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ein Jahres-Beitrag von Sieben Pfennigen entfällt, und werden nun die berufenen Behörden vom Ministerium des Innern aufgefordert, die betreffen den Jahres-Beiträge von den Rindviehbesitzern un verzüglich einzuheben. — Eingegangen ist beim sächsischen Landtag ein königliches Decret, welches eine den derzeitigen Ver hältnissen entsprechende Abänderung uud Vervoll ständigung der Gebührentaxe für die gerichtlichen und einzelne polizeiliche thierärztliche Geschäfte vor schlägt. In Betreff der Gebühren der Thierärzle für Verrichtungen in gerichtlichen, sowie in polizei lichen und sonstigen Verwaltungsangelegenheiten hat bis jetzt noch die aus dem Jahre 1836 herstam mende, durch die Verordnung vom 30. November 1840 anderweit publicirle Taxe bestanden. Die selbe ist nach allen Richtungen hin veraltet. — Die Ziegeleibesitzer von Dresden und Um gegend beabsichtigen zu einer Commandit-Gesell- schast zusammenzutreten, um dadurch zu bezwecken, daß die gedrückten Geschäftsverhältnisse besser wer den und daß den vielen Verlusten beim Creditgeben ein Damm gesetzt wird. Der Gesellschafts-Vertrag ist bereits entworfen und berathen und soll die Constituirung in der nächsten Zeit erfolgen. — Die Leipziger Polizei versicherte sich am 6. d. eines Gtasergesellen aus Schwerin, welcher längere Zeit von der Staatsanwaltschaft in Stendal wegen Raubmordes steckbrieflich verfolgt mied. — Die Sächsische Webstuhlfabrik vormals Louis Schönherr in Chemnitz brachte am Montag ihren zwanzigtausendsten Webstuhl zur Verladung. Die Fabrik wurde im Jahre 1852 begründet; nach 20 Jahren, 1872, kam der zehnlausendste Webstuhl zum Versandt; es sind also in den weiteren zehn Jahren wiederum zehntausend Webstühle fertig ge stellt; ein erfreuliches Zeichen für die schnell wachsende Ansdehuung des renommirten Instituts. — Die Firma Vallentin L Meyer in Chemnitz versandte dieser Tage an einen russischen Fürsten in Petersburg einen Monstreteppich, der sich neben seiner Größe zugleich durch geschmackvolle Zusam mensetzung und Sauberkeit der Ausführung aus zeichnet. Der aus einem Stück bestehende Teppich mißt inLänge undBreile je nichtwenigerals8'/LMeter und hat das enorme Gewicht von 620 Pfund. Da der Teppich das ganzeZimmer zu belegen hahmachte es be sondere Schwierigkeiten an den Ausschnitten für einen Kamin und zum Einlegen in eine Thür die Kante ununterbrochen herzustellen. Das Muster, welches im ganzen zwölf Farben enthält, ist ein reiches Blattmuster, die Blumen sind mehrfarbig in Reseda und Roth, während der Fond des Tisches schwarz ist. — Am Montag Nachmittag wurde oas 2'/r Jahre alle Söhnchen des Gutsbesitzers Bernhard Wesser aus Großenhain, Edwin, in dem etwa 20 Schrille hinter dem väterlichen Gehöfte hinfließenden Sprot- tenbache ertrunken aufgefunden. Das Kind ist da durch verunglückt, daß es sich auf die dünne Eisdecke des Baches gewagt, dort durchgebrochen und bei dem gerade dort befindlichen tiefen Wafferstande ertrunken ist. — Das „Berliner Tageblatt" schreibt: Der Neichstagsabgeordnete Arthur Eysoldt, Rechtsanwalt zu Pirna, der bekanntlich plötzlich am Typhus er krankte und deshalb im St. Hedwigs-Krankenhause untergebracht werden mußte, liegt leider noch immer sehr schwer darnieder. Trotz aufmerksamster und liebevollster Pflege, die ihm seitens der dortigen barmherzigen Schwestern zu Theil wird, und trotz sorgsamster ärztlicher Behandlung, welche der diri- girende Arzt ocs Krankenhauses, Sanitätsrath Or. Volmer, speciell leitet, ist es bisher noch nicht ge lungen, die außerordentliche Heftigkeit der schon längere Zeit andauernden Krankheit zu brechen. Namentlich ist es, wie wir erfahren, das ungewöhn lich hohe Fieber, welches, noch keinem Mittel weichend, die Kräfte des gegenwärtig im 50. Lebensjahre stehenden Patienten aufzureiben droht und daher zu großen Befürchtungen Anlaß giebt. — In Lichtenstein brach am 4. d. abends in der 9. Stunde Feuer aus, und zwar in der oberen Kammer des Conditor Landrock. Durch die frei willige Feuerwehr wurde der Brand rasch gelöscht. — Am Fußwege hinter der Schäferei des Ritter gutes Bieberstein bei Meißen wurde am 4. d. M. früh der Gemeinde-Vorstand Schilde aus Hohentanne todt aufgefunden. In amllichen Geschäften auf dem Wege nach Meißen begriffen, hatte ihn dort in Folge Gehirn- oder Herzschlags ein schneller Tod ereilt. — Der Stenographenverein in Meißen Hal jüngst eine Errungenschaft erzielt, die dem strebsamen Ver eine zur besonderen Ehre gereicht. Genanntem Vereine ist nämlich einer von den beiden Preisen zuerkannt worden, welche die Verlagshandlung der „Jllustrirlen Zeitung für Gabelsberger Stenogra phen" in Leipzig für die besten Abhandlungen über das Thema, „Welche Mittel sind anzuwenden, um den Besuch der stenographischen Vsreiussitzungen zu einem regen zu gestalten und in welcher Weise sind die Unterrichtskurse in Stenographen vereinen am zweckmäßigsten einzurichten" ausgesetzt hatte. — Bezüglich der Adorfer Brand-Katastrophe wird des Weiteren berichtet, daß das Feuer un zweifelhaft von böswilliger Hand angelegt wurde. Zwei Scheunen brannten fast zu gleicher Zeit, und nach der ganzen Sachlage scheint der ruchlose Brandstifter den Plan vorher ganz genau erwogen zu haben; denn nirgends war die Nahrung für eine Feuersbrunst größer als gerade an der Aus- bruchsstelle. Welche Bosheit gehört aber dazu! Der ärmste Theil der Bevölkerung, der sich wegen der billigen Wohnungen in jenen Stadttheil einge- miethet hatte, und der seine Habseligkeiten schon des halb nicht versichern konnte, weil keine Versicherungs gesellschaft einen Versicherungsantrag angenommen haben würde, ist nun an den Bettelstab gebracht, und nur sehr wenige Hausbesitzer werden im Stande sein, ihr Haus wieder aufzubaueu. Es ist daher dringende Hilfe nöthig; denn die Adorfer Bewohner schaft allein vermag nicht alles Elend, das über die 52 obdachlosen Familien hereingebrochen ist, zu heben. — Das Schießhaus in Elsterberg ist von den Gebr. Ruppert in Greiz für 34,800 Mk. angekauft "worden; dasselbe wird zu einer mechanischen Weberei umgebaul werden. — Der Gemeinderath von Gera hat den Beschluß gefaßt, daß sich die Stadt Gera mit 100,000 Mk. Aclien an dem Gera-Meuselwitzer Eisenbahnunter nehmen betheiligt. Der Beschluß wurde mit 17 gegen 15 Stimmen gefaßt. — Ein industriöser Angehöriger der Gegenwart ließ am Montage durch gemiethete Leute in die Häuser von Gera, wie von dort berichtet wird, massenhaft einen Kalender werfen, in welchen die Unioersalpillen des Apotheker Brandt in Schaffhausen, die gegen alle und jedes Uebel absolut helfen, dem Publikum angepriesen waren. Die Polizei legte dem Manne das Handwerk. Aus meinem Tagebuch. Von Emil Heim. (Fortsetzung.) Das Orchester befand sich auf einer Estrade von etwa 2 Fuß Erhöhung und bestand aus zwei Mu sikern und zwei arabischen Sängerinnen. Ein gro ßer dicker, unförmlicher Türke mit weißem Turban, grauem Barle und widerlichem Anschausn bediente sich einer kleinen V-oline mit 3 Saiten, wie man sich in meiner Heimath einer Bratsche oder Baß geige bedient, und entlockte diesem Instrumente ein eintöniges Geseufze; sein Gefährte, ein robuster Neger, handhabte ein paar eiserne Castagnetten, in der Größe und Form eines Suppentellers; während die beiden Mauresken mit enthüllten, bepinselten Gesichtern und ihrer goldgestickten Tracht, auf einem ausgebreiteten Teppich ruhend, einen einförmigen Gesang in klagenden Tönen, im wahren Sinne des Wortes abheulten. Gegen 7 Uhr verließen wir das Lokal, begleitet vom Wirthe und befriedig! durch die Neuheit des Eindruckes, und begaben uns auf den „Place d'Arme" wo wir uns an der Hafenseite am „Oafö äs la bourse" niederließeu, um die Musik auzuhören, den schönen prächtigen Abend zu genießen und die schöne Welt soviel als möglich anzustaunen, respecuve zu bekritteln oder Vergleiche anzustellen. Die Musikanten singen an, sich zu versammeln, sie bestanden aus dem Trompelercorps des 1. Re giments der „Chasseur d'Afrique", und das Publi kum zögerte nicht, den großen Platz mit den schönen Alleen fast völlig anszufüllen. Es war noch Heller Tag und die „Noblesse" Algiers zeigte sich in einem Pomp und einer Toilettenp-acht, welche im Stande war, die Eifersucht der Weltstadt Paris zu erwecken, der Zufall wollte, daß ein feiner eleganter Herr mil einer Dame sich in unserer Nähe niederließ und sel bige sich in deutscher Sprache unterhielten. Diese lang entbehrten Töne spannten meine ganze Auf merksamkeit und nach mehrfacher Erkundigung im Kaffeelokale erfuhr ich, daß es ein Herr B. mit seiner Frau aus Westfalen sei, welcher sich Gesundheils halber seit längerer Zeit in Algier aufyalte. Meine Absicht war anfangs, ihn sofort als Landsmann zu begrüßen, leider entschloß ich mich, ihm und seiner Frau am folgenden Tage meinen Besuch aluustatten, jedoch der folgende Tag ließ mich nicht dazu kom men, ein Umstand, den ich noch jetzt bereue, da sie zwei Tage da, auf abgereist waren. Wir begaben uns an diesem Tage ziemlich zeitig zur Ruhe, und dennoch war es beinahe 7 Uhr am nächsten Morgen, als mein Slubengenosse erwachte und ich im Begriff war, einen Brief zuzusiegeln, den ich geschrieben hatte, um denselben noch vor 10 Uhr auf der Post abzugeben, damit er mit dem „Sinay" die Rückreise nach Marseille machen konnte. Wir wünschten uns einen guten Morgen und be gannen unsere Galatoilette, um unsere Meldungen abzumachen, welche Schlag 9 Uhr auf dem Bureau des Gouvernements von Algier, des Generals Mac Mahon zu beginnen hatten. Wir versammelten uns sämmtlich um 8 Uhr im Gesellschaftssalon des Hotels, und da der Kaffee des Morgens nicht viel gebräuchlich in Frankreich und Algerien ist, so schrit ten wir zu dem üblichen „Gouter": 8aräias L 1'siuil und einem Cognac, schmauchten unsere Cigarre und traten um 8'/» Uhr unsere Reise an. Ich hatte keine Ahnung von den verschiedenen und vielfachen, sowie entfernten Meldungen, die wir abzuleiern hatten, denn ich dachte noch immer Zeit genug zu gewinnen, um meinen vorgenommenen Besuch bei Herrn B. abzumachen; jedoch irren ist menschlich, und so sollte es auch diesmal sein. Der General Mac-Mahon empfing uns um 9'/4 Uhr, er unter hielt sich wenige Minuten mit uns und wir setzten unsern Weg zum nächsten Ziele, der Commandantur, fort; jedoch hier waren die Bureaux geschlossen, da 10 Uhr die übliche Frühstückszeit, und wir gaben uns in das Schicksal, an unser eigenes Frückstück zu denken, um nach demselben unsere Obliegenheiten zu vollenden. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Der Tode und seine drei Wächter. Vor einigen Tagen starb im Städtchen Sesto im Toscanischen ein Bürger und sollte am Tuge nach seinem Tode beerdigt werden. Die Bewachung der Leiche wäh rend der Nacht wurde drei Arbeitern übertragen, die am nächsten Morgen auch das Grab Herstellen sollten. Als dieselben jedoch am andern Tage gar nicht zum Vorschein kommen wollten, da öffnete man das Leichenzimmer und fand alle Drei todt auf dem Boden liegen. Die angestellle Untersuchung ergab, daß die drei Arbeiter sich Nachts zuvor ein wenig am Weine gütlich gethan und hernach ein Kohlenfeuer angezündet hatten. Die aus der Koh lengluth sich entwickelnden Gase brachten ihnen den Tod. Vereint wurde nun der Todte mil seinen drei Wächtern zur letzten Ruhestätte getragen. Allerlei. Als im 30jährigen Kriege Jena ge plündert wurde, drang, wie Faulmann in seiner „Jllustrirlen Geschichte der Buchdruckerkunst" erzählt, ein Haufe Soldaten in eine Druckerei ein, in welcher der einzige Gehilfe, der in Jena geblieben war, arbeitete. Erschrocken wollte der Arbeiter fliehen, aber die Soldaten zwangen ihn unter Drohungen, ihnen seine Kunst zu zeigen, was er denn auch unter Zittern und Zagen that. Dar ruf zogen die Solda ten befriedig! ab. — Nachträglich wird bekannt, daß die am 11. Jan. in Essen erfolgte Hinrichtung des Lustmörders Schiff nicht den glatten, sonst ge wöhnlichen Verlauf genommen Hal. Als nämlich Schiff den Kopf auf den vsrhängnißvollen Block ge legt und die beiden Assistenlen des Meisters Kraus die Hände des Verbrechers zurückgezogen, griff Schiff nach der Wade des Scharfrichtergehilsen Bartenstein und kniff seine Hand tief in das Fleisch des Schenkels ein. Bartenstein, der, um keine Störung zu verursachen, den Schmerz verbiß, hielt so lange aus, bis der Todesstreich vollführl war. In seiner Todesangst hatte der Verbrecher den Bartenstein so sehr gefaßt, daß dieser erst nach 8 Tagen wieder im Stande war, regelrecht zu laufen. — Der sechshundertjährige Jahrestag der sicilia- nischen Vesper, der 30. März d. I., wird in Sicilien feierlich und zwar auf öffentliche Kosten be gangen werden. Die Vorbereitungen sind seit langer Zeit im Gange. Die Festlichkeiten zur Erinnerung an das blutige Ereigniß, das nicht weniger als 24,000 Franzosen das Leben gekostet hat, sollen in Palermo vier Tage dauern. — Bei einer im Kgl. Forstbezirk zu Salmü»st,er am 31. Jan. abgehal- lenen Jagd auf Hochwild hatte Herr Bürgermeister Beria von Soden das seltene Glück, drei Hirsche, Prachtexemplare, durch einen Schuß zu erl.-gen. Zweien oer Hirsche war die Kugel durch den Hals, dem dritten in die Brust gedrungen. Das Vor kommniß wird von dem Korrespondenten der h. und Rhr.-Zeitung außdrückttch verbürgt. — Der Bodensee fällt in einer Weise, daß nach der Aus sage alter Fischer der gegenwärtig niedere Wasser stand denjenigen von 1858 noch übertreffen und demjenigen von 1805, dem bekanntlich niedersten Stand, nahezu gleichkommen soll. Ueberall ragen bis zum Strombette des Rheins Sandbänke hervor. In Folge des niederen Niveaus wurden bei dem Schweizer Hörnle Pfahlbauten aufgefunden und in denselben verschiedene Gegenstände z. B. Steinbeile entdeckt. — Aus Besseres in Frankreich wird ein doppeltes Attentat gemeldet. Der Fleischerge-