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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 13.11.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-190811137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-19081113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-19081113
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-11
- Tag 1908-11-13
-
Monat
1908-11
-
Jahr
1908
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künstlerischem Schmuck versehen worden. Kein Fenster ist ohne Gemälde. Der Weihe wohnte Konsistorialrat Seyler aus Dresden bei. — Die ersehnte Beruhigung der Bewohner des oberen Vogtlandes ist, wie ein Telegramm aus Plauen meldet, durch neue Lrderschütterungen wieder zu Nichte gemacht wor den. Sowohl in Zwota und Adorf, als auch in Unter- sachsenberg und Tannenbergsthal sind am Mittwoch früh wie der teils schwache, teils ziemlich starke Erdbeben wahrge- nommcn worden. Deutscher Reichstag. 159. Sitzung vom 11. November. ^ diejenigen Taten folgen lasten wird, die n^erlandes erfordert. (Beifall rechts.) A.^anoe- > ^fpt.): Bei uns in Sachsen 1^ Uhr: Haus und Tribünen sind wieder sehr stark besucht. Vor dein Eingangsportal bemühen sich Hunderte vergeblich um Tribünenkarten. Zahlreiche Schutzleute unter Führung eines Polizcileutnants sorgen für die Aufrechterhal tung der Ordnung. Auf der Tagesordnung steht die Fort setzung der Besprechung der Interpellationen. Abg. v. Gamp (Rpt.): Ich will dem Standpunkt des Herrn v. Liebermann im Allgemeinen nicht entgegentreten; aber die Art und Weise, wie er sprach, wird in weiten konservativen Kreisen keine Billigung finden. (Widerspruch.) Es ist ein tragisches Geschick, daß ein Herrscher, dem die Arbeiter so viel zu verdanken haben (Widerspruch bei den Sozialdem.), so wenig Anklang findet bei den großen Masten. Seit Bismarcks Ab gang sand der Kaiser keine Männer, die den Mut und die Kraft hatten, ihre verfassungsmäßigen Pflichten gegenüber dem Kaiser zu erfüllen. Das ist die Ursache für jene Erscheinung. Caprivi und Hohenlohe besaßen keinen Einfluß auf den Kaiser, daher hatte Fürst Bülow einen schweren Stand. Immerhin werden sich in den Archiven Fälle finden, wo er einen bestim- menden Einfluß in gutem Sinne auf den Kaiser ausübte. Im Auswärtigen Amte sind viele Beamte, die schuldiger sind als der Kanzler. Der Abg. v. Hertling sprach von einem Mark- stein in der parlamentarischen Geschichte. Ich wünschte, es wäre ein Wendepunkt im Leben des Kaisers. Worauf stützt denn der Kanzler seine Ueberzeugung, daß der Kaiser nun zurückbaltender sein wird? Der Kaiser wird falsch informiert. Bei Gesprächen mit Ausländern muß man besonders vorsichtig sein. Die Engländer können die deutschen Interessen beim besten Willen nicht richtig beurteilen. Freundlicher Akte von England haben wir uns selten zu erfreuen. Wir brauchen eine starke Flotte, um unsre Küste zu verteidigen. An einen Krieg gegen England, der einen Weltkrieg entfesseln würde, denkt bei uns Niemand. (Der Reichskanzler betritt den Saal.) Die Ver minderung der Gesandtschaftswache in Peking hat auf China einen guten Eindruck gemacht. In dieser Weise sollte man fort- sahrew Mit England sollten wir uns wegen der Flotte ver ständigen. Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt! (Hurrarufe bei den Sozialdem., gegen die der Redner während seiner Ausführungen wiederholt polemisiert hatte.) Abg. Schrader (freis. Vrg.): Des Ernstes der Situation, sowie der Notwendigkeit, einmütig zu sein, müssen wir uns voll bewußt sein. Es hat keinen Zweck, daß wir uns hier mit dem psychologischen Werdegang des Kaisers beschäftigen. Ich wende mich deshalb zu Einzelheiten, zunächst zu dem Auswärtigen Amt. Ich kenne den Geheimen Rat nicht, finde es aber hart, daß ein einzelner für den Fehler büßen soll. Mit dem Manu skript müßte dem Auswärtigen Amte doch ein Schreiben mit einem Hinweis auf die Bedeutung des Schriftstückes zugegangen sein. Für uns war das jüngste Interview nur ein neues Glied in der alten Kette. Niemand sollte sich mehr hüten, allzu frei zu sprechen, als hochgestellte Personen. In der Politik machen sich zwei verschiedene Elemente geltend. Das darf nicht sein und darf nicht so weiter gehen. Eine einheitliche Politik in der Hand des Reichskanzlers ist uns bitter not. Wir hätten gewünscht, daß der Kaiser in diesen Tagen in Berlin geweilt hätte. Die Besichtigung des Zeppelinschen Ballons war wohl nicht so wichtig. Es wäre gut gewesen, wenn der Kaiser durch den Kanzler von diesen Verhandlungen unmittel bar unterrichtet worden wäre. Fürst Bismarck sorgte für «ine einheitliche Politik, obwohl er bei seinem Herrn viel Widerstand fand. Wir bitten den Fürsten Bülow aufs Ein- drinnlichste, dein Kaiser vorzustcllen. daß es so nicht weiter gehen kann. Diese Verhandlungen können unser Ansehen im Auslande nur dann schädigen, wenn wir das mit ihnen an- gestrebte Ziel nicht erreichen. Wir brauchen eine einheitliche, klare und feste Politik. Das parlamentarische Regime, das wir wollen besteht darin, daß kein Munster auf die Dauer regieren kann vei- lick, nicht nn Einklänge mit dem Volk und seiner Derketuna befindet. Einmütigkeit m großen Fragen bleibt die Hauptsache. Unsre Politik muß eine einheitliche sein nach innen ""Abg^'N^E ^Namens meiner Fraktion habe ich UI 0 gestrige Antwort des Reichskanzlers ent- sprack Mr enthalten uns daher jedes weiteren Wir erwarten, daß der Reichskanzler seinei?Mor?^! aück, diejenigen Taten folgen lasten wird, die E WZO unser7^^ erfordert (Beifall rechts KL- im ki- natürliches"", fei entstanden, wrN jüngsten Ereignisse im Grabe umgedreht habe. Man mochte fast daran glauben. Die Antwort d°s Reichskanzlers war un- befriedigend. Er hielt eine glänzende Rede, es fehlte ihr aber der Kern. Tie Rede war eine Abschwächung der Ereignisse, «-richtet nicht an den Reichstag, sondern nach Donaueschingen. Z mZ-L kaute des Kaisers? Der Kaffer hat d"Fühlung mit seinem Volke verloren. Bei Festlichkeiten sieht er nur die hurrarufende Menge und sonst die höfische Klique. Die Hof-Eunuchen haben den Kaiser zu dem Interview sogar beglückwünscht. Dieser Byzantinismus ist an allem Unheil schuld Die jüngst« Gegen- wart beleuchtet die entstandene Kluft benaalisch. Das ganze Volk ist m starker Erregung, der Reichstag Oharrt auf Erklärun- Kaiser feiert Feste! Welche Garan- tien bietet uns der Kanzler, daß der Kaiser zurückhaltender '"^.Gestern horten wir nichts von solchen Garantien! Un- parlamentarischen Macht durch onHÄ ^Schaffung eines parlamentarischen Ausschusses für auswärtige Politik. Wenn wir vor uns sehen «ine irregeleitete, impulsive Kraft, so muffen wir ihr unsre eigne Kraft, die Kraft der gesamten Nation, entgegensetzen. Eine große Summe von Vertrauen und Kredit die uns Kaller Bismarck hinterlassen haben, ist verpraßt Ueber dem Willen des Herrschers, des Kaisers liebt des «bg. Haußmann (südd. Volks^' A s uns der Zerstörung des Zeppelinschen Luftschiffes käf sand sickÄs ganze deutsche Volk zusammen; einmZiq stehen wk auZ ievt La. Di- Szene ward zum Tribunal. Niemand o- te-d A Nn Kaiser. Der konstitutionelle Gedanke ist von allen Parteien in den Vordergrund gerückt worden. Nach den urkundlichen Dar legungen scheint die Einkreisungspolitik gegen uns berechtigt zu sein. Der Kaiser hat gesagt, Schwarzseher dulde ich nicht, und er hat Schwarzseher zu Millionen geschaffen. Darin liegt das tragische Moment. Der Kanzler sprach gestern wehmütig. Es ging bei gedämpfter Trommel Klang. Die Situation dieses beredten Staatsmannes ist sehr ernst. Der Kanzler beantwortete gestern viele Fragen nicht, Er scheint die Interpellationen auch nicht — gelesen zu haben (Heiterkeit). Der Kanzler sagt, 1. im „Daily Telegraph" sei vieles falsch wiedergegeben; wir lechzen aber danach, die Wahrheit zu erfahren. Auch über das Inter view des Amerikaners Hall hat uns der Kanzler nichts gesagt. Es ist das Wort gefallen von dem „Admiral des Atlantischen Ozeans", soll jetzt vielleicht gesprochen werden von dem „Ad miral des Atlantischen und des Stillen Ozeans"? Auch wir glauben an die Vaterlandsliebe des Kaisers, haben deshalb aber auch das Recht, dem Kaiser zu sagen, daß seine Mittel, diese Liebe auszudrücken, so bedenklich sind, daß wir wünschen, sie fänden keine Anwendung mehr. Der deutsche Kaiser ist kein Mehrer der Sympathien für Deutschland. Das hat Fürst Bülow selbst gestern zugegeben. Die wichtigste Stelle der Rede des Kanzlers war die, wo er sagte, er habe die Ueberzeugung gewonnen, der Kaiser werde nun zurückhaltender sein. Wir verlangen aber Tatsachen. Wir wollen hören, daß der Kanzler mit dem Kaiser darüber gesprochen hat. Wir hätten gewünscht, daß er uns erklärte, der Kaiser und ich sind einig. Das Volk und der Kanzler haben jetzt schwere Tage durchlebt; der Kaiser nicht. Ich weiß nicht, ob der Kanzler seine Entlassung noch einmal eingereicht hat. Jedenfalls kann eine Politik, deren Träger in das Goldene Buch von München die Worte ein schrieb: rsAis volantas suprsma lex (des Königs Wille ist das oberste Gesetz), nicht selbständige Räte heranziehen. Mit Inter views und Telegrammen darf keine Politik gemacht werden! Der Bundesratsausschuß für auswärtige Angelegenheiten muß regelmäßig zusammentreten. Auch die Organisation der obersten Behörden muß reformiert werden. Dem Reichstage muß es leichter gemacht werden, Anfragen über auswärtige Politik jederzeit an die Regierung zu richten. Die Durchführung des konstitutionellen Prinzips ist die Hauptsache. Das persön liche Regiment muß aufhören. Das nächste Mittel zur Abhilfe wäre eine gemeinsame Adresse an den Kaiser. Wir können da rin die Erklärung des konservativen Parteivorstandes aufnehmen. Das wäre ein ehrlicher Versuch, die Wandlung in dem Kaiser herbeizuführen. (Beifall.) (Der Reichskanzler Fürst Bülow verläßt, anscheinend nach Empfang von Telegrammen und nach Rücksprache mit Kiderlen-Wächter und Bethmann-Hollweg den Saal.) Aba. Saß-Jaworski (Pole): Wir sind von der Antwort des Reichskanzlers nicht befriedigt. Sie reiht sich würdig dem ganzen verfehlten Regierungssystem in der inneren und äußeren Polilik ein. Abg. Heine (Soz.): Die Rede des Reichskanzlers war ein ästhetischer Genuß, sonst nichts. Fromme Wünsche nützen uns nichts; wir brauchen Garantien! Wenn wir auch einen schlech teren Kanzler bekommen, so muß Bülow doch gehen. Wenn 3, 4 Kanzler so verschwinden, dann wird der Kaiser schon auf hören. Redner fordert Erweiterung der Rechte des Parlaments und greift das Auswärtige Amt scharf an. (Während seiner Ausführungen erscheint Fürst Bülow wieder im Saal.) Stellvertretender Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Kiderlen-Wächter weist die Angriffe des Vorredners auf dieses Amt, das eine Einrichtung des Fürsten Bismarck ist, zurück. Das Ministerium des Auswärtigen hat zu wenig Beamte; ihre Vermehrung ivird vom Reichstage gefordert werden. Die Bureaus des Auswärtigen Amts sind vortrefflich organi siert und es wird so gründlich in ihnen gearbeitet, wie nirgends anders. (Redner wird während seiner kurzen Ausführungen so häufig und lebhaft unterbrochen, daß der Präsident einschreiten muß.) Abg. v. Dirksen (Rpt.) tritt unter scharfer Polemik gegen die Sozialdemokraten für den Reichskanzler ein. Abg. v. Oldenburg (kons.) lehnt die Ueberreichung einer Adresse an den Kaiser ab, die von den Mitgliedern der Wirt schaftlichen Vereinigung gefordert wird. Ein Antrag dieser Partei wird gegen Freisinnige und So zialdemokraten abgelehnt; damit schließt die Besprechung der Interpellationen. Donnerstag 1 Uhr: Kleine Vorlagen. Schluß */z7 Uhr. Vermischtes. Allerlei. In Rom fanden in der Nähe der Poliklinik Vorübergehende ein großes Paket erbrochener Postsachen. Die Polizei stellte eine Untersuchung an und fand bei dem Geldbriefträger Fclci, in Bükern, Betten, Kisten und Kasten versteckt, 50,000 Lire in italienischen und deutschen Wert papieren, die in Wertbriefen enthalten waren und die Fclci zur Bahn tragen sollte. — Am Dienstag früh ist im Budapester Wcstbahnhof ein Personenzug infolge Versagens der Bremse auf einen Prellbock aufgcfahren. 14 Personen wurden leicht und eine schwer verwundet. Sämtliche Fenster des Zuges sind zerbrochen. — Bei den „Vereinigten Spar kassen" in Ofen pest wurden gelegentlich bei einer Revision große Unterschlagungen in Höhe von 140,000 Kronen fest- gestellt. — Ein folgenschweres Säbelduell fand in Agram zwischen dem Sohne des Obergespans Buchetich und dem Bankbeamten Smiciklas infolge eines Wortwechsels statt. Buchetich, der durch sechs leichtere Säbelhiebe verwundet wurde, brachte seinem Gegner mehrere leichte Hiebe bei und spaltete ihm schließlich mit einem wuchtigen Säbelhiebe die Schädeldecke. Der Zustand des Verletzten gilt als hoffnungs los. — In der Nacht zum Dienstag ist die Stahlwaren fabrik und Schleiferei der Firma Eduard Vetting in Solingen vollständig niedergebrannt. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. — In Pomarolo in Südtirol wurde der Direktor der Filiale der Banca di Roma wegen Unterschlagung von einer Viertel Million Mark in Wert papieren verhaftet. Telegramme. Kamm, 12. November Heute Nacht ereignete sich auf der Zeche Radbod eine Stunde von hier entfernt eine Kohlenstaub-Exploston, und zwar auf der dritte» Sohle des Schachtes II. Im Augenblick des Unglücks waren 355 Stann in der Grube. Bis jetzt find 4« Verletzte ge borgen, darunter ein Toter, wahrscheinlich ist die Zahl der Tote» grötzer. Berlin, 12. November. Unter dem Vorsitz des Reich», kanUer« fand gestern Abevd im Reichstag eine Ditzuug de« preußischen Dtaatsmivisteriums statt. Die dürft« vermutlich in Zusammenhang stehen mit dem heutige« Zusammen'ritt des Bundesratsautschuffes für auswär« tige Avgeleg-nheiten. Berlin, 12. November. (Nestern Abevd 5 Uhr 40 Mi«, hat da« Militär Lufischiff de« Major« G-oß die seit langem geplante 24 Ltundenfahrt unternommen. I« der Gondel nahmen Major Lperling, der da« Luftschiff führt, Oberinaenieur Basevach und zwei Chauffeure Platz Der Ballon hob sich schnell in die Höhe und schlua dann die Richtung aus Reinickendorf West ei«. Als Ziel der Dauerfahrt ist Hannover in Aussicht ge nommen. Köln, 12. November. CI« schweres Grubenunglück ee eignete sich ans der Zeche „Dierkerade", die der „Gute« Hoffnung- Hütte gehört. Dort ging aus der unterste« Dohle ein Dprengschuh vorzeitig los, wodurch ein Auf seher tödlich und fünf Bergleute schwer verletzt wurden. Der Ausseher starb bald nach der Einlieferung ins Krankenhaus. Frankfurt, 12. November. Die „Frankf Ztg." meldet au« Berlin, die Tatsache, daß Fürst Bülow gestern da« Ltaatsministerium zu einer Ditzm g im Rrichttaq eiu- berufen hat, scheint von besonderer Bedeutung zu sei». Es unterliegt keinem Zweifel, daß da« preußische Ltaat«- Ministerium über das Resultat der zweitägigen Debatte und über die vorgestern abgeoebene Erklärung de« Reichskanzlers beraten hat. Ob irgend ein Beschluß gefaßt worden ist, entzieht sich der Kenntnis, aber es liegt sehr nahe, zu vermuten, daß der Reichskanzler nunmehr sich über da« Ergebr-i« der Debatte und über die Zusagen, die er gemacht hat, mit dem Kaiser au« einanderzusetzen wünscht. Es verlautet, daß er mit dem Kaiser, der sich bekanntlich nicht in Berlin bcfindet, zusammentreffen wird. Er soll den Wunsch haben, auS den Vorgängen der beiden letzten Tage sofort die Konse quenzen zu ziehen. Der Reichskanzler hat nunmehr das Bedürfnis, dem Kaiser Vortrag über die im Reichs tag abgegebene Erklärung zu halten und zu hören, ob er mit der von ihm gemachte« Erklärung einverstan den ist. Friedrichshafen, 12. November. Gras Zeppelin und Geheimrat Hergesell kehrten gestern Nachmittag 4'/, Uhr von ihrem Besuch in Donaueschingen zurück. Beide waren äußerst erfreut über die Liebenswürdigkeit, die der Kaiser ihnen gegenüber auch diesmal aezeigt hat. Der Kaiser äußerte den Wunsch, jetzt möglichst schnell und möglichst viele Luftschiffe erbaut zu sehe«. Braunschweig, 12. November. Da« Dchwurgericht ver urteilte di« Wäscherin RourS au« Hvlzmünde, welche seit dem Jahre 1901 von sechs unehelichen Kindern drei gleich nach der Geburt getötet hatte, zu 5'/, Jahre« Gekäng«iS. Wien, 12. November. Die Haltung Bülows in der Neichstagsdebatte wird von den hiesigen politische« Kreisen so ausgefaßt, daß er der Zwischenfälle der letz, ten Zeit überdrüssig ist, und sich am liebsten ehestens znrülkziehen möchte, um seinen Neigungen und alle« Aergers ledig leben zu können. Wien, 12. November. Da wegen der deutsch böhmischen Ltreitsragev uoch einige Schwierigkeiten zu behebe« sind, wird die Entscheidung in der F age der Kabinetts bildang wahrscheinlich erst heute Abend er olgen. Rom, 12. November. Der Minister des Aeußereu hat den italienischen Gesandten in Rro de Janeiro beauf- tragt, eine strenge Untersuchung einzuleiten über die Ermordung von drei Italienern in Dt. Manuel. Einer dieser Italiener soll fürchterlich gesoltert worden sei«. Die gesamte italienische Kolonie befindet sich in großer Erregung. Madrid, 12. November. Hier tritt mit großer Be stimmtheit das Gerücht aus, daß Kaiser Wilhelm im Frühjahr rächstr» Jahres in Vigo eine Zusammenkunft mit König Alsons von Lpanien haben werde. Belgrad, 12. November. Blättermcldungc» zufolge be- abfichitgt der Kronprinz von Serbien demnächst nach Konstantinopel zu reisen. London, 12. November. In einem Leitartikel über die Debatte im deutschen Reichstag sagt der „Daily Tele graph- zu der Erklärung de« Fü sten Bülow, daß Deutschland i« Frieden und Freundschaft mit England zu leben wünsche». Wenn man diese Erklärung Bü low« mit den wohlerwogenen Ausführungen Asquith« in der Guildhall zusammenfaht, so wird es kaum je manden geben, der es nicht für möglich hält, daß die Dünste der Vergiftung und de« Mißtrauens, die im Novembernebel aufftiegen, nicht zerstreut werden könn ten. Alle anderen Blätter in London wollen sich über die, wie sie sagen, interne Angelegenheit Dcuischland« nicht aussprechen und ziehen es, wie unter anderem die „Timet-, vor, später, wenn sich alles beruhigt hat, die internationale Bedeutung der deutschen Politik zu er örtern. London, 12. Novmber. Eine Feuertbrunst zerstörte gestern Abend ein n Teil des Rathauses von Dublin. New Bork, 12. November. Infolge dichte« Nebels er eigneten sich zahlreiche Eisenbahnuvfälle in allen Teile« de« Landes. Do stießen zwei Waggons der eingleisige« elektrischen Bahn New Bork Philadelphia zusammen. Hierbei wurden mehrere Personen gelötet und zahl reiche verwundet. Oeffentliche Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums Freitag, den 13. November 1908, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Kenntnisnahme von der Liste der Stimmberechtigten und Wählbaren für die diesjährige Stadtverordnetenersatzwahl und Bestimmung der Wahlgehilfen. 2. Mitentschließung über Erhebung der Bürgerrechtsgebühr. 3. Anerbieten des Buchhändlers Alfred Lorentz in Leipzig. 4. Kenntnisnahme vom Protokoll der letzten Kaffenrevision. Markt- «nd Börsenberichte. Chemnitz, 11 Nov Weizcn, alt 00,00 bis 10,00 Ml., neu 10,10 bis l0,3ö Mt Roggen 8,55 Ml. bis 8,75 Mk Gerste 10,00 Mk. bi« 10,50 Mk. Braugerste 10,05 Ml. bi« 11,75 Mk. Futtergerste 7,4S Mk. bi« 76,0 Mk Hafer sächsischer alt 0,00 bi« 0,00. Mk., neu 8,1» bi« 8,40 Ml. Heu neues 3,20 bis 3,60 M., altes 0/ 0 bis 0,00 Ml. Kartoffeln L,7b Pik. bi« 3.00 Ml. Leipzig, 11. November. 20 Franl-Stück» per 1. 16,28. S. Oester- Sank- und Slaalsnorrn 100 per Kö. v. W. 85,30 B. rujfifch», Bank- und TtaatSuoten per Rubel 214,50 S.
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