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den Regierungen, die hier von ihren Rechten etwas nachlassen sollen, können Sie nicht verlangen, daß sie ihrerseits uns einen Gesetzentwurf auf dem Tablett entgegenbringen. Bismarck sagte, man solle Deutschland nur in den Sattel setzen, reiten werde es schon können. Er hat das Wort nicht von dem Monarchen gesagt, der kann schon reiten. Das Wort gilt von der Bevöl kerung, von der Volksvertretung und von dem letzten Mann im Volk. Handeln wir danach, zeigen wir, zeige Jeder, daß er ein politisch lebendiger Organismus istl (Beifall links.) Abg. Bindewald (Deutsche Reformpt.): Wir sind für eine Erweiterung und Festlegung der Verantwortung des Reichs kanzlers und seiner Stellvertreter. Wir werden daher für die Anträge der Freisinnigen, des Zentrums und der Polen stimmen. Abg. Singer (Soz.): Herr Naumann hat eben eine schöne Rede gehalten. Ich glaube aber, daß Niemand im Hause nun wirklich weiß, was er eigentlich will. Derselbe Mann, der über die Mangelhaftigkeit der Machtbefugnisse des Reichstags sprach, verzichtete daraus, auch nur anzudeuten, ob er gewillt ist, die dem Reichstage zur Verfügung stehenden Machtmittel zu ge brauchen. Seine heutige Rede war eine Grabrede auf sein einstiges Ideal: Demokratie und Kaisertum. Durch eigne Schuld nimmt der Reichstag eine ganz untergeordnete Stellung der Regierung gegenüber ein. Das läßt diese ihn auch bei jeder Gelegenheit fühlen. Ein machtloses Parlament, wie es der deutsche Reichstag ist, kann ein Kulturvolk auf die Dauer uicht ertragen. Abg. Dietrich (kons.): Was Herr Naumann in der reinen Höhe der Gedanken mit so schöner deklamatorischer Wirkung vortrug, war in einem jenseits von gut und böse liegenden Parteisinn gedacht Was die vorliegenden Anträge betrifft, so scheint es uns nicht richtig, aus dem Gefüge der Geschäfts ordnung die Frage der Interpellationen gesondert herauszu greisen. Neben dem berauschenden Wert, daß der Reichstag jederzeit seine Meinung kundtun kann, steht die Tatsache, daß durch ein Votum im Anschluß an eine Interpellation große politische Gefahren heraufbeschworen werden können. Wie den hierauf bezüglichen Antrag, so lehnen wir auch die Mitwirkung des Reichstags an der Entscheidung über Krieg oder Frieden ab. Auch der polnische Antrag ist uns unannehmbar, denn die Einberufung des Reichstags gehört zu den Grundrechten des Bundesrats und seines Präsidiums. Von unserm mon archischen Standpunkte aus wünschen wir eine starke Verant wortlichkeit des Reichskanzlers. Aber wir haben diese schon. Die öffentliche Meinung ist ja da und der Reichstag. Die Anträge schweben völlig in der Luft. Hoffentlich wählt man für die Verbrechen des Kanzlers eine kurze Verjährungsfrist (Heiterkeit), nämlich von Majorität zu Majorität. Die ganzen Bestimmungen sind so schwammig, daß wir uns garnicht auf Mitarbeit in der Kommission einlassen. Unsre Erinnerungen an die großen Tage von Wilhelm I. und Bismarck tauschen wir gegen keine englische Legende ein. (Beifall rechts, Hurra bei den Polen.) Abg. Ricklin (Ztr.-Elsässer) verlangt, daß, auch der Statt halter von Eisaß-Lothringen unter dieselbe Veranrwortlichteit gestellt werde wie der Reichskanzler. Damit schlicht die Besprechung. -Das Schlußwort für die freisinnigen Anträge sprach der Abg. v. Paper (freis. Vpt.), der es bedauerte, daß leider die sozialdemokratischen Anträge am aussichtslosesten seien. Diese Anträge suchte in längeren Ansführungen der Abg. Heine (Soz.) dem Hause schmackhaft zu machen. Abg. Spahn (Ztr.) empfahl kurz den Antrag seiner Partei. Darauf entspann sich noch eine längere Geschäftsordnungs debatte. Alsdann gingen die Anträge an die Geschüftsord- uungskommission. Freitag 1 Uhr: Kleinere Vorlagen. Schluß 7 Uhr. Vermischtes. Allerlei« Von dem Berlin Kölner O-Zug 22 entgleiste am Mittwoch Spätabend bei Mülheim a. d. Ruhr die zweite Lokomotive und der Packwagen aus bisher unbekannter Ursache. Personen wurden nicht verletzt, nur die Gleise waren auf mehrere Stunden gesperrt. — Bei dem Zusammen stoß zweier Züge in Waterloo in Belgien wurden 68 Personen zum Teil verletzt. Der Zusammenstoß wurde durch Nebel verschuldet. — Durch einen Bergrutsch wurden am Donnerstag 30 Gebäude des Dorfes Pra bei San Lucano (Italien) zerstört. 27 Personen sollen ums Leben gekommen und neun verwundet worden sein. — Aus Tokio wird ge meldet: Infolge eines Taifuns scheiterten am Mittwoch ins der Kawatsu-Bai 35 Fischerboote. 350 Fischer sollen dabei den Tod gefunden haben. TeLegramme. Berlin, 4. Dezember. Im Stadtschloß zu Potsdam, das augenblicklich vom Kronprinzenpaar bewohnt wird, brach gestern Abeud sechs Uhr Feuer aus, das glück licherweise krine» großen Schaden «»richtete. Der Kronprinz beteiligte sich persönlich an der Leitung der Löicharbeiten. Frankfurt a. M, 4. Dezember. Heute beginne« auf dem hiesigen Hauptbahnhofe die Zusammenkünfte der Regierungsvertreter der vier Mainuferftaaten Preußen, Bayern, Hessen und Baden. Es handelt ilch um Be sprechungen über die Korrektion des Mainfluße« uvd die Verhinderung seiner Verunreinigung durch Fabrik abwässer. Breslau, 4 Dezember. Bei den oberschlestkchen Berg leuten macht sich eine Gärung bemerkbar, die von fach männischea Agitatoren ans dem Grubenbezirke des Westens hei be ige führt worden sein soll. In Zabrze und in König-Hütte fanden geheime Versammlungen statt, die zu dem Zweck erfolgten, einen Generalstreik der ganzen deutschen Bergarbeiterschast herbeizusühren, falls cs nicht zu einem Reichsberggesetz komme, das de« bereits im Landtag und Reichstag ausgesprochene« Förderungen der Bergarbeiter genügt. Wien, 4. Dezember. Die gestrige Sitzung de« Abqe o> dncrenhausr« ist, wie zu erwarren war, sehr stürmisch verlaufen. Ein Obstruktionsversuch der tschechischen Radikalen, die bei B-ginn der Sitzung die Verlesung des Einlaufs verlangten, wurde erfolgreich abgeschlagen, indem die Verlesung auf den Sitzungsschluß verschoben wurde. Später kam es zu größere» Lärmfzenen bei einer Rede des Sozialdemokraten Adler, der gegen die Verhängung des Standrechts in Prag im Namen seine? Parkei Protest einlegte. Besonders bemerkenswert war die Haltung der Juugischcchen die ihren Landsmanu- miuister nicht nur vou der Demission abyielten, sondern »uch sichtlich bemüht waren, sich vou der radikalen tschechische" G-nppe losznsagev. Wien, 4. Dezember. Im hiesige» Rathauskeller kam es vorige Nacht zu großen Demonstrationen gegen de« radikalen tschechische» Abgeordneten Klofae. Er wurde i sultiert und unter den Rusen: Hinaus, Landesver- rärer, mit seinen Begleitern, dem ehemaligen Lands mannmiuister Praczek und dem Staatsanwalt Slama gezwungen, das Lokal zu verlassen. Prag, 4. Dezember. Mit großer Bestimmtheit erhalte« sich hier die Kriegsgcrüchte, welche durch die Abbe rufung eines Tcilrs der hiesigen Garnison nach dem Süden neue Nahrung erhalten. Das hier garvisonie renke Infanterie Regiment Nr. 70 ist gestern Nachmit tag 3 Uhr mit zwei Extrazügen «ach Bosnien abge gangen. Es verlautet hier gerüchtweise, daß heute die gesamte Prager Garnison bis auf einige Bataillone nach Bosnien abgehen soll. Auch aus anderen Garni sonen Böhmens werden Truppen nach Bosnien ab- aehen. Die tschechischen Sozialdemokraten haben für nächsten Dienstag Protestversammlungen gegen die Kriegspolitik einberufen. Prag. 4. Dezember. In Marrenbad demonstrierte gestern eine tausenSköpfige Menge vor dem dortigen Bahnhöfe und forderte die Herausgabe einer tschechi, schen Fahne, die aus dem Bahnhose oehißt worden war. Der Stationsvorsteher mußte die Fahne herausgeben, welche von der Menge in die Stadt geschleppt und un» ter de» Klängen der Wacht am Rhein verbrannt wurde. Bei einige« Tschechen wurkkcn Fenster eingeschlageu und viele tschechische Firmenschilder herabgerissen und zertrümmert. Budapest, 4. Dezember. Die Trupp-nsenduvaen nach Bosnien erfolgen seit gestern io größerem Maßftabe. Von hier geht unauspesetzt Militär «sch Bosnien ab. Mit den bereits in Bosnien eivgetroffesen T-nppen und den 30,000 Mann, die sich unterwegs bestate«, wird der dortige Stand auf vahezu 120 000 Man» ge schätzt. Die Regierung dementiert rvlschiedeu die Nach richten über eine Mobilisation, sowie über die angeb lich bevorstehende Vertagung des Parlaments. Die Truppensevdungeu gelten ausschließlich einer Ver- ftä knr g de» bosnischen Grenzstationen. Paris, 4.Dezember. Geruch weise verlautet, daß gestern Abend in der Mordaffäre Steinheil eiae wichtige Ver haftung erfolgt sei. Paris, 4. Dezember. Wie ein militärisches Fachblatt berichtet, find in der französischen A> wer im Jahre 1906 1797 Mann gestorben, da« macht im Durchschnitt 3 52 °/„ pro Mille aus, was eine Zunahme der Mortabili» tätsziffer nm 0 7 gegenüber dem Vorfahre bedeutet. Rom, 4. Dezember. Ju politischen Kreisen gilt nach den gestrigen Vorgängen in der Kammer die Stellung TittoaiS als e schüttert, Mailand, 4 Dezember. Es bestätigt fich, daß bei Dt. Lucano 27 Menschen getötet und 9 verwundet worden find. D e Rettungsarbeiten find durch drohende Nach stürze sehr gefährdet Erve Kompagnie Alpenjäzer arbeiiet fieberhaft am RettuvgSwerk. Kirchliche Nachrichte«. Am 2. Advent. Waldenburg. Früh '/,8 Uhr hält Herr Pastor Walter Beichte und Kommunion. Vorm. V,10 Uhr Predigtgottesdienst. Gesang des Seminarchors: Krippenlied aus dem Clausener ! Gesangbuch vom Jahre 1633. Nachmittags '/,2 Uhr Missions- stunde für Heidenmission. Wochenamt: Herr Pastor Walter. Schwaben. Vormittags 9 Uhr Predigtgottesdienst. Altstadtwaldenbutg. Predigtgottesdienst Uhr. Niederwinkel. Predigtgottesdienst Uhr. Anschließend Kindergottesdienst. Abends ^/,6 Uhr Äbendmahlgottesdienst. Obecwinkel. Nachm. 2 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Grumbach. Vorm. S Uhr Gottesdienst mit Predigt. Langenchursdorf. Vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt (Text: Luk. 21, 25—36). Nachm. V,2 Uhr Katechismusunter- i redung mit der konfirmierten Jugend. Ziegelheim. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit kurzem Missionsbericht. Nachmittags ^2 Uhr Älterskommunion in der Sakristei. Markt- und Börsenberichte. Chemnitz, 3. Dezember StUscht- an!>'8!ehhof. Auftri-i 35 Ochsen, 63 Kalben und Kühe, 31 Bullen, 441 Kälber, 148 Schafe, L36 Schweine. Bruse: Ochsen 76-89 Ml Kalben und Kühe 72-74 Mk. Bullen 66-68 Ml Kälber 79-74 M. Schafe 00 -00 Mk. Schwein« 71—74 Ml. für 100 Pfd. Schlacht gewicht. Leipzig, 3. Dezember. 20 Frank-Stücke per 1. 00.00 A Bank- und Staatsnolen 100 per Kö. ö. W. 85 40 G. russische Bank- und Staatsnoten per Rubel 2 445 A. Keich mminte VMM, Wmvse, örmMch meörchmM, Wn LmM, Hmn« ii Mk, « PM 1» U. -«MÜn,« W. H Pf, PWtMktl. sollt Alkt» empfiehlt Bernhard Opitz. llei-tlsronen, IgWM« Illi» Üimeris-Weintrsuden, Kokos-fiüsse, KtliMl « Mil »Minik«, »W., Mmiröl o.Wr.D«l>iku empfiehlt Balduin Tetzner. Empfehle frische Sendung Zitronen, Apfelsinen, Feigen, Wallnüsse, Lampertnüsse, Kokosnüsse. Marie Kappelle. HMl!8S! „VKIllÄ" beseitigt radikal, a 50 Pf., «alten vernichtet radikal Ackerlin a 50 Pf. Drogerie Max Roth. Schloß-Drogerie Harald Meyer. Reinsten Lsmos, ausgemessen a Ltr. 100 Pfg., 'Mfiiehll Bernhard Opitz. Zwei Oberstaben sind sofort zu ver- Obergaffe 26. Vas Wort Latte« allein besagt niobt viel, in Verbindung mit äem dl amen Loetrseb verbürgt es vorsÜAlioüsts (Qualität «les IKoäuktes I tu V., Orixtvalpaekunx ru 100-120-140-160- I VVILdvII IVelll Vv 180-200 1*5. ckas kkä. 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