Volltext Seite (XML)
»rschltm täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. »«nähme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Bormittag« »/,1l Uhr. Der »bonnemenlsvreit beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 6V Pf., monatlich 55 Pf. Einzelne Nrn. Iv Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., für auswärts 15 Pf. und Valienbitrzer Anzeiger. Filialen: in Attstadtwaldenburg bei Herrs Otto Fürst«; inTallenbrrg beiHrn. Strumpf wirk« Fr. Herm. Richter; in Kaufungen de Herrn Fr. Janaichek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wil helm Tadler; in Wallenburg bei Herr» Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herr» Eduard Kirst«. «--Usprech-r Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstcin-Caünberg und in den Ortschaften der nachstehenden Slandcsamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Laugenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 173. Dienstag, den 28. Juli 19081 Witterungsbericht, ausgenommen am 27. Juli, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 765 rum reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -st 25» O. (Morgens 8 Uhr -st 19,.v 0. Tiefste Nachttemperatur -st 16° 0.) Fenchtigkeits- gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 62»/g. Taupunkt -s- 18» Ö. Windrichtung: Nordost. Niederschlagsmenge in den letzten 48 Stunden bis früh 7 Uhr: 3,z ILM Daher Witterungsaussichten für den 28. Juli: Halbheitcr, Gewitterneigung. "Waldenburg, 27. Juli 1908. Die Lage im türkischen Reiche muß wieder eine so ver wickelte geworden sein, daß Sultan Abdul Hamid und seine Ratgeber absolut keinen Ausweg mehr sehen; andernfalls hätten sie sich sicherlich nicht zur Wiederherstellung der Ver fassung bereit gefunden. Dieser Schritt aber hat für den, Augenblick Wunder gewirkt. Freude und Jubel herrschen unter der muhamedanischen Bevölkerung, und den Jungtürken ist jeder Anlaß zur Fortsetzung ihrer revolutionären Tätigkeit entzogen. Es fragt sich nur, wie lange die Herrlichkeit dauern wird? Abdul Hamid 11. hat während der verflosse nen 31 Jahre bewiesen, daß man trotz einer Konstitution auch ohne Parlament regieren kann. Die Verfassung in der Türkei ist die langen Jahre hindurch rechtlich keinen Augen blick aufgehoben gewesen, nur das Parlament ist, nachdem es nach einer ersten kurzen Session vertagt worden war, nie mals wieder einberufcn worden. Es war selbst für türkische Verhältnisse eine tolle Zeit, in der die Verfassung der Türkei geboren wurde. Der unfähige Sultan Abdul Aziz, der übrigens in dem bisherigen Gebieter Marokkos einen ebenbürtigen Namensvetter besitzt, brachte es in fünfzehnjähriger Regierungszeit zu einer vollständigen Zer rüttung des Staates. Die Mißwirtschaft erreichte ihren Gipfelpunkt, als nach dem Tode bezw. der Entlassung brauch barer Minister der unwissende und habsüchtige Mahmud Nedim Pascha zum Großwcsir ernannt und mit der Leitung der Staalsgeschäfte betraut wurde. Das Finanzelend der Türkei wurde immer großer, zu den drückendsten Bedingungen mußte sie Anleihen aufnchmen, auf 5 Milliarden war die Schuldenlast angewachsc». Im Oktober 1875 erklärte die Regierung, nur noch die Hälfte der Zinsen für die Staats schuld zahlen zu können. Kriegerische Verwickelungen mit Rußland traten hinzu, das ziemlich unverhüllt den Plan ver folgte, die ganze Türkei zu annektieren und Konstantinopel znr Svmmcrresidenz der Zaren zu machen. Der Volks- unwille kam zur Explosion. Der energische Midhat Pascha hatte inzwischen die Regierungsgewalt an sich gerissen. Am 10. Mai 1876 kam es zu einer Palastrevolution, und wenige Tage später, am 29. Mai, wurde Abdul Aziz abgesetzt und der Sohn seines Vorgängers, Murad V., auf den Thron erhoben. Der abgcsctzte Sultan wurde am 4. Juni im Palaste Tschiragan, wohin man ihn gebracht hatte, auf Befehl der Minister ermordet. Die Regierung ließ erklären, er habe durch Oeffnung der Pulsadern Selbstmord verübt. Im Hause des allgewaltigen Midhat wurden eine Woche später die dem alten Regime treu gebliebenen Minister durch einen tscherkessischen Offizier ermordet. Murad V. ist eine der tragischesten Herrschererscheinungen. Von seinem Oheim Abdul Aziz, der seinem eigenen Sohn Iustus die Thronfolge zu sichern unablässig beniüht war, wlirde cr hart behandelt und zurückgestoßen. An Geist und krank, bestieg er den Thron ain 30. Mal und wurde 3i. August wegen unheilbaren Wahnsinns abgehetzt. r-d° So wa? einsamen Palaste. iv ll der a E am 31. August 1876 Abdul H^ !w!ielüe^ Sultan, den Thron bestieg. Durch ^Ämtste der° Türk'^" Rußland waren die inneren Verhältnisse der Turke, verzweifelt geworden, so daß Eng land cme K°"serenz der Mächte vorschlug, die Ordnung in das osmanische . ch bringen sollte. Diese Konferenz ver lief ergeb» ' .. l Zusammentritt mitgeteilt wurde, daß Abdu Hamid auf Betreiben Midhat Paschas unter», 23. Dezember 1876 seinem Volke eine Berfa sung oktroyiert habe. Auf Grund dieser Verfassung trat das neue Parlament am 19. Marz , zusammen, wurde jedoch am 14. Februar des folgenden wahres aufgelöst und seitdem nicht wieder einberufcn. Neben der jungtiirkischcn Bewegung ist es auch diesmal wieder die Sorge um ein Eingreifen des Auslandes, das den Sultan sehr gegen seinen Wunsch und willen nötigt, die Verfassung wiederherzustellen und aufs neue ein Parlament einzuberufen. Die Ursachen der zweiten Parlamentscinberufung weisen große Aehnlichkeit mit denen der ersten auf. Es ist daher auch die Besorgnis nicht ungerechtfertigt, das zweite Parlament könnte das Schicksal seines Vorgängers teilen und sehr bald, gleich diesem, in der Versenkung verschwinden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Von der Nordlandfahrt des Kaisers, die nun wieder südwärts geht, wird berichtet, daß der Monarch das vor einigen Jahren abgebrannte und aus der Asche neuerstan dene Aalcsund besuchte. Die Bevölkerung, die dem Kaiser viel zu verdanken hat, bereitete ihm Huldigungen. Das Wetter ist wieder schön und warm geworden. Am Sonntag hielt der Kaiser in gewohnter Weise den Gottesdienst an Bord der „Hohenzollern" ab. Am Tage zuvor hatte eine Kariolfahrt nach dem Djupwand, einem 1000 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Glctschersee, stattgefunden. Das Frühstück wurde an dem See, umgeben von Eis und Schnee, eingenommen, die Rückkehr nach Morok zum größten Teil zu Fuß zurückgelegt. Die Partie war in jeder Weise aufs vor züglichste gelungen. Die Umgebung von Morok gefiel dem Kaiser außerordentlich. Der Monarch machte dort mit sei ner Begleitung so ausgedehnte Spaziergänge, daß das Diner erst Abends */z10 Uhr eingenommen wurde. Die bevorstehende Zusammenkunft unsers Kaisers mit König Eduard von England im Schloß Friedrichshof bei Kronberg wird halbamtlich anch als ein Politisch will kommenes Ereignis gefeiert, weil ihr Ausbleiben als eine Lücke hätte empfunden und mißdeutet werden könne». Ohne im Handumdrehen die Lösung schwebender Probleme herbei zuführen, werden die in Friedrichshof auszutauschenden Ein drücke das Bestreben verstärken, in den großen Fragen, be sonders in den Angelegenheiten des nahen Orients, nicht anders als auf friedlichen Wegen und im guten Einver nehmen aller beteiligten Mächte vorzugehen. Das Gleiche läßt sich auch von den in Ischl, Marienbad und Karlsbad bevorstehenden Gesprächen zwischen Souveränen und Staats männern erwarten. Das Schlagwort von der Einkreisung Deutschlands ist hier nicht mehr am Platze. Aber daß die Wachsamkeit fortdauert, kann niemand bezweifeln. Von dem Entwurf einer Reichsfinanzreform sind laut „Berl. N. N." gegenwärtig nur die Grundlagen vorhanden. Anfang September sollen die Beratungen wieder ausge nommen und dann ohne Unterbrechung zum Abschluß gebracht werden. Vorher soll noch eine persönliche Aussprache mit einigen Parlamentariern stattfinden Der Liebesroman eines preußischen Prinzen, des zweiten Sohnes des verstorbenen Regenten von Braunschweig, wird vielleicht seinen Abschluß finden. Die von dem Prinzen geliebte Frau, die Baronin Liebenberg und frühere Schau spielerin Sulzer, ist soeben durch das Gericht in Budapest con ihrem Manne geschieden worden. Der Prinz hat be kanntlich nicht nur aus seine Würden in Preußen, sondern auch auf seinen Namen verzichtet. Nachdem alle Versuche zur Verschmelzung der in Zahlungs schwierigkeiten geratenen Solinger Bank mit irgend einer Großbank gescheitert sind, ist der Konkurs angemeldet wor den. Angeblich wollten einige Aktionäre und Gläubiger nicht in die Bevorzugung der kleineren Gläubiger willigen. Mit der Bank soll die Stahlwarenfabrik Gatten zusammengebrochen sein. Weitere Konkurse werden erwartet. Die Novelle zur Aenderung des Gesetzes über Erwerb und Verlust der deutschen Reichsangehörigkeit wird dem Reichstage noch vor Ablauf dieses Jahres zugehen. Die Anschauungen innerhalb des Reichsamts des Innern, des Auswärtigen Amts und des Kricgsministeriums sollen sich genähert haben. Laut „Berl. N. N." sind die Arbeiten an dieser Novelle im Reichsamt des Innern seit Erledigung des Reichsvereinsgesetzes wieder lebhafter betrieben worden. Milderungen der gegenwärtigen Gesetzesbestimmungen werden bekanntlich schon seit Jahr und Tag von den verschiedensten Seiten gewünscht. Eine Bismarck-Gedenkfeier beging aus Anlaß der zehnten Wiederkehr des Todestages unsres ersten Reicks kanzlers am 30. d. M. der Verband nationaler Vereine von Groß-Berlin bereits am vergangnen Sonntag vor der Bis marck-Warte auf den Müggclbergen unweit Berlins. Die Feier, an der sich sämtliche 17 Ortsgruppen zahlreich be teiligten, begann um 6 Uhr Nachmittags mit dem Vortrag eines Eingangsliedes. Nach einer Ansprache des ersten Vor sitzenden, Generalleutnants z. D. Siemens hielt Or. Ludwig Sevin die Festrede. Ein Schlußgesang beendigte die Feier vor der Bismarck-Warte, der in geschlossenen Räumen ein Bismarck-Kommers folgte. Der Andrang zu der Feier war so groß, daß der Verkehr nur infolge der weisen Voraus sicht der Eisenbahnverwaltung, die zahlreiche Extrazüge ein gelegt hatte, bewältigt werden konnte. Das Wetter war schön. Der „Kladderadatsch" hat zum zehnjährigen Todestage Bis marcks eine besondere Bismarck-Nummer herausgegcben. In einem Huldigungs-Gedichte dieser Nummer heißt es u. a.: Im Sachsenwalde da ist ein Grab, Da schläft, der uns Ehre und Größe gab. Sein Auge war Sonne auf Deutschlands Pfad, Das Wort seines Mundes war siegende Tat. Und wenn er auftat den weisen Mund, Tann lauschte in Bangen das Erdenrund. . . . Wir blicken hinaus in der Zukunft Graun! Erhebe das Haupt mit den finsteren Brau'n, Erfülle mit Kraft uns, gewaltiger Geist, Daß keiner den Bau aus den Fugen reißt, Den Bau, getürmt von Meister hand: Das große, das herrliche Vaterland! Rußland. Der Präsident der Republik Frankreich Armand Falliires trifft am heutigen Montag vor Reval ein, uin mit dem Zaren Besuche auszutauschen. Kaiser Nikolaus II. hatte sich bereits am Sonnabend auf der kaiserlichen Jacht „Standart" nach Reval eingeschifft, wo er persönlich die Revue über das zu Ehren Fallieres versammelte Geschwader abhält. Auf beiden Seiten ist die Stimmung heute wesentlich kühler als sie damals war, als Felix Faure in Peterhof und Loubet in Sarskoje Selo weilten. Gleichwohl bildet der von Faure ins Leben gerufene Zweibund natürlich auch heute noch die Grundlage für die auswärtige Politik Rußlands wie Frank reichs. Schweden. Während seines kurzen Aufenthaltes in Stockholm tauschte Präsident Fallieres mit dem König Gustav von Schweden Trinksprüche aus, die jedoch der Natur der Dinge nach einen politischen Charakter nicht besaßen. In seiner Be grüßungsansprache betonte König Gustav: Ich werde nie mals vergessen, daß mein königliches Haus seinen Ursprung in der edlen französischen Nation hat. Seit dem Beginne des vorigen Jahrhunderts sind es bekanntlich Angehörige des Hauses Bernadotte, die den schwedischen Königsthron inne haben. Der König dankte ferner für die vom Präsidenten dem Gedächtnis seines verstorbenen Vaters, des Königs Oskar, dargebrachte Huldigung, erinnerte an die gemeinsamen Erin nerungen aus vergangenen Jahrhunderten und betonte, daß Frankreich und Schweden auch heute noch auf dem Gebiete der friedlichen Eroberung für den Fortschritt und das Wohl ergehen der Menschheit kämpften. Schließlich feierte der König die Freundschaft und die Sympathie zwischen den beiden Nationen, die durch den Besuch noch fester geknüpft werden würden. Präsident FaMres dankte tiefgerührt, rühmte Stockholm, des wegen seiner wunderbaren Lage und seines großartigen Aussehens zu den imposantesten Städten der Welt gezählt werden könnte, und stimmte im übrigen den Darlegungen des königlichen Gastgebers so vollständig zu, daß er diese in seiner eignen Rede Satz für Satz wieder holte, wobei er allerdings auch die Königin feierte, während König Gustav es unterlassen hatte, der Madame Fälliges besonders zu gedenken.