Volltext Seite (XML)
lhinümger TaaMlüt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstattsn, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 33. Donnerstag, den 9. Februar 1882. Kotzauction. Künftigen Montag, den IS Februar 1882, Nachmittags 2 Uhr sollen im hiesigen Stadtwalde auf dem Holzschlage am Niederwinkler Wege 4 Stück Laubholz-Nutzklötzer, 1 Raummeter Laubholz-Scheite und 1V,« Wellenhundert dergleichen Schlagreißig in 21 Haufen meistbietend verkauft werden. Kaufliebhaber wollen sich an Ort und Stelle einfinden. Waldenburg, am 8. Februar 1882. Der städtische Forst- und Wirthschafts Ausschuß. Limmer, Stadtrath. *Waldenburg, 8. Februar 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Zwischen Fürst Bismarck, Reichsgerichtspräsident Or. Simson, Ober-Neichsanwalt Or. v. Seckendorfs, Justizminister Or. Friedberg und vr. Falk haben Besprechungen darüber stattgefunden, auf welche Weise die Disferenzgeschäfte an der Börse am besten getroffen werden könnten. In der Centrums- fraction wurde angeregt, eine Commission niederzu setzen, welche die Frage der Differenzgeschäfte be- rathen soll. Der Reichskanzler hat eine Commission von Fach gelehrten mit der Aufstellung eines Planes wegen Betheiligung Deutschlands an internationalen Polarforschungen betraut, die jetzt dem Bundes- desrath eine Geschäftsordnung vorgelegt hat. Da nach soll die deutsche Polarcommission bestehen aus dem Direktor der deutschen Seewarte Dr. Neu- mayer, Kapitän z. S. Frhr. v. Schleinitz in Berlin, Prof. Or. v. Bezold in München, vr. Börge» in Wilhelmshaven, Prof. Or. Förster in Berlin, Prof. Helmholz ebenda, Or. Nachtigal ebenda, Or. Schreiber in Chemnitz und Dr. Siemens in Berlin. Im preußischen Abgeordnetenhaus« gab am 7. d. der Cultusminister v. Goslar eine längere Aus einandersetzung über den Standpunkt des Cultur- kampses. Abg. v. Schorlemer-Alst nannte die Ernennung Fall's zum Oberpräsidenten von West falen rückstchtslos und ohne Zartgefühl gegenüber der Bevölkerung Westfalens. Die beste Schutzwehr der Throne gegen die revolutionären Sturzwellen der Zeil bildet der Glaube, darum muß der Ent- christUchung des Volkes vorgcbeugt werden und darum fort mit dem Cnllurkampf! Abg. Stablewski: Die Negierung verlangt, was sonst nur in Fällen dringendster Gefahr verlangt wird, die Diclatur. Wünsche und Hoffnungen macht man den Polen zum Vorwurf, macht man es denn den Juden auch zum Vorwurf, daß sie sich nach Jerusalem sehnen? Schürt man den vorhandenen Unmuth in den Polen zur Verzweiflung, so werden sich die Worte des Generals Skobelew erfüllen, was Dott verhüten möge! (Hoho! rechts. Beifall im Centrum.) Eine Circularverfügung des preußischen Cultus- ministers empfiehlt den Provinzialregierungen För derung der Ferienkolonien für arme kränkliche Schulkinder. Ein interessanter Vorgang aus der neuesten Ge schichte unserer politischen Presse verdient als besonders lehrreich an dieser Stelle mitgetheilt zu werden. Der Abgeordnete Bamberger ist im vori gen Jahre unter die Gründer gegangen. Er hat für seine Zwecke die Berliner Zeitung „Tribüne" erworben und diese früher im Verlage von Brigl erschienene Zeitung zur Grundlage einer Aclienge- sellfchaft gemacht. Es wurden 860 Actien zu je 500 Mk. gemacht, von denen Herr Bamberger einen beträchtlichen Theil behielt; die Mehrzahl derselben wurde jedoch an Freunde und Gesinnungsgenoffen gegen volle Baarzahlung überlassen. Die „Tribüne" wurde mit einer ganzen Anzahl neuer Redacteure ausgestatlet, Format und Inhalt des früher in be scheidenen, aber guten Verhältnissen lebenden Blattes ; erweitert, und man war nun auf die neuen Erfolge gespannt, welche das Blatt in seiner neuen Gestalt ! erzielen werde. Gleichzeitig mit der Erweiterung ! des Inhalts wurde auch die früher etwas vernach- ! lässigt gebliebene Besprechung und Kritik von Actien- - Unternehmungen ausgenommen. Neulich brachte das ; Blatt beispielsweise eine längere Auslassung gegen i Actiengesellschaften, die mit Deficit oder Unterbilanz arbeiten, deren Papiere (Actien und Obligationen) es einfach vom Handel der Börse ausgeschlossen se hen wollte. Nun muß man, nachdem die Bilanz der „Tribüne" per 31. Decembec 1881 vorliegt, billiger Weise fragen, was denn eigentlich der Han delsredacteur jenes Blattes unter einer soliden Actien- gesellschaft versteht! Diese Bilanz ist aber ss merk würdig, daß sie nähere Beachtung verdient. Dieselbe zeigt unter den Acliven folgende Posten: Erwerbs preis des Verlags- und Eigenthumsrechts der „Tri büne" 265,000 M., Cassabestand 4043 Mk., Pa- pier-Conto 5602 Mk., Mobilien-Conto 8782 Mk., Debitoren 20,277 Mk. Unter den Passiven: Actien- Capital 430,000 Mk., Creditoren 43,087 Mk. Der Betriebsverlust ist mit 169,388 Mark angege ben. Wenn man bedenkt, daß die Actiengesellschaft erst circa 11 Monate besteht (das Statut datirt vom 23. Januar 1881), so muß man sich wohl sagen, daß das Deficit des secessionistischen Blattes schon jetzt ganz leidlich angewachsen ist. Bei der Fortdauer der Geschäftsführung muß die Gesellschaft, sofern die Actionäre nicht neue Opfer bringen, in Bankerott gerathen. Doch Herr Bamberger ist reich genug, um neue Actien zu nehmen und die Geschäfte der secessionistischen Partei eventuell auf eigene Kosten weiter zu führen. Wir führen diese That- sachen an, weil sie einen Einblick in die Werk stätten gewähren, wo die öffentliche Meinung „ge macht" wird. Oesterreich. In Lemberg haben weitere Verhaftungen von Ruthenen stattgesunden; unter den Verhafteten befindet sich auch der Geistliche und frühere Reichs tagsabgeordnete Naumowicz und dessen Sohn. Die Verhafteten wurden dem Lemberger Strafgerichte übergeben. Frankreich. Die französische Armee wird nächstens mit Repe- tirgewehren ausgerüstet werden. Die Marine- Infanterie ist bereits mit Kropatschek-Repetirern bewaffnet, die sich bei der Eroberung von Sfax be währt haben. Die Treffsicherheit war befriedigend, Munitionsvergeudung trat nicht ein und übermäßige Erhitzung des Laufes blieb aus. Gestützt auf günstige Berichte über diesen Vorgang trat das Kriegsministe rium der allgemeinen Bewaffnung der gesammten Armee mit Repelirern näher. Seit einigen Tagen sind 1000 Repetirer eines neuen, bisher unbekann ten Systems bei vier französischen Armee-Corps behufs Anstellung eingehendster Versuche zur Ver- theilung gelangt. Man glaubt, daß diese günstig ausfallen, und daß alsdann die Gesammtbewaffnung der französischen Armee mit dieser die Kriegführung der modernen Zeit durchaus verändernden Waffe erfolgen wird. Die gegen die Herren Bontoux und Feder von dem Untersuchungsrichter erhobene Anschuldigung ! lautet auf Betrug, Vsrtrauensmißbrauch und Ver- s flöße gegen das Gesetz von 1867, betreffend die Handelsgesellschaften. Die beiden Finanzmänner verwahrten sich sehr entschieden gegen die ersten beiden Anklagepunkts; den dritten gaben sie zu, be merkten aber, daß fast alle Aktiengesellschaften sich ähnliche Verstöße zu Schulden kommen ließen, ohne daß sie deshalb je zur Verantwortung gezogen wor den wären. Italien. Mil Garibaldi geht es wieder besser. Die Aerzte veröffentlichen keine Bulletins mehr, hielten aber das Verbot aufrecht, Besuche zu empfangen. England. Das englische Parlament ist am 7. d. wieder eröffnet morden. In der Thronrede heißt es: Die auswärtigen Beziehungen sind herzlich. Im Ein vernehmen mit Frankreich wendet die Königin be sondere Aufmerksamkeit den Angelegenheiten Egyp tens zu, wo bestehende Arrangements ihr besondere Verpflichtungen auferlegen. Sie constatirt eine Besserung des Zustandes Irlands und spricht die Zustimmung zur Vermählung des Prinzen Leopold mit der Prinzessin Helene aus und glaubt, die Verbindung werde eine glückliche sein. Der Handel zeige eine constante Besserung, wenn schon die Staatseinnahmen noch nicht entsprechend sich ver mehrten. Der seit Monaten im Gefängniß sitzende irische Agitator, das Parlamentsmitglied Dillon, hat an den Minister Forster ein Schreiben gerichtet, dessen Ton bestimmt in den Augen aller Irländer „nichts zu wünschen übrig läßt". Auf Veranlassung aller Verwandten des Gefangenen, dessen Gesundheit an geblich sehr erschüttert war, stellte ihm nämlich die Negierung den Antrag, ihn freizulassen, wenn er sich verpflichten wolle, Irland bis auf Weiteres zu verlassen. Mr. Dillon erwiderte hierauf kurz und trocken: ec habe um nichts gebeten, er nehme von der englischen Regierung nichts an, man möge ihn daher ungeschoren lassen und er hoffe mit keinen weiteren Schreibebriefen des Staatssecretärs belästigt zu werden. Die Stimmung scheint überhaupt an Erbitterung immerfort zunehmen zu wollen, und daß man im Lande selbst sehr ernste Dinge erwarten zu müssen glaubt, gehl daraus hervor, daß die Bauern nicht daran denken, ihre Felder zu bestellen. Die „No L,ont"-Bewegung greift dabei immer weiter um sich und von Amerika allein sind an das für diesen Zweck errichtete Comilo seit Parnsll's Verhaftung nicht weniger als 209,628 Dollars ein gegangen und weitere Summen fließen immer reich licher zu. In der Burg von Dublin lief kürzlich ein an den Ober-Sekretär für Irland, Forster, adressirter Bries ein, welcher wegen seines verdächtigen Aus sehens der Polizei übergeben wurde. Das Couvert enthielt Sprengstoff, welcher bei weniger vorsich tigem Oeffnen den Oeffnenden schwer verletzt, viel leicht getödtet haben würde. Forster war vor Ein treffen des Briefes nach London gereist. Rußland. General Skobelew hat seinen Abschied aus der russischen Armee genommen.