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sammeln und diejenigen Handelshäuser, welche drüben bereits Factoreien oder Filialen besitzen, für seine Ideen zu gewinnen. Bekanntlich verfolgte die Re gierung genau die gleichen Ziele, als sie dem Reichs tag seinerzeit die Samoavorlage machte, leider fand sie aber nicht die wünschenswerthe Gegenliebe. Oesterreich. Der deutsche Kronprinz hat in Wien eine längere Unterredung mit dem österreichischen Minister des Aeußeren, Kalnoky, gehabt. Die Meldung Wiener Blätter, der Kronprinz habe den Grafen Kalnoky nicht zu Hause getroffen, ist danach unrichtig. Aus Lemberg meldet man der „Pol. Corr.", daß die aus Rußland flüchtig gewordenen und nach Amerika ausgewanderten Juden, da sie sich in ihren Erwartungen getäuscht sehen, wieder nach Galizien zurückzuströmen beginnen, daß an 100 derselben bereits zurückgekehrt sind, und eine noch größere Zahl ihre Rückkehr angezeigt hat. Dieselben werden mit den anderen noch in Galizien weilenden Flüchtlingen auf gleichem Fuße behandelt und un geachtet ihrer Abneigung dagegen zumeist nach Rußland zurückgesandt werden. Italien. Die Klage der Erben Pius IX. gegen das italienische Königreich auf Ausfolgung der durch sechs Jahre nicht behobenen Civilliste im Betrag von 15 Millionen Lire wurde vom Gerichtshof zurückgewiesen, weil die Civilliste nicht für Pius IX., sondern für den Papst bestimmt war. Dieser als solcher habe das chm angeboiene Geld nie an nehmen wollen. Die Erben wurden auch zur Tra gung der Kosten verurtheilt. England. In Irland ist in der vergangenen Woche kein einziges schweres Verbrechen vorgekommen. Ob dies, wie einige glauben, dem neuen Zwangs gesetz zuzuschreiben oder ob das Volk der ewigen Ausschweifung endlich müde ist, ist schwer zu ent scheiden, jedenfalls aber ist die Thatsache, daß keine erheblichen Gewaltthaten zu verzeichnen sind, eine sehr erfreuliche, und wollen wir hoffen, daß das Land endlich besseren Zuständen entgegengehe. Während der ersten drei Monate dieses Jahres wanderten 14,339 Personen aus Irland aus, oder 3231 mehr als in derselben Periode des Vorjahres. Die jetzige Bevölkerung der Grünen Insel beläuft sich nur noch auf etwas über 5 Millionen Seelen, und dürfte der stets zunehmende Auswandererstrom die Zahl der Einwohner des Landes im Laufe dieses Jahres noch erheblich verringern. Dies ist eine ganz natürliche Folge der jetzigen unbefriedigenden Zustände der Dinge, wodurch das Kapital aus dem Lande getrieben wird und Ackerbau sowohl wie Handel und Gewerbe paralysirt werden. Rußland. Einen tiefen Eindruck hat es auf den Kaiser ge macht, daß der vor Kurzem als Nihilist verhaftete Husaren-Major Tichotzka mit allen Offizieren der kaiserlichen Pacht „Alexandria" befreundet war. Man wußte, daß er vom Hofminister Woronzow- Daschkow zur Aufnahme in die kaiserliche Ochrana empfohlen war, und er hatte dadurch die vollste Freibeit, sich überall in Peterhof und auf den Wach schiffen zu bewegen. Als er die Verhaftung Tichotzkas erfuhr, soll der Kaiser ausgerufen haben: „Auf wen kann ich mich denn ferner verlaffen? Türkei. Die türkischen Commissäre erklärten in der am 24. d. stattgefundenen Conferenzsitzung, die Pforte sei im Princip bereit, Truppen nach Egypten zu schicken. Aeußerung über die Modalitäten, welche sich nach der identischen Note vom 15. Juli an diese Sendung knüpfen würden, behielten sich die türkischen Commissäre bis zur Mittwochs sitzung vor. Egypten. In Tantah wurden, wie Augenzeugen berichten, 85 Christen und Juden gemartert. Man band die Männer an in die Erde gerannte Pflöcke und schändete vor ihren Augen die Weiber und Mädchen. Das Geschrei der armen Opfer soll herzbrechend gewesen sein Damit waren die Grausamkeiten noch nicht zu Ende. Nun wurden die Weiber bei leben digem Leibe in Stücke zerrissen und die Männer auf Scheiterhaufen verbrannt. In Tantah retteten sich nur zwei Christenmädchen. Drei Juden verbarri- kadirten sich, wie die Meute herankam, in ihrem Hause und leisteten erbitterte Gegenwehr. Sie tödteten einen Offizier, der die Horde anführte, und zwei Beduinen. Hierauf legten die Barbaren Feuer an's Haus. Die Eingeschlossenen zogen es vor, sich zu tödten, und wurden ihre Leichen unter dem Wuthgeheul der Menge durch die Straßen geschleppt. Es ist erwiesen, daß sich Soldaten und Offiziere an den Massacres betheiligten. In Kairo fanden die Gemetzel in Gegenwart des Gouverneurs statt. Eine Lloydsdepesche aus Port Said meldet, daß der Kanal noch frei ist, doch sei die Lage un gewiß und besorgnißerregend. Die „Daily News" meldet von Alexandrien, daß der englische Vertreter den Khedive verständigt habe, daß England da« gegenwärtige egyptische Ministe rium anerkenne. Der Khedive möge aber schnell stens einen neuen Kriegsminister an Stelle Arabi Paschas ernennen. Der Fanatismus der Araber wüthet bereits mit furchtbarer Wildheit gegen alle Fremden. In Kairo, Damiette, Tookh Benta, Caliub, Tanta sind die Christen massacrirt worden. In Zagasig ist ein Deutscher der Wuth des Pöbels zum Opfer gefallen. In Caliub hat man nach einem Berichte des „Times"- Correspondenten in Alexandrien eine ganze Familie aus dem Eisenbahncoupe gerissen, auf die Schienen geworfen und von der Maschine zermalmen lassen. Arabi selbst wird beschuldigt, das Signal zu diesen Massacres gegeben zu haben, indem er dreißig Personen, welche seinen Verdacht erregt hatten, kalt blütig ermorden ließ. In Kairo soll vergleichsweise Ruhe herrschen, doch schaaren sich die Studenten der Moschee-el-Aghar, welche sich auf 9000 Köpfe beziffern, zusammen, um als eine besondere Legion sich unter die Befehle Arabi's zu stellen. Arabi hat nach Kairo den Zusammentritt der Notablen aus geschrieben, um über sein und des Khedive Ver halten zu entscheiden. Hundert Notablen haben sich darauf im Ministerium des Innern versammelt. Den Sheikh Edwi, ein leidenschaftlicher Parteigänger Arabi's und Prätendent auf die Stelle des Sheikh- ul-Jslam, beantragte, dem Khedive den Gehorsam aufzukündigen und den heiligen Krieg zu erklären; dieser Antrag wurde von den Sheikh-ul-Jslam unter stützt. Doch erhob sich dagegen eine lebhafte Oppo sition, deren Antrag, eine Deputation an den Khedive nach Alexandrien zu schicken, angenommen wurde. Die Deputation machte sich sofort auf den Weg, doch scheint sie von Arabi Pascha abgefangen zu sein, lieber ihren Verbleib herrscht Ungewißheit. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 26. Juli. Ein recht hübsches und allseitig befriedigendes Sommerfest hielten am gestri gen Tage die Inhaber der Firma Abt hierselbst, Posamentenfabrik, auf dem hiesigen Anger und dem Saale des Schießhauses mit ihrem Hilfs- und Ar beiterpersonal ab. Beim Concert eines kleinen Musikchors machte sich das etwa 80 Personen, theils männlichen theils weiblichen Geschlechtes, zählende Personal im Freien vergnügt und genoß dann im Verein mit den Familien ihrer Arbeitgeber Kaffee und Kuchen. Späterhin wurde eine solenne Tafel errichtet, an welcher die Familien des Fabrik hauses, sowie die sämmtlichen Arbeiter unv Arbei terinnen und einige Gäste theilnahmen. Die aus der Mitte des beschäftigten Aufsichts- und Arbeiter kreises hervorgehenden Hochs auf ihre Chefs und deren Familien, die ihnen dieses Fest bereitet, zeigte so recht das gute und beiderseits gewürdigte Ein vernehmen der Arbeitgeber und Arbeiter, auf dessen ferneres gutes Fortbestehen ein Gast toastete. Ein sehr fröhlicher Ball, an welchem auch die Herren und Damen der Firma lebhaften Antheil nahmen, beschloß in noch langer Ausdehnung das Fest, das geeignet sein konnte, das Verhältniß der betheiligten Kreise nur noch inniger zu gestalten. *— Bei dem heute Mittag hier auftretenden Gewitter schlug der Blitz in die auf dem Kirchthurm unserer Stadtkirche angebrachte Blitzableitung. Beim Uebergange über die Dachrinne sprang der Blitz jedenfalls infolge schadhafter Leitungsverbindung in die Dachrinne über, fuhr in derselben fort bis ans nächste Dachrinnenfallrohr und in letzterer zur Erde herab. In halber Höhe des Gebäudes ist der Blitz wahrscheinlich mit einem aufwärtsströmenden nega tiven Strom zusammengetroffen, denn daselbst befand sich eine durch, die Hitzeentwickelung und Pression durchgeschmolzene Oeffnung von ca. 7 om. im Durchmesser. Dieser Fall mahnt wiederum daran, daß es unbedingt nöthig ist, die Blitzableitungen von Zeit zu Zeit auf ihre Leitungssähigkeit prüfen zu lassen. *— Gestern Nachmittag verunglückte beim Logen bauen aus hiesigem Schützenanger ein Zimmermann, indem eine Bretterwand umfiel, wodurch demselben nicht unbedeutende Quetschungen an den Beinen beigebracht wurden. Der Verunglückte wurde nach Remse in seine Wohnung geschafft. *— Die Altstadt bereitet sich schon seit einigen Tagen zu der morgen und übermorgen stattfindenden Jubelfeier des 400jährigen Bestehens der Töpfer innung daselbst vor; die Häuser schmücken sich mit frischem Grün, Ehrenpforten entstehen u. s. w. Obgleich wir bereits vor einiger Zeit das Pro gramm zu diesen Festtagen in seinen hauptsäch lichen Punkten veröffentlicht haben, wollen wir heute doch noch einmal darauf zurückkommen. Morgen Donnerstag früh 5 Uhr wird das Fest mit einer Reveille eingeleitet werden. Um 8 Uhr findet Quartal bei dem Obermeister Herrn Moritz Sieber und um 10 Uhr Umzug zum neuen Obermeister Herrn Emil Resch statt. Daselbst erfolgt Empfang und Begrüßung der Gäste. Nachmittags 2 Uhr: Versammlung zum Festzug beim Obermeister Herrn Emil Resch und darauf Festaclus und Eröffnung der Töpferschul-Ausstellung im Gasthof zum Hirsch. Abends 6 Uhr Festessen im Gasthof zur Weintraube mit nachfolgendem Ball. Das Programm für Frei tag lautet wie folgt: Früh 9 Uhr: Quartal bei dem Obermeister Herrn Emil Resch. 10 Uhr: Gemein schaftliches Frühstück im Ausstellungslokal. Nach mittags 3 Uhr: Gemeinschaftlicher Spaziergang mit Musik nach Grünfeld. Abends 8 Uhr: Commers in der Weintraube. — Am Sonnabend gegen Abend bemerkte der Bahnwärter Kreutziger, welcher am Bahnübergangs an der Crimmitschauer Straße zu Zwickau stalionirt ist, einen kleinen ca. 3 I ahre alten Knaben zwischen den Schienengeleisen daher trippelnd; kurz hinterher war bereits der Schnellzug in Sicht, es gelang aber dem Bahnwärter, das Kind noch reichtzeitig vom sicheren Tode zu retten und von dem Geleise herunter zu bringen. Aus dem Sachfenlande. — Die Zahl der im Jahre 1881 in Sachsen vorgekommenen tödtlichen Verunglückungen betrug 767, gegen 759 im Vorjahre. Es befanden sich dabei 616 Personen männl., 136 weiblichen Ge schlechts, während bei 15 die Geschlechtsangabe fehlt. Die meisten tödtlichen Verunglückungen erfolgten durch Ertrinken, und zwar zusammen 257, al«: 201 männl, und 56 weibl. Nach dem Lebensalter fanden die meisten unter 14 Jahren den Tod, als: 127 Knaben, 68 Mädchen, zusammen 195. Nach der Zeit verunglückten die meisten im Monat Juli (106), was jedenfalls darin seinen Grund hat, daß gerade in diesem Monat so viele Verunglückungen beim Baden vorkommen. — Von der 20 Punkte enthaltenden Tagesordnung der Generalversammlung von Sachsens Militär vereinsbund verdienen hauptsächlich folgende Beschlüsse hervorgehoben zu werden. Aufnahmefähig in Militär vereine sind künftig alle diejenigen Ersatz-Reservisten, welche den Fahneneid geleistet haben. Der Anschluß an den deutschen Krieger-Verband wurde nach längerer Debatte, nach welcher fast gar keine Sympathien für diesen Anschluß vorherrschend sind, mit einer großen Stimmenmehrheit abgelehnt. Dem Unwesen wegen Neubildung von Militärvereinen an kleineren Orten, wo bereits Militärvereine bestehen, soll ent schieden gesteuert werden, auch wird künftig alljähr lich i/z des Erlöses für den Kalender an hilfsbe dürftige Soldaten-Wittwen zur Vertheilung gelangen. In das Directorium wurden die Herren Beyer, Lip pold, Luge, Venus wieder, hingegen Grieshammer und Junghanns neu gewählt. Stellvertreter sind die Herren Schneider, Walther, Klähn. Es erhalten künftig durch den Bund alle diejenigen Vereinsvorsteher, Kassirer und Schriftführer, welche dieses Amt im Verein 25 Jahre beklei den, ein Ehrendiplom, Mitglieder hingegen, welche dem Verein 50 Jahre angehören, ein Glück wunschschreiben. Den Hagel- und Wasserkalamitosen in Tiepersdorf und Gelenau, welche gleichzeitig den Militär-Vereinen angehören, werden 150 Mark Unterstützung aus der Bundeskasse bewilligt. Die Betheiligung am Hamburger Kciegerfeste wird den einzelnen Vereinen anheimgestellt und der Beschluß gefaßt, im Jahre 1883 zur Feier des 10jährigen Bestehens von Sachsens Militär-Vereinsbund ein großes Kriegerfest in Dresden zu veranstalten. Nach Beendigung der Tagesordnung betheiligten sich die Anwesenden an der Festtafel und unternahmen als dann am 24. d. früh eine gemeinsame Partie nach Schandau. In der Bundeskasse befindet sich ein Bestand von 3796 Mk., in der Kasse der Wilhelm- Augusta-Stiftung hingegen einer dergleichen von 6775 Mk. — In Chemnitz traf am 23. d. die erste Sen dung Roggen diesjähriger Ernte aus der Provinz Posen von hochfeiner Qualität ein. — Von der Reichssteuer für Lotterieloose werden auch die Loose betroffen, welche auf Volksfesten zum Ausspielen von Pfefferkuchen u. s. w. benutzt wer den. Wegen Umgehung dieser Steuer war ein Einwohner von Chemnitz von der Stadtbehörde mit 250 Mark Strafe belegt worden. Derselbe hatte zu dem im nahen Altendorf kürzlich stattgefundenen Schießfeste 500 Loose versteuert, dieselben jedoch nach jedem Spiele wieder eingefordert, in die Urne gelegt und so thatsächlich dieselben Loose zu allen Lotterien verwendet. Sein dagegen erhobener Wider-