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Kapitel 14, staatliches Fernheizwerk zu Dresden, geprüft und richtig gesprochen hatte. Die sämtlichen Eisenbahnwünsche und zwar um Herstellung einer normalspurigrn Eisenbahn verbindung Torftau-Dahlen-Waldheim, um Errichtung einer Personen, und Gülerverkehrsstelle in Fugau, um Erbauung einer „Zentralbahn- von Dresden über WilSvruff nach Göß nitz und um Eibavung einer normalspurigen Eisenbahn von Annaderg über Ehrenfriedersdorf und Gelenau nach Einfiedel ließ man auf sich beruhen, desgleichen die Petition des Invaliden Friedrich Seifert in Leipzig-Schlrußig um Ein- führung einer Vcrgnügungs- bez. Tanzsteuer. Schließlich beschloß man nach Entgegennahme dcS mündlichen Berichtes der 4. Abteilung die Wahl des Abg. Or. Zöphel-Leipzig im 13. städtischen Wahlkreise, welche bekanntlich wegen Stimmen gleichet durch das LoS erfolgt war, für gültig zu erklären. Nächste Sitzung Dienstag Bormittag 10 Uhr. — Die Nachricht, daß außer einem in Dresden an Genickstarre verstorbenen Schützen der Maschinengewehr- Abteilung Nr. 12 noch ein Sergeant und zwei Mann der selben Abteilung an Genickstarre erkrankt seien, ist unzutreffend. ES find lediglich einige Mann, die mit dem Verstorbenen in unmittelbare Berührung gekommen waren, in das Garnison- lazarett ausgenommen worden, um sie von den übrigen Mannschaften zu isolieren. Bei dreien von diesen sind Genickstarrebazillen seftgestellt worden, doch ist keiner von der isolierten Mannschaft an Genickstarre erkrankt. — In Dresden ist eine Ausstellung geplant, die die Verhältnisse des gesamten Deutschtums im Jnlande und Aus lande in ethnographischer, politischer und kultureller Hinsicht darstellen soll. Die Ausstellung soll im Jahre 1912 statt- finden. — Die EingangSabgabcn von VerzehrungSgegenständen zeigt in Dresden einen weiteren Rückgang. Im Jahre 1906 war sie aus 2,416,150 Mk., im Jahre 1907 aus 2,352,450 Mk., und für 1908 ist sie auf 2,317,150 Mk., also gegen das Vorjahr um 35 300 Mk. niedriger veran schlagt. Auch die Gesamteinnahme aus dem Brückenzoll bleibt gegen das Vorjahr erheblich zurück. Die Einnahmen auS dem Brückenzoll von der Albert-, Carola- und Maricn- brücke befindet sich überhaupt in den letzten Jahren in fort gesetztem Rückgänge (1905: 172,500 Mk., 1906: 169,500 Mk., 1907: 165,180 Mk. unv 1908: 161,000 Mk). Für das Botksschulwesen find im nächsten Jahre abermals gr». ßere Mittel bereit zu halten, denn nach dem Voranschläge beläuft sich das Gesamlcrsordernis auf 6,744,316 Mk., das find 271,326 Mk. mehr als im Vorjahre. Verglichen mit dem Voranschläge von 1898 ergibt sich eine Bedarsssteige- rung von 3,157,461 Mk. — Für das Volksschulwesen muß die Stadt DreSdkN alljährlich steigende bedeutende Mittel auswenden. In dtetem Jahre beläuft sich das Gesamtersordernis aus 6,744 316 Mk. oder 271 326 Mk. mehr als im Vorjahre. 1899 waren 2,055,629 Mk. erforderlich. Allerdings betrug damals die Kinderzohl nur 40,511, während sie im Jahre 1907 aus 72,009 stieg. — Auf Antrag der Klempner-Zwangsinnung zu Leipzig hat die König!. Kreishauplmannschast aus Grund von Z 100 u der Reichsgewerbeordnung angeordnet, daß sämtliche Gewerbe treibende, die in der Stadt Leipzig und im Bezirke der Amtshauptmannschaft das Gewerbe eines WaflerleitungS- installaleurs ausüben, der Klempner- und WaflerlcitungS- installateurs-Zwangsinnung anzugchören haben. Die Zahl der im Bezirke der Kammer vorhandenen Handwerker innungen beträgt sonach 199. — Im Hause Schönauer Straße 2 in Grotzzschocher geriet am Sonnabend Abend 10 Uhr der 24jährige Hand- iungsgehilse Gustav Adolf Rahn mit seinem 60jährigen V^rr, dem Schuhmachermeister Adolf Rahn, geringfügiger Ursache halber in Streit, in dessen Verlause der erstere einen Revolver zog und auf seinen eigenen Vater schoß. Dann richtete er die Waffe gegen sich selbst und schoß sich in die Schläfe. Der Sohn war sofort tot, während der Vater, der ebenfalls am Kopfe verletzt ist, in das Krankenhaus gebracht wurde. Dem Anschein nach hat der Sohn die Tat in einem Anfall von Geistesgestörtheit begangen. — Am Sonntag Abend gegen »/,10 Uhr ertränkte sich im Zwönitzfluß, oberhalb des schmalen WchrsteigeS hinter Reichels Neuer Welt in Chemnitz die seit 14 Tagen von Worms nach Altchemnitz verzogene, von ihrem Manne ge- trennt lebende 25jährige Anna Adelheid Weidauer geborene Ackermann. Sir nahm auch ihr 2jähriges Töchterchen und ihr Viiähriges Söhnchen mit in den Tod. Ein Dienst- mädchen, das von seiner Wohnung auS die Frau mit dem Kinderwagen auf dem Wehrsteige stehen sah, bemerkte, daß Edlich verschwand. Dos Mädchen rief sofort Nähr befindlichen Schankwirtschast zu Hilse. Es gelang einigen Männern, die Kinder aus dem Wasser zu j'ehen, Vie Frau wurde von einem Schutzmann gleich, falls angestellten und später auch durch einen Arzt forlgejehlen Wiederbelebungsversuche blieben lei der ersolglos. ^^^"ung sog die Bedauernswerte zu dem Schrill geladen haben. Der Mann, ein Straßenbahn schaffner, lebt in WormS. — Am Montag Vormittag in der io. Stunde sprang in Chemnitz ein an der Ächopauer Straße wohnhafter 60 Jahre aller Invalid in der Absicht, sich Leben zu uehmen, 4 Treppen hoch in den Hof hinab und verstarb kurz daraus. Was den Mann tn den Tod getrieben hat, ist noch unbekannt. . . - Die Ortskrankenkaffenvertreterwahl in Chemnitz findet am Mittwoch, den 4. März, statt- Um starken Andrang ,u vermeiden, find zur Vornahme der Wahl neun Lokale in Aussicht genommen. — DaS Königliche Ministerium deS Kultus und öffent lichen Unterrichts hat der Schulgemeinde Limbach zur Unterstützung ihres Schulwesens eine außerordentliche StaatS- bcihilse von 2000 Mk. für das lausende Jahr bewilligt. — Die Kgl. Kreishauptmannschaft hat der Stadt Lim bach die Genehmigung zur Ausnahme eines Tarlehns von 100,000 Mk. bei der Lande-versicherungSanstalt Königreiö Sachsen zur Erweiterung deS dortigen StadtkrankrnhauseS erteilt. — Mit den von der Stadtvrrtretung in Plaue» t. V. angeordneten Notstandsarbeiten konnte bisher nur einem kleinen Teile der Beschäftigungslosen Arbeit verschafft werden. Die Stadtverordneten haben deshalb rund 20,000 Mk. für die Inangriffnahme weiterer Erdarbeiten zur Herstellung freier Plätze usw. bewilligt. In Aussicht genommen ist u. a die Anlage eines großen Platzes auf dem Kemmlerberge be der Bismarck-Säule. Die Arbeitsuchenden sind fast aus nahmslos Maurer, Handarbeiter usw., gewerbliche Arbeiter haben sich nur wenig gemeldet. — Von Ostern 1908 an wird Meeraue eine Oberreal- fchule erhalten. Die Stadtverordneten daselbst sind ein stimmig dem Ratsbeschlusse betgetreten, die dortige Realschule zu einer Oberrealschule auszubauen und bereits Ostern 1908 dir Obersekunda auszusetzen. Diese Beschlüsse haben ihre Genehmigung durch daS Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts erfahren. Zugleich bestimmt das Ministerium, daß die Anstalt bis zum völligen Ausbau als eine in der Entwickelung begriffene Oderrealschule zu be- zeichnen ist und die Bestimmungen des demnächst zu er lassenden Gesetze- über die Oberrcalschulen maßgebend für sie find. — Am Montag Vormittag 11 Uhr wurde in der Nähe von Lichtenstein eine Frau von einem unbekannten Manne überfallen, zu Boden geschlagen und in den Straßengraben geschleppt. Dir Frau wurde durch Faustschläge schwer der- letzt. Ler Unbekannte ließ erst von seinem Opfer ab, a!S auf das Hilfegeschrei der Frau Leute herbeieilten. Jeden falls hatte es der Unhold auf die Barschaft der Ueberfallenen abgesehen. Der Täter ist ungefähr 25 Jahre alt und unter- letzter Statur. — Herr Albin Haupt in Callnberg, der im vorigen Jahre in der Nähe der Funkenburg der Herkomcrfahrt zu- fah, beobachtete dort, wir aus dem Automobil Nr. 70 eine Mütze herausfiel. Er hob diese auf und srug beim Eigen- -ümer, Lllbert Langen tn München, an, ob er ihm die Kops- bcdcckung senden solle. Bald darauf kam die bejahende Ant- wort. AIS Donk für die Gefälligkeit erhielt der Uebersender ein schönes Oelgcmälde „Die Herbstsonne'. DaS Bild ist unterzeichnet mit Albert Langen und Graf Von Rccznizek. — In Cossebaude herrscht eitel Freude. Ter Gemeinde- rat hat in feiner letzten Sitzung den in unserer Zeit der wachsenden Steuern außerordentlich seltenen Beschluß gefaßt, in diesem Jahre die Gcmeinde-Einkommensteuer um 20 Proz hcrunterzusetzen. Außerdem soll die Absicht bestehen, das Wasser mit 30 anstatt mit 36 Pf. pro Kubikmeter abzugeben. — Um eine vom Schulvorstand in Heidenau bei Pirna ausgeschriebene neue ständige Lehrerstelle haben sich nicht weniger als 89 Bewerber gemeldet. — Ein Rekrut von der 1. Schwadron deS Ulanenregi, ments in Oschatz, Gustav Adolf Alex aus Erdmannsdorf in Schlesien, Hal sich in der Nacht zum Sonntag hinter der Gadegastschen Brennerei erhängt. Das Motiv der Tat ist bisher nicht ermittelt. — Der Deutschen Schlofserschule in Rotzweilt wurde vom Reicksamt des Innern ein großer Betrag als Unter- Uitzung zugewiesen. — Um seine Lehrerschaft in Hastpflichtsällen genügend chützen zu können, hat der Stadtrat zu Oe-era» in aner- ennenswerter Weise folgenden Beschluß gefaßt: Jeder Lehrer Lehrerin) fungiert bei Veranstaltung von Ausflügen, Unter- richtsgängen, Turnspielen, Schulreisen usw. — wie bei seiner- amtlichen Tätigkeit überhaupt — nicht als Unternehmer, andern als Beauftragter der Stadtgrmeindc. Deutscher Reichstag. 103. Sitzung vom 17. Februar 1908. N/i Uhr: Die Beratung des Postetats wird fort- gesetzt. Abg. Wisdeberg (Ztr.): ES ist mit Befriedigung zu konsta tieren, daß die Arbeitszeit der Telegraphenarbeiter neuerdings eine Abkürzung erfahren hat. Ihre Arbeit zeit darf im Maximum 9 Stunden nicht überschreiten. Auch die Lohnverhältnifss müssen gleichmäßig geregelt und aufgebefsert werden. Die gelernten Arbeiter müssen höher gelohnt werden als die ungelernten. Ueber die Erfahrungen mit Arbeiterausschüssen mag der Staatssekretär dem Hause eine Denkschrift vorlegen. Den Bagern liegt mit Recht mehr an der postalischen Selbständigkeit Bayerns als an der kleinen Kostenersparnis aus der Einheitsmarke. Die Fälle Schellen- ,erg und Grandinger liegen ganz verschieden, vr. Schellenberg land nur in einem Bertragsverhältnis zur Post, hat also durch sie sozialdemokratische Stimmabgabe nicht gegen sein Dienstver- hällnis verstoßen. Der Pfarrer Grandinger ist dagegen durch sein Amt als Geistlicher verpflichtet, bei der Erziehung des Volkes im Sinne der Kirche zu wirken. Diese Pflicht hat er verletzt. Abg. Eichhorn (Soz.): Die künstliche Entrüstung des Staats ekretärs über Singers Aeußerung wegen Verletzung des Brief- zeheimnifses war überflüssig. Solche Dinge sind vorgetommen. Einem Spitzel wurde ein Brief an eine russische Studentin ein gehändigt; der Postbeamte hat das auch zugestanden. Das Zen trum hat zu Beginn des Kulturkampfs gleichfalls unter Ver letzungen des Briefgeheimnisses zu leiden gehabt. Redner behan delt dann noch einmal eingehend den Fall Schellenberg. Es ist ein Streit mit Worten, wenn der Staatssekretär sagt, die Kündi- ;ung war keine Maßregelung. Die Art, wie der Staatssekretär n einer seiner Bemerkungen über den Fall Schellenberg eine ganze iroße Partei als mit einem Makel behast hinqestellt hat, war eine Unverschämtheit. (Unruhe rechts. Der Präsident ruft den Redner ur Ordnung.) Das akademische Studium, das jetzt für die Poft- ausbahn eingeführt wird, soll offenbar nur der Bourgeoisie weitere Futterstellen für ihre akademisch gebildeten Söhne schaffen. Redner bespricht endlich die Verhältnisse der unteren Beamten und erhält einen zweiten Ordnungsruf, als er mit den Worten sckließt: ES ist bedauerlich, daß der Staatssekretär hier so kurzsichtige und parteigehässtge Aeußerungen getan hat. Staatssekretär Krätke: Ich weise nochmals mit Endschieden- heit den Vorwurf zurück, als ob durch Postbeamte das Brief geheimnis verletzt werde. Man soll mir doch Namen nennen! Schon als der Abg. Haase seiner Zeit so schwere Beschuldigungen gegen die Post erhob, wurde er vergeblich aufgefordert, Namen zu nennen. (Zuruf links: Es handelt sich für uns nur um Spitzel. Der EtaatSsrekretär erregt): Sie haben den Vorwurf der Verletzung des Briefgeheimnisses doch gegen die Postbeamten gerichtet; haben also doch die Verpflichtung, den Beamten zu nennen. Auch Herr Singer hat doch die gleiche Beschuldigung vorgestern beim Postetat vorgebracht. Sie haben mir ferner Un duldsamkeit vorgeworfen. Nun, sind Sie denn etwa duldsam? Wenn Sie das meinen, so erinnere ich Sie an Ihr: „Wer nicht pariert, fliegt!' Abg Gamp (Rpt.) begrüßt die Aufrechterhaltung der Disziplin unter den Beamten und empfiehlt seinen Antrag über die Ost markenzulage. Nach weiterer unerheblicher Debatte, an der sich die Abgg. Hug (Ztr.), Böhme (Wirtsck. Berg.), v. Oetzen (Rot.), Duffner (Ztr.) und Lehmann (Soz) beteiligen, wird dos Gehalt deS Staatssekretärs bewilligt. In der Spezialdebatte werden dann noch verschiedene Kapitel erledigt. Darauf vertagt sich das Haus. Dienstag 1 Uhr: Fortsetzung der Beratung. Schluß gegen 7 Uhr. Vermischtes. Allerlei. Ter Berliner Bankkrach hat rin ganz merk würdiges Opfer gefordert. Ter die Voruntersuchung leitende Kriminalkommissar Müller ist durch die tagelange Aufregung und Ueberardeitung nervenkrank geworden und mußte se neS Amtes enthoben werden. Er beging verschiedene Mißgriffe, wozu die Verhaftung und Einsperrung eines Redakteurs ge hört, den er aus Waffen und Bomben untersuchen ließ. Ter unglückliche Beamte war auch schriftstellerisch tätig. In näch ster Zeit soll sein Drama „Lokomotivführer Klausen' ouf- geführt werden. — Das Verschwinden eines Perlenhals bandes im Werte von 250,000 Mk., das der Gräfin WartenS- leben in Berlin gehört, beschäftigt die dcrtige Kriminal polizei weiter. Bis jetzt fehlt jeder Anhalt über den Ver bleib. — Aschingers Bierquellen und Weinhaus in Berlin find fast allen Provinzialen bekannt, die Berlm besucht haben. Wie ausgedehnt das Unternehmen ist, ergibt sich aus der Mitteilung, daß wöchentlich für 50,000 Mk. Fleisch gebraucht wird. Von den Bierwürstchen werben täglich im Durchschnitt 5000 Stück verkauft. Lie Herabsetzung ihres Preises von 35 auf 30 Psg. bedeutet für die Gesellschaft eine Mindereinnahme von beinahe 100,000 Mk. jährlich. Der Ursprungsprcis war 30 Pfp. — Drei Anarchisten wurden in Frankfurt a. M. verhaftet. Der eine ist ein Schneider Busch, der schon vor einigen Wochen festgenommen, aber wieder freigelaffen worden war. — Das neue Anaiomie- gebäude in München, eine Musteranstalt ersten Ranges, wurde am Montag eröffnet. Telegramme. Werdau, 18. Februar. Die hier versammelten rund 700,000 Spindeln repräsentierenden Vigognespinner haben beschlossen, den Betrieb für IS Wochen jede« Montag vollständig ruhen zu lassen. Berlin, 18. Februar. Eine der ersten Amtshandlungen, welche der Untersuchungsrichter in der Friedberg Affäre vorgenommen hat, war die Haftentlassung des Rechts anwalts Caro. Dieser war aus Veranlassung deS Kriminalkommissars Müller fistiert und dem Unter suchungsrichter zugeführt worden, auf Grund von Flucht verdacht und Zengenkollision. Beide Gründe scheint der Untersuchungsrichter nicht für stichhaltig erachtet z« haben. Auch die unter dem Verdacht der Kuppelei und der Erpressung verhaftete Frau Lcheybal und ihre Tochter Ind gestern ebenfalls aus dem Untersuchungsgefängnis, ohne Stellung einer Kaution und mit Zustimmung deS Staatsanwalts, vom Untersuchungsrichter entlassen wor den. Die Doppeltätigkeit des Kriminalkommissars Müller als Kriminalist und Literat scheint viel zu seinem gei» tigen Zusammenbruch beigetragen zu haben. Die Fried berg Angelegenheit würde ihn schließlich nicht ruiniert haben, hätte der schlaue Bohn den sehr ehrgeizigen Be amten nicht überlistet. Bohn wäre schwerlich von hier entkommen, wenn er nicht den Trick geübt hätte, nach dem Verschwinden Friedbergs direkt zu Müller zu gehen und Friedberg als Betrüger zu denunzieren nnd sich 'elbft geschickt als den Geschädigten hinzustellen. Berlin, 18. Februar. Unter dem Verdacht, den Dieb stahl des Perlenhalsbandes der Gräfin Wartensleben begangen za habe», ist die Kammerfrau der Gräfin, Frau Martha Steger, gestern Abend in das Moabiter Untersuchungsgefängnis eingeliefert worden, da fich die Verdachtsmomente gegen sie dauernd vermehren. Berlin. 18. Februar. Zwecks Wiedererlangung der ge stohlenen kostbaren Perlen, die einen Wert von 268,000 Mk. repräsentieren, hat die Gräfin Wartensleben jetzt laut Anschlag au den Litfaßsäulen eine Belohnung von 10,000 Mk. ausgesetzt. München, 18 Februar. Gestern fand hier eine Studen tenversammlung statt» die einen sehr stürmischen Ver lauf nahm. Die Studenten wollten eine Erklärung für das mannhafteEintretenProfeffors Schnitzer beschließen. Die katholische Studentenschaft besetzte aber den Ver- ämmluugssaal und suchte eine Abstimmung über eine Resolution für Schnitzer unmöglich zu machen. Al« die nicht geladenen katholischen Studenten aufgefordert wurden, den Saal zu verlassen,-erhob fich ein minuten lange« Pfui-Rufen, Pfeifen und Trampeln. Dreimal mußte das Präsidium wechseln, aber der Lärm nahm kein Ende. Infolgedessen löste der Rektor die Versamm lung auf, worauf sich die Tumulte auf die Straße fort- etzten. Wieu, 18- Februar. Ignaz v. Plener, der Senior der Staatsmänner der österreichischen Monarchie, ist gestern Nachmittag hier gestorben. Wieu, 18 Februar. In der Dona« Au wurde ei« junger Mann mit zerschmetterter rechter Hand und