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und Wal-mhurzer Anzeiger MW. Sonnabend, den 26. September getan hat: in Dresden sowohl wie in Lübeck, in Mannheim' die Die Gefährlichkeit der Partei wird damit leider nicht geringer. Politische Rundschau Gouverneurs nach Mikindani wird bestätigt. Nicht die Brauereien, neue Steuer tragen, fochtene Nachlaßsteuer bringen. Als viertes sondern die Konsumenten sollen die Die von konservativer Seite ange- soll jährlich 100 Millionen Mk. ein- großes Steuerprojekt soll der Wein einige ergänzende Mitteilungen, die aus unterrichteten parla mentarischen Kreisen herrühren. Es werden sämtliche ge plante Steuern und die Beträge aufgezählt, die jede einzelne bringen soll. Branntwein, Bier und Tabak sollen mit 280 Millionen Mk. herangezogen werden. Die Branntweinsteuer will man auf dem Wege eines Rohspirilus-Monopols ein ziehen. Bier allein soll 100 Millionen Mk. mehr einbringen. zu gönnende Enttäuschung, da das Automobil den Hinteren Ausgang der Charite wählte. Eine Beschwerde der Staats- nur dann, wenn in der Sozialdemokratie der Revisionismus können. Die Gas- und Elektrizitätsstcuer sollen 55, die Trumpf wird, ist der Einfluß auf bürgerliche Kreise zu ge-' Jnseratensteuer 25 Millionen Mk. jährlich abwerfen. Es Winnen, dessen er bedarf, um zu seinem Endziel zu gelangen, gehört jedoch nicht viel Prophetengabe dazu, um vorauszu- Und dieses Endziel ist er wohl bereit, zeitweise zu ver°; sagen, daß in der Steuerschlacht die Gas-, Elektrizitäts- und schleiern, aber nicht aufzugeben, denn er kennt das Wesen Jnseratensteuer fallen werden. Die Erhöhung der Matrikular- beiträge von 40 auf 80 Pfennige für den Kopf der Be völkerung würde bei den 65 Millionen Einwohnern des Reiches jährlich ein Mehr von 26 Millionen Mk. für die Reichskafse ergeben. Fallen Elektrizitäts- und Jnseraten steuer, so wird wahrscheinlich eine noch stärkere Erhöhung der Matrikularbeiträge cintreten. Die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkte im August haben sich der amtlichen Statistik zufolge wenig gegen den Vormonat geändert. Der Kohlenbergbau war im allgemeinen noch zufriedenstellend beschäftigt. In der Roheisenindustrie hielt die Zurückhaltung der Käufer im verstärkten Maße an. Die Stahl- und Walzwerke hatten ungefähr dieselbe Beschäf tigung wie im Vormonat. Der Beschäftigungsgrad in der elektrischen Industrie war, von wenigen Ausnahmen abge sehen, befriedigend. In fast allen Zweigen der Textilindustrie hat sich die ungünstige Lage weiter verschlechtert, so daß die bereits durchgeführten Betriebseinschränkungen im vollen Um fange aufrecht erhalten werden mußten. Im Baugewerbe setzte sich der Rückgang fort. Gerüchte, daß der vor noch nicht zwei Jahren unterdrückte Aufstand in Deutsch-Ostafrika von neuem ausgebrochen sei, bestätigen sich, doch scheint cs sich nur um lokale Un- ! ruhen zu handeln. Sie brachen im Hinterlande von Mikin dani aus, wo schon seinerzeit die Eingeborenen am wider- anwaltschaft gegen die Haftentlassung soll bei dem Kammer gericht bisher nicht eingegangen sein. Der Klatsch in der lippeschen Angelegenheit ist nun hoffentlich abgetan, nachdem die „Lippesche Landesztg." er klären konnte, daß alle über einen angeblichen Konflikt des Prinzen Bernhard mit dem Kaiser gemachten Angaben über trieben oder erfunden seien. Es ist aufs Tiefste zu bedauern, daß Zwischcnträgereien auf einen Augenblick den Anschein erwecken konnten, als beständen zwischen dem Kaiserhause und der Flottcnfamilie von Lippe-Detmold noch Verstimmungen. Das Verhältnis zwischen dem Reiche und seinen Bundes staaten muß stets vertrauensvoll und unzerstörbar sein. Zur Reichsfinanzreform macht die „Köln. Ztg." noch hcrhaltcn, der Wein in Flaschen. Aber die mißliche Lage der Produzenten hat den Plan einer Reichsweinsteuer schon sozialistische Unschuld und Ehrlichkeit gesetzt hatten, sind zum Bewußtsein der Gefährlichkeit der Sozialdemokratie gekommen. Der Wirkung, die dadurch erzielt wurde, mußte man vor- einer Massenpartei zu gut, um zu glauben, er könne auf die Dauer starke Bataillone unter der Fahne eines Reform- Programms zusammenhalten. Der Revisionismus hat für das Endziel dieselbe Theorie wie Gambetta für die Revanche: „Nie davon sprechen, aber stets daran denken!" und was Auer seinerzeit gesagt hat, gilt auch ihm von der Vorbereitung aus die Revolution: „Das sagt man nicht, Ede, das tut man!" Er spricht von seinen revolutionären Zwecken nicht, im Grunde ist es ihm aber auch um die Revolutionierung der Massen zu tun, arbeitet er ebenso wie die Radikalen der Partei auf den großen Umsturz hin. Wer das erkennt, erkennt auch die Gefährlichkeit des Revisionismus. Dieser Ansicht stimmt auch die „Schlesische Volksztg.", das führende Zentrumsürgan in Schlesien, bei, indem sie zum Nürnberger Parteitage schreibt: „Was lehrt uns diese krause Geschichte? Daß die ganze große Zankkomödie keinen reellen Wert hat. Charakter mit seiner Sache stehen oder fasten wollte, sondern weil er wußte, daß sein Sieg eine gemeinsame Aktion mit der äußersten bürgerlichen Linken, dem sogenannten „Groß-! block", in greifbare Nähe rückte. Als nun seine Auflehnung gegen die Parleigrundsätze zurückgewiesen, als die den Revi- sionismus und dessen Taktik verurteilende Vorstandsresolution mit gewaltiger Majorität angenommen wurde, da hat der Revisionismus nicht mutig und fest seinen Austritt aus der Partei erklärt, sondern die Revisionisten sind mutig einige Schritte zurückgewichen und haben eine Protestresolution ver lesen lassen, die der Genosse Singer mit den ruhigen Worten abtun konnte: „Die Resolution geht zu Protokoll!" Der Revisionismus hat wieder gekniffen, wie er dies stets. Der internationale Pressekongreß beschäftigte sich in seiner Arbeitssitzung am Donnerstag mit der Frage der in ternationalen Journalisten-Versicherung auf Gegenseitigkeit. Es wurde dabei mitgeteilt, daß die Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller gut prosperiere. Zu Beginn drr Sitzung verlas der Präsident ein Danktelegramm des Kaisers auf die Huldigungsdcpesche des Kongresses. Nach mittags fanden die Empfänge der fremden Journalisten durch die Botschafter oder Gesandten ihrer Länder statt. Abends gab der Berliner Presseverein seinen Gästen ein Diner in den Festräumen des Zoologischen Gartens. Den heutigen Freitag füllt eine Aulomobilfahrt nach Potsdam aus, am Sonnabend erfolgt der Schluß des internationalen Presse- kongresses. "Waldenburg, 25. September 1908. Die Soziallibcralen und Junglibcralcn freuen sich über den Zcrsetzungsprozeß, in dem angeblick die Sozialdemokratie nach dem Nürnberger Parteilag begriffen ist. Nach ihrer Berechnung kann cs nicht mehr lange dauern, bis sich auch in Norddcutschland der Revisionismus Geltung verschafft und eine Verbindung der Sozialdemokratie und der Linksliberalen gegen die Reaktion ermöglicht. Der alte Radikalismus stirbt aus und macht die Bahn frei für den Revisionismus, denken sie. Die Geschichte ist nicht neu. Auch der sozialistische Reklame- Professor, Werner Sombart, Hal oft, wenigstens dem Sinne nach, den Revisionismus den Pfahl genannt, der im Fleische der Sozialdemokratie steck. Wer heute über den Revisionis mus, seine Gefährlichkeit und seine Aussichten urteilt, sollte vor allem berücksichtigen, in welcher Zeit er lebt. Als im Jahre 1903 das Genossentum seinen größten Sieg errang, wo war denn damals der Revisionisnius? Klein, ganz klein war er, er johlte den allgemeinen Sicgcljubel mit, und Herr Eisner, damals noch „Vorwärts-Redaktcur, schrieb jubelnd: »Unser das Reich, unser die Welt!" Ju Dresden mußte der Revisionismus sich löblich unterwerfen, August Bebel rüffelte mit derben Worten die Akademiker und Opportunisten,' und Heinrich Braun sowohl wie Wolfgang Heine, Georgi Bernhard sowohl wie Paul Göhre unterwarfen sich löblich.! Inzwischen haben sich aber die Dinge radikal geändert, das deutsche Volk hat gesehen, daß auch bei den Genossen mit ö»1ch«t»t lägttch mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen ÄurmMe von Inseraten für die nächster- 'Meinende Rümmer bi«Vormittags '/.N UHr. beträgt vierteljähr- -st * Mk. «» Pf„ monatlich 58 Pf. Einzeln« Rru. 10 Hf. Inserate pro Zeil« 1V Pf., für auswärts 1b Pf. Deutsches Reick. Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich, der Thron folger, der den deutschen Kaisermanövern beiwohnte, soll bei dieser Gelegenheit von Kaiser Wilhelm die Zusicherung er halten haben, ihn in seinem durch großen Wildreichtum aus gezeichneten Eckartsauer Jagdrevier an der Donau Ende Oktober oder Anfang November zu besuchen. Fürst Eulenburg, der aus der Haft Entlassene, ist trotz „ ... , ... wiederholt zu schänden gemacht. Bleibt der im Faß bezogene wie in Essen! Vorläufig ist der Sieg der Revisionisten noch Wein steuerfrei, so liegt darin eine Begünstigung der wohl vereitelt und diesen Sieg über die Radikalen braucht er, denn habenden Privaten, die ihren Wein in Fässern beziehen Wasser, sogar mit sehr schlcchtriechendem, gekocht wird, und viele Mitläufer, die früher trostreiches Vertrauen auf Ift Filialen: in Attstadtwaldenburg bei Herr-, Otto Förster; in Callenberg beitzrn. Ltrump> Wirker Fr. Herm. Richler; in Kaufungen b«i Herrn Ar. Janaschek; in Langenchursdorf bri Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herrn Wi - Helm Dabler; in Wolkenburg bei Herr? Herm Wildenhain; in Ziegelheim bei Herr? Eduard Kirsten. beugen, der Gefahr, daß alle noch ruhig und verständig Emp findenden der Sozialdemokratie den Rücken kehren, bis nur noch die kleine Schar der „Ewig Blinden" bei der Fahne, blieb mußte begegnet werden: Hier setzte der Rcvisionis-' Mus' ein Die Ruppigkeit des Obcrgenossen Stadthagens mußte abgeschafft, der wilde Fanatismus des Genossen Lede- bour verbannt sein, und für die Genossinnen Rosa-Luxem- ausireten, dann war der Erfolg ßcher, und er hat steh für die Revisionisten entschieden. Die „trefflichen Mmrerer" haben gute Arbeit geliefert: Die Sozialdemokratie wurde ,m Süden zum gleichberechtigten Subjekt der Gesetzgebung und der Genosse Timm durfte schmunzelnd Mitteilen, welche Er folge die Nachgiebigkeit und Vertrauensseligkeit der süddeut schen Regierungen und Parteien der Soz'aldemo^tte ver schafft hat. Herr v. Vollmar, der „ungekrönte König von Bayern", ist der Vater dieser Heuchel-Taktik, und Heuchelei > verwegenster Bedeutung, bedeutet Wesen und, m. ve^ Und wett er es so wusch t Pottum über seine letzten Zwecke zu, täuschen, wen „ mit bestem Erfolg den Staatsmann geriert, dem cs nur daraus ankommt soziale Gcgenwarlsarbeit zu MeüaltVn" gut gemachtes Resormkostüm über seine wahre Gestalt geworfen hat, darum ist er der gefährlichste der Radikalismus. Mit den Unentwegten ovm Schlage der Bebel und Lede- bour, mit den wilden Fanatikern vom Schlage der Zubcil und Hoffmann werden wir schon f„ug; sie machen uns nickt bange, und, wenn die bürgerliche Gesellschaft ihre Pflicht tut, können nur uns ihrer leicht erwehre», aber der revisionistische Fuchs, der im -ammfell pch uns anbiedern will ist ein ge fährlicher Gegner: Unter dem Vorwand, aufklärend arbeiten zu wollen, träufelt er das Gift der sozialistischen Irrlehren und Trugschlüsse in die Herzen unserer Jugend, und indem er vorgibt, versöhnlich zu wirken und Gegensätze ausgleichen zu wollen, versteht er es, Kathedersozialisten und Sozial liberale auf seine Seite zu ziehen und seinen Zwecken dienst bar zu machen. Er hat jetzt den Versuch gemacht, für seine Politik cinzustehen, nicht weil er als gcsinnungslüchtigcr »»«spr-cher Nr^. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den iLtadtrat zu Waldenburg. — Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzena«, Licktenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke:! Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufuugen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhai». Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Witterungsbericht, ausgenommen am 25. September, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 764 MW reduziert aus den Meeresspiegel. Thermometerstaud -s- 18° 6. (Morgens 8 Uhr -s- 14° 6. Tiefste Nachttemperatnr -j- 12° 6.) Feuchtigkeits gehalt der Lust nach Lambrechts Polymeter 67°/o. Taupunkt -ft 12° 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0^ mm» Daher Witterungsanssichten für den 26. September: Wolkiges bis halbheiteres Wetter. . Die Entwickelung der Sozialdemokratie geht trotz aller Brems- burg-Lübeck und Zetkin, Baader und Zietz war kein Platz: versuche von Bebel und Kautsky weiter in der Richtung auf Man mußte poliert, ruhig, anständig und — staatsmännisch eine klügere Taktik, die den Anschein der Mäßigung erweckt. spenstigsten waren. Der Schutztruppenkommandeur selbst soll eingegriffen und nach einem Gefecht die Ruhe wiederhergestellt haben. Da sich auch der Gouverneur nach Mikindani be- geben hat, scheint die Sache nicht ohne Bedeutung zu sein. Das bisherige Fehlen einer telegraphischen amtlichen Meldung j ist wohl auf die Reise des Gouverneurs zurückzuführen, der , """ "" ''' ""^erst Klarheit haben will. Soeben ist der Kreuzer „Bussard" semer schlechten Gesundheit und entgegen den Ankündigungen in Daressalam eingetroffen. Von anderer Seite wird be- bereits am Donnerstag im Automobil von Berlin nach seines stritten, daß ein Gefecht stattgefunden hat, und die Reise des märkischen Besitzung Liebenberg gebracht worden. Die Neu- . Schutztruppenkommandeurs mit Gerüchten über islamitische gierigen, die in Berlin nie fehlen, erlebten eine ihnen wohl Treibereien in Zusammenhang gebracht. Die Fahrt des