Volltext Seite (XML)
Das römische Telegramm, welches dem Papst die Worte in den Mund legt: „wenn es von ihm allein abhinge, würde das Einvernehmen mit der preußischen Regierung bereits in allen Punkten her gestellt sein," wird lebhaft besprochen. Von ein flußreichen Führern des Centrums wurde die Er klärung des Papstes als eine der Situation entspre chende bezeichnet, und hervorgehoben, wenn man in Berlin nur den ernstlichen Willen für Beendigung des Culturkampfs hätte, so würde der Friede erreicht werden können, indem auch das Centrum einen solchen erstrebe. Es wurde bemerkt, daß Herr v. Schlözer von Berlin aus den wiederholten Auftrag erhalten habe, beim Papst die Anerkennung der discretionären Vollmachten durchzusctzen, daß letzte rer aber als Mindestes eine umfassende Revision der Maigesetze nach vorheriger Vereinbarung fordere. Dem Hause der preußischen Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die unentgeltliche Uebereignung eines Abschnittes vom großen Thier garten in Berlin an das Reich, nebst den zuge hörigen Motiven seitens des preuß. Finanzministers zugegangen. Der Gesetzentwurf ist eine Folge der Annahme des Gesetzes, betreffend die Errichtung eines neuen Reichstagsgebäudes am Königsplatze, für welches eine Fläche des Thiergartens gewonnen weiden muß. Die neueste „Prov.-Corr." berichtet über die parlamentarischen Arbeiten des Frühjahrs, daß noch keine festen Bestimmungen getroffen sind, doch die Absicht bestehe, die Berathungen des Land tages zu Ostern auf längere Zeit zu unterbrechen und etwa Milte April den Reichstag zusammentreten zu lassen, neben welchem später der Landtag seine nothwendigsten Aufgaben erledigen würde. Die „Prov.-Corresp." sagt betreffs der katholi schen Partei, welche lieber mit der Fortschritts partei auf Trennung der Kirche und des Staates hinarbeiten, als sich der bisherigen Kirchenpolitik fügen wolle: Es könne dahingestellt bleiben, ob die katholische Kirche ein solches mit ihren Grundsätzen unvereinbares Verhalten billigen wolle, es leuchte aber ein, wie verkehrt es in jeder Beziehung wäre, die Hoffnungen der Katholiken auf das Emporkom men einer Partei zu gründen, welche sich von jeher als die entschiedenste Widersacherin der Kirche er wiesen habe. Die katholische Partei könne allerdings auch so ihre jetzige Machtstellung im Staate bekun den, aber es wäre eine Machtzerstörung und Zer trümmerung, nicht eine Macht zum Erbauen; es sei kaum anzunehmrn, das unter den Trümmern die Keime des kirchlichen und sittlichen Lebens sprießen würden; nicht politische Berechnung und zorniges Aufwallen, sondern nur Weisheit und Mäßigung könnten einen wahren und dauernden Frieden er reichen lassen. Der permanente Ausschuß des preußischen Volks- wirthschaftsraihs nahm bei der Berathung der Krankenkassenvorlage den Antrag an, die Dop pelversicherung auszuschließen und für die Anzeige entlassener Arbeiter eine Frist von 8 Tagen festzu stellen. Die Grundzüge für die Gemeinde-, Orts-, Jnnungs- und Fablikkrankenkaffen wurden wesentlich nach der Vorlage genehmigt, für Sterbefälle anstatt eines zwanzigfachen Betrags ein dreißigfacher fest gesetzt und eine dreitägige Karenzzeit beschlossen. Der Antrag, der Krankenunterstützung anstatt auf zwei nur auf ein Jahr auszudehnen, wurde ange nommen. Ferner berieth der Ausschuß die Krankenkafsenvorlage und nahm einen Antrag an, wonach auch die in der Landwirthschaft und in der Forstwirthschaft ständig beschäftigten Arbeiter zu versichern sind. Die Verarmung des Bauernstandes in Süd- deutschland nimmt einen immer größeren Umfang an. Die Subhastationen von Bauerngütern in Bayern sind bereits zu einer Landeskalamität be drohlichster Art geworden. Man fragt nach den Ursachen dieser Erscheinung. Der „Reichsbote" wies bereits vor Monaten auf den Hausirhandel als eine der Hauptursachen der Verarmung des Bauern standes hin. Es ist nicht der verhältnißmäßig un schuldige Hausirhandel, wie er im Süden und Westen Deutschlands vorzugsweise von den Juden aus geübt wird, sondern der Hausirhandel mit Vieh, mit Fleisch, mit Ellenwaaren, mit Branntwein u. dergl. Achtzehntel der süddeutschen Juden sind solche Hau- sirer, die den ganzen Tag, selbst den Sonntag (nur den Sabbalh nicht) die Dörfer hausirend durchziehen und mit unwiderst hlicher Zudringlichkeit und un glaublichem Zungenschlag und Geschmeidigkeit den Bauern, Handwerkern und Tagelöhnern ihre Waaren aufdringen. Der eine verleitet den Bauer zum unzeitigen Ankauf oder Verkauf eines Stücks Vieh, wobei der Bauer unter zehn Fällen neunmal der Geprellte ist; der andere zwingt den Leuten seine Ellenwaaren, Schnaps und Fleisch auf, auch wenn sie gar kein Bedürfniß, noch Geld zum Kauf haben. Man verleitet sie zum Borgen und Schuldenmachen I und die beim Hausirhandel eingegangenen Schulden sind die Grundlagen des Wuchers und des ganzen wirthschafilichen Unglücks der ländlichen Bevölkerung. Die Schulden häufen sich, die Innehaltung des Zahltags ist nicht möglich die Zinsen wachsen dazu, Wucherzinsen, Hypotheken und Wechsel bringen es so weit, daß der Bauer mit Hab und Gut dem Juden gehört. Dieser macht sich zum Tyrannen und der bisher freie Bauer wird sein Schuldknecht, bis er endlich von Haus und Hof seiner Väter ver jagt wird. Diese Leidensgeschichte dauert 4, 5, mit unter 10 Jahre, dann sind die Leute fertig. Die meisten reichen Börsen- und Handelsjuden in Frank furt, Mannheim u. s. w. sind solche Hausirer ge wesen; Rothschild handelte anfangs auch mit Ochsen. Sind diese Leute durch den Vieh- und Getreide handel auf dem Lande reich geworden, so ziehen sie in die Städte und beginnen den bequemeren Geldhandel, haben sie ja doch noch auf dem Lande ihre Verbindungen, durch welche sie den Bauern ihre Börsenpapiere, Aktien und Lotterieloose auf hängen. Schließlich concentrirt sich der ländliche Grundbesitz immernwhr in den Händen einiger weniger Geldmenschen. Dieser Hausirhandel ist die Wurzel schwerer wirthschafilicher und sittlicher Miß stände; er saugt das Volk aus und so lange er nicht beseitigt wird, helfen auch die Kreditgenossen schaften, die man hie uno da errichtet, nicht viel. Dieser Hausirhandel muß eben einfach gesetzlich ver boten werden. In früherer Zeit, wo in vielen Dörfern noch keine Fleischer oder Krämer waren, mag der Hausirhandel ein Bedürfniß gewesen sein, in einzelnen abgelegenen Ortschaften mag er es mit gewissen Lebensbedürfnissen noch sein, aber im All gemeinen ist er kein Bedürfniß mehr, sondern das größte wirthschaftliche Verderben für unser Volk und muß deshalb beseitigt werden. Wer Han del treiben will, soll sich einen Laden halten und warten, bis die Leute zu ihm kommen, um ihre Bedürfnisse zu kaufen. Wir sind überzeugt, daß dann die Leute auf dem Lande nicht halb so viel Geld in verfehlter und gemeinschädlicher Weise aus geben oder borgen, daß dem Wucherthum der wirk samste Riegel vorgeschoben und der Wohlstand un seres Volkes in ungeahnter Weise sich heben wird. Wenn unser Bauernstand Mützer wohlhabender war als jetzt, so ist der Hauptgrund der, daß ihm die Hausirer nicht so Tag für Tag vor der Thüre lagen, wie das jetzt der Fall ist. Das Gemeindecollegium von München nahm am 15. d. den Antrag Schultes, die Aufhebung sämmtlicher Simultanschulen, an. Oesterreich. Dem Siegesjubel, welcher am Sonnabend und Sonntag in der österreichisch e Hauptstadt herrschte, folgt bereits die Abkühlung. Mit der angeblichen Niederwerfung des Aufstandes hat es einen argen Haken und Montenegro scheint auch wieder einmal nicht mehr ganz sicher zu sein. Ein offiziöses Wie ner Telegramm meldet bereits: „Wie verschiedenen Abendblättern aus Kattaro gemeldet wird, beruft Montenegro, angeblich um einen starken Grenzkordon zu ziehen, die Wehrpflichtigen ein. Der Minister resident Oberst v. Thümmel unterhält seit zwei Ta gen telegraphischen Verkehr mit Wien. Der Serdar (Kriegsminister) Plamenac ist gestern mit dem Dampfer „Stambul" in einer Speziamission des Fürsten Nikita nach Wien abgereist." Italien. In der italienischen Kammer legte der Finanz minister den Stand des Staatsschatzes am 31. December 1881 vor, wonach der veranschagte sechs- millionige Ueberschuß 49 Millionen erreichte und 59 Millionen erreicht hätte, wäre nicht die Nothwendig keit höherer Ausgaben eingetreten, wofür der Mi nister bereits die Sanction der Kammer verlangte. Der Minister legte das definitive Budget pro 1882 vor, worin der veranschlagte neunmillionige Ueber schuß auf 21 erhöht wird, wonach jedoch 14 Millio nen als Quote der auf 1882 fallenden höheren außerordentlichen Militär- und anderen Ausgaben abzuziehen ist. Griechenland. Die neue Ministerlrste lautet folgendermaßen: Trikupis Präsidium, Aeußeres und provisorisches Inneres; Caolskaki Krieg, Rhonfo Marine, Calliga Finanzen, Rhalli Justiz, Lombardo Cultus und Unterricht. Serbien. In der Skupschtina interpellirte der Führer der Radicalen, Paschic, warum der Finanzminister die an ihn gestellte Interpellation über die serbischen Verluste bei der Union generale und über die eventuellen Unterhandlungen bezüglich des serbischen Bahnbaues nicht beantwortet habe. Paschic erklärte, wenn die Antwort nicht innerhalb 24 Stunden erfolge, würden die Radicalen die Skupschtina ver lassen. Der Finanzminister wird voraussichtlich am 16. d. Aufklärungen geben. Asien. Laut zuverlässigen Meldungen aus Chabarowka fangen die Chinesen an, im Gebiet Sandchaksu, südlich von Uszuri, gegen 20 Forts zu bauen, sowie überhaupt alle Städte und Uebergangsstellen jener Gegend zu befestigen. Zu diesem Zwecke sind be reits 2500 Mann chinesischer Truppen nebst einer Anzahl Arbeiter an Ort und Stelle eingetroffen. Amerika. Aus Washington wird vom 11. März gemeldet: Das Kriegsgericht hat den Sergeanten Mason, welcher den Mörder Guiteau zu erschießen versuchte, zur schimpflichen Ausstoßung aus dem Heere und achtjähriger Einsperrung bei harter Arbeit in einer Strafanstalt verurtheilt. Der Secrelär des Krieges, Lincoln, hat das Urtheil bestätigt. Atts dem Mttldenthale. "Waldenburg, 16. März. Am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, 22. März, treten in den Dienst stunden des hiesigen Postamtes für den Verkehr mit dem Publikum und im Ortsvestelldienst dieselben Beschränkungen ein, wie an den nicht aus einen Sonntag fallenden gesetzlichen Feiertagen. *— Laut Bekanntmachung der Kgl. Ersatzcom mission der Aushebungsbezirke Lichtenstein, Meerane und Glauchau findet die diesjährige Musterung hier- selbst im Rathhause am 17. und 18. April statt. Es haben sich zu stellen am 17. April früh '/r9 Uhr die Mannschaften aus Altstadt-Waldenburg, Altwaldenburg, Callenberg, Dürrenuhlsvorf, Ebers bach, Eichlaide, Falken, Franken, Gähsnitz, Grum bach, Harthau, Kertzsch, Kleinchursdorf, Langenchurs dorf, Neukirchen, Niederarnsdorf und Niederwinkel, am 18. April früh '/rü Uhr die Mannschaften aus Oberwiera, Oberwinke!, Oertelshain, Reichenbach, Schwaben, Thiergarten, Uhlmannsdorf, Walden burg, Wickersdof, Ziegelheim mit Frohndorf und Hoyersdorf. — Der Verein der Liberalen in Glauchau ladet alle patriotisch gesinnten Männer ein, zur Feier des 85. Geburtstages Sr. Majestät des deutschen Kaisers zu einem Festcommers, bestehend in Concert, Fest rede, Trinksprüchen rc. im Theaterlokal daselbst sich einzufinden. — In Penig haben 1881 5139 Durchreisende um bas Sladtgeschenk ungehalten, 357 mehr als 1880. Gewährt wurden 10 Pf. für die Persm, nur vom 15. Januar bis 13. März gab es 15 Pf. Die Unterstützung wird aus der Armenkasse gewährt, deren Aufwand sich dadurch um 585 Mk. 70 Pf. erhöhte. Aus dem SachsettLaude. — Wie aus Mentone mitgetheilt wird, erfreuen sich unsere vielgeliebten königl. Majestäten des besten Wohlseins und unternehmen täglich größere und kleinere Ausflüge in die von der Natur so außer ordentlich reizend ausgestatteten Umgebungen. Mit Freuden kann man schon jetzt constatiren, daß für Ihre Majestät die Königin der Aufenthalt in diesem südlichen Himmelsstriche von ganz besonders wohl- thnendem Einflüsse für die Wiedererlangung der vollen Genesung begleitet sein wird. Se. Maj. der König badet jetzt schon täglich in den Fluchen des mittelländischen Meeres mit vorzüglichem Erfolge. Bis Ende dieses Monats gedenken Ihre kgl. Maje stäten den Aufenthalt in Mentone auszudehnen, um dann für den Monat April noch einige Zeit in der Schweiz die so überaus stärkende Alpenlust zu ge nießen. — Ihre Majestät die Königin Victoria von Großbritannien wird jetzt täglich in Mentone er wartet und dürfte der gegenseitige Verkehr mit unsern Majestäten voraussichtlich ein sehr herzlicher werden, da die vor Kurzem aus Mörderhand so wunderbar gerettete britische Monarchin erwiesenermaßen dem König Albert und der Königin Carola von Sachsen die herzlichsten Sympathien entgegenbringt. — Die Haupteinnahmen der Eisenbahnverwal tungen bilden naturgemäß die verschiedenen Trans portgebühren; es existiren aber außerdem noch so manche Nebeneinnahmequellen, die der Beachtung werlh sind, und das Gesammtergebniß nicht un wesentlich erhöhen. Bei den Sächsischen StaatS- eisenbahnen verdient von den Nebeneinnahmen eine besondere Erwähnung diejenige, die sich aus der Nutzung der Bahnböschungen ergiebt. Befinden sich doch nicht weniger als 186 deutsche Meilen Sächsische Eisenbahnlinien auf Dämmen und in Einschnitten, und Jedermann hat Gelegenheit, zu beobachten, daß die hierzu erforderliche Flüche Land nicht unbebaut geblieben ist. Man findet auf den Böschungen, so wie den sonstigen zur Eisenbahn gehörigen Land flächen Gras-, Feld-, Obst- und Holznutzungen, und