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thum Mecklenburg meist durch auswärtige socialdemo kratische Eendlinge, die sich zum größten Theil de» Fahr rads bedienten, etwa 90,000 socialdemokraische Volks kalender vertheilt worden. Die deutsch« Regierung hat, wie der „StaatSb.-Ztg." aus Hamburg gemeldet wird, beschlossen, keinen Militär- Bevollmächtigten in da» Buren-Hauptquartier zu entsenden. Infolgedessen werden nur Rußland, Frankreich, Italien und Amerika einen Militärbeooll- müchtigten auf den Buren-KriegSschauplatz entsenden. Schweden und Holland entsenden nur je einen Militär- schriftsteller nach dem Oranje-Freistaat. Die Herren schiffen sich in Neapel ein. Da» genannte Blatt bemerkt dazu: „Auch diese Thatsache ist recht bezeichnend für die viel gerühmte und viel betonte deutsche Neutralität im südafrikanischen Kriege. Diese Neutralität besteht be kanntlich darin, daß man gegen England da« größte Entgegenkommen bekundet und alle« geflissentlich ver meidet, wa» John Bull übelnehmen könnte, während man andererseits nicht den mindesten Anstand nimmt, die Buren zu verstimmen und zu entmuthigen und bei ihnen dm Anschein zur erwecken, al» ob da» amtliche Deutschland aus der Seite England» stehe. Wenn die deutsche Regierung sich in dieser Weise fortgesetzt in schreienden Gegensatz zum deutschen VolkScmpfinden setzt, so darf sie sich auch nicht wundern, wenn sie in Fragen nationaler Wehrkraft schließlich vom eigenen Volke im Stiche gelassen wird. Grade diejenigen Parteien, auf deren Unterstützung die Regierung in Sachen Flottenver mehrung angewiesen ist, werden durch die „wohlwollende Neutralität" für England verletzt und geschwächt." Lenerre»«h-U«garu. Jung-Alexander von Serbien ist am Freitag erneut in Wien eingetroffen. Diesmal war Kaiser Franz Joseph am Bahnhof erschienen; er begrüßte den König mit wiederholtem Händedruck und geleitete ihn in die Hofburg. Bekanntlich ist der König, al« er im Herbst dir österreichische Hauptstadt pasfirte, vom Kaiser nicht empfangen worden, angeblich wegen Exkönig Milian» Verhalten. Nunmehr hat Kaiser Franz Joseph doch ein menschliches Rühren gehabt. Frankreich. Der jüngste Ministerrath hat den vom Marinrminister beantragten Plan einer Flottenvermehrung ange nommen. Dieser Plan fordert die Herstellung von zwölf großen Kriegsschiffen, einigen Torpedojägern und einer bedeutenden Anzahl von Torpedobooten. Die Kosten werden auf mehr als 400 Millionen veranschlagt. Die betreffenden Gesetzesvorlagen, di« bereit« zu Beginn der nächsten, am S. Januar unsangenden Tagung der Kammer unterbreitet werden sollen, sind natürlich der Annahme sicher. Ruland. Rußlands Politik im Osten macht den Engländern fortgesetzt schwere Sorgen. Grundlos sind diese Sorgen sicher nicht, beweist doch Rußlands planvoll geführte Politik, daß dieses unausgesetzt auf die Erreichung der einen Ziele« hinarbeitet, England« Nebenbuhler- fchaften in Asien zu beseitigen. Außer der Ent sendung gewaltiger Streitkräfte nach seinen chinesischen Besitzungen sucht Rußland dieses Ziel durch die Her stellung werthvoller Eisenbahnen zu fördern. Große An ist hegt man nun in England wegen russischer Eisen- bahnunternehmungcn in Persien. Nun läßt zwar an geblich die persische Regierung in London versichern, sie habe weder eine Eisenbahnconeesfion an Rußland erthcilt, noch gedenke sic eine solche in absehbarer Zeit zu rr- theilen, immerhin kann sie nicht in Abrede stellen, daß sich zahlreiche russische Ingenieure in persischen Städten befinden, um das persische Eisenbahnnetz auSzubaucn. Auch nach Kleinasien sucht Rußland bessere Eisenbahn verbindungen herzuüellen. So betreibt die russische Bot schaft in Konstantinopel mit großer Energie die von russischer Seite gestellte Forderung wegen Gewährung einer Concesfion zum Bau einer Eisenbahn Batum-Tra- przunt. Auch für eine Bahn Kar« Erzerum strebt Ruß land von der Pforte die Bauconcefsion an. Man spricht der „Kreuz-Ztg." zufolge sogar davon, daß Rußland hierfür bereit sei, auf die Forderung der Wiederaufnahme der armenischen Flüchtlinge zu verzichten und betreffs der Zahlung der rückständigen Kriegsentschädigung««^ Zu geständnisse an die Pforte zu machen. Osficiell bestreitet die russische Regierung zwar, die Verfolgung derartiger Ziele zu betreiben; aber in Petersburg weiß man recht gut, daß man gerade derartige Maßnahmen nicht in der großen Oeffentlichkeit zu erörtern Hal, von denen man besondere Erfolge erwartet. Afrika. Die englischen Blätter überbieten sich in der Erfindung von Geschichten, dir die eigene mißliche Lage entschuldigen und verdecken und die Erfolge der Buren al» Zufällig keiten erscheinen lassen sollen. ES werden die Positionen der Buren jetzt ganz plötzlich als uneinnehmbare bezeichnet, während man früher doch ganz anders fprach. Während eS ferner in den Londoner Blättern hieg, die Buren nagten »m Hungertuche, so daß typhöse Epidemien ihre verheerenden Wirkungen in ihren Reihen auSübten, wird nun die Ernte in TranSoaal als eine so reiche und glänzende dargestellt, daß eS den Buren nimmer fehlen kann. Hoffentlich ist die Ernte wirklich gut, daß die Stellungen der Buren vorzüglich sind, weiß man überall, nur in England wollte man bisher davon nichts wissen. Uebrr die Burcnstellung in Natal berichtet ein Londoner Blatt: Jeder Tag enthält eine neue Thatsache hinsichtlich der Stärke der Burenstellungen bei Eolenso. Dank den Diensten continentaler Offiziere (!) hat sich der Eharakter de» Feldzug» geändert. Die Engländer bekämpfen nicht länger den Feind, der sich auf seine Äuerillataktik verläßt, sie haben e» mit einer Armee zu thun, dir rasch diSeiplinirt wird, da» Land kennt, dir Kampfstätte wählt und wenig oder gar kein Gepäck hat. Die Buren haben Hügel in inmittelbarrr Nähe von Eolenso in Festungen von ungeheurer Stärke verwandelt, sie haben allenthalben prächtige Laufgräben, von denen viele bombenfest find. Die Hauptstellungen find durch unterirdische Gänge mit einander verbunden und Pferde bahnen ermöglichen die rasche Bewegung der schweren Geschütze von Punkt zu Punkt. Da» Londoner Blatt hätte hinzusügen können: Bleiben Siege»brrichte au», so ist da» nicht die Schuld der Engländer, auch für Niederlagen find dies, nicht verantwortlich zu machen. Interessant ist die Bemerkung, daß dir Buren ihre er folgreiche Taktik kontinentalen, gemeint find natürlich deutsche, Offizieren zu danken haben. Die Besatzung von Ladysmith verlor bi» zum 29. December angeblich 70 Todte und 238 Verwundete, außerdem find viele Typhu»fälle im Lager vorgckommrn. Schlimmer kann die Lage doch kaum gedacht werden. Bei dieser Sachlage ist aus die angebliche Meldung de» Generals White nach Ehieveley, er habe Mittel, um sich noch sechs Wochen und länger zu halten, natürlich keinerlei Werth zu legen. Vom westlichen Kriegsschauplatz wird gemeldet, daß Eavallerie und reitende Artillerir unter General Babing ton am 27. December vom Modderfluß aus einen Re- cognoScirung-ritt in westlicher Richtung aurführt«. E« wurde dabei ermittelt, daß die Burenstrllung so ausge dehnt sei, daß eine Umgehungsbewegung nach Westen infolge der großen Entfernung, dir in einer rauhen Gegend ohne Wasser zurückgelegt werden müßte, fast unmöglich sei. Inwieweit die Meldung, daß am 28. ein heftige« Feuer »wischen den feindlichen Artillerien auigebrochen sei, dir Engländer seien entschlossen, durch einen Bajonettangriff den Buren den Garau« zu machen, so ist doch daran zu erinnern, daß da« Bayonett gegen Gewchrfeuer absolut nicht auskommen kann und daß die Engländer verloren find, wenn sie sich wirklich aus da» Bajonett verlassen. Die Lage in Kimberley ist surchtbar. Sowohl dort wie in Ladysmith treffen jetzt die Burcn- granaten mit unfehlbarer Sicherheit ein. Lord Salisbury, der englische Ministerpräsident, läßt erklären, er werde nicht vor der Beendigung des Kriege« zurücktreten. Atts -eM MulveuttzaLe. "Waldenburg, 30. December. Die Firma Heinrich Pätzmann hirrsclbst verthrilte auch am Schluffe diese» Jahre», wie schon wiederholt, Arbeitsprämien an ihre Arbeiter im Gesammtbetrage von über 1500 Mk. Je nach der längeren oder kürzeren Zeit, während welcher dir Leute bei der Firma thätig sind, werden die Prämien größer, bezw. kleiner bemessen. Der Chesfenior der Firma und hochherzige Stifter dieser Prämien, Herr Heinrich Pätzmann, war au» diesem Anlässe von Dresden herbeigckommen und persönlich anwesend. Eine weitere, im hohen Grade segensreich wirkende Einrichtung ist die Fabrik-Sparkasse der Firma Pätzmann. Die Arbeiter erhalten ihre Einlagen mit 4°/° verzinst und bekommen außerdem, um die Sparlust zu wecken und zu stärken, l^"/« Sparprämir. Da« hiesige Dorisstift, ebenfall» eine Stiftung de« Herrn Heinrich Pätzman, ein« Klcin- kinderbewahranstalt, die vollkommen auf Kosten de» edlen Stifters erhalten wird, wird die übliche Weihnacht»be- scheerung später abhalten. Vorläufig mußte diese Weih nachtsfeier, die den Kindern reichliche und nützliche Ge schenke zu bringen pflegt, wegen der zahlreichen Masern- Erkrankungen unterbleiben. Indessen erhielten die Kin der auf Abschlag ihren Weihnachtsstollen. *— Dir Sitte der Neujahr-beglückwünschungrn nimmt nicht ab, sondern beständig zu. Es ist nun einmal eine Freude, Anderen Glück zu wünschen und eine noch größere Freude ist eS, zahlreiche Antworten zu empfangen. Viele Geschäftsleute und durch sie wieder dir Industrien und ihre Arbeiter verdienen dabei. Das Hauptgeschäft macht freilich diesmal die ReichSpost mit ihren Karten. Die Post ermahnt zum genauen Avresfiren. DaS ist selbstverständlich an einem solchen Tage. Aber mindestens ebenso wichtig, wenn «S hinterher kein Strafporto geben soll, ist das Frankiren. Unheimliche Mengen von Neu- jahrSgratulationen sind nicht frei gemacht, entweder weil man zwei Karten oder Briese rc. zusammenfaßte, oder weil die gar zu lässig ausgeklebte Marke sich wieder ab löste. Dann soll hinterher wohl ein Beamter heraus finden, wohin die Marken gehören, selbst wenn er Zeit hätte, zu suchen. Also nicht blo» genau adressirrn, sondern auch fest frank,ren! E» wird wirklich viel Aufenthalt für den Postbeamten, viel Verdruß für den Briefem pfänger gespart. *— Erwerbung der juristischen Person kann allen Vereinen vom 1. Januar 1900 ab, von welchem Tage das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft tritt, nicht genug empfohlen werden. Bedingung ist ein Mindestbestand von 7 Mitgliedern. Geht der Verein unter 3 Mit glieder zurück, so erlischt da» Recht der juristischen Person. Die nöthige Eintragung in da» Verein»register ist bei dem zuständigen Amtsgericht zu beantragen. Betreff» der Bedeutung der Erwerbung der juristischen Person erwähnen wir noch: Ohne diese» kann zum Beispiel ein einzige» böswillige« Mitglied durch Widerspruch vom 1. Januar 1900 ab jegliche Erhöhung oder Verminderung der Beiträge unmöglich machen, dergleichen vermag e» durch seinen Protest jeglichen Beschluß der Mitglieder versammlung aufzuhrbcn, die Geschästisührung zu kündigen. Jed«S Vorstandsmitglied, da« sür einen nicht eingetragenen Verein ein Geschäft abschließt, haftet dafür nur mit seiner Person, jede« Mitglied kann dem Verein j«derzeit kün digen u. a. m. Mit dem Inkrafttreten de« Bürgerlichen Gesetzbuch!« haben auch die Vereine, welche zur Zeit al» juristische Person bestehen, ihre Satzungen, sofern diese nicht bereit« dem Bürgerlichen Gesetzbuch- angepaßt find, zu ändern oder fie verlieren ihre Recht«kräftigkeit. *— In Kaufungen hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche die Grundsätze der englischen Quäker haben sollen. Die Versammlungen finden Mittwoch abends in einer Bauernstube statt. Der Prediger oder Vortragende hat vor wenig Jahren in Kausungen al» Knecht in Diensten gestanden. Die Andächtigen rekrutiren sich au« Bräun«dorf und Niederfrohna, e« sollen manchmal bi» 80 Mann da sein. — In Glaucha» ist für den Sylvester der Ge- schästSbetrieb in offenen Geschäften und die Beschäftigung ron Hilfspersonen bi« abend« 10 Uhr gestattet. — Nach der Anfang diese« Monat« erfolgten Stati stik wurden dir drei in Glaucha« al« milde Stiftung bestehenden Kleinkinder-Bewahranstalten, von denen die am Botteiackerberg im Jahre 1853, die in der Oststraße im Jahre 1877, die an der Angerstrabe im Jahre 1896 errichtet worden ist, täglich von 75—80 Kindern besucht; an jeder Anstalt sind 1 Diaconissin und 1 Gehilfin thätig. Der Kindergarten, 1871 durch freiwillige Bei. träge in» Leben gerufen, wird täglich von circa 32 Kindern besucht, 1 Kindergärtnerin und 2 Gehilfinnen find thätig. Da» RettungShau« „Wettinstift", für ver wahrloste oder der Verwahrlosung au»g«setzte Kinder beiderlei Geschlecht», anläßlich de» 70. Geburtstages und 25jährigen Regierungsjubiläum« Sr. Maj. deS König» Albert im Jahre 1898 vom KreiSoerein für innere Mission au» freiwilligen Beiträgen de« Gesammthause« Schönburg und der sämmtlichen Stadt- und Lanogc- mrinden, sowie GutSbezirke errichtet und 1899 mit 15 Pfleglingen eröffnet, hat jetzt 24 Pfleglinge, 16 Knaben und 8 Mädchen; angestellt sind ein Hausvater und eme Hausmutter. — Der der Stadtgemeinde Zvtltau gehörige Burk- hardtSwald bei Lauter, ein mächtiger gorst, für den ein eigner Forstvrrwalter angestellt ist, soll käuflich an den sächsischen Staatsfiskus abgetreten werden. Die tavt- gemeinde Zwickau besitzt noch ansehnliche Waldungen in der Nähe der Stadt selbst, welche noch stetig erweitert und so gestaltet werden sollen, daß sie der Einwohner schaft mehr, al« eS bisher der Fall war, al« Erholungs stätte dienen können. — Der Bergarbcitcrfamilie Münzner in Rieders hatzla«, die schon reichlich mit Kindern gesegNtt ist, wurden am 27. d. Drillinge beschecrt. — Die Ehef» der Firma Carl Schmelzer in Lichte«- tavUt bei Zwickau und in Werdau haben im S<piemoer diese« Jahre« der für ihre Beamten und Aibeiier er richteten Stiftung weitere 60,000 Mark zugcwiesen. Die Zinsen de« großen Stistungskapital» wurden zu Weih nachten an die Beamten und Arbeiter der Firma oenhnlt. — Im verflossenen Jahr machte sich in Penig eme sehr rege Bauthätigkeit bemerkbar, hauptsächlich in Wohn häusern, doch auch Fabrikationsanlagen und dcrgl. mehr. Auch im kommenden Jahre wird durch den Bau eines Schlachthofe« und der Herberge zur Heimat erneute Bru arbeit in Aussicht sein. Zum letzteren Bau sind schon verschiedene Schenkungen zugesagt. — Da« Heuer in Penig in Betrieb genomnene städtische ElekrricitätSwerk hat einen ungeahnten Ars schwung genommen. Schon gegen 3000 Glühlampen, ca. 50 Bogenlampen und 10 Motore haben Anichlag erhalten. — Einen schrecklichen Tod fand in der Nacht vom 1. zum 2. WeihnachtSseiertag die vierundsiebzigjäh »ge verw. Frau Schatz in GrtMMa. Dieselbe, schon längere Zeit kränklich und an Schwermuth leidend, hatte heimlich die Wohnung oerlaffcn. Noch in der Nacht von oen Angehörigen und der Polizei angestelllen Nachiorschangen gelang e», die arme Alte gegenüber dem Zchützmhauie etwa zehn Meter vom Ufer entfernt, auf dem Eue »er Mulde angefroren aufzufinden. Wegen der Unsichergeit de« Eise« mußte die Frau mittels Haken aus ihre- ge fährlichen Lage befreit werden; fie war aber durch o.e Kälte derartig erschöpft, daß der Tod bereit« aus vcm Tran«porte nach ihrer Wohnung einlrat.