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der durch die Post zu beziehenden deutschen Zeitun gen beträgt 1495, wovon 826 auf Preußen, 164 auf Baiern, 128 auf Sachsen, 90 auf Württemberg, 61 auf Baden rc. entfallen. Orte, aus welchen nach der Zeitungspreisliste mehr als 30 Blätter durch die deutschen Postanstalten bezogen werden können, sind in Deutschland Berlin mit 389 Blätter, Leipzig mit 234 Blätter, München mit 89, Stutt gart mit 76, Dresden mit 75, Hamburg mit 58, Frankfurt a. M. mit 52, Hannover mit 46 und Breslau mit 37 Blättern, im Auslande Paris mit 614, London mit 469, Wien mit 110, New-Jork 130, Brüssel mit 78, Kopenhagen mit 78, St. Pe tersburg mit 47, Rom mit 41, Amsterdam mit 34, Mailand und Prag mit je 31 Blättern. Gegen dos Jahr 1881 haben in der Preisliste für 1882 die in deutscher Sprache erscheinenden Blätter um 211 Stück und diejenigen in fremder Sprache um 185 Stück zugenommen. Eingegangen sind im letz ten Jahre nicht weniger als 412 deutsche Blätter, darunter 39 in Leipzig erschienene; 171 dieser Blätter erreichten nur das Aller von höchstens einem Jahre. — Die gute Mutter Natur hat sich bekannter maßen in der letzten Zeit so manches Späßchen erlaubt, in einer so sabelhaften und excenlrischen Weise ließ sie ihre Launen aber doch nicht wieder spielen, als dies im Jahre 1186 der Fall gewesen. Am Neujahrstage genannten Jahres, sv erzählt eine alte Cbronik, war warmer Sonnenschein und Alles grün uno lustig; in der Mitte der zweiten Hälfte des Januar standen alle Obstgärten in vollster Blüthe, so daß man im Februar schon Aepfel und Birnen auf den Bäumen sah. Noch im selbigen Monat blühte der Wein und wuchs das Getreide mit Macht; im Mai war allerorten Ernte, die Weinlese geschah im August und fiel sehr reichlich aus. Unglaublich, aber wahr! — Die am vergangenen Mittwoch zu Dresden zusammengetretene Delegirten - Versammlung des Sächsischen Lehrer-Pensions-Vereins beschloß mit 828 gegen 44 Stimmen die Auflösung des Vereins. — Aus Leipzig wird geschrieben: Der Freitag Nachmittag zeigte in den ersten Stunden ein heiteres Gesicht; es kamen sogar Sonnenblicke freundlicher Art vor. Leider dauerte diese Freude nicht lange und ein Nebel von so freundlichster Dichtigkeit über fiel die hiesigen Stadt, als wollte er das Bild eines in Sack und Asche Buße thuenden Ortes hervor bringen. Bis in die Vorstadt, in die Umgegend hinaus erstreckte sich dieser ungemein dicke Nebel schleier. Die Pferde-Eisenbahn mußte fortwährend so zu sagen das „Nebelhorn" blasen lassen, was für die Kutscher, die keine Dampfpfeifen zur Hand hatten, eben eine mißliche Sache war. Ohne jene Vorsicht wären Zusammenstöße mit Geschirren und Ungllicksfälle mil-Passanten kaum zu vermeiden ge wesen. Auf den Straßen, selbst den engeren, konnte man nicht von einer Seite zur anderen sehen, d. h. nicht die gegenüberliegenden Häuserreihen erblicken. Es war rein zum Irrewerden, und man Hal sich factisch stellenweise verirrt. — In einem nahe bei Chemnitz gelegenen Fabrik- Etablissement waren, wie schon berichtet, vor einiger Zeit 88 Meter Kupferrohr im Gesamm'.gewicht von 10 Centnern gestohlen worden. Die anqestelllen Recherchen hatten Erfolg, indem die Diebe theils auf benachbarten Ortschaften, theils in Chemnitz ermittelt sind und sestgestellt wurde, daß dieselben das Kupferrohr an einen Althändler verkauft hatten. Ein Chemnitzer Fabrikbesitzer hatte nun in Erfahrung gebracht, daß unter den Dieben auch ein Mann sei, der früher bei ihm in Arbeit gewesen war. Da aus seiner Fabrik zu der gedachten Zeit, während welcher der Mann bei ihm gearbeitet hatte, eine größere Quantität Kupferrohr gestohlen worden war, lenkte sich sein Verdacht nunmehr auf diesen Mann und erstattete er deshalb Anzeige. Der der Hehlerei dringend verdächtige Althändler, wie die Diebe wur den verhaftet. — Zum Bürgermeister in Crimmitschau ist am 30. December der bisherige Bürgermeister vr. Alfred Grundig in Pegau gewühlt worden. — In der „Herberge zur Heimat!" in Zittau hat sich am heiligen Abend ein gefährlicher Ein brecher eingeschlichen gehabt, der nach verrichtetem Einbruch seine scharf geladene Schußwaffe wieder an sich zu nehmen vergessen hat. Er plünderte mehrere Räume, war sogar auch im Keller, aus welchem er etliche Pfund Butler mitnahm, und hat dem Herbergsverein einen Schaden von etwa 150 Mk. zugefügt, da er auch einem Herbergsgast seine Sach-n mitgenommen, die ersetzt werden mußten. — Am Donnerstag ist der Werksührer in der Niedermühle in Pegau mit dem Fahrstuhl einige Swckweike herabgestürzt, wobei er sich den rechten Arm ausfiel und schwer am Kopf beschädigte. — Das Strehlaer Wochenblatt schreibt: Seit über 4 Wochen ist bei uns Niemand gestorben. Unser Todtengräber kann mit dem Collegen aus Pausa auf die Wanderschaft gehen. — In dem zum Kalkwerke der Aktiengesellschaft zu Ostrau gehörigen Steinbruche sah vor einigen Tagen ein Arbeiter beim Sprengen einer Fels wand ein Felsstück auf sich zu stürzen und erhielt durch den Schreck einen Herzschlag; das Felsstück flog über den sofort todt niedergestürzten Mann hin aus, ohne ihn zu treffen. — Seitens der städtischen Kollegien in Auerbach ist im Verein mit den Gemeindevertretungen von Georgentyal, Obersachsenberg, Untersachsenberg, Brunndöbra, Rolhewisch, Ellefeld, Mühlgrün, Beer heide, Hauptbrunn, Hohengrün, Rempesgrün und Forstrevierverwaltung zu Ellefeld an die Stände versammlung petirt worden: „Hochdieselbe wolle der hohen Staalsregierung zu Erbauung einer den Bedürfnissen des Verkehrs möglichst entsprechenden Querverbindung zwischen der Zwickau-Lengenfeld- Falkensteiner und der Chemnitz-Aue-Adorfer Bahn, sowie zum Ausbau der Strecke Klingenthal-Graslitz die Ermächtigung ertheilen. — Gelegentlich einer Jagd in Kiefern-Waldungen bei Dahlen sind kürzlich von einer Leipziger Jagd- gesellichaft drei lebendige Schmetterlinge, sogen. Citronenvögel, angetroffen und mit nach Hause ge nommen worden. — Das in der Umgegend von Bärenstein neu eingeführte Knopfhäkeln findet unerwartet einen großen Beifall. Von allen Seiten melden sich Frauen, Mädchen, Knaben, welche es lernen wollen. Ver schiedene Gemeinden sind auch durch ihre Vorstände mit dem Orts-Comitee in Verkehr getreten und wird voraussichtlich nach den Feiertagen dis Betheiligung an den Lehrcursen bedeutend werden. Es werden bald wöchentlich 100 Gros Knöpfe geliefert werden können und ist neuerdings Bestellung auf 500 Gros eingegangen. — In Lauenhain ist unter den Kindern die Dyphtherilis-Krankheit in bedenklicher Weise aufge treten und sind derselben schon mehrere Kinder erlegen. — In Steinpleis wurde am 27. v. M. nach mittags im oberen, zum Rittergute Untersteinpleis gehörigen Teiche der 37 Jahre alte, in Lauter ge borene Steinsetzer und Korbmacher Carl August Espig todt aufgefunden. Derselbe Halle sich schon vor 3 Wochen aus seiner Wohnung entfernt und dürfte aus Schwemuth den Tod freiwillig gesucht haben. Er hinterläßt 1 Wiitwe und 1 Kind. Vermischtes. Vulkane auf dem Monde. Die Hypothese, daß die Mondoberfläche eine starre Oede sei, wurde zu erst von Or. Hermann I. Klein in Köln bestritten, welcher die Entstehung einer kraterartigen Einsenkung im mittleren Theile des Mondes nordwestlich von dem Krater Hyginus entdeckte und damit die Thal- i fache vulkanischer Vorgänge auf dem Monde con- I stalirte. Zwar versuchten die Anhänger der allen > Ansicht, ihre Meinung zu verlheidjgen, allein oyne Erfolg; denn bald stellte sich der berühmte englische Selenograph Edmund Neiion vollkommen auf den Standpunkt Klein's und bewies schlagend, daß die von vr. Klein gezogenen Folg rungen einzig und allein zulässig seien. Und nun hat auch, wie die „K. Z." berichtet, der Nestor der Monobeobachter, Ör. Julius Schmidt, Direktor der Sternwarte in Athen, sich in einem offenen Sendschreiben an Or. Klein für die behauptete Neubildung ausgesprochen. In diesem Sendschreiben sagt Or Schmidt u. A.: „Ein Auszug aus den Handschriften zu meinen Originalzeichnungen ward schon 1877 begonnen, bald nachdem Sie mir gemeldet, was Sie in gedach ter Gegend gesehen, und die Gründe dargelegt hallen, aus denen mit Wahrscheinlichkeit auf eine Neubil dung geschloffen werden durste. Ich glaubte jedoch, - mit der Veröffentlichung meiner Angaben nicht eilen ! zu müssen, sondern hielt es für besser, das eigene Urtheil von den Beobachtungen der folgenden Jahre abhängig zu machen. Inzwischen gehl das fünfte Jahr seit Ihrer Entdeckung bald zu Ende und ich glaube, daß es nun an der Zeit ist, durch Mil theilung meiner 42 Jahre umfassenden Beobachtungen sowohl die Ihrigen als auch meine und Neison's Schlußfolgerungen im Wesentlichen zu bestätigen." Weiter theilt Or. Schmidt mit, daß nach seinen, von dem attischen Himmel begünstigten Beobach tungen das von Or. Klein entdeckte kralerför.vige Gebilde in der letzten Zeit sich merklich anders zeigt als 1877. Wo früher die schwarze, kraterförmige Oeffnung erschien, liegen jetzt einige flache Hügel. Diese vermuthlichen, noch wiiklamen Aenderungen, sagt Schmidt, können temporäre, dampfförmige Be deckungen sein, oder Eihedungen des Bodens am Orte des Kraters, oder zeitweilige Auffüllung des Bodens. Durch solche Wirkungen kann bei aufgehender Sonne Gestalt und Deutlichkeit, besonders die Dunkelheit des Schaltens, modificirt werden. Diese von Or. Schmidt bemerkten weiteren Umänderungen sind auch dem Beobachter in Köln nicht entgangen. Allerlei. Auf einer während der Feiertage in Frankfurt a. M. abgehaltenen Abendunterhaltung wurde auch eine dramatische Scene, in der ein Künst ler dem andern den Stiefel bis zur Hälfte auszu ziehen versuchen sollte, vorgesührt. Wider seine Absicht zog er aber mit einem Ruck dem Collegen den Stiefel ganz aus, und ein großes Loch, das der Unglückliche im Strumpfe hatte, zeigte sich den Blicken des Publikums. Es erhob sich ein homeri sches Gelächter und um die Scene war's geschehen, denn der blamirte Artist verließ, den Stiefel in der Hand, mit Windeseile die Bühne und war nicht zum Weiterspielen zu bewegen. — In Berlin hat dieser Tage eine 70jährige Greisin dadurch einen qualvollen Tod gesunden, daß sie in einen mit heißem Wasser gefüllten Rinnstein fiel. Die Polizei behörde trifft infolge dessen Vorkehrungen, um eine Wiederholung derartiger Unglücksfälls zu vermeiden. — In dem Hause eines Beamten in Altona war am Weihnachtsabend alles für die Christbeschee- rung vorbereitet. Der Tannenbaum stand aufgeputzt da, die Kerzen an demselben wurden angezündet, und im Nebenzimmer warteten die Kinder auf das verabredete Zeichen, welches ihnen den Eintritt ge statten sollte. Endlich ertönte dasselbe, die Thüren öffneten sich und die fröhliche Kinderschaar drängte sich in die wie in einem Lichtmeer erglänzende Stube. In diesem Augenblick brach das eine der Kinder, em Knabe von 5^/2 Jahren, in ei» convulsivisches Lachen aus, sank um, verfiel in Krämpfe und war in wenigen Minuten eine Leiche. Das Uebermaß derAufregung scheint den Kleinen gctödtet zu haben.— Eine Verbrecherbande, bestehend aus einem Arzt, einem Apotheker und einem Kaufmann, ist in Nagyenyed in Siebenbürgen entrückt worden. Die selbe versicherte dritte Personen hoch und vergiftete dieselben, was an zwei ausgegrubenen Leichen cvn- statirt worden ist. — Die Eruptionen des Vesuv haben in den letzte» Tagen zugenommni. In der Richtung von Ottaiano ergießt sich neue Lava. In vielen Orte» wurde» Erderschüterungen wahr genommen. Crziehimgswesen und Gesund heitspflege. (Erscheint jeden Dienstag.) Erziehliche Briefe. Vierte Folge erster Brief. Die Geschichte eines Thalers. (Fortsetzung.) Wenn die Kinder dazu verleitet werden, über ihre Be handlung Vergleiche anzustellen, so schließen sie sich alle mal demjenigen an, welcher sie in Schutz nimmt und ihre Mängel beschönigt. So mußte denn der Vater zu der Erkenntniß kommen, daß alle seine Bemühungen vergebens gewesen, er mußte die Kinder sich selbst überlassen und den letzten schönen Traum seines Lebens in Nichts zer rinnen sehen. Alle Bitten und Warnungen, alles Hinweisen auf die Zukunft der Kinder, sowie später alle Vorwürfe und Scheltworte des Mannes seiner Frau gegenüber waren wirkungslos, es blieb, wie es gewesen war. In den ersten acht bis zehn Jahren der Ehe, so lange der Mann noch hoffen durfte, daß es ihm gelingen werde, das richtige Verständniß für das Wohl der Kinder und für den eige nen Vortheil in der Frau zu wecken, ihr sonst so gutes Herz für ihre Pflichten zu erwärmen, so lange bewahrte er sich noch die Kraft und die Lust des Schaffens in der Familie und in seinem Berufe. Als aber endlich die Üeberzeugung von der Fruchtlosigkeit aller seiner Mühen in ihm mehr und mehr sich befestigte; als er deutlich er kannte, daß er durch das ebenso thörichte wie lieblose Verhalten der Frau um seine letzten Hoffnungen betrogen war, — da erfaßte ihn stumme Verzweiflung, sodann Re signation und Unlust an seinen Berufsgeschäften. Denn in dem Zustande andauernder Gemüthsdepression verliert der Mensch das Interesse, die geistige Spannkraft. Es will dann unter seinen Händen Nichts recht gedeihen. Der Familienvater gab daher alle ferneren Kämpfe auf, verirrte sich zuweilen in dem Suchen nach dem, was sein herbes Geschick ihm vorenthalten hatte, und, indem er einer Welt entsagte, die ihn von sich gestoßen hatte, suchte und fand er Trost und Stärkung in einer anderen Welt, die einem Jeden bereitwillig ihre Pforten öffnet: — näm lich in der Liebe zur Natur uud in der Beschäftigung mit philosophischen und kulturgeschichtlichen Problemen. Jeder Kummer erträgt sich leichter, wenn er, der Brust sich entringend, von einer gleichgestimmten Seele mit- empfundcn wird. Wo er aber von den: Einzigen, der ihn verstehen und verstummen machen sollte, zurückgewiesen wird, da schwillt er an zu einer dämonischen Macht, bis er das Herz sprengt und, die zarteren Regungen hinaus schleudernd, es mit einer harten Rinde umgiebt. Dann steht der Mensch da, verwandelt zwar, aber unfähig, seine Individualität den veränderten Existenzbedingungen anzu passen — ein wurzelkranker Baum, an dessen innerstem Marke der Wurm unablässig nagt- So erging es den beiden armen Gatten. Die wahren Ursachen ihrer Schmerzen wurden von den: anderen Theile nicht anerkannt, jeder Vorwurf ward mit Entrüstung zurückgegeben. Zu zartfühlend, als daß sie die Ursachen ihres Kummers Anderen verrathen und so gleichsam als