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G«!4Urtt täglich mit Ausnahme d« Tage nach Sonn- und Festiagen. V ^atzme ssn Inseraten für die nächster- sch»! :«;de Nummer bi»8ormittagS'/,NUHe. Air WomiementSvrei« beirägt vierteljädr- ich r Mk. «« Pf-, monatlich 58 Pf. Nru. lO Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf, für auSwürlS !5 Pf. «nd WalöenMlPr Anzeiger. Filialkn: in Sttstadtwaldenburg bei Herrs Otto Förster; in Callenberg bei Hrn.Srrnmpf Wirker Fr. Herm. Richter; in KaufungW de Herrn Fr. Janafchek; in Langenchursdori im Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn AL-. Helm Dabler; in Wolkenburg bei H«a» Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Hme» Eduard Kirste«. N,.^ Amtsblatt für Las Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzena«, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. -»««l»' l» n " - W - ——— >, —, , » M 298. Mittwoch, den 28. Dezember W)8. Witterungsbericht, ausgenommen am 22. Dezember, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 770 MM reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 3,z« 0. (Morgens 8 Uhr -s- 2,z0 6. Tiefste Nachttemperatur st- 2,/ 6.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 76«/g. Taupunkt — 0,^« 6. Windrichtung: Ost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0„ ww Daher Witternngsausfichten für den 23. Dezember: Meist dunstig bedeckt. ^Waldenburg, 22. Dezember 1908. Die Sozialdemokraten verlangen bekanntlich Gleichberechti- gung im öffentlichen Leben mit den bürgerlichen Parteien. Gleichwohl erkennen sie eine Gleichberechtigung der letzteren nicht an, ja sie lassen keinen Zweifel, daß sie im Besitze der politischen Herrschaft rücksichtslos mit ihren Gegnern auf- räümen würden. Vom Standpunkte der Staatserhaltung aus ist die sozialdemokratische Forderung der Gleichberechti gung widersinnig, denn das Ziel der Sozialdemokratie ist die Vernichtung des heutigen Staates. Niemand beabsichtigt indessen, den Arbeitern die Gleich berechtigung zn verweigern. Zwischen Arbeiter und Sozial demokraten besteht aber noch ein Unterschied. In liberalen und demokratischen Kreisen pflegt man einen solchen Unter schied nicht zu machen. Man ist noch zu sehr im Doktrina rismus befangen, als daß man in Fragen der Staatsraison ans die Schlagworte von Volksrecht und Volksfreiheit ver zichten wollte. In den Programmen der liberalen Parteien ist von alters her die Forderung nach Gleichberechtigung ent halten, und daran wird festgehalten. Bei diesen Auffassungen hat die sozialdemokratische Partei leichtes Spiel. Was ihr selbst nicht gewährt werden würde, sucht sie mit Hilfe der liberalen Programmcnthusiasten zu er reichen. Sie spielt sich gewissermaßen als Kontrollinstanz auf, indem sic fort und fort auf Erfüllung der liberalen Pro grammforderungen zugunsten ihrer Umsturzbcstrebungen hin drängt. Und der Liberalismus läßt sich drängen, auf daß er nur ja nicht in den Verdacht komme, auch nur einem Punkte seines bewährten Programms untreu zu werden. Was bis heute für'die Liberalen dabei herausgekommen ist, weiß jedermann. Trotzdem leistet die Linke — im Reiche bei der Ministerverantwortlichkeitsaktion, bei der Vereins-und Koalitionsfreiheit usw., in den Einzeistaaten bei dem Ver langen nach dem allgemeinen, gleichen geheimen Wahlrecht — der Sozialdemokratie fortgesetzt neue Dienste. Wie schlecht aber werden diese von den „Genossen" gelohnt. Ein Bei spiel ist recht bezeichnend. Dank der „kleinen" Wahlrechts reform, die vor einigen Jahren in Preußen vorgenommen worden und bei den letzten Landtagswahlen zum erstenmal zur Anwendung gekommen war, haben die Sozialdemokraten im preußischen Abgeordnetenhause sieben Sitze erobert. Den Wünschen der Korservativen würde es entsprochen haben, wenn man diese sieben „Genossen", von denen Abg. Lieb- knecht durch seine Festungshaft an der Ausübung seines Mandats verhindert ist, in stolzer Einsamkeit gelassen hätte. Aber die Liberalen wollten es anders, und das Zentrum trat auf ihre Seite. So wurde denn ein „Genosse" zum Senioren konvent und demzufolge auch zur Budgelkommission zuge lassen. Zum Danke dafür veröffentlichte er im „Vorwärts" einen Hetz- und Schmähartikel gegen die bürgerlichen Kom mis nonsmitglieder und stachelte die Beamten gegen sie auf, weil die Kommission angeblich die Unlerbeamten in der Frage der Besoldungscrhöhung „geprellt" habe. Der Vorsitzende der Budgetkommission droht: hierauf mit dem Ausschluß des „Genossen", falls sich seine „unanständige" Handlungsweise wiederholen sollte. Auf einem Gebiete ist der Liberalismus allerdings von seiner Gleichberechligungsschwärmerei den Sozialdemokraten gegenüber zurückgekommen, nämlich in der Gemeinde verwaltung. So haben in Hamburg, Bremen und Lübeck dieselben Liberalen, die für freies gleiches und geheimes Wahlrecht in den größeren Bundesstaaten progrannnäßig ein treten, nicht gezögert, Aenderungen des Wahlsystems Vorzu- nehmen oder wenigstens ins Auge zu fassen, wenn die Gefahr nahe erscheint, daß die Verwaltung der Gemeinden in die Hände der Sozialdemokratie geraten könnte. Ein solcher Fall war auch für die Berlin benachbarte Stadt Nixdorf befürchtet worden, die eine zahlreiche Arbeiterbevölkerung sozialdemokratischer Gesinnung beherbergt. Dort war nach der „kleinen" preußischen Wahlrechtsreform durch Ortsstatut das Drittelungssystcm des gesamten Steuerertragcs eingeführt worden und dadurch war der Zutritt zur zweiten Wähler klasse schon Zensiten freigegeben, die mehr als 78 Mk. jähr licher Steuer entrichten. Infolgedessen gelang es bei den letzten Wahlen den Sozialdemokraten, mehr als ein Drittel aller Stadlverordnetensitze zu erobern. In der Annahme, daß die Sozialdemokratie in dieser Arbeiterstadt noch weitere Fortschritte machen werde, beschloß die aus Konservativen und Freisinnig-Liberalen bestehende Mehrheit der Stadtver ordnetenversammlung, solange sie noch die Zweidrittelmehrheit besaß — erst nach Neujahr treten die neugcwählten „Ge nossen" ein —, das Ortsstatut abzuändern und die Steuer grenze auf 110 bis 120 Mk. zu erhöhen. Die Sozial demokraten lärmten, sie zogen die betreffende Sitzung bis lange nach Mitternacht hin, aber die Mehrheit wich nicht und die Freisinnigen und Liberalen stimmten für die Wahl rechtsänderung. Die gleiche Schlußfolgerung sollte man auch im Staatsleben ziehen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die gesamte kaiserliche Familie war am letzten Sonn tag Abend beim Kronprinzcnpaar in Potsdam vereint, das ferner drei Bergleute der Zeche Radbod empfing, um ihnen mit 300,000 Mark den Ertrag ihrer Sammlung zum Besten der dortigen Verunglückten resp. ihrer Hinterbliebenen aus zuhändigen. Am Montag hörte der Kaiser den Vortrag des Finanzministers von Rheinbaben und des Chefs des Zivil- kabinelts. Zur Tafel war u. A. Professor Dr. Rob. Koch geladen. Präsident Roosevelt benutzt für seine am 13. März anzutretende Jagd-Reise nach Afrika nur deutsche Dampfer. Er reist mit dem Lloyd-Dampfer „König Albert" nach Neapel und von da mit einem deutsch-österreichische» Fahrzeuge nach Mombassa in Ostafrika. Der Staatssekretär des Reichspostamts sprach in einer Verfügung seine Genugtuung darüber aus, daß auch in dem ablaufenden Jahre Lieferungen und Bau arbeiten an Handwerkervereinigungen übertragen worden sind. Der Staatssekretär äußerte gleichzeitig die Erwartung, daß es den fortgesetzten Bemühungen der Oberpostdirektionen ge lingen würde, die Handwerkervereinigungen künftig in er weitertem Umfange zu berücksichtigen. So weit es irgend angeht, sollen die genannten Vereinigungen auch an Jnstand- setzungsarbeiten beteiligt werden. Dem Bundesrat liegt zur Zeit der Entwurf einer Post zollordnung vor, durch welchen den namentlich auS Handels- treisen ausgesprochenen Wünschen wegen Beschleunigung und Vereinfachung der Postzollabfertigung Rechnung getragen werden soll. Zur Neichsfinanzreform erklärt ein Berliner Tele gramm der „Franks. Ztg.", mit der von der Kommission be schlossenen Ausscheidung der 144 Millionen Mark gestundeter Matrikularbeiträge aus der Bedarfsrechnung des Reichsschatz sekretärs sei das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch keineswegs gesprochen, obwohl jener Beschluß einstimmig ge faßt worden war. Die Konservativen und ein Teil der Freisinnigen erblicken in den gestundeten Matrikulärbei- trägen nicht Schulden der Einzelstaaten, sondern unbezahlte Verbindlichkeiten des Reiches. Die Bundesstaaten bleiben also vielleicht doch noch von der Verpflichmng bewahrt, jene 144 Millionen Mk. aufzubringen. Bemerkenswert ist der Vorschlag des freisinnigen Blattes, neue Steuern auf Vor rat zu erheben, allerdings unter der Voraussetzung, daß etwaige Etatsüberschüsse zur außerordentlichen Schuldentilgung verwendet würden. Der Reichstag, so heißt es zur Be gründung des erwähnten Vorschlages weiter, hätte es ja immer noch in der Hand, neue Ausgaben, die er für nicht dringlich hält, trotz des Hinweises auf die bereiten Mittel abzulehnen und durch die Festsetzung der Matrikularbeiträge dafür zu sorgen, daß etwaige erhöhte Stcuervorträge nicht den Einzclstaaten zugute kommen. Auch der neue Zeppelin-Ballon wird in seinem Gerippe, wie in den Gondeln wieder aus Aluminium her- gestellt. So wünschenswert im Interesse der Leichtigkeit Holzverwendung aus gewissen Bäumen ist, hat man im In teresse eines sicheren Ganges der Motore doch beim Alu minium bleiben zu sollen geglaubt. Die Arbeiten schreiten recht schnell vorwärts. Zur Genehmigung der neuen Eisenbahnverkehrsord nung durch den Bundesrat, die am 1. April 1909 in Kraft tritt, schreibt der „Reichsanzeiger": Damit haben die Verhandlungen, die seit mehreren Jahren zwischen dem Reichseisenbahnamt und den beteiligten Bundesregierungen schweben, sowie auch mit Vertretern des Handels, der In dustrie und der Landwirtschaft, einen befriedigenden Abschluß gefunden. Die neue Verkehrsordnung trägt zahlreichen be rechtigten Ansprüchen des sich rastlos entwickelnden Verkehrs Rechnung. Die amtliche Veröffentlichung der neuen Ordnung erfolgt demnächst. Mit der um sich greifenden Arbeitsnot haben sich die preußischen Staatsbehörden unausgesetzt beschäftigt. Dabei ist die Frage des Arbeitsnachweises eifrig erörtert worden. Das Staatsministerium will die Zentralisierung des Arbeits nachweises nach jeder Richtung hin fördern. Der preußische Etat enthält nennenswerte Summen zur Unterstützung außer ordentlicher Arbeitsnachweise. In den Avancements- und Pensionierungsberhältnifsen i« Heere tritt keine Aenderung ein. Die Angabe, daß eine solche aus Sparsamkeitsrücksichten geplant sei, ist der „Tägl. Rundsch." zufolge unbegründet. Für diese Dinge ist allein die Rücksicht auf die Schlagfertigkeit der Armee maßgebend. Die finanzielle Frage kann nicht in Betracht kommen. Die beiden Schlösser Jägerhof und Benrath, von deren Verkauf in jüngster Zeit soviel die Rede war, gehöre» laut „Düsseldorfer Ztg." garnicht dem Kaiser, sondern sind Eigentum des preußischen Staates und waren der Krone gegen Erstattung der laufenden Unterhaltungskosten lediglich zur Nutznießung überlassen worden. Beide Schlösser sollen tatsächlich verkauft werden, da für ihre Unterhaltung eine jährliche Summe von 30,000 Mk. erforderlich ist. Da es sich hier um einen Verkauf von Staatseigentum handelt, sa hat der preußische Landtag dabei ein Wort mitzusprechen. Im Rheinland wünscht man, daß der Landtag nein sage, damit die beiden historischen Stätten erhalten bleiben. An andern Stellen billigt man den Entschluß des Verkaufs, wie man es auch als durchaus richtig bezeichnet hatte, daß der Kaiser von seinen Schlössern solche, deren historischer Wert den Unterhaltungskosten nicht entspricht, und die außerdem Wenig oder garnicht benutzt werden, im Interesse der Spar samkeit verkaufen könne. Auf der Insel Samoa hat es neuerliche Versuche einiger Häuptlinge gegeben, die deutsche Oberhoheit abzuschütteln. Derartige Intrigen sind auf der Insel schon wiederholt vor gekommen, vor dem deutschen Gouvernement jedoch stets ohne größere Schwierigkeiten vereitelt worden. Als bei uns die neuen Steuer-Vorlagen im Reichstage eingebracht wurden, jubelte man in London und Paris, der deutsche Michel pfiffe auf dem letzten Loche, es sei bald mit uns vorbei. Jetzt, wo Bülow im Reichstage zur Sparsamkeit aufgefordert hat, ereifert sich die Londoner „Daily Mail" über den großen Luxus am deutschen Kaiserhofe und über die zahlreichen deutschen Millionäre. Also erst sind wir „fertig", dann haben wir wieder zu viel Millionäre. Der Hof-Luxus läßt sich übrigens sehr halten. Die heutige reiche Einrichtung hat gewiß zuerst viel Geld gekostet. Nun ist sie aber auch da und wird nicht mehr geändert. Sie bildet schon „historische Tradition". Oesterreich-Ungar». Das Charakterbild des österreichisch-ungarischen Thron folgers, Erzherzogs Franz Ferdinand, ist den Wenigsten genau bekannt. Weit verbreitet ist der Aberglaube, der Thronfolger habe an den Staatsgeschäften kein Interesse und