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Schönburger Tageblatt «nd Walöenbirger Anzeiger Mittwoch, ven 9. September Franz Pröhl, Gemeindevorstand. gemeinen keine großen Entfernungen mit Schienen belegen, die unfruchtbares Gebiet durchqueren, sich nie rentieren und Kaufmannschaft von Wir wollen im all- die Kolonie also nur belasten würden. In Windhuk nannte Herr Dernburg die dort geltenden Eingeborenen-Verordnungen eine zwar stramme, aber gute Jacke. Der Erhaltung der Eingeborenen als nutzbringenden Arbeitskraft müßte die größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Weitere Bahnbauten würde es erst geben, wenn die Kolonie selbst die Zinsgarantie übernähme. Die aus Südwestafrika bisher in Deutschland eingetroffenen Diamanten stellen einen Wert von etwa 22,000 Mk. dar. Mit dem Ausbau des alten Zeppelinschen Luft schiffes Nr. 3 wird nach einer Mitteilung an den „Tag" bis Freitag früh gesperrt. Harthau, den 8. September 1908. den Aufstiegen im Oktober alles glatt von statten geht. Die alte Ballonhalle droht mit der Zeit baufällig zu werden und dem Anblick des mir noch gewidmeten Bildes von Nierstein mich dankbar dessen erinnern, daß treue Menschen im Augen blick der Not mir hilfreich zur Seite standen." Bei dem Konstanzer Feucrwehrfest wurde dem Grafen Zeppelin stür misch gehuldigt. Als er einen Laden verließ, hob ihn die begeisterte Menge in seinen Wagen. In der Nacht zum Montag wurde das Bismarck-Denk mal in Höchst am Main von zwei Burschen beschädigt, die die Sporen und das Portepee der Figur abschlugen. Die Täter wurden verhaftet; es sind ein als Anarchist be kannter Man» Namens Hochheim aus Oppenheim und ein gewisser Beck aus Mainz. Ter in Sydney eingetroffcne deutsche Lloyddampfer „Prinz Deshalb ist es wünschenswert, daß auf dem neuen Gelände mit dem Bauen bald begonnen wird. Die Gemeinde Nierstein am Rhein, in deren Nähe Graf Zeppelin auf seiner „Großen Fahrt" landete, sandte dem Grafen zur Erinnerung 200 Flaschen Wein aus den besten Lagen ihrer Gemarkung. Graf Zeppelin dankte mit folgendem Schreiben: „Ich erhielt die Sendung köstlichen Rebenblutes, und sollte mich einmal der Mut verlassen, so will ich wie mein großer Landsmann Schiller mir neuen schöpfen aus der Zauberkraft des Sorgenbrechers und unter Eine interessante Neuerung plant der Berliner Magistrat für den Besuch des englischen Königspaares in der Reichs hauptstadt, der im Januar k. I. stattfinden soll. Während das deutsche Kaiserpaar in London der Stadtvertretung in der Guildhall einen offiziellen Besuch abstattet, begrüßen die Berliner Stadtväter die fürstlichen Gäste des Kaiferhoses am Brandenburger Tor und bekommen die hohen Herrschaften dann nicht weiter zu sehen. Darin soll nun eine Aenderung eintreten. Beim Besuche des englischen Königspaares im Januar wollen der Oberbürgermeister und die übrigen Stadtvertreter nicht am Brandenburger Tore erscheinen, sondern den König und die Königin feierlich im Rathaus empfangen. Was der Londoner Stadtbehörde recht ist, ist der Berliner billig. Stattet Kaiser Wilhelm der Guildhall jedesmal einen offiziellen Besuch ab, so kann König Eduard auch im Berliner Rathause erscheinen. Der Privatsekretär des Königs Eduard erklärte übrigens auf Befragen, daß ihm von einem bereits feststehenden Datum des königlichen Be suches in Berlin nichts bekannt sei. Einzelheiten von dem Besuche des Staatssekretärs Dern burg in Deusch-Südwestafrika berichten die von dort Filialen: in Attstadtwaldenburg bei Here« Otto Förster; in Callenberg beiHrn. Strmvr » Wirker Fr. Her». Richter; in Hausungen de Herr» Fr. Janaschek; in Langenchursbors bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi » Helm Dobler; in WoUenburg bei Heerr Herm Wildenhai»; in Ziegelheim driHerr« Eduard Kirst»». erst nach Vollendung der Ausbesserungen an dem Luftschiff Zeppelin Nr. 1 begonnen werden. In den nächsten Tagen werden acht Wagen mit leeren Wasserstoffflaschen nach Gries- Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am Montag von Straßburg im Schlosse Urville bei Metz eingctroffen und hat dort während der Kaisermanöver Wohnung genommen. Das Manövergclände sucht der Monarch jeden Morgen im Automobil auf, vielleicht ist auch wieder, wie in früheren Jahren, ein Uebernachten unter den Truppen im transportablen Asbesthause geplant. Das Wetter ist schön und sehr warm. Die Manöverleitung mit dem preußischen Generalstabschef v. Moltke an der Spitze und der Preußische Kriegs Minister v. Einem mit seinem Stabe befinden sich in Kürzel. Bei den Truppen der 31. Division sollen nach einer unbestätigten Privatmeldung Offiziere wie Mannschaften „auffallend müde und angestrengt" ausgesehen haben. Die rote Partei bewegt sich in allgemeiner südöstlicher Richtung vorwärts; ihre Kavalleriedivision hatte am Montag die Gegend von St. Avold-Dieuze erreicht. Blau ist von Straßburg in allgemeiner Richtung auf Metz im Anmarsch. Als Manövergast ist der österreichische Thronfolger Erzherzog eingetroffenen Kolonialblätter. Der Lüderitzbucht sagte der Staatssekretär: Politik als „alldeutsch" bezeichnen. Besonders die Presse § Franz Ferdinand am Montag Abenv in Kürzel eingetroffen des Zentrums beweist nach dieser Richtung einen erfreulichen s und vom Kaiser herzlich empfangen worden. Wegespsvvnng. Wegen Massenschüttung und Walzen bleibt der Weg innerhalb des Ortes Harthau Eifer — erfreulich, weil gerade das Schelten beweist, daß Fürst Bülow das richtige Pferd bestiegen hat. Und wenn das „Berliner Tageblatt" in dem gleichen Chore die Diskant stimme übernimmt und jeden Schritt des Kanzlers, der den Stempel der Entschlossenheit trägt, als eine Konzession an die alldeutschen Wühler dem geschätzten Auslande denunziert, dann gilt doch hier vor allem der Goethesche Vers: „So will der Spitz aus unserm Stall uns immerfort begleiten, und seines Bellens lauter Schall beweist nur, daß wir reiten." Muß es doch den Kummer erleben, daß selbst in den heiligen Leib des Freisinns vielfach der alldeutsche Bazillus eindrang, daß selbst ein Demokrat wie Storz und ehemaliger Jünger Eugen Richters in der Flottenpolitik wie in den kolonialen Fragen sich kaum noch von den Stürmern und Drängern der alldeutschen Richtung unterscheidet, wie ja auch die Gestaltung des Vereinsgesetzes eine Wendung in der Auffassung der Polenfrage und ein Preisgeben der alten unentwegten Negation bedeutet. Man versteht hier auch, daß mit dem Namen Marokko sich noch anderes verknüpft, als nur eine Kanzlerlaune, und man fühlt es, daß selbst die Superlative der alldeutschen Richtung von einem klugen Staatsmann sehr wohl zum Nutzen seiner eigenen Politik verwandt werden können. Denn eine geschickte Diplomatie! wird den Hinweis auf leidenschaftliche Stimmen im Volke ! nicht immer entbehren können. Ist es nicht diesen im nationalen Interesse stets opfer-j willigen und begeisterten Männern, die man Alldeutsche nennt,! vor allem zu verdanken, daß die Schläfrigkeit überwunden« und daß stärkeres Interesse für die Auslandspolitik erweckt worden ist? Bilden sie nicht auch den eigentlichen Sauer-' teig in all den großen Verbänden, die sich den Ausbau der! Flotte, die Erhaltung des Deutschtums im Auslande, die Entwickelung der Kolonien zur Aufgabe stellten? Freilich, ohne ein wenig Stürmen und Drängen wird es niemals! gehen, und cs werden auch Uebertreibungen nicht völlig aus-! bleiben können. Aber ein Mehr ist tausendmal' besser, als 7S2 „m .us d-- b UH-. tehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 42»/ Tau-nnkt -ü II 0 O 0. Tiefste Nachttemperatur -s- 10» 6.) Feuchtiakeitt» *"«spr-ch„ Nr'^. Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenbura ^7'7^ :7'77 7 °77r Ob-.wi.r-, Ok-wmkl, Ql«mtz i. L, Reichenbach. «7,., Schlaitz, täglich mit Ausnahme der Lage nach Sonn- und Frstmgm. Annahme von Inseraten für die nächster- ,H?inen»e Nummer bis BormilragS ^/, 11 Uhr. vm LbonnemeniSvret« beträgt oierieljShr- Üch ti Mk. KV Pf., monatlich 55 Pf- Awzelne Nrn. 10 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., sstr auswärt« 1b Pf. ein Zuwenig, und alle Ausschreitungen des Chauvinismus sind ein. Zeichen stärkerer Gesundheit der Volksseele, als schlaffe Gleichgültigkeit. Denn überschäumende Wellen können, - v« zurückgedrängt werden, aber ein Volk, das willenlos ist, wird! heim^abgesandt^ beizeiten Vorsorgen null, datz be. stets dem Verderben geweiht sein. Schließlich werden die,1 großen Fortschritte der Nation nicht von müden Skeptikern!!.. - . - vorbereitet und geschaffen, sondern von begeisterungsfähigen Platzmangel stellt 'ich ei». Männern, die selbst das Odium nicht scheuen, bisweilen über die Schnur zu hauen." M8."" "Waldenburg, 8. September 1908. j In Berlin fand am Sonnabend eine Vorstandssitzung und am Sonntag die diesjährige Hauptversammlung des All deutschen Verbandes statt. In der Vorstandssitzung sprach Herr Rechtsanwalt und Notar Or. Ratjen-Hamburg über Erwerb und Verlust der Reichsangehörigkeit, Herr Haupt schriftleiter Eichler-Berlin über die Strafverschickung, Herr Landrichter Hahn-Flensburg über Schleswig-Holstein und Herr Superintendent Klingemann-Essen über Elsaß-Lothringen. In der Hauptversammlung sprach Herr Major a. D. Frei herr v. Stöffel-Potsdam über gesetzgeberische Maßnahmen für die notleidenden Invaliden, Herr Rcgierungsrat Dr. Negen born-Düsseldorf über die Notwendigkeit staatsbürgerlicher Er ziehung, Herr Graf E. v. Reventlow über die Reichsfinanz reform als nationale Frage und Herr Professor Langhans- Gotha über die Einwanderung fremder Elemente in das Reich. Herr Negenborn führte hierbei aus, die politische Gleich- gültigkeit in Mittelstandskreisen beruhe auf vollkommener politischer Unbildung, auf der Unkenntnis unsrer Staatsein richtungen. Der Deutsche sei jedoch auch politisch bildungs fähig. Daraus ergebe sich die Pflicht für die zuständigen Instanzen, alle Schuleinrichtungen des Staates bis hinauf zur Hochschule mehr als bisher in den Dienst der Aufgabe zu stellen, die Jugend zu verständnisvoller Mitarbeit an den Angelegenheiten des Staates zu erziehen. Etwas besser sei es in dieser Beziehung schon geworden, als es zu der Zeit war, da der Redner die Schule besuchte. Bis zu einem gewissen Punkte hatte aber doch auch der Generalmajor a. D. Keim recht, der darauf das Wort ergriff, um auszuführen,! daß unser Schulunterricht deutsch und national sein müsse,! und daß dazu die Beschneidung der griechischen und römischen ' Materie in unsern höheren Schulen Raum bieten müsse. Wir wollen hinzusügcn, daß auch hierin in den letzten Jahr zehnten ein erfreulicher Umschwung zu Gunsten der Vater- ländische» Geschichte eingctreten stt. Herr Reventlow legte zum Schluffe seiner Ausführungen, die mit großem Beifall ausgenommen wurden «"e Resolu tion vor j. der es heißt: Der Alldeutsche Verband erblickt, i» der durchgreifend«: und soforkg-n Regelung d„ deutschen« Reichsfinanzcn eine nationale Frage er; cn 9^- achtet es als Pflicht der Reichsregierung, datz ste >hr volle» Ansehen und ihre ganze Kraft mit rückstchtsloser Entschlossen heit einsetzl, um ganze Arbeit zustande zu buugen cr daß es die Aufgabe der zum Block gehörigen Parteien ist, die Regierung hierbei ohne Rücksicht auf die Parteiprogramme zu unterstützen und damit den Beweis zu erbrüten daß 'hnen das Vaterland über der Partei steht- Die Resolution wurde angenommen . Um 6 Uhr wurde die Hauptversammlung geschlossen. Um ", Ulst fand em gemeinsames Festessen statt und am Montag eine Jcstfahrt nach Potsdam mit Besuch der Garnisonklrche. Am Dienstag erfolgte ein Ausflug nach Schönhausen zur Besichtigung des Blsmarckmuseums, sowie nach Tangermünde und Stendal, wo das Museum der Bismarckgescllschaft be sichtigt werden sollte. Die „Leipz. N. N." schreiben zn dem Alldeutschen Ver- bandstagc: „Es hat Zeiten gegeben, in denen das Wort „Alldeutsch" dazu diente, alle politischen Kinder der Welt schreckhaft zu machen, m denen die Vertreter alldeutscher Ideen als hirnlose Friedensstörer hingestellt wurden, in denen man alle Abneigung fremder Völker gegen uns auf die un erhörten Wühlereien und die maßlos unbescheidenen Be strebungen einer Richtung zurückzuführen suchte, der im besten Falle nur Phantasten sich anschließen könnten. Es gibt heule noch weite Kreise, die das Wort „Alldeutsch" als Schimpf wort verwenden, und die auch dem Kanzler kein größeres Uebel zufügen zu können vermeinen, als wenn sie seine