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Hardt-Reichenbach, die Etatüberschreitungen bei Kap. 88 bis mit 93 des Rechenschaftsberichts für 1902/03, das Departe ment des Kultus und öffentlichen Unterricht betreffend, er klärte die Staatshaushaltsrechnung der Kaffe der Oderrcch- nungskammer zu Kap. 36 des ordentlichen Staatshaushalt- etats auf das Jahr 1904 nach erfolgter Prüfung für kestge- stellt und ließ einige Petitionen auf sich beruhen. Nächste Sitzung Freilag. Zwei Petitionen. — Herr Gendarmerie-Oderst a. T. v. Heygendorfs in Dresden hat aus den ihm von Mitgliedern des Landgen darmerie-Korps zur Verfügung gestellten Mitteln, sowie unter Ergänzung dieser Summe aus eigenen Kitteln eiue o. Hcy- gendorff-Stiftung errichtet, dem Gendarmerie-Major Klahre als Stiftungskopilal den Betrag von 3000 Mk. in 4proz. Hypothekenpfandbriefcn der Sächsischen Bodenkreditanstalt überreicht und eine durch Dekret des Kgl. Ministeriums des Innern vom 8. Jan. 1906 genehmigte Stiflungsverfaffung aufgestellt. Tie Stiftung soll dem Zwecke dienen, aus ihren Mitteln würdigen und in Not geratenen Landgendarmen in einzelnen Fällen Unterstützungen, die in der Regel nicht unter 50 Mark betragen sollen, zu gewähren. Hierzu sind nur die Zinsen der angesammeltcn Kapitalien zu verwenden. Die Stiftung hat ihren Sitz in Dresden; die Aufsicht über die Stiftung führt das Königs. Ministerium des Innern. — Die vor kurzem in Leipzig verstorbene Hauptmanns witwe Schultze hat der Bicnerichen Blindenanstalt daselbst ein Vermächtnis von 3000 Mk. ausgesetzt. Des weiteren hat der ebenfalls vor kurzem in Leipzig verstorbene Buch halter Herrman der Stadtgemeinde Leipzig 8000 Mk. mit der Maßgabe letztwillig hinterlassen, daß die Zinsen hiervon zur Unterstützung von bedürftigen Blinden Leipzigs verwendet werden. Ter Rat hat diese beiden Vermächtnisse mit leb- haftsm Tanke angenommen. — Am Tonnerstag wurde in der Allgemeinen Teulichcn Credit-Anstalt in Leipzig die Entdeckung gemacht, daß der dort angestelltc Korrespondent Helm aus Oldcslebcn 25,000 Mark veruntreut hatte. Lelm wurde verhaftet und ist ge ständig. — Am Dienstag Abend wurde in Leipzig der feit dem 15. Januar nach Unterschlagung eines Gelddnefes mit 1257 Mark Inhalt von Wurzen aus flüchtig gewordene Postgehilfe Baum verhaftet. Er hatte noch 4 Pfennige in seinem Besitz. Er will das Geld in Berlin verjubelt haben. — Der Reichstagskandidat der Konservativen, National liberalen und Reformer für Chemnitz, Kommerzienrat Hermsdorf, ist durch den Tod feines Sohnes veranlaßt worden, persönlich nicht in die Wahlbewegung einzugreisen. Hermsdorf entstammt dem Lehrerstand; sein Vater war Or ganist und Mädchenlehrer in Penig. Tort wurde Kommer zienrat Hermsdorf am 7. August 1839 geboren; im engen Rahmen kleinstädtischer Verhältnisse verlebte er seine Jugend zeit. Mit seinen sieben Geschwistern wurde er von seinem Vater und anderen Lehrern privatim über das Ziel der Volksschule hinaus derartig gefördert, daß es ihm möglich war, während seiner Lehrzeit als Färber in der Färberei von I. F. Gehrenbeck in Chemnitz an dem Unterricht über Chemie, praktisch.ch«mische Arbeiten usw. an der damaligen Königlichen Gewerbschule (jetzigen Gewerbe-Akademie) in Chemnitz behufs feiner theoretischen Ausbildung teilnehmen zu können. Nach seiner Lehrzeit bildete sich Hermsdorf noch anderweit in allen Zweigen der Färberei aus und ging als Handwerksbursche auf die Wanderschaft, um in verschiedenen Städten Nord-, Mittel- und Süddeutschlands zu arbeiten. Ju Chemnitz machte er sich sodann 1861 als Färbcrmeister selbständig. Durch sein „Diamantschwarz" ist sein Name jetzt weltbekannt geworden. Hermsdorf beschäftigt in Chemnitz und im Zweig-Elablissement Wittgensdorf etwa 1000 Ar beiter und Arbeiterinnen; dazu kommt noch eine größere Anzahl Beamte. — Ein Erbichaftsprozeß, der schon mehrere Jahre dauert, Hot mit der letzten Sladwerordnetensitzung in Hohenstein- Grustthal lein Ende erreicht. Der Sachverhalt ist kurz folgender: Der frühere Ziegeleibesitzer Karl Törfelt hatte im Jahre 1898 der Stadt verschiedene Grundstücke zum Preise von 86,000 Mk. verkauft. Davon wurden ihm 40,000 Mk. ausgezahlt; die anderen 46,000 Mk. vermachte er der Stadt schenkungsweise. Bei Dörfelt war früher ein Zicgcl- ureister Vogel mit Familie beschäftigt, welcher aber nie Lohn erhalten konnte. Deshalb schloß er im Jahre 1892 einen Erbschaftsvertrag mit Törfelt ab. Der Vertrag wurde von Herrn Rechtsanwalt Reinhardt notarisch niedergeschrieben Es fiel nach ihm Vogels Familie alles Eigentum Dörfelts nach dessen Tode zu. Die Stadt hatte aber von diesem Erbschaftsvertrag keine genaue Kenntnis und nahm die 46,000 Mk. von Dörfelt an. Nach dem Tode verlangten aber die Kinder Vogels (Vogel selbst und seine Frau waren bereits gestorben) von der Stadt diese 46,000 Mk. zurück. Es kam zum Streit, welcher nun kürzlich vom Oderlandes- S-richt zu Gunsten Vogels entschieden wurde. Die Stadige- Leinde hatte Revision gegen das letztinstanzliche Urteil ein- S"egt, zog aber diese auf Anraten des Herrn Justizral ^vnck-Leipzig zurück. Die Stadtverordneten genehmigten ^"stimmig die Rücknahme der Revision und beschlossen, die ^unime von 46,000 Mk. zurückzuzahlen. Hierzu kommen noch die Zinsen dieses Betrages und vermutlich auch " Teil der enormen Kosten des Rechtsstreites. Tie Kühl- und Eiserzeugungsanlage im neuen Schlacht- Me in Planen wird so stark benutzt und in Anspruch gk- WUiMen, daß sich eine Erweiterung derselben nötig macht. Wr Sladtgcmeinderat hat in seiner letzten Sitzung 63,300 Wk. zu diesem Zwecke bewilligt. W— Das in Planen garnifonierende 134. Jnfanterie- Wgiment begeht am 1. April den 25. Jahrestag seiner Errichtung. Aus den Kreisen der ehemaligen Offiziere und Sanitätsossiziere, die im Laufe der 25 Jahre dem Regiment angehört haben, wird dem aktiven Osfizierkorps am Stiftungs tage ein Porträt des Königs Georgs als Kasinoschmuck über- I reicht und der Ueberschuß der hierzu erfolgten Beitrags- lammlung als Grundstock einer Kaffe behändigt werden, deren Zinsen der jeweilige Regimentskommandeur nach freiem Ermessen zur Unterstützung dienstunbrauchbarer hilfsbedürf tiger Offiziere verwenden soll. — Tas von der Museumsgesellschast in PlaUtN be gründete Vogtländer-Museum so künftig zu einem voglländi- scheu Provinzial-Museum ausgestaltet werden. Zur Ver wirklichung des Planes fehlt es zurzeit noch an den nötigen Geldmitteln, welche durch freiwillige Gaben aufgebracht wer den sollen. — Ter Aufnahmeprüfung im Lehrerseminar in Planen hatten sich 54 Schüler unterzogen, von denen 51 zur Auf nahme in die 6. Klaffe für reif erklärt werden konnten. Da von besuchten 25 Knaben die Schulen Plauens, welche sämt lich ausgenommen werden konnten. — Tas große Jahressest des Leipziger Hauptvereins der Gustav Adolf-Stiftung findet im Juli d. I. in Reichem bach i. B. statt. Der Festgottesdienst wird in der im vorigen Jahre renovierten Peter Pauls-Kirche abgehalten. — In Oelsuitz i. B. wird demnächst ein Elektrizität«, werk errichtet werden. Ein Konsortium in Chemnitz ist Unternehmer. Nach einstimmiger Genehmigung des Vertrages durch die städtischen Kollegien hat das Konsortium nunmehr vom Rate die Konzession erhalten. — In Rotzweilt wurde ein Dienstmädchen verhaftet, das, um einem Maskenbälle beiwohnen zu können, ihrer Herr schaft 1000 Mk. gestohlen und zum Teil vertan hatte. — Zum Direktor der Bezirksschule I in Meerane an Stelle des in den Ruhestand tretenden Herrn Direktor Rother wurde Herr Bürgerjchullehrer Hochmuth in Meerane gewählt. — Herrn Gemeindevorstand Nötzel in Oberfrohna wurde am 6. d. in Anerkennung seiner Verdiemie bei Erbauung des dortigen Wasserwerkes eine goldene Uhr mit Kette und entsprechender Widmung überreicht. — Herr Kaufmann Franz Hermann Ahnert in Treue» ist am Sonnabend Vormittag im Alter von 58 Jahren plötzlich am Herzschlag gestorben. Er war eben im Begriff, seinem Ches, dem Herrn Siadlrat Wolf, zur silbernen Hoch zeit seine Glückwünsche darzubringcn, als ihn der Tod ereilte. — Als eine Verkäuferin der Konsumvereins-Filiale in Meißen Donnerstag früh den Kontorraum betrat, sand sie den dort angestellten 23 Jahre alten Handlungsgehilfen R. entseelt Vor. Er hatte sich mit einer Zuckcrschnur erdrossel« und, um den Tod sicher zu erreichen, noch den Gashahn aufgedreht und sich somit noch durch Einatmen von Gas vergiftet. — Beim Schlittschuhlaufen ertrunken ist am Montag aus einem Teich bei Freiberg der 13jährige Schulknabe Käppler aus Friedeburg. Als der Ertrunkene cindrach, ergriffen seine Genoffen die Flucht und überließen ihn seinem Schicksal. — Der berüchtigte Einbrecher Friedrich Max Schönfeld aus Tautenhain, der von der Polizei wegen zahlreicher, in den letzten Jahren im Erzgebirge und in der Umgegend von Waldheim, Rochlitz re. verübter Einbruchsdiebstähle verfolgt wird, weilte am Montag Vormittag vorübergehend in Heiers* dvrf bei Burgstädt. Seiner Festnahme konnte er sich leider abermals durch schnelle Flucht entziehen. Man vermutet, daß er sich jetzt nach Chemnitz gewendet hat. — Tas Genesungsheim der Orlskrankenkaffe Plauen in in Mühlhausen bei Bad-Elster ist am Tonnerstag eröffne« worden. Im vergangenen Jahre besuchten das Heim 408 erholungsbedürftige Personen. — Tie Station Höhlleich erhält vom 1. Mai d. Js. ab die Bezeichnung Neuüisnitz. Tie große Ausdehnung des Ortes wird durch die Nebeneinanderstellung der Stationen Oelsnitz-Mittelölsnitz-Neuölsnitz künftighin auch aus den Kursbüchern ersichtlich sein. — Die verstorbene Frau verw. Zumpe in Friedersdorf bei Zittau Hal der dortigen Gemeinde ein Legal von 1500 Mk. testamentarisch überwiesen. — Am Mittwoch Abend ist unterhalb Greiz aus der Elster im sog. Sauwehr die Leiche des in den 50er Jahren stehenden Fabrikanten Louis Fischer von dort gezogen worden. Fischer, der in der Webergaffe eine Lohnweberei betrieb, galt als ein strebsamer und ardeilsamer Mann. Er hat wahr scheinlich wegen mißlicher Vermögensverhältniffe Selbstmord verübt. Der Mann wird allgemein bedauert. Deutscher Reichstag. 38. Sitzung vom 8. Februar. 1^ Uhr: Eingegangen ist eine erneute sozialdemokratische Interpellation wegen des Grubenunglücks im Juni 1905 auf der Zeche Borufsia. Tas Haus fährt in der Beratung des Etats des Reichsamts des Innern, Titel Staats sekretär, fort. Abg. Lehmann tnatl): Ich glaube garnicht, daß die Sozia! demokroten ernstlich «ine erfolgreiche Sozialpolitik wünschen, denn chnen lieg« mehr als an der Sozialpolitik an einer systematischen Revolutionierung der Massen. Kuch die Ausstäi de werden von den Sozialdemokraten nicht aus wirischafilichen Rücksichten provo ziert, sondern zu politischen Zwecken. Die sozialdemokratischen Behauptungen über die Lö'me in den Tex ilbeirnben, z. B. in Rheydt sind unzutreffend. Allerdings heiß, es auch in dem Be richte des betreffenden Gemeibeinsycklors, der Durchschniuslohn betrage dort nur 11 Mk. in der Woche, in Wirklichkeit beträgt er 13 Mk. 99 Pf., und in der rheinisch westfälischen Textilberufs genoffenschaft sogar 14 Mk. 85 Pf. . Wie wenig den Arbeitern am Fiieden gelegen ist, geht auch daraus hervor, daß im sächsisch- thüringischen T-xitbezirk das Anerbieten eines Tarifvertrages von der sozialdemokratischen Arbeiterorganisation abgelehnt worden ist. Erst der Streik der Stuhlarbeiter in Gera im August vorigen Jahres ist für die Unternehmer jenes ganzen Texulbezirks das Signal zu einer allgemeinen Schließung der Fabriken gewesen. Der sozialdemokratische Terrorismus war hier wie überall die Ursache des Konflikts. Die Unternehmer haben sich in entgegen kommendster Weise opferwillig gezeigt. Kann sich die Staatsgewalt passiv verhalten gegenüber solchem Terrorismus? Die Staats regierung fowe mehr Fühlung nehmen mit den Unternehmern. Genügen die Gesetze nicht, so müssen sie geändert werden. Ge nügen sie aber, so hat man zum mindesten den Eindruck, daß sie nicht genügend angewendet werden Erst wenn die Einigung aller Unternehmer eine vollkommene sein wird, wird die Sozial demokratie ihre Rolle ausgesmelt haben. Abg Schack lAntisem ): Tarifverträge sind wesentlich, wo sie geschlossen sind, haben sie bewiesen, daß die Auffassung der Sozial demokraten von dem grundsätzlichen Gegensatz Ler Interessen von Unternehmern und Arbeitern durchaus irrig ist. Auf solche Tarif verträge hinzuwirken, wird hauptsächlich Sache der Arhsitskammern sein. Um so mehr ist es zu bedauern, daß die Arbeitskammern sich noch im embryonalen Zustande zu befinden scheinen. Durch aus falsch würde es sein, in den Gesetzentwurf über die Berufs vereine Bestimmungen hineinzuarheiten, durch welche die Be wegungsfreiheit der Bsrufsvereine beschränkt wird. Das darf nicht geschehen. Andrerseits darf man den Wer! der Rechtsfähig keit der Berufsvereine auch nicht allzusehr überschätzen. Was der Staatssekretär über die Frage der Sonntagsruhe im Handels gewerbe sagte, hat in den Kreisen der Handlung soehilten eine schwere Enttäuschung bereitet. Es ist jetzt, nach 13jährigein Be stehen der Sonntagsruhe, Zeit, daß dieselbe endlich einmal voll kommen wird. Alle solche Forderungen der Handlungsgehilfen sind ursprünglich auf Widerstand bei den Prinzipalen gestoßen, haben Hinterher aber auch allmählich deren Beifall gefunden. So der Ladenschluß, so die Kaufmannsgerichte, die sich jetzt vorzüglich bewähren. Daß der Staatssekretär d e Anstellung von Handels inspektoren abgelehnt hat, ist zu bedauern. Hoffentlich Hal der Staatssekretär damit noch nicht das letzte Wort gesprochen. Es kommt doch darauf an, daß die Bestimmungen, die zum Schutze der Handlungsgehilfen getroffen sind, auch von den Prinzipalen eingehallen werden. Weiter geht Redner auf die Lehrlingsfrage ein, auf die Beschränkung der Lehrlingshaltung, in welcher Sozial demokratie und Gewerkschaften auseinander gingen. Die Sozial demokratie kehrt immer mehr ihre revolutionäre Seite heraus. Und das begrüße ich als einen Fortschritt. Denn «e mehr die Sozialdemokratie auf diesem Wege sorischreitet, um so eher werden die Geister sich scheiden. Und um so mehr hoffe ich: Es muß doch Frühling werden! Abg. Pauli Potsdam (kons.s: Der Abg. Mugdan sprach sich für Handwerker-Genossenschaften und gegen den sogenannten kleinen Befähigungsnachweis aus Auch der Staatssekretär hat gegen ven kleinen Befähigungsnachweis ganz unzulängliche Gründe vorgebracht. Wester rechlfertigt sich Redner dem Abg. Bruhn gegenüber wegen seines Verzichtes aas den allgemeinen Befähigungsnachweis. Als Handwerker kann ich nach wie vor für den allgemeinen Befähi gungsnachweis eintreten, als Abgeordneter aber nickt mehr, wenn, wie in Köln, eine Mehrheit im Handwerk selbst diese Forderung fallen läßt. Auch ich halte totale Sonntagsruhe im Handels- gewerbe für angezeigt und durchführbar. Abg Eickhoff (sreis. Vpt.): Ich halte es für meine Pflicht, den Kollegen Mugdan gegen die neulichen persönlichen Angriffe und antisemitischen Scherze des Abg Smcklen in Schutz zu nehmen. Diese Scherze haben um so eigentümlicher berührt aus dem Munde des Mitgliedes einer Partei, die so viele Juden in ihrer Mitte zählt, bezw. gezählt hat, von Maix bis Stadthagen. Etwas mehr Wahrheitsliebe und etwas mehr Gerechli.keu wären den Herren auf der äußersten Linken durchaus zu wünschen. Redner wider legt dann den Siücklenschen Vorwurf, daß Mugdan sich neulich als Zarenknccht gezeigt habe, an der Hand des stenographischen Berichts. Sie hassen uns! Wir aber werden nach wie vor die Wacht am Roten Meere halten, dabei aber auch, wie wir das gestern gezeigt haben, die Volksrechte wahren. Redner tritt zum Sckluß gegenüber dem Abg v. Kardorff für die Berufsvereine ein. Abg. v Gerlach (freis. Vrg.s: Graf Posadowsky hat in Aus sicht gestellt, daß ein bereits ausgearbeiieier Gesetzentwurf einer Krankenversicherung für Gesinde und ländliche Arbeiter demnächst den preußischen Ressorts unterbreitet werden soll Leider ist zu besürchlen, daß da nickt viel herauskommen wird. Alles, was ich neulick über die ländlichen Lohnv.ihältnisse in Ostpreub-n sagte, «rifft zu Dem gegenüber nimm« es sich mehr als eig.ntümlich aus, wenn der K> eisverband des Bundes der Landwirte in Ost preußen von seiner Versammlung in Sensburg aus an den Reichs kanzler ein Begiüßungstelegramm gesandt hat, in dem es heißt: Preußen in Deutschland voran, Ostpreußen in Preußen voran! Abg Sachse (Sozdem) tritt den Klagen über sozialdemokra tischen Terrorismus entgegen mit einer Reihe von Fällen eines gegen sozialdemokratische Arbeiter von Behörden, Unternehmern und namentlich auch von klerikaler Seite geübten Terrorismus. Dem Scharfmachertum müssen sich selbst Minister und Staats sekretäre beugen. Redner klagt über Polizei-Ebikanen gegen Arbeiter-Versammlunaen, über die „schwarzen Listen" der Unter nehmer und über das preußische Berggesetz Abg. Bergmann sfreij. Vpt.) wünscht verstärkten Vogelschutz. Freilag 1 Uhr: Fortsetzung, vorher Novelle, betreffend freiwillige Gerichtsbarkeit. Schluß 6 Uhr. Vermischtes. Allerlei. Ein Wiesbadener Automobil überfuhr bei Großgerau einen Bierkutscher, der getötet wurde. Um den Anschein eines Unfalls zn erwecken, schleppten die Automo bilisten die Leiche auf das Feld und spannten sie die Pferde aus, dann rasten sie davon. — Ein Eisenbahnunglück fand bei Helena im nordamerikanischen Staate Montana statt. Ein Güterzug fuhr in einen Personenzug hinein, wobei etwa 40 Wagen zertrümmert und 6 Personen getötet, 20 verletzt wurden. Ein Teil der Trümmer fing Feuer. — Bei der Schleisensahrt im Automobil verunglückte eine junge franzö sische Artistin im Zirkus zu Lissabon. Der Wagen ent gleiste, seine Insassin kam unter ihm zu liegen und wurde bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Viele Frauen fielen ist Ohnmacht, andere Zuschauer drohten, den Zirkus zu zerstören, so daß die Polizei einschreiten mußte. — In Paris wurde eine reiche Waise von einem Aristokraten im Automobil ent führt, als sie mit ihrer Gesellschafterin die Kirche besuchen wollte. Während die Aufmerksamkeit der Begleiterin abgelcnkt wurde, hoben vier Männer das Mädchen, das erst vor kurzemaus dem Kloster gekommen war, in den Wagen. Der Entführer hatte um die Hand des Mädchens angehallen, war aber von den Verwandten abgewiesen worden. — Der Spielklub in Vaals in Holland wurde zum zweiten Male gerichtlich geschloffen. Der Vorsitzende und ein Kölner, der spielte, wurden ver haftet. — Auf dem Bahnkörper bei Osterburken in Baden wurde kürzlich eine mit einer Flüssigkeit gefüllte Blechbüchse