Volltext Seite (XML)
Rohlfs über Land und Leute in Abessinien, der reich eine Stunde währte, war sehr besucht. Es mochten wohl über 600 Zuhörer im Saale sein. Zum Schluß wurde eine reiche Sammlung von Kunst- und Industrie-Producten Abessiniens der Ansicht übergeben. — Am Sonntag Abend brannten in Auerbach i. V. II Scheunen nieder. — In Rötha fand am Freitag die Beisetzung der aus Dresden ttbergeführten Leiche des am 23. Jan. aus dem Leben geschiedenen Oberhofmarschalls Freiherrn Hermann von Friesen in dem Erbbegräb- niß seines Geschlechtes statt. Das Trauergefolge, in dem sich die Söhne des Verstorbenen, Kammer herr Freiherr von Friesen auf Rötha, Major Frei herr von Friesen und Hauptmann Freiherr von Fnesen-Milntz mit mehreren Enkeln, Ihre Excellenz die verwittwete Freifrau von Friesen-Rötha, Graf Otto Vitzthum und Oberst Graf Ernst Vitzthum und andere Verwandte, ans Leipzig Se. Excellenz Generallieutenant von Montbs und Kreishauptmann Graf zu Münster befanden, verfügte sich zunächst in die Pfarrkirche, in welcher der mit Palmen und Blumen bedeckte Sarg aufgebahrt stand. Nachdem hier ein Trauergottesdienst gehalten worden mar, bei welchem der Ortspfarrer die Trauerrede hielt, bewegte sich der Zug, zu welchem die Röchaer Schützengesellschaft in Parade mit ihrem einen Trauermarsch spielenden Musikchor an der Spitze ausgerückt war, unter großer Theilnahme der Be völkerung nach dem Gottesacker, wo der Sarg in das an der Kirchenmauer befindliche Familienbegräb- niß gesenkt und vom Geistlichen der Segen gespro chen wurde. — Am 20. Januar Nachmittag in der 6. Stunde wurde in Oöerottcndorf im freien Felde ein männ licher Leichnam aufgefunden. Aus einem vorgefun denen, von dem Stadtrath zu Schandau unterm 24. d. M. ausgestellten Zwangspasse ergiebt sich, daß man es dabei mit einem 42 Jahre alten Weber und Ziegeldecker aus Sohland zu lhun hat, dessen Tod in der Nacht vom 28 /29. Jan. wahrscheinlich durch Erkältung und Lungenlähmung eingetreten ist. — An einem der letzten Tage wollte der 50 Jahre alte Dienstknecht Hofmann auf dem Vorwerk Post- Hausen bei Brandis einen Bullen, welcher sich los gerissen, wieder fesseln, und zwar ohne Beihilfe dritter Personen. Das Thier richtete jedoch den Knecht derartig übel zu, daß derselbe nach zweitägigem Krankenlager verstarb. — Als am Dienstag vor. Woche gegen 9 Uhr vormittags die Ehefrau des Gastwirths Beyer in Niedersraiikenhain in die Schlafstube ging, um etwas zu holen, fand sie dieselbe von Rauch erfüllt, und das Bett, in welchem zwei ihrer Kinder schliefen, in Brand stehen^ Es gelang ihr noch, die Kinder vor'm sicheren Tod zu retten und das Feuer zu ersticken. Gegen Mittag bemerkten heimkehrende Schulkinder aus demselben Zimmer die Flammen herausschlagen. Mit Hilfe herbeigeeilter Leute wurde auch diesmal das Feuer auf seinen Herd beschränkt. Vermuthltch haben die Kinder im Bett mit Streich hölzchen gespielt, haben dadurch den Brand verur sacht, der das erste Mal nicht gehörig gedämpft wurde, und sind dann wieder eittgeschlafen. — In Zittau sind in letzter Zeit vielfache Er krankungen von Kindern am Scharlach und Diph- theritis und in Folge dessen auch Todesfälle vorge kommen. Der Stadtrath ordnet an, daß von jeder derartigen Erkrankung sofort Anzeige gemacht wird und daß bei Todesfall stilles Begräbniß einzutreten Hal, auch öffentliche Ausstellung der Todten zu unter lassen ist. Kinder, deren Geschwister von dieser Krankheit befallen werden, sind von der Schule fern Zu halten. — Im Voigtlands ist die Idee aufgetaucht, die in Schweden producirten hölzernen versendbaren Häuser auch im dortigen Districte zur Anwendung zu bringen. — Ein Fabrikant in Brunndöbra bei Klingenthal hatte bei der vorigen Neichtagswahl einem alten Schuhmacher einen Stimmzettel für den cvnservati- ven Candidate» aus der Hand genommen, denselben zerrissen und dafür einen solchen für den liberalen Kandidaten dem allen Manne gegeben. Der Letz- tere zeigte den Vorfall an und der Fabrikant erhielt 30 Mark Geldstrafe vom Klingenthaler Schöffen gericht zuerkannt. Da dec Verurtheilte gegen die Strafe Einspruch erhob, so hatte dieser Tag das Landgericht zu Plauen über den Fall zu verhandeln Und bestätigte das Urtheil erster Instanz. Die Anklage lautete dabei auf „Sachbeschädigung". Deutscher Reichstag. S i tz u n g v o m 30. Januar 1882. Anwesend ca. 60 Abgeordnete. Das Verzeichniß der zur Erörterung im Plenum nicht geeigneten Petitionen giebt zu keiner Aussprache Anlaß. Präs. v. Levetzow giebt die übliche Uebersicht über die Geschäftsthätigkeit des Reichstags in der abgelaufenen Session. Graf v. Moltke spricht dem Präsidenten für seine sichere, umsichtige und unparteiische Geschäfts leitung den Dank des Hauses aus. Die Anwesen den erheben sich von ihren Plätzen. Präsident v. Levetzow gedenkt dankbar der Unter stützung, die ihm durch die beiden Vice-Präsidenten v. Franckenstein und Ackermann, sowie durch die Schriftführer und Quästoren zu Theil geworden. Slaatssecretär v. Bötticher theilte dann mit, daß der Bundesrath beschlossen habe, das Ersatzgesetz in der vom Reichstag beschlossenen Fassung (also ohne Erhöhung der Matrikularbeiträge) zu genehmigen, daß er aber erwarte, die nachträgliche Einstellung einer Summe aus den Ueberschüssen des noch lau fenden Etatsjahres werde nicht etwa in Zukunft als ein Präjudiz betrachtet werden. Hierauf verlas der Staatssekretär die kaiserliche Botschaft, welche ihn mit dem Schluß der Session beauftragt, überreichte die Botschaft dem Präsiventen und sprach seinem Auftrage gemäß den Schluß des Reichstages aus. Präsident v. Levetzow sprach den Wunsch aus, daß Goll den deutschen Kaiser, das A unv O jedes Deutschen, immerdar beschützen möge und brachte ein dreifaches Hoch auf Se. Majestät aus, in welches sämmtliche Anwesende einmüthig einstimmten. — Vor Kurzem sind in Zittau wieder Gesund- heilsschädigungen von Personen vorgekommen, her vorgerufen durch Genuß in sogen. Seidenberger Töpfergeschirr bereitet bezw. aufbewahrt gewesener Speisen. Aerztlicherseits wünscht man sehr die weitere Verbreitung dieser Thatsache zur Warnung des Publikums, insbesondere zur Nachachtung feiten der Hausfrauen. Das Unwesen der Kinderbettelei. Wie neulich in diesem Blatte eine einheitlichere, planvolleie Organisation der Wohlthätigkeit vor- geschlagen wurde, so möchten die nachfolgenden Zeilen auf einen anderen Uebelstand unsres Armenwesens aufmerksam machen, der gewiß schon von vielen Seiten mißbilligend wahrgenommen worden ist und dem entgegen zu arbeiten hoch an der Zeit sein dürfte. Es ist dies die in hohem Maße unter uns verbreitete und gevuldete Kinderbettelei. An den übrigen Wochentagen mehr einzeln die Stadt durch streifend, bilden dis Kinder des Sonnabends förm liche kleine Truppenabtheilungen, welche zu je drei oder vier von Haus zu Haus ziehen, so daß manche Familien allsonnabendlich von 20 — 30 solcher Kinder ausgesucht werden. Wer wollte nun nicht gern einem armen, hungernden Kinde ein Stück Brod oder einige Pfennige zum Ankauf einer Semmel gönnen? Wer sollte nicht Mitleid empfinden mit diesen oft so dürftig gekleideten, frierenden Kinder gestalten draußen an der Thür? Aber der Noth stand, in welchen uns dies- Schaaren bettelnder Kinder einen tiefen Einblick lhnn lassen, wird durch die jetzt übliche direkte Almosenverabreichung an die selben nicht gehoben, sondern nur vertieft und mehr und mehr auch zu einem bleibenden moralischen Nothstand gemocht. Es ist ja wahr, daß, so wenig Armulh an sich irgend einen Menschen schändet, so auch das Auf suchen und Empfingen von Almosen nicht verächt lich macht. Aber alle gewerbsmäßige Bettelei ist von Uebel. Sie ist doppelt verderblich, wenn schon die Kinder in zartester Jugend systematisch dazu ange halten und erzogen werden. Die Kinder lernen das Betteln alsdann nicht mehr als einen abnor men Zustand betrachten, der nur in der äußersten Nothlage, nachdem alle Versuche eigener Durchhilfe fehlgeschtagen sind, seine Entschuldigung findet, sondern als einen naturgemäßen Ausweg, als eine bequeme Beihilfe, als das gute Recht der Armuth. So wird von allen Eltern, welche ihre Kinder zum Betteln ausschicken, gegen alles sittliche Feingefühl, gegen die edelsten Regungen in den Herzen der Kinder schwer gesündigt. Das Schamgefühl, welches die meisten Menschen empfinden, wenn sie sich vor Anderen als völlig hilflos und unterstützungsbedürftig darstellen sollen, in den zur Bettelei angehaltenen Kindern wird es frühzeitig erstickt. Sie werden dar auf hingewiesen, auch späterhin als Erwachsene einen Theil ihres Unterhaltes bettelnd vor fremden Thüren zu suchen und nicht auf eigenen Fleiß, nicht auf eigene unverdrossene Arbeit, sondern aus die Gut herzigkeit und Wohlthätigkeit anderer Menschen ihr Fortkommen zu bauen. Es leuchtet ein, daß auf solche Weise das Unwesen der Kinderbettelei eine tiefgehende sittliche Erschlaffung weiter Kreise im Gefolge hat und den Pauperismus und das Vaga bundenthum in unserem Volk mit großziehe., hilft. Aber die Kinderbette!« ist auch eine Schule vieler anderer Ungehörigkeiten. Unbeaufsichtigt ziehen die bettelnden Kinder stundenlang des Sonnabends um her, ja, sie streifen auch die umliegenden Dörfer mit ab. Wie viel Unfug wird dabei ausgeübt! Zu wie viel List, Verstellung und Heuchelei greifen diese Kinder oft, um recht bedürftig zu erscheinen und in besonderem Grade das Mitleid zu erwecken! und wozu verwenden sie die empfangenen Gaben? Nur die Hälfte etwa überliefern sie den Eltern, die andere Hälfte wird auf Näschereien verwendet. Ja, selbst das empfangene Brod wird oftmals gegen etliche Naschpfennige vertauscht. Dieser angenehme und leichte Gewinn aber lockt auch solche Kinder an, deren Eltern weder bedürftig sind noch die Theil nahme ihrer Kinder an solchen Bettelstreifzügen billigen würden. Wie ist nun diesem Unwesen, welches so mannig fach Zucht und Haltung, Geist und Gemüth unsrer Kinderwelt schädigt, abzuhelfen? Von dem Eingrei fen der Eltern ist nichts zu erwarten. Die meisten unter denselben haben kein Verständniß dafür, welches Unrecht sie an ihren Kindern thun, indem sie die selben zur Bettelei erziehen. Auch mögen sie auf die Vortheile, die ihnen daraus erwachsen, nicht Verzicht leisten. Darum müssen alle die, welche bisher mehr oder weniger darunter zu leiden ge habt haben, zu gemeinsamem, gleichmäßigem Vor gehen sich verbinden. Unser Vorschläge gehen dahin: Man weigere von jetzt an consequent den bettelnden Kindern jedes Almosen und bedeute sie nicht in barschem, sondern in freundlichem Ton, daß sie von nun an nichts mehr empfangen würden, weil das Betteln für Kinder sich nicht gezieme. Dagegen könnte einer Anzahl wirklich bedürftiger Kinder besser auf solche Weise eine wahre Wohlthat erwiesen werden, wenn etwa durch Vermittlung des hiesigen Frauenvereins oder Unterstützungsvereins eine An zahl Familien sich bereit erklärte, allwöchentlich ein armes Kind des Mittags mit kräftiger Kost zu speisen. Gesetzt, daß nun zwanzig Familien sich dazu bereit fänden, so würden bei vierteljährlichem Wechsel der zu speisenden Kinder im Lauf eines Jahres 80 Kinder der Wohlthat kräftiger Speise theilhaftig wer den. Ein anderer Vorschlag würde dahin gehen, eine Art Centralstätte für die zu speisenden armen Kinder zu schaffen, also eine Art Speiseanstall ein zurichten. Doch führt dieser Vorschlag in einen ande ren Gedankenkreis hinüber, den darzulegen vielleicht später gestattet sein wird. Vermischtes. Auffindung eines gesunkene» Schiffes durch Elek- tricität. Vor einige» Jahren ging auf dem Erie-See der mit Kupfecbarren beladene Schooner „Vermillon" zu Grund.e. Die Eigenthümer des Schiffes boten damals alles Mögliche auf, die Ladung, deren Werth auf 60,000 Dollars geschätzt wurde, zu heben. Aber trotz der größten Anstrengungen gelang es nicht, die Stelle aufzufinden, wo das Schiff ge sunken war. Vor kurzem kreuzte ein Schooner, an dessen Bord sich zufällig eine neu erfundene elektrische Vorrichtung zur Entdeckung von Metallen befand, auf dem Erie-See, als plötzlich das Jnstument An zeichen gab, die auf das Vorhandensein von größeren Metallmassen unter dem Meeresspiegel schließen lie ßen. Nachdem die betreffende Stelle genau markirt war, wurden Taucher Hinabgelaffen, mit Hilfe deren es gelang, den seit einer so langen Reihe von Jahren vermißten Schooner aufzufinden und die Hebung der längst verloren geglaubten Ladung zu bewerkstelligen. Allerlei. In dem Fremden buche, welches in einer Restaurauon einer waldreichen Gegend auslag, fand man folgenden Herzensergruß: „Ach, unter diesen schönen Bäumen Möchr' ich mein Dasein verträumen!" Augusts W. Ein Witzbold hatte darunter geschrieben: „Unsinn, Auguste! Heirathen mußte!" — Aus Bitterfeld berichtet man, daß dieser Tage daselbst der Sohn eines Bauunterneh mers beim Nach^ausegehen in der Dunkelheit durch das Werfen einer Schlinge zu Boden geworfen und sodann ausgeraubt wurde. Ehe sich der Angefallene von der Schlinge, einem Hanfstrick, losmachen konnte, waren die Strolche im Dunkel der Nacht verschwun den. — Infolge de- Börsenkrise hat in Frank furt a. M. ein angesehener Bankier selbst Hand an sich gelegt. Die Verluste am Frankfurter Platze sind sehr bedeutende zu nennen. — Die Zucker fabrik in Kriegern (Böhmen) brannte vollständig nieder. Sämmtliche Vorräthe wurden vernichtet; verschont blieben nur die Wohngebäude und einige unbedeutende Nebcnbauten. Der verbrannte Zucker vorrath beträgt 60,000 Meter-Cenlner. Die Fabrik halte erst im vorigen Monate 20,000 Meter-Centner Rüben von der Zuckerfabrik in Tredttitsch über-