Darlegungen im dortigen Gewerbeoerein wird der Kolben dieser Maschine durch explodirendes Pulver in Bewegung gesetzt. Je nach dem die Maschine schneller oder langsamer gehen soll, schwerere oder leichtere Arbeit zu thun hat, kann durch eine Regu- lirungsvorrichtung mehr oder weniger Pulver zur Explosion gebraucht werden. Vor Pulververschlei mung ist die Maschine durch eine Reinigungsvor richtung geschützt. Die Pulvervorrathskegel sind vollständig vor einer Explosion gesichert. Die Maschine kann sowohl als feststehende Kraftmaschine, als auch als Locomotioe benutzt werden. Bei letzterer fällt, weil vollständig entbehrlich, der Tender und die Speisung mit Wasser weg. Die Betriebskosten sind seyr niedrig und betragen für eine 3—4 Pferdekraflmaschine bei 40stündiger Thäligkeit 6 Pfund Pulver (ca. 2 Mark 50 Pf); eine Pulvermenge von 50 Pfund genügt, um einen Eisenbahnzug von 62 Wagen von Nord hausen bis Kassel zu schaffen. Die Erfindung ist bereits patentirt und eine englische Maschinen- baugesellschaft in Sourei wird dieselbe ankaufen und praktisch verwerlhen. In nächster Zeit will der Er finder eine solche „Pulverkraftmaschine" öffentlich in Betrieb setzen. Wo lebt man am längsten? Die Statistik darf diese Frage dahin beantworten, daß die individuelle Lebensdauer in Griechenland die namhafteste Höhe erlangt. Ju Athen sind im Jahre 1876 sieben Perso nen im Alter von 80 und 112 Jahren gestorben. Der Chefarzt der griechischen Armee hatte Gelegenheit, in der Zeit vom Februar bis Oclober 1878 neun Sterbefälle zu verzeichnen, von denen zwei Personen im Alter von 75 Jahren standen, während die andern das 80., 85., 100., 112. und 120. Lebensjahr erreicht hatten. So behandelte dieser Arzt einen im Jahre 1758 geborenen, 1797 geweihten Priester, der einer Gemeinde (St. Basil) 81 Jahre lang als Seelsor ger vorgestanden hat. Er war in seinem Leben nie krank und bebaute noch im Alter von 120 Jahren sein Grundstück. Die Wittwe des aus dem griechischen Freiheitskriege bekannten Admirals Miaulis, die den in den dreißiger Jahren verstorbenen Admiral in dritter Ehe gehei- rathet hatte, starb 96 Jahre alt; sie hatte bis an das Ende ihrer Tage ihre ganze dann und wann durch den Genuß von Siebeninselwein ermunterte Frische bewahrt. Derselbe Arzt erzählt von einer in der Gemeinde Akrata, an der Küste von Achaja, lebenden 102 Jahre alten Klosterschwester Makacia Kanelopoln, die täglich die Kirche besucht und ihr Gärtchen bebaut. Durch die statistischen Erhebungen ist überhaupt sestgestellt worden, daß im ganzen Orient eine höhere Lebensdauer erreicht wird, als in den meisten europäischen Ländern. Wofür der Reichskanzler Alles sorgen soll! In einem sehr hübschen Aufsatze zur „Würdigung der Religion der alten Deutschen" in der „Augsb. Allg. Ztg." von dem bekannten Gelehrten I. Sepp be klagt sich dieser, daß die alten deutschen Eigennamen immer mehr verschwinden. Er fährt dann fort: „Es bedürfe nur einer Mahnung aus dem Munde des Reichskanzlers, daß jeder Deutsche fortan wieder einen deutschen Vornamen führen solle, und es würde geschehen, wir aber dem deutschen Wesen durch wälschen Einfluß uns nicht noch mehr ent fremden." Der Reichskanzler kann sich für dieses Vertrauen gewiß bedanken, aber auch für das, was man Alles von ihm verlangt, und würde sich ver- muthlich noch mehr freuen, wenn die guten Deutschen auch Einiges selber besorgen wollten. Ein erschütternder Unglücksfall ereignete sich bei dem früh einfahrenden Secundärzuge knapp vor der Station Salzburg. Der den Zug führende Loco- motivführer Grosselfinger sah plötzlich, als er auf dem stark in die Station abfallenden Damme mit seinem Zuge daherfuhr, seinen 13jährigen Sohn hinter einem Brückenpfeiler hervorspringen und sich in selbstmörderischer Absicht auf die Schienen werfen. Der erschrockene Vater und die übrigen Bediensteten des Zuges wendeten wohl alle Mühe auf, um das Unglück abzuwenden, leider vergebens, und so fand denn das Gräßliche statt, daß der Vater die Loco- motivs und den Zug über die Gliedmaßen seines eigenen Kindes dahinrollen lassen mußte. Der un glückliche Knabe, welcher von der Maschine jämmer lich verstümmelt worden war, aber noch lebend in's Spital geschafft wurde, hatte die That aus Furcht vor der Strafe, die er infolge eines ungünstigen Zeugnisses, woran er überdies auch „einige Correc- turen" vor^enommen hatte, von dem heimkehrenden Vater fürchten mußte, gethan. Allerlei. Am 10. d. abends 7 Uhr zeigte sich in Trier in der südlichen Himmelshemisphäre ein prachtvolles Meteor, welches mit einem Schweif gleich einer Rakete in gewellter Linie von Osten nach Westen mit großer Schnelligkeit vorüberzog. — Der Stadt Berlin ist von einem Oberlehrer da selbst ein kostbares Geschenk gemacht worden. Das selbe besteht in einer märkischen Bibliothek, welche der städtische Archivar vr. Clausnitz auf 150,000 Mk. taxirt hat. Das Geschenk ist um so bedeut samer, als märkische Sachen immer seltener auf dem Büchermarkt werden, da sich die Nachfrage nach denselben seit 1870 rapide gesteigert hat. Der Ge schenkgeber hat an der Bibliothek sein Leben lang rationell gesammelt und weder Mühen noch Kosten gescheut; ja er hat, um seltene Sachen zu erwerben, weite Reisen unternommen. Dafür, in welch' um fassender Weise er gesammelt, möge als Beispiel dienen, daß sich in der Bibliothek ein holländisches geographisches Prachtwerk befindet, blos weil es dis älteste Karte enthält, auf der Potsdam vorkommt. — Rußlands Größe wird am besten klar, wenn wir erfahren, wie viel Zeit ein Kurier nöthig hat, um eine Nachricht von Petersburg nach den fernsten Grenzen des ungeheuren Reichs zu bringen. Es Hal volle fünf Monate gedauert, ehe man in Kam- schatka den Tod des Czaren Alexander II. erfuhr. Drei Kosaken sollten die Trauerbotschaft nach Sibirien bringen. Der eine brachte sie nach Jakutsk und Okhoisk, der zweite nach Guijina, der dritte nach Petropawlowsk. Der letzte kam am Ende Juli an und zwar in einem Zustande so völliger Erschöpfung, daß er lange krank barniederlag. Die Post erreicht nur zweimal im Jahre Kamschatka. — Ein Berg ingenieur, welcher in der Nähe von St. Etienne mit wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigt war, traf vor kurzem bei einer Bohrung in der Tiefe von circa 500 Meter auf eine heftig hervorbrau sende warme Quelle, welche ihren Wasserstrahl bis zu 26 m Höhe über die Erdoberfläche empor schleu derte. — Wegen fortgesetzter Brausteuer-Hinterziehung