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Be- der und um der gegeben werden wird. Weiter wurde beschlossen, die Peti tionen der Gemeinden Lengenfeld, Mylau und Genossen um Weiterführung der Göltzschtalbahn bis Greiz der Kgl. Staats- regiernng zur Kenntnisnahme zu überweisen und die gegen die Herstellung einer Eisenbahnverbindung Greiz-Brunn- Reichenbach gerichteten Gesuche durch die Erklärung der Re gierung in der 2. Kammer für erledigt zu erklären. Ferner beschloß man: die Petitionen des Stadtrates zu Oschatz und Genossen um Erbauung einer Schmalspurbahn von Oschatz bis zur Landesgrenze aus sich beruhen zu lassen, die Petition um Errichtung einer Personenhaltestelle in Niederlungwitz zurzeit auf sich beruhen zu lassen: die Petition um Errich tung des Güterverkehrs auf dem Personenhaltepunkte Hunds grün der Kgl. Staatsregierung zur Kenntnisnahme zu über weisen und die Petitionen der Gemeinden Großschönau, Jons dorf und Waltersdorf um Weiterführung der Bertsdorf- Jonsdorfer Eisenbahn über Waltersdorf nach Großschönau zurzeit auf sich beruhen zu lassen. — Die Finanzdeputation L der 2. Kammer beschloß, der Kammer die Fortsetzung der vollspurigen Nebenbahn Beucha- Seelingstüdt bis Trebsen-Pauschwitz unter Gewährung erforderlichen Mittel von 370,000 Mk. zu empfehlen die Petition der Stadträte zu Wurzen und Eilenburg Erbauung einer Eisenbahn von Wurzen nach Eilenburg Staatsregierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. — Es steht jetzt fest, daß die wegen Verdachts des truges Anfang Januar in Dresden festgenommene Marie Sturdza weder eine „Gräfin", noch berechtigt ist, den Namen „Sturdza" zu führen. Sie ist vielmehr identisch mit einer gewissen Irma Freyler, in Ungarn geboren und ließ vor mehreren Jahren ihren Namen ändern und nannte sich Irma Tihanyi. — Der in Dresden verstorbene Medizinalrat Bezirksarzt a. D. Or. Spann hat dem dortigen Krüppelheim testamen tarisch 2000 Mk. ausgesetzt. Derselben Anstalt überwies der Verband Dresdener Kegelklubs als zweite Rate zur Stiftung einer Freistelle 1000 Mk. — Jin Keglerheim zu Chemnitz fand dieser Tage ein Massenschlachten statt. Der Verband Chemnitzer Kegelklubs ließ mit einem Male 15 Schweine schlachten, während ein ganzes lebendes Schwein als erster Preis des Schweine- kegclns bestimmt war. Das Wellfleischessen, an dem etwa 500 Personen tcilnahmen, dauerte bis zum Abend. In 3 Kesseln wurden nicht weniger als 1500 Würste gekocht, die mit noch anderen Fleischpreisen (Schinken, Speck usw.) im Gabentempel des Keglerheims zur Verteilung gelangten. Im ganzen wurden etwa 30 Zentner Schweinefett „verkon sumiert". — Gestern vollendeten sich 25 Jahre seit der Gründung der Maschinenfabrik Schubert L Salzer in Chemnitz. Am 1. April 1883 begannen die Herren Karl Schubert und Bruno Salzer in kleiner Werkstatt den Bau von Strumpf maschinen, die sich ihrer vorzüglichen Ausführung wegen sehr rasch einführten. Infolgedessen genügte der kleine Betrieb nicht; er wurde nach und nach vergrößert. Grundstück reihte sich an Grundstück und jetzt bildet das an der Lothringer und Elsasser Straße gelegene Werk ein geschlossenes Terrain mit einem Gesamtflächeninhalt von 26,960 <zm Im Jahre 1889 wurde das Geschäft in eine Aktiengesellschaft mit 500,000 Mk. vollgezahltem Aktienkapital umgewandelt. Zahl reich sind die Fabrikate, die die Gesellschaft nach dem Jn- und Auslände versendet und von Jahr zu Jahr steigert sich der Umsatz. Betrug er im ersten Geschäftsjahr 1889/90 450,000 Mk. bei 500,000 Mk. Aktienkapital, so erzielte die Gesellschaft im Jahre 1907/08 einen Umsatz von 7,300,000 Mk. bei 3,500,000 Mk. Aktienkapital. Ein großes Heer von Angestellten und Arbeitern (zirka 1800) schafft täglich neue Werte. Aus Anlaß des Jubiläums hat die Gesellschaft eine Festschrift herausgegcben. — Die Gemeindebeamten des Bezirks Chemnitz hielten in Wittgensdorf eine Frühjahrsversammlung ab. Zu einer Ehrung des verstorbenen langjährigen 1. Vorsitzenden, Standes beamten Schneider-Leipzig, wurden 1000 Mark bewilligt. Man beschloß, statistische Erhebungen über die wirtschaftliche Lage der Gemeindebeamtcn anstellen zu lassen. An die Amtshauptmannschaft Chemnitz wurde ein Gesuch, betreffend den Sommerurlaub der Gemeindebeamten, gerichtet. Die nächste Bezirksvcrsammlung wird in Rabenstein abgehalten. — Der von dem Königlichen Amtsgericht zu Waldenburg wegen Betrugs steckbrieflich verfolgte 20jährige Dienstknecht Moritz Albert Fischer aus Meerane wurde daselbst aufge griffen und dem Amtsgericht dort zugeführt. — Der verstorbene Kommerzienrat Moritz Ostwalt in Meerane, der sich durch seine reichen Vermächtnisse zum Besten der Stadt, des Stadtkrankenhauses, des Bürgerhospital- Wcbschule ein bleibendes Denkmal bereits gcsetz )a, hat auch dem dortigen Kirchenbaufonds 3000 Mk. testamentarisch überwiesen. "7 Anlaß sei„es 20jährigen Bestehens hat der Bürger- hospüalvcrem m Crunmitschau eine Denkschrift heraus gegcben, M der Ntttgcteilt wird, daß mit dem Bau eines Hospitals für vorläufig 20 Persg,,^ Jahre 1910 be gonnen werden kann, da dann rund 10,500 Mk. Jahres erträgnisse zur Verfügung stehen Das angesammelte Kapital hat die Summe Von 12o,000 Mk. erreicht. — Unter Hinterlassung ziemlich beträchtlicher Verbindlich- keiten hat in vergangener Woche der Spitzen- und Stickerei fabrikant Reinhard Franke Plauen verlassen und unter Zu- Eassung seiner Familie sich ms Ausland begeben. Von Zürich aus hat der Flüchtige an seine Familie telegraphiert. Seitdem sind nähere Nachrichten Von ihm nicht emgegangen. Die Verhältnisse Frankes waren, wie mitgeteilt wird, schon seit Monaten nichts weniger als glänzend. — Die Königl. Porzellanfabrik in Meisten, die trotz ihres Weltrufes eine längere Zeit finanziell gar nicht recht mehr vorwärts kommen wollte, erfreut sich gegenwärtig eines ungleich besseren, seit 1906 außerordentlich flotten Geschäftsganges. Der für 1907 zu erwartende Betriebsüberschuß dürfte mindestens 260,000 Mk. betragen. Der Besuch des Direktors in den Vereinigten Staaten zur Erforschung des amerikanischen Ge schmackes hat goldene Früchte getragen. Bei einem Wertzoll der Union von 60 Proz. war die früher starke Ausfuhr Meißner Porzellans nach Amerika fast ganz ins Stocken ge kommen. Der Absatz nach der Union betrug dagegen trotz alledem 1904 wieder 94,000 Mk., 1905 125,000 Mk. und 1906 150,000 Mk. Die Zweite Kammer hat die Einnahmen der Porzellanmanufaktur mit 1,743,500 Mk. und die Aus gaben, bei denen bedeutende Erhöhungen der Arbeitslöhne vorgesehen sind, mit 1,464,000 Mk. genehmigt. — Die „Loni von Breitenstein" ist nicht, wie gemeldet, mit einer Tochter des in Hohenstein-Ernstthal verstorbenen Straßenvorarbeiters Pefker identisch. Wie dem dortigen „Anz." Frau Pester mitteilt, sind ihre beiden Töchter zurzeit zu Hause und überhaupt noch nicht von dort fortgekommen. Wie es scheint, hat die angebliche Loni von Breitenstein bei ihrem Geständnis abermals einen falschen Namen angegeben und dadurch zwei ehrenwerte junge Mädchen, die sich des besten Leumundes erfreuen, in falschen Verdacht und übles Ge rede gebracht. — In Mittweida legten am Mittwoch die in den Mitt weidaer Granitwerken beschäftigten Arbeiter, etwa 100 Mann, wegen Lohndifferenzen die Arbeit nieder — Der seit etwa sechs Wochen vermißte Komiker Schlett- ler aus Pleista wurde am Sonntag in der Nähe des Toten steins erhängt aufgefunden. — Einein verheerenden Schadenfeuer sind in Jahnsdorf bei Königswartha 10 Gebäude zum Opfer gefallen. Das Feuer brach bei dem Besitzer Wiltgrupp aus und legte dessen Wohnhaus, Stallgebäude und Schuppen in Asche. Durch Flugfeuer wurden ferner das Wohnhaus, die Scheune, Stall und Schuppen des Besitzers Kempe, sowie Scheune, Stall und Schuppen des Besitzers Lauschke ergriffen und einge äschert. Der Schaden ist sehr bedeutend. — Der Reingewinn der städtischen Sparkasse in Zittau im Jahre 1907 beläuft sich auf 210,891.91 Mk., gegen 198,036.28 Mk. im Vorjahre. — In der Zeit vom 8. bis 10. August findet in Reichen bach der 18. Verbandstag der Sächsischen Feuerwehren statt. Es werden gegen 7000 Feuerwehrgäste erwartet. Am Mon tag hat die erste vorbereitende Sitzung der zu diesem Zwecke gebildeten 10 Ausschüsse stattgefunden. — Der Landesverband der Militär- und Kriegervereine des Herzogtums Altenburg unternimmt Sonntag, 24. Mai, mittels zweier Sonderzüge eine Fahrt nach dem Kyffhäuser. Der eine der Sonderzüge führt die Teilnehmer aus dem Ostkreise über Leipzig-Halle, der zweite die Westkreisteil nehmer über Göschwitz-Jena nach dem Bestimmungsort; die Ankunft erfolgt dort gleichzeitig. Am Kyffhäuser ist eine ent sprechende Feier vorgesehen. Die Teilnahme verspricht eine sehr rege zu werden. — Die neueste Nummer des Amts- und Nachrichtenblattes bringt folgende Veränderungen im Hofdienste zu Altenburg zur Kenntnis: Der Herzog hat den Oberhofmarschall v. d. Schulenburg auf sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt und ihm bei diesem Anlasse das Prädikat Oberkammerherr ver liehen. Ferner wurde die Staatsdame Fräulein v. Ziegesar in den ebenfalls erbetenen Ruhestand versetzt. Dem Haupt mann v. Breitenbuch wurde unter Belassung seines Dienst verhältnisses als persönlicher Adjutant die Verwaltung der Geschäfte des herzoglichen Hofmarschallamtes bis auf weiteres übertragen. Weiter wurde der Sekretariatsbeamte bei der herzoglichen Hofhauptverwaltung, Hofrat Moritz Ackermann, auf sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt und ihm aus diesem Anlasse das Ritterkreuz 2. Klasse des sächsischen ernestinischen Hausordens verliehen. Der Rechnungsrat Eduard Opitz wurde zum ersten Beamten und der Domänen hauptkassenkontrolleur Ernst Eger unter Verleihung des Prädi kates Hofhauptkassierer zum zweiten Beamten der Kassenver waltung der Hofhauptverwaltung ernannt. — In der jüngsten Sitzung des Gesamt-Festausschusses für das Sängerbundesfest in Greiz wurde beschlossen, den Bau der Sängerhalle, die auf den malerisch an der Elster im Tale gelegenen Schützenplatz zu stehen kommt, der Greizer Firma Hermann L Otto Suhr zu übertragen. Die Festhalle soll 1650 Quadratmeter groß werden, 2000 Zuhörer fassen und ein Podium für 1000 Sänger erhalten. Die Halle wird 55 Meter lang und 30 Meter breit. Deutscher Reichstag. 137. Sitzung vom 1. April. 1V« Uhr. Auf der Tagesordnung stehen zunächst die Ab stimmungen über die Resolution Gamp und Ablaß wegen der Ostmarkenzulagen für mittlere, Kanzlei- und Unter beamte. Das Amendement Ablaß, die Zulage unwiderruflich zu gewähren, wird einstimmig angenommen. Die so abge- ändcrte Resolution Gamp wird in namentlicher Abstimmung mit 163 gegen 142 Stimmen angenommen. Es folgt die Interpellation Albrecht und Gen. (Soz.), sowie die Inter pellation Ablaß und Gen. (freis. Volksp.) über die Frage der Einführung von Schiffahrtsabgaben. Staatssekretär r>. Bethmann-Hollweg erklärt sich zur so fortigen Beantwortung der Interpellation bereit. Abg' Frank-Mannheim (Soz.): Vertreter der preußischen Regierung gaben aus Anlaß der Beratung des Wasserstraßen gesetzes sowie bei einer späteren Gelegenheit Erklärungen dahin ab, daß die Abgabenfreiheit der Flüsse nicht hindere, im Falle er Vertiefung und sonstigen Regulierung von Flüssen Abgaben zu erheben. Hier hat sich wieder einmal der preußische Parti- kularismus gezeigt. Geheimräte und Gelehrte haben sich be müht, die Abgabenerhebung auf regulierten Flüssen als mit H 54 der Reichsverfassung und den bestehenden Verträgen verein bar zu erweisen. Ich bedaure tief, daß sich die süddeutschen Staaten überhaupt zu Verhandlungen in dieser Angelegenheit herbeigelassen haben. Beschämend ist es, daß wir behufs Ab wehr solcher preußischen Bestrebungen die Hilfe vom Ausland, von Oesterreich und den an der Rheinschiffahrtsakte beteiligten Staaten erhoffen müssen. Redner legt namentlich vom süd deutschen Standpunkt die Gründe dar, die gegen Schiffsabgaben sprechen. Abg. Kämpf (freis. Vp.): Die Erklärung des preußischen Verkehrsministers in der Budgetkommission, daß die Reichsver fassung den in Rede stehenden Abgaben nicht hinderlich ist, hat fast von allen Seiten den schärfsten Widerspruch erfahren. Auch das Reichsjustizamt verwirft augenscheinlich jene Auf fassung. Ein seltsames Schauspiel ist es jedenfalls, daß ein von der Regierung unter Billigung der Krone geplantes her vorragendes Werk, wie der Kanal vom Westen nach Osten es ist, vom Rhein zur Elbe, bis jetzt gescheitert ist an dem Ver langen des preußischen Landtags nach Fluß-Schiffahrtsabgaben. Die Verhandlungen der preußischen Regierung mit den betei ligten Auslandsstaaten scheinen erfreulicherweise erfolglos ge blieben zu sein. Noch unklar dagegen sind die Entschließungen der anderen Bundesstaaten. Sehr unerfreulich ist die hier in die Erscheinung getretene Entwickelung des preußischen Parti- kularismus. Die wirtschaftliche Bedeutung der Abgabenfreiheit der Flüsse für Handel, Industrie und Schiffahrt kann garnicht hoch genug eingeschätzt werden. Hoffentlich erhalten wir wenig stens heute eine deutliche Antwort. Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg: Namens der Ver bündeten Regierungen habe ich zu erklären: Die Frage, in wieweit die Erhebung von Schiffahrtsabgaben auf den preußi schen Wasserstraßen mit Artikel 54 der Reichsverfaffung verein bar ist, hat bisher noch nicht zum Austrag gebracht werden können. Die preußische Staatsregierung, die durch Schiffahrtsab- gabcn, durch Bildung von Zweckverbänden eine Förderung der Schiffahrts-Interessen erstrebt, wird ihrerseits die geeigneten Schritte tun, um die den Abgaben etwa durch die Verfassung entgegenstehenden Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Die preußische Regierung wird dazu den Weg der Reichsgesetz gebung beschreiten, sobald die zur Zeit im bundesfreundlichen Sinne geführten Verhandlungen mit den Einzelstaaten beendet sein werden. Sie glaubt damit auch der Schiffahrt wesentliche Dienste zu leisten und auch dem nationalen Gedanken neue Förderung zuteil werden zu lassen. (Ruf Südekums: Sehr gut!) Auch mit den beteiligten fremden Staaten wird in Ver bindung getreten werden, sobald die Frage im Innern durch die Verhandlungen mit den Bundesstaaten gelöst ist. Preußischer Verkehrsminister Breitenbach: Ich bin an die Durchführung des verkehrspolitischen Programms, wie es in dem preußischen Wasserstraßengesetz vorgesehen ist, mit der Ueberzeugung herangetreten, daß eine Lösung gefunden werden muß, die den gesamten deutschen nationalen Interessen ent spricht. Eine föderative Regelung der Frage verdient den Vorzug um so mehr, als die preußischen Wasserstraßen sich ja über Preußen hinaus erstrecken. Daß unser Wasserstraßenver kehr eine gedeihliche Entwickelung nimmt, hat eine nationale Bedeutung für ganz Deutschland. Beabsichtigt ist die Bildung von Zweckverbänden mit eigner finanzieller Verwaltung und gemeinsamer Stromkasse. Die preußische Regierung glaubt sich zu der Annahme berechtigt, daß sie zu diesen Plänen die Zu stimmung des preußischen Landtags und seiner sämtlichen Par teien finden wird. Sie ist von der Zweckmäßigkeit und wirt schaftlichen Notwendigkeit ihres Vorhabens überzeugt und wird sie Entwicklung ihres Wasserstraßen-Netzes abhängig machen von der Verwirklichung dieses ihres Programms. Sie ist wei ter überzeugt, daß dieses Programm Vorteile für den Ausbau der ganzen deutschen Wasserstraßen haben wird. Juristische und theoretische Bedenken dürfen uns darin nicht hinderlich sein. Der Geist der Reichsverfassung und der Männer, die sie geschaffen, steht auf Seite der preußischen Regierung. Um aber jeden Zweifel auszuschließen, soll der Weg der Interpretation des Artikels 54 der Reichsverfassung durch Gesetz beschritten werden. Möge dieser W^q zum Ziele führen. Dieses Ziel ist gleichzeitig auch die Wohlfahrt des deutschen Volkes. In der Besprechung der Interpellation tritt Abg Gerstenberger (Ztr.) entschieden für die Schiffahrts abgaben ein. Auch die Süddeutschen haben ein großes Inter esse daran, auf diese Weise an das mächtige deutsche Wirt schaftsgebiet angeschlossen zu werden. Abg. Kreth (Kons.): Alle etwaigen Schwierigkeiten aus Artikel 54 können unschwer durch die Reichsgesetzgebung erle digt werden. Das Vorangehen Preußens in der Frage der Schiffahrtsabgaben wird unserem ganzen Flußverkehr zum Vor teil gereichen. Abg. Wölzl (natl.) In rechtlicher Beziehung sind alle Mit glieder meiner Partei darüber einig, daß die Einführung der Abgaben ohne Aenderung des Z 54 nicht möglich ist; in wirt schaftlicher Beziehung sind wir geteilter Meinung. Eine Min derheit von uns lehnt die Schiffahrtsabgaben auf Flüssen ab. Abg. Schrader (freis. Vrg.): Die ganze Sache ist von den Gegnern der Wasserstraßen eingerührt worden. Die Männer, die die Verfassung gemacht haben, wollten abgabenfreie Ströme haben. Abg. David (Soz.): Die Schiffahrtsabgaben sollen erhoben werden, weil die Agrarier in den Flüssen Einfalltore für das ausländische Getreide sehen. Die Einzelstaaten sucht man durch Bestechungstaktik zu gewinnen, indem man ihnen Kanalisierun gen verspricht. Preußen übt eine Erpressertaktik. Minister Breitenbach weist die Angriffe der Sozialdemo kraten, an die er ja gewöhnt sei, zurück, betont nochmals, daß der Verkehr durch die Einführung der Abgaben einen hohen Aufschwung nehmen würde und erklärt, es komme ihm vor allem darauf an, zu erfahren, wie die Mehrheit des Hauses sich zu dem Plane stelle. Eugen Richter habe sich seinerzeit zu Gunsten der Schiffahrtsabgaben ausgesprochen. Abg. Vogt-Hall (wirtsch. Vrg.) spricht sich für die Einführung der Abgaben aus. Abg. Günther-Plauen (freis. Volksp.) bekämpft die Abgaben im Interesse der sächsischen Industrie. Redner erhält einen Ordnungsruf, weil er von einem un moralischen Drucke Preußens auf die anderen Bundesstaaten spricht. Nach einer Entgegnung des Ministers Breitenbach und weiteren Ausführungen der Abgg. Hauß (Ztr.), Zimmermann (Reformpt.) und Heinze (natl.), von denen der erstere für, die beiden letzteren gegen die Abgaben sprachen, schließt die Debatte. Abg. David erhält wegen seiner Aeußerung Er- Pressertaktik nachträglich einen Ordnungsruf. Donnerstag 1 Uhr: 2. Lesung des Vereinsgesetzes. Schluß t/,7 Uhr.