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spruch war ohne Erfolg und der Mann hat außer der Strafe auch die entstandenen Gerichtskosten zu zahlen. — In einer am 15. d. in Meerane stattgefun denen, von ca. 700 Webern besuchten Versammlung wurde u. a. beschlossen, einen Fachverein für Weber zu gründen, welcher die Aufgabe hat, Lohnstatistiken aufzustellen und diejenigen Fabrikanten, welche die niedrigsten Löhne zahlen, auf irgend welche Weise bekannt zu geben. Weiter wurde bekannt gemacht, daß vom 17. d. ab die Lohnzahlung nach Metern auf den Musterzetteln ausgeworfen wird. — In Meerane und Umgegend soll das Tisch rücken und Tischklopfen wieder recht in die Mode gekommen sein. Es werden täglich von Gläubigen und Ungläubigen bezügliche Experimente gemacht. — In Werdau brannten am 25. d. gegen Abend, während des heftigen Gewittersturmes, in der Reichen bacherstraße drei Häuser, und zwar diejenigen der Herren Kaufmann Franz Liebel, Tschirner und Grützner bis auf den Grund nieder. Im Grützner- schen Hause befand sich ein Laden, welcher mit allerhand Spiel-, Kurz- und Galanteriewaaren an gefüllt war. Dieser Laden ist ein einziger großer Trümmerhaufen; die meisten Gegenstände sind ver brannt. Durch den Brand sind 10 Familien obdach los geworden, von denen einige nicht versichert haben. Nur weniges Mobiliar wurde gerettet; einige Familien haben fast Alles eingebüßt. Ueber die Entstehungs ursache verlautet noch nichts. — Am Mittwoch verlor die Stadt Oederan durch den Tod einen höchst geachteten Mitbürger, den Baumeister Meilig, im besten Mannesalter stehend. In seinem Testament hat er der Stadt Oederan die von ihm vor einigen Jahren mit einem Kosten aufwand von 16,000 Mark erbaute praktische Wasser leitung in der Bahnhossvorstadt schenkungsweise vermacht. — In Königsbrück bei Dresden ist am Sonntag die Prinzessin Marie Solms unerwartet am Herz schlag verstorben. Die Prinzessin ist am 26. Juni 1852 geboren und am 30. Mai 1872 mit dem Prinzen Hermann zu Solms-Braunfels vermählt. — Am 18. d. M. wurde in der Rückersdorfer Kirche ein Paar von so verschiedenem Aller getraut, wie es wohl nur selten vorkommt. Der Bräutigam, ein -Gutsbesitzer aus A. bei Sebnitz, war nicht weniger denn 76 Jahre alt, die Braut dagegen zählte nur erst 20 Jahre. Der Schwiegervater ist in diesem Falle allerdings noch weit jünger als der Schwiegersohn. — Ein Beispiel schöner Kindesliebe wird aus Bernstadt berichtet. Die in Löbau wohnende Wittwe des vormals in Bernstadt ansässigen Bäckers Fried rich war vor einiger Zeit erkrankt. Dies wurde dem zu Valparaiso in Chile als Stellmacher in guten Verhältnissen lebenden ca. 40jährigen Sohne mitgetheilt. Dieser begab sich sofort auf die Reise, um seine Mutter noch einmal zu sehen. Nach 58tägiger Reise kam er am 15. Juli an, fand aber "ur "den Grabhügel, der sich am 12. Juli über ihrer sterblichen Hülle auf dem Friedhöfe zu Bernstadt erhoben. — In Schweina (Thüringen) wurde am 21. d. das Fröbelgrabmal enthüllt. Dasselbe zeigt auf der Vorderseite des Sockels das in Bronze gegossene Bild des Menschenfreundes, über demselben erhebt sich das Symbol seiner Lehre: Kugel Walze und Würfel. Vermischtes. Arabi Bey. Die Spanier treten jetzt mit der Behauptung auf, daß der Urheber der egyptischen Wirren, Arabi Bey, eigentlich ein Sohn ihrer Nation sei. Ein Blatt in Barcelona, die „Vanguardia", will über die Geburt und den Lebenslauf Arabis folgendes erfahren haben: Derselbe wurde im spa nischen Städtchen Denia geboren, wo noch heute eme Familie Arahi existirt, an deren Spitze ein gewisser Francisko steht, der jetzt 77 Jahre alt ist und seiner Popularität wegen „Tio Arabi" (Onkel Arabi) genannt wird. Dieser besaß einen Sohn, namens Toni, der mehrere Jahre hindurch als Matrose auf einem spanischen Kriegsschiffe diente. Eines Tages nun gerieth Toni, während er mit seinem Schiffe vor Tunis lag, mit seinem Capitän in Streit, worauf er demselben mit einem Messer einige Stiche in den Unterleib versetzte. Er sprang sofort ins Meer, schwamm ans Land und eilte in die Stadt, wo er erklärte, zum Islam übertreten in wollen. Er entging dadurch glücklich der Gefahr, »n den spanischen Consul in Tunis, der ihn schon reclamirt hatte, ausgeliefert zu werden. Der Rene gat behielt seinen Familiennamen bei und nannte sich von nun an Arabi Effendi. Später trat er in egyptische Kriegsdienste, in denen er es bis zu seiner heutigen Stellung brachte. Ein vulkanisches Phänomen, das lebhaft an die Erzählung von Sodom und Gomorrha erinnert, wird in dem arabischen Blatt „El Dschewaib" wie folgt geschildert: Ungefähr drei Stunden von Tar sus befindet sich ein Hochland, das sich unter dem Namen Kara Aaila zwischen Gebirgszügen meilen weit hinzieht. Die Bewohner vernahmen am 18. Juni plötzlich ein unterirdisches Getöse, das schließ lich so stark wurde, daß sie entsetzt aus ihren Be hausungen auf das freie Feld flohen, um dort unter freiem Himmel den Verlauf des unheimlichen Schau spiels abzuwarten. Zu ihrem Schrecken wurden sie gewahr, daß sich das etwa 200 w hohe Hochland, wie von einer geheimnißvollen Macht getrieben, etwa sechs Fuß über das normale Niveau erhob, um dann unter einer betäubenden Detonation wie eine ungeheure Erdblase zu explodiren! Dort, wo vorher ein üppiger Weideplatz gewesen war, klaffte nun ein tiefer Schlund, aus welchem ein schmutziges, salzhal tiges Gewässer mit solcher Wucht hervorquoll, daß es im Nu einen ziemlich ansehnlichen See gebildet hatte. Dabei wurden zwei Bauernhäuser, welche auf dem betroffenen Terrain standen, nicht nur demolirt, sondern mit all' ihrem Inhalt von der übelriechenden Fluth verschlungen. Inzwischen dauer ten die unterirdischen Detonationen unausgesetzt fort. Mehrere Abergläubische flehten händeringend zu Allah, denn sie glaubten, der jüngste Tag sei mit all' seinen Schrecken angebrochen. Dabei wurde die Lust meilenweit durch unerträglichen Schwefelgeruch verpestet. Erst nach mehreren Stunden schienen sich die unterirdischen Elemente ausgetobt zu haben. Mittlerweile war aus Tarsus eine Untersuchungs commission angelangt, die sofort Messungen vornahm und dabei constatirte, daß das Wasser noch immer im Steigen begriffen sei. Ein Senkblei von 15 m fand noch keinen Grund. Merkwürdig ist der enorme Salzgehalt des Wassers, das auch einen ungewöhn lich hohen Temperaturgrad besitzt. Wie der arabische Berichterstatter ausdrücklich versichert, dauerte das Steigen des Wassers noch acht Tage nach dem Phänomen fort, so daß er die Entstehung eines gigantischen Salzsees voraussieht. Zur selben Zeit, als in Kara Aaila diese sonderbare Naturerscheinung beobachtet wurde, fand auf Chios und in Smyrna bis zum Parnassogebiet eine ziemlich heftige Erd- Oscillation statt. Zur Reinigung von Taschen - Uhren. Dem „Pharm. Handelsbl." entnehmen wir folgende eigen- thümliche Procedur zur Reinigung der Uhren! So wohl verharztes Oel wie mechanischen Schmutz kann man aus Taschen-Uhren mittelst Benzin entfernen. Man öffnet das Gehäuse und steckt die Uhr in eine passende, mit Benzin soweit gefüllte Kruke, daß die ganze Uhr von der Flüssigkeit überdeckt ist, ver bindet dieselbe fest mit Pergamentpapier und läßt die Uhr gehend in dem Benzin während drei Stun den verweilen. Durch gelindes Bewegen in der Flüssigkeit befördert man die Entfernung des Schmutzes. Diese Prozedur wiederholt man mit einer neuen Menge Benzin, dem man aber jetzt eine Kleinigkeit Petroleum zur Oelung des Gang werkes zusetzt. Die nach dem Herausnehmen ge trocknete und abgeputzte Uhr ist dann ebenso gang fähig, als wäre sie aus den Händen des geschicktesten Uhrmachers gekommen. 150 Gr. Benzin sind für diesen Zweck hinreichend. Allerlei. Die Mouches werden in Wien wie der Mode. Niemandem wird es einfallen, im Ernst zu glauben, daß die schwarzen, dem Gesicht aufge klebten Tintenkleckse wirklich interessant machen. Und doch gefällt man sich darin, Stirn, Wangen, Kinn, kreuzweise mit jenen Schönheitspflästerchen zu ver unstalten. Damen, denen daran liegt, die Rundung ihrer Arme zur Geltung zu bringen, bedecken sogar den nur mit halblangem Aermel bedeckten Arm mit etlichen Mouches, ja selbst des kleinen Fingers ver gißt mau nicht. — In Essen wurde am 21. d. der jüdische Stadtarzt Or. S. verhaftet, und zwar, wie es heißt, weil derselbe in seiner Eigenschaft als Arzt bei Untersuchung erkrankter Prostituirter manchmal ein Auge zugedrückt haben soll. — Ein Wolken bruch von unerhörter Heftigkeit hat sich am 24. d. abends über Berlin entladen. Schon von sechs Uhr an verfinsterte sich der Himmel, sodaß man um sie ben Uhr nur bei Licht in den Zimmern zu arbeiten vermochte. Gegen acht Uhr brach das Gewitter los, doch scheint dieses sich mit voller Heftigkeit nur in der Nähe von Berlin, etwa in einer Entfernung von fünf bis sechs Meilen entladen zu haben; dort aber muß es, dem grellen Schein der Blitze nach, sehr heftig gewesen sein. Der Wolkenbruch, der dabei niederging, dürfte in solcher Gewalt seit Jah ren in Berlin nicht zu beobachten gewesen sein. Ohne daß Wind wehte, wurde das Wasser durch die Gewalt, mit der es niederfiel, in Streifen über die Straßen getrieben. Von den Dächern fielen wahre Sturzbäche nieder und die Straßen waren, der Gewalt des niederströmenden Regens wegen, weder für Wagen, noch für Fußgänger, passirbar. Zollhoch stand das Waffer auf allen Straßen und die verstopften Abflüsse verursachten Hunderte von kleinen Ueberschwemmungen. — Frl. Fanny Par nell, die Schwester des irischen Parlamentsmitglied- Parnell, ist in Bordentown, New-Jersey, plötzlich gestorben. — Freitag Mittags fiel bei ganz heiterem Himmel vor den Fenstern der päpstlichen Gemächer im Vatikan ein Meteorstein nieder, der eine Länge von 30 und eine Breite von nahezu 8 Cenlimetern hatte. Der Aereolit soll bei seinem Fallen ein sol ches Geräusch gemacht haben, daß man im Vatikan schon glaubte, dieser Palast werde bombardirt. Der Papst selbst eilte erschrocken zum Fenster, um zu sehen, was vorgefallen sei. — Die Versteigerung der dem Herzog von Hamilton gehörigen reichen Sammlung von Kunst-Gegenständen aller Art gelangte am 20. d. nach 17tägiger Dauer zum Ab schluß. Die Sammlung lieferte einschließlich der Beckford-Bibliothek einen Gesammt - Erlös von 8,560,000 deutschen Reichsmark oder etwa 2 Mil lionen Mark mehr als von den besten Sachkennern erwartet worden war. 84 Gegenstände allein brach ten die Summe von 4,138,380 Mark. Die Samm lung bestand aus 2213 Stücken, so daß jedes Stück im Durchschnitt 3600 Mark erzielte. — In Frank furt zahlt die höchste classificirte Einkommensteuer Wilhelm Frssiherr von Rothschild, nämlich 143,640 Mark, dann Meyer Karl von Rothschild 136,800. Von den auswärtigen dort auch veranlagten Mil gliedern dieser Familie zahlt Adolf Karl von Roth schild in Paris an die Frankfurter Commune 1094 Mark, und die Freiin Alice von Rothschild in Lon don ebensoviel. Salomon Albert von Rothschild in Wien zahlt 114 Mark und der gleichfalls dort le bende Nathanael Meyer die gleiche Summe. — Bei dem Gewitter am 24. wurden in Wien 4 Canalräumer in der Himbergerstraße durch plötzlich hereinstürzende Waffermassen überrascht. Sie konn ten sich nicht retten und ertranken. Die Leichen wurden bisher noch nicht gefunden. — Die Nürn berger Ausstellung hat, wie uns ein Freund unseres Blattes schreibt, die Erwartungen weit über troffen. Die Reichhaltigkeit der ausgestellten Pro- ducte, die geschmackvolle Aufstellung, Alles vereinigt sich zu einem Gesammtbilde von kolossaler Wirkung. Der Besuch am Sonntag Nachmittag belief sich auf 14,000 Personen. Gewerblich technischer Theil. (Erscheint jeden Donnerstag.) Koffer aus Rohrplattenstoff. Die hohen Preise des Passagiergepäcks, sowie die wenig rücksichtsvolle Behand lung, welche die Gepäckstücke von seiten der Bediensteten auf den Bahnen oft zu erdulden haben, lassen es wün- schenswerth erscheinen, daß Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit die Haupteigenschaften eines zweckentsprechenden Reisekof fers ausmachen. Bei den bisher verwandten Materialien Holz und Leder ließ sich beides nicht genug vereinigen. Dieser Mangel hat den Sattlermeister G. Lippoldin in Dresden veranlaßt, die Verwendung eines Stoffes zu versuchen, welcher bei großer Leichtigkeit eine noch größere Dauerhaftigkeit wie Holz und Leder besitzen soll; es ist dies der sogenannte Spanischrohrplattenstoff. ^Derselbe besteht aus prismatisch gespaltenen Stäbchen von Spanisch rohr, welche mittelst einer besonderen Maschine in feuchtem Zustande aneinandergepreßt und dann mit Klebestoff und Gewebelagen (Maschinenriem-Segeltuch) zu Platten ver einigt werden. Ein Oelfarben-Anstrich giebt den Platten ein eleganteres Aussehen, sowie Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit. Aus diesem Material fertigt der Erfinder seine Koffer, welche in der äußeren Form von den üblichen nicht abweichcn, sich aber durch eine große Leichtigkeit aus zeichnen. Ein Koffer von 75 ein ^ünge, 47 om Breite und 47 em Höhe wiegt nur 11 Unversinkbare Schiffe. Nach englischen Blättern liegt der dortigen Admiralität augenblicklich die Erfindung eines Mr. Richard Golston Sayers vor, eines jungen Indiers, welcher sich in London zum Studium der christlichen Re ligion aufhält. Diese Erfindung bezweckt nichts geringeres, als jedes Schiff vor dem Versinken zu bewahren. Das Princip der Erfindung beruht auf mit Luft gefüllten, wasserdichten Pontons oder Säcken, welche jedes Schiff, an seinen Seiten befestigt, mit sich führt und die im Mo mente der Gefahr durch eine rasch und leicht in Bewegung zu setzende Luftmaschine gefüllt werden können. Es ist leicht, die Schwimmkraft zu berechnen, welche durch eine bestimmte Anzahl Kubikfuß Luft irgend einem Gewichte von Wasser plus Holz oder Eisen gegeben wird, und die Wirksamkeit ist um so einleuchtender, als das System bei gewissen Arten von Rettungsbooten bereits erprobt ist. Allein ob die zum Tragen großer eiserner Schiffe nöthigen ungeheuren Luftsäcke mittelst Blasebälgen oder irgend welcher anderen Vorrichtung im Augenblicke der Gefahr des Versinkens während eines Sturmes oder bei dem plötzlichen Eröffnen eines Leckes in der That rffch genug mit Luft gefüllt werden können, dies scheint zweifelhaft. Neueste Nachrichten. Frankfurt a. Ri., 25. Juli. Aus Wiesbaden erfährt man, daß anderthalb Millionen holländischer Papiergulden, welche in der Schublade eines alten Schreibtisches bei einer Aucsion im englischen Hof dortselbs! mit verkauft wurden, keinerlei Werth mehr