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Vermögens-Uebersicht. Vermögen. 1 Ausgeliehene Kapitalien als: ») gegen hypothekarische Sicherheit 2,499,825 Mk. 14 Pf. b) Pfand- und Handdarlehne 13,710 „ — „ 3 Rückständige Zinsen von ausgeliehenen Kapitalien 4 Rückständige Besichtigungs- und andere Kosten 5 Wert des Inventars o) Gemeinde-Darlehne ä) an Kreditinstitute 6496 „ — 674 ., 70 2 Staats- und andere Wertpapiere w. o. Vortrag aus 1906 194 Mk. 90 Pf. 1O°/g Abschreibung 19 „ 50 „ 175 Mk. 40 Pf. Zugang 1907 386 „ 90 „ w. o. 6 Kassenbestand Betrag Mk. Pf. 2,520,705.84 51,291,25 2475.— 562.30 66,259.25 Waldenburg, am 29. Mai 1908. "Waldenburg, 3. Juni 1908. Eine interessante und zum Teil recht aufregende Debatte entwickelte sich gestern Dienstag in der sächsischen 2. Kammer bei der Weiterberatung des Entwurfes eines Wassergesetzes. Die Verhandlungen nahmen zum Teil einen derartig stürmi schen Verlauf, wie man es in diesem Hause seit Jahren nicht mehr gewohnt war. Bekanntlich ist die Schaffung eines Wassergesetzes, das die zum Teil recht unsicheren Zustände der privaten und öffentlichen Rechtsverhältnisse an fließenden Gewässern regelt, fest langen Jahren außer einem neuen Wahlgesetz das schwierigste Problem, das die sächsische Re gierung und Volksvertretung beschäftigt, und bisher zu keinem befriedigenden Abschluß gelangt ist. Die Ansichten der Rechten und Linken gehen hier außerordentlich auseinander, indem die Konservativen vor allen Dingen den Standpunkt vertreten, daß die Rechte und Interessen der einzelnen Staats bürger, also hier der Anlieger an fließenden Gewässern, ge schützt werden müssen, während die Liberalen die Rechte preisgeben und an den Staat abtreten wollen. Außerordentliche Unruhe und Protestrufe entfesselte im Hause die Rede des nationalliberalen Abgeordneten Rühl mann-Döbeln, der in unerhörter Weise den Vizepräsidenten Geheimrat Opitz angriff, der sowohl in der Zwischendepu- tation, wie bei den Verhandlungen der Gesetzgebungsdepu tation unablässig bestrebt gewesen war, die Regierung Schritt für Schritt zur Aufgabe ihrer grundlegenden Auffassungen des öffentlich rechtlichen Charakters der fließenden Gewässer zu bringen und dafür den privatrechtlichen Standpunkt fest zulegen. Or. Rühlmann beschuldigte geradezu die Konserva tiven, die mit außerordentlicher Hingebung und sogar unter Verzicht auf manche wichtige und berechtigte Forderung das Zustandekommen des Gesetzes gefördert hatten, der Ver schleppungspolitik. Dieser Angriff erregte eine derartige Un ruhe, daß der Präsident nur mit großer Mühe und nach langem, vergeblichen Bemühen Ruhe schaffen konnte. Trotz dem blieben die weiteren Ausführungen des Abg. Dr. Rühl mann noch lange Zeit auf den Tribünen unverständlich. Vizepräsident Opitz und der konservatie Abg. Habnitz wiesen ebenso energisch wie überzeugend die Angriffe Or. Rühlmanns zurück, und sogar sein eigener Fraktionsgenosse, Abg. Lang hammer, sah sich zu der Erklärung veranlaßt, daß er und die meisten seiner nationalliberalen Fraktionsgenossen den Ausführungen Or. Rühlmanns nicht beipflichten können und sie bedauern. Den Höhepunkt erreichte die Situation, als Staatsminister Or. Graf von Hohenthal und Bergen erklärte, daß durch Annahme eines Antrages v. Querfurth, der bei Z 3 vor allen Dingen hinzugefügt wissen wollte, daß die Privatrechte an fließenden Gewässern als Ausfluß des Grundbesitzes auf gefaßt werden sollten, das Zustandekommen des ganzen Ge setzes gefährdet werde. Der Antrag v. Querfurth, der vor allen Dingen die möglichst unzweideutige Fassung des Privat rechtes bezweckte, wurde infolgedessen gegen eine Anzahl kon servativer Stimmen abgelehnt. Eins aber wurde, insbeson dere durch die sachlichen und energischen Ausführungen des Vizepräsidenten Opitz, der mehrmalig das Äort ergriff, er reicht, daß nämlich seitens des Staatsministers eine klare und für die künftige Gesetzesauffassung grundlegende Erklärung abgegeben wurde, die den Schutz des Privatrechts der an fließenden Gewässern liegenden Eigentümer gewährleistet. Zu einem scharfen Zusammenstoß kam es auch zwischen dem Abg. Greulich (kons.) und dem Regierungskommissar Geh. Rat vr. Schelcher, durch dessen Ausführungen die Worte des Ministers eigentlich wieder bedeutend abgeschwächt wurden. Abg. Greulich verlas nämlich einige Aufzeichnungen aus einer Deputationssitzung, in der Geh. Rat Schelcher geäußert haben soll: „Wenn wir nur erst das Gesetz haben, dann werden wir die Besitzer schon kriegen!", was Geh. Rat Schelcher ebenso bestimmt in Abrede stellte. Nach mehr als achtstündiger Beratung wurde das 167 Paragraphen umfassende Gesetz, das auf eine fast achtjährige Vorbereitungszeit zurückblicken kann, mit 68 gegen 6 Stimmen, und zwar gegen die Stimmen der Abgg. v. Querfurth, Or. Schanz, Hofmann, Greulich, Starke und Goldstein, ange nommen. Damit ist eine langjährige Arbeit endlich zum Ab schluß gekommen. Freilich ist noch abzuwarten, ob diesmal die 1. Kammer dem Gesetz ihre Zustimmung geben wird. Schulden. Betrag " ^Mk. Pf. 1 Einlegerguthaben 2,534,655.17 Ende 1906 2,374,696 Mk. 36 Pf. Einzahlungen 1907 492,886 „ 88 „ Zinsengutschrift für 190 7 77,349 „ 71 „ 2,944,932 Mk. 95 Pf. Rückzahlungen 1907: 410,277 „ 78 „ w. o. 2 Zur Einlösung von Sparmarken bestimmter Betrag 6.80 3 Vorschüsse . " 4 Darlehne ' —— 5 Sonstige Rückstände 6 Reservefonds 106,631.67 Bestand Ende 1906 89,607 Mk. 61 Pf. Zinsen für 1907 3584 „ 30 „ Zuweisung des Reingewinns aus 1907 13,439 „ 76 „ w. o. Summe: 2,641,293.64 Summe: 2,641,293.64 Die städtische Sparkasse. Kretschmer, Bürgermeister. Klt. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser nahm am Dienstag die neuesten Pläne über den Bau des Posener Kaiserschlosses entgegen, hörte den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts und wohnte der Eröffnung der Schiffsbauausstellung bei. Der König und die Königin von Schweden haben am Dienstag Abend Berlin, wo sie eine so herzliche Auf nahme gefunden haben, wieder verlassen. Der König gab noch einmal seiner Freude über die wenigen, aber schönen Tage im befreundeten Deutschland Ausdruck. Vor der Ab fahrt hatten die Majestäten die Berliner Handelshochschule besucht und der Eröffnung der Schiffsbauausstellung beige wohnt. Nach dem Frühstück in der schwedischen Gesandtschaft empfing das Königspaar Mitglieder der schwedischen Kolonie. Abends war Familientafel im Schlöffe. Um 9 Uhr setzte bei schönem, aber sehr heißem Wetter der große Zapfenstreich zu Ehren der Gäste ein, ausgeführt von 23 Militärmusik kapellen. Das Schauspiel hatte eine gewaltige Menschen menge angelockt. Gespielt wurden Märsche und zum Schluß die schwedische und die preußische Hymne. Die Musiker wurden von Fackelträgern begleitet. Dies und das Abbrennen von Buntfeuer gaben dem Schauspiel einen eigenartigen Reiz. Den Majestäten, die sich auf dem Balkon zeigten, wurden begeisterte Huldigungen dargebracht, die sich erneuerten, als das Kaiserpaar den König und die Königin von Schweden nach dem Bahnhof geleiteten. Die Verabschiedung zwischen den Majestäten trug einen sehr herzlichen Charakter. Staatssekretär Dernburg traf am vergangenen Dienstag frisch und munter in Kapstadt ein, wo er von dem Premier minister Merriman empfangen wurde. Während seines Auf enthaltes in Kapstadt ist der Staatssekretär Gast des Gou verneurs. Der Besuch Britisch-Südafrikas wird den ganzen Juni ausfüllen. Anfangs Juli kommt Herr Dernburg nach dem für den Farmbetrieb besonders geeigneten Süden des deutschsüdwestafrikanischen Schutzgebiets. Dieser Teil wird im Automobil bereist. Danach begibt sich der Staatssekretär zu Schiff nach Swakopmund und trifft am 20. Juli in Windhoek ein. Oberstleutnant Quade, der den Staatssekretär Dernburg im vergangenen Jahre auf der Reise nach Deutsch-Ostafrika begleitete, soll entschlossen sein, sein Abschiedsgesuch einzu reichen. Es sollen Unstimmigkeiten zwischen dem Oberst leutnant und dem Staatssekretär des Reichskolonialamtes ein getreten sein, die ein gemeinsames Arbeiten beider Herren zur Unmöglichkeit machen. Ausgeschlossen wäre ja eine solche Eventualität von vornherein nicht. Andrerseits bleibt zu be denken, daß das Gerücht von dem Wechsel in den Tagen der ersten Hundstagshitze entstand, die die günstigste Brut periode für Zeitungsenten darstellt. Da ist also in jedem Falle Vorsicht geboten. Die Nachricht wird nunmehr auch von der „Nordd. Allg. Ztg." widerrufen. Eine nennenswerte Ausdehnung der Erbschaftssteuer kommt für die Reichsfinanzreform nicht in Betracht. Die „Münch. N. N." schreiben hierzu: Die Richtigkeit der Mel dung, daß der preußische Finanzminister Freiherr v. Rhein baben seinen Widerstand gegen eine weitere Ausdehnung der Reichserbschaftssteuer aufgegeben habe, wird stark bezweifelt werden müssen, wenigstens insoweit als eine Besteuerung des Erbganges in direkter Linie, von Eltern auf Kinder und umgekehrt in Betracht kommt. Hiernach wie nach verschie denen anderen Meldungen ist anzunehmen, daß ein nennens werter Ausbau der Reichserbschaftssteuer für die Finanz reform des Schatzsekretärs Sydow nicht in Betracht kommt. Die „Nordd. Allg. Ztg." stellt gegenüber hartnäckigen Ge-> rüchten fest, daß der Firma Krupp niemals weder vor noch nach dem Kriege 1870/71 irgend eine finanzielle Unterstützung seitens des preußischen Kronfideikommisses oder sonst aus königlichen Privatfonds zuteil geworden ist und daß diese Fonds niemals mit irgend einem Kapital betrage an dem Kruppschen Werke beteiligt gewesen sind. Oesterreich-Ungarn.; Der Streik der freisinnigen Studenten Oester reichs dürfte nun doch ausbrechen, da am Dienstag dem Professor Wahrmund die Wiedereröffnung seiner Vorlesungen durch die Schließung der Innsbrucker Universität im Namen des Statthalters unmöglich gemacht wurde. Die Gendarmerie wird verstärkt. Frankreich. Ueber den Besuch des Präsidenten Fällig res am Zaren hofe schweben noch immer eifrige Verhandlungen zwischen Paris und Petersburg. Wahrscheinlich wird der Präsident am 27. und 28. k. M. mit dem Kaiser von Rußland in Reval zusammentreffen. Danach scheint es, als böte der russische Boden selbst für den Präsidenten einer Republik nicht die erforderliche Sicherheit. Wie König Eduard in der Pfingstwoche, so wird auch Präsident Fälliges im Juli in Begleitung von Ministern und Diplomaten erscheinen. In Casablanca kam es zu neuerlichen Zusammenstößen zwischen französischen und spanischen Polizeisoldaten. Infolge dessen verbat der französische Platzkommandant den Spaniern Patrouillengänge in die Stadt. General d'Amade läßt nicht mehr viel von sich hören; er befindet sich dem höheren Be fehle gemäß auf dem Rückzug aus dem Innern nach Casa blanca. Eine Truppenabteilung Mulay Hafids soll Besitz von Rabat, dem letzten Zufluchtsorte von Abdul Aziz, ergriffen haben. Trifft das zu, so ist der marokkanische Thronstreit erledigt. England. General Buller, der unrühmliche Führer der englischen Truppen in der ersten Phase des Burenkrieges, ist in London, nahezu 70 Jahre alt, gestorben. Sir Rodvers Henry Buller landete 14 Tage nach Ausbruch des Burenkrieges bei Ladysmith, wo der Burengeneral Joubert den englischen General White eingeschlossen hatte. Seine Kriegführung zeichnete sich durch eine ununterbrochene Kette von Niedex^ lagen aus. Wie die Franzosen 1870 ihren „Spaziergang" nach Berlin unternehmen wollten, so gedachte General Buller einen Spaziergang nach Pretoria, der Hauptstadt von Trans vaal, zu machen. Die Unterschätzung des Gegners wurde die Quelle seiner blamablen Mißerfolge. Die deutschen Geistlichen in London können sich einer sehr herzlichen Aufnahme Seitens der Regierung, der öffent lichen Behörden und der Bevölkerung Englands rühmen. Auf einer Versammlung geistlicher Würdenträger wurde der Zweck des Besuches der deutschen Theologen in einer mit großem Beifall angenommenen Resolution festgelegt, welche besagt: Wir als die Vertreter der christlichen Kirchen von Deutschland und England richten an alle Klassen beider Völker die Aufforderung, gegenseitig den guten Willen und die Freundschaft zu fördern. Wir sind eng verbündet durch unsere Raffe, durch die Verwandtschaft unsrer Herrscher, durch die wechselseitigen Beziehungen unsrer Litteratur und andres mehr. Oberhofprediger Dryander sprach in der Rede, mit der er seinerseits die Resolution empfahl, die Hoffnung aus, es werde die Zeit kommen, da der einzige Wettbewerb zwischen den Nationen der Wettbewerb der Liebe sein werde. Die Riesenaussperrung von Schiffsbauern, die seit langem in England droht, wird nun zur Tatsache. Da die Arbeiter der Clyde-Schiffswerften cs ablehnten, die Arbeit bis Donnerstag wieder aufzunchmen, hat der Verband der Arbeitgeber den Gewcrkvcreinen mitgeteilt, daß alle Arbeiter an der englischen Nordküste ausgesperrt werden. Türkei. Auf der Insel Samos ist durch das energische Einschreiten der Türkei die Ruhe wieder hergestellt, die dadurch ge stört worden war, daß der Fürst von Samos, Kapissis Effendi, die Einberufung des Parlaments versäumt hatte. Die drei Schutzmächte der Insel, Rußland, Frankreich und England, intervenierten, worauf die Türkei erklärte, sie werde so bald wie möglich ihre Truppen von Samos zurückziehcn. Aus dem Muldentale. "Waldenburg, 3. Juni. Unheildrohende Gewitterwolken türmten sich in den gestrigen Abendstunden am Südwest himmel auf, die zeitweise einen wirbelartigen Lauf nahmen. Dicke Haufenwolken wälzten sich übereinander und fernes Donnerrollen ließ das Schlimmste befürchten. An ver schiedenen Stellen wurden trotz der noch frühen Tageszeit in der Befürchtung eines Hagelwetters die Läden geschlossen. Glücklicherweise kam es aber soweit nicht. Der Himmel ver finsterte sich immer mehr, das Donnerrollen kam näher und fand bald keine Unterbrechung mehr. Blitz folgte auf Blitz, deren Erscheinungen sich nach allen Himmelsrichtungen ausdehn ten. In der achten Abendstunde ging ein prasselnder Regen nieder, der auf den Feldern vielfach das Land fortschwennnte-