Volltext Seite (XML)
Dampfer-Subventionsvorlage statt. Am Montag und DienStag nächster Woche fallen die Plenarsitzungen katho lischer Feiertage halber aus. Am Mittwoch wird der erste Schwerinstag nach der Vertagung mit Initiativan trägen abgehalten werden. Die Zahl der beim Reichstage bisher eingegangenen Petitionen beziffert sich nach dem neuesten Verzeichniß auf 396. Zu erwähnen sind eine Anzahl Petitionen, welche sich für die Aufhebung der Bäckereiverordnung des Bundesraths aussprechen. Zahlreicher noch und zum Theil mit mehreren Tausend Unterschriften versehen sind die Petitionen, welche die Beseitigung des Duells in der Armee bzw. die Beschränkung der Militärgerichts barkeit auf die Aburtheilung von Dienstvergehen zum Gegenstände haben. Die zahlreichen Petitionen von Ge werbevereinen und ähnlichen Vereinigungen gehen gegen die nunmehr bereits aufgegebene Zwangsorganisation des Handwerks. Seitdem der deutsche Kreuzer „Arcona" im Hasen von Manila vor Anker liegt, gelangen von dessen Kapi tän amtliche Berichte über die Lage auf Cuba und den Philippinen an das Auswärtige Amt in Berlin. Daß die unzähligen Madrider Siegestelegramme starke Uebertreibungen enthielten, wußte man bereits längst; daß aber so haarsträubend gelogen wurde, wie es nach der im Auswärtigen Amte eingegangenen Depesche der „Arcona" wirklich geschehen ist, hat man doch nicht annehmen können. Während ein Madrider Telegramm neuerdings wieder von glänzenden Siegen der Spanier auf Cuba und auf den Philippinen zu melden weiß, besagt das in Berlin eingetroffene Tele gramm aus Manila, daß die Lage auf den Philippinen unverändert kritisch ist, die Spanier beschränken sich ledig lich auf die Vertheidigung der von ihnen besetzten Ort schaften Cavite und Manila und denken garnicht an einen Angriff; ein solcher ist dagegen von den Aufstän dischen täglich zu erwarten. Die Europäer fliehen aus den genannten Städten, weil sie nichts Gutes ahnen. Da, wie aus anderen Quellen bekannt, die Mehrzahl der spanischen Soldaten in nothdürstig hergerichteten Lazarethen krank darniederliegt, so dürste ein entschlosse ner Angriff der Insurgenten der Herrlichkeit, oder rich tiger dem Elend der Spanier auf den Philippinen ein für alle Mal ein Ende bereiten. ^)efterreirtz-Uug«rn. Die Antwort des Ministerpräsidenten Banffy auf die Interpellation deS ungarischen Abgeordnetenhauses bezüg lich der Haltung Oesterreich-Ungarns zu Deutschland war außerordentlich vorsichtig, gab aber trotzdem einige wich tige Erklärungen. Bezüglich der Hamburger Enthül lungen erklärte der Ministerpräsident, dieselben besäßen derzeit nur historischen Werth und stellte fest, die Interpellation richte ihre Spitze ganz gegen die Drci- bundpolitik. Die auswärtigen Verhältnisse Ungarns haben sich durch die Enthüllungen nicht verändert. Eine genauere Erörterung des Themas behielt sich Herr Banffy vor. Die Mehrheit des Hauses bekundete dem Minister für diese Erklärungen ihren lebhaften Dank. In Pester diplomatischen Kreisen will man wissen, daß zu den Gründen des Sturze- Bismarcks in erster Linie der Umstand gehörte, daß der Kaiser Wilhelm II. nicht ge neigt war, den russischen Vertrag zu verlängern. Italien. Wie aus Zanzibar berichtet wird, wurde eine italie nische Expedition zur Erforschung des UserS des Flusses Webi-Schebehli in Makdischu von Somalis über fallen. Die Expedition bestand auS dem Generalcon- sul Cecchi, den Commandanten der Kriegsschiffe „Staf- fetta" und „Volturno", 7 Offizieren, 6 Unteroffizieren und Soldaten und war von 70 bewaffneten Askaris be gleitet. Die Italiener vertheidigten sich aufs Tapferste, bis sie schließlich unterliegen mußten. Nur ein verwun deter Korporal und 2 Soldaten konnten sich reiten; 18 AskariS wurden nicdergemacht, 17 verwundet. Von den Kriegsschiffen wurde alsbald eine Strasexpedition ent sandt. Es wurden viele den schuldigen Stämmen ange hörige Somalis ergriffen und exemplarische Bestrafung geübt. Das wesentlichste Ergebniß der zweitägigen Verhand lungen in. der Deputirtenkammer über Eryträa ist das völlige Verstummen der Opposition. Dem Ministerium ist während der Berathung kein Wort des Tadels über den Friedensschluß mit dem Negus Mcnelik von Abessi nien gesagt worden. Wenn die oppositionelle Presse jetzt versucht, dem Ministerium die Absicht unterzuschieben, e» wolle Eryträa räumen, so kann sie keinen Glauben finden gegenüber den bestimmten Erklärungen des Ministerprä sidenten Rudini. Auch die „Perseveranza" erklärt, daß zwischen Ita lien und Rußland keinerlei geheime Abmachun gen bestehen. Im Jahre 1891, sowie neuerdings habe Rudini, der bei der Uebernahme des Ministeriums die Beziehungen zwischen beiden Ländern erkaltet fand, eine Wiederannäherung anzubahnen versucht, Bestrebungen, die sich beide Male der lebhaftesten Zustimmung Deutschlands erfreut hätten. Ueber die Ermordung des italienischen Generalcon- suls, sowie von 6 Offizieren und der Kapitäne der beiden italienischen Kriegsschiffe „Volturno" und „Staffetta" durch Somalis herrscht in Italien die schmerzlichste Er regung und furchtbare Erbitterung. Allgemein herrscht das Verlangen, für diesen grausamen Mord Genugthuung zu fordern. Gugland. Um den deutschen Handel zu unterbinden, hatte man in England den Beschluß gesaßt, daß alle aus Deutsch land nach England cxportirten Waaren die Ursprungs marke „Made in Germany" tragen müßten. Aber ge rade durch diese Bezeichnung wurde es bekannt, daß die eingeführte solide Waare aus Deutschland stamme; der deutsche Umsatz stieg daraufhin gewaltig. Jetzt will man diese Verpflichtung wieder aufheben; ausländische Waaren sollen nur den Stempel „im Ausland erzeugt" führen. Diese „Reform" wird natürlich ein Schlag ins Wasser bleiben. Ruhland. In Wiener diplomatischen Kreisen hegt man im Hin blick auf den Charakter Nikolaus' ll. und die bewegende Kraft der russischen Politik die Ueberzeugung, Rußland werde in absehbarer Zeit die Gemeinsamkeit des europäischen Concerts nicht stören, es werde nur durch gemeinschaftliche Schritte mit den befreundeten Mächten den Dingen im Orient einen weiteren Anstoß zu geben suchen. Naturgemäß werde es sich dabei ledig lich von dem eigenen Vortheil leiten lassen. Fremde, besonders englische Einflüsse werde es mit aller Kraft ab wehren; auch sei Rußland nicht geneigt, eine Action zu unterstützen, durch welche der Zersetzungsproceß im Osmanenreich gehemmt werden würde. Es lasse die Dinge reifen und behalte sich vor, im gelegenen Augen blick den Vortheil der Lage zu benutzen. Türkei. In Konstantinopel mehren sich die vorgenommenen Verhaftungen wieder in sehr bemerkenswerther Weise; sie sind meistentheils erfolgt, weil im Besitze der Ver hafteten jungtürkische Blätter gefunden wurden oder weil die Verhafteten ihrer Unzufriedenheit mit der Regierung Ausdruck gegeben hatten. Die Unzufriedenheit hat ihre Hauptursache in den Gehaltsrückständen. Rumänien. In Rumänien hat sich ein Ministerwechsel voll zogen, der durch die Metropolitanfrage herbeigeführt worden ist. Das bisherige Ministerium Sturdza erfreute sich überall der wärmsten Sympathie. Bedeutung hat der Ministerwechsel jedoch nur für die innere Politik Rumäniens. In dem zunächst betheiligten Oesterreich ruft der Rücktritt Sturdza's lebhaftes Bedauern hervor, da sich der bisherige Kabinetschef der vollsten Zuneigung der leitenden Kreise Oesterreich-Ungarns erfreute. Aus dem MuLde-tthale "Waldenburg, den 3. November. Es giebt Leute die bei der geringsten Erkältung des Kopses über Reißen klagen oder Zahnschmerzen bekommen und diesen Einhalt zu thun glauben durch das Tragen von Watte oder Baumwolle im Ohr, die sie womöglich mit Spiritus oder sonstiger Flüssigkeit getränkt haben. Der Gehörgang wird durch längeres Tragen der Watte verweichlicht; die kleinen feinen Drüsen, die zur Absonderung des Ohrenschmalzes dienen, werden in ihrer Thätigkeit ge schwächt. Es dient den gesundheitlichen Zwecken durchaus nicht, Watte u. s. w. im Ohr, wenn es nicht unbedingt nöthig ist, zu tragen, auch wird das Schönheitsgefühl durch den Anblick des mit Watte u. s. w. verstopften Ohres verletzt und manches ernste Gehörleiden hat seinen ursprünglichen Grund in dieser Unsitte und diesem Mißbrauch. * — Die Pensionen für Wittwen und Waisen von Geistlichen und Lehrern, welche seither im Monat Mai auf die Monate Deccmbcr bis Mai und im November auf die Monate Juni bis November ausgezahlt wurden, werden, nach Verordnung des Königlichen Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts vom Jahre 1897 ab in einvierteljährigcn Theilzahlungen in den Monaten März, Juni, September und December jeden JahreS aus gezahlt werden. Der auf den Monat December 1896 entfallende Monatsbetrag wird, falls er nicht die Schluß- zahlung bildet, bei cer im März 1897 fälligen Rate mit bezahlt. * — Den Consumoereinen im Bezirke der Kreishaupt mannschaft Zwickau ist auf behördlichen Beschluß die Anordnung zugcgangen, die Waaren künftig anstatt gegen die bisher üblichen Blechmarken nur gegen baares Geld an die Mitglieder zu verabreichen. Dafür werden die Letzteren Quittungsmarken über den jeweiligen Be trag erhalten. * — Die Durchschnittspreise betrugen im Hauptmarkt marktage Glauchau im Monat October für 50 Kilo Hafer 8 Mk. 40 Pf., für 50 Kilo Heu 4 Mk. 20 Pf-, für Kilo Stroh 2 Mk. 63 Pf. * — Am 18. d. wird der an der Linie Glauchau- Wurzen zwischen den Bahnhöfen Großbothen und Colditz neu errichtete Haltepunkt Großsermuth für den Personen- und Reisegepäck-Verkehr eröffnet. Die sämmtlichen zwi schen Colditz und Großbothen verkehrenden fahrplan mäßigen Personenzüge werden zum Absetzen und zur Aufnahme von Reisenden in Großsermuth nach Bedarf halten. Gleichzeitig mit der Eröffnung des genannten Haltepunktes treten im Fahrplan der Köngl. Sächs. Staatseisenbahnen auf den Strecken Glauchau-Großbothen, Glauchau-Zwickau und Zwickau-Cainsdorf geringfügige Aendcrungen in den Ankunfts- und Abfahrtszeiten in Kraft. — Am Mittwoch Nachmittag verunglückte in GlauchlM der Handarbeiter D. beim Ausrichten von Holzmasten zur elektrischen Beleuchtung in der Lungwitzstraße dadurch, daß ein schon fast aufgerichteter Mast abglitt und wieder niederschlug. Dabei erhielt D. eine Verletzung am Kopfe, die die Unterbringung im Krankenhaus nothwendig machte. Wie wir hören, soll die Verletzung glücklicherweise eine leichte sein, doch dürfte der Arbeiter immerhin einige Zeit an der Ausübung seines Berufs gehindert sein. — Die Zwickauer elektrische Straßenbahn ist nur eingleisig. Jetzt ist das Gesuch an zuständige Stelle er gangen, die beschlossenen neuen Linien zweigleisig zu bauen. — Die erste Felddienstübung des Zwickauer 9. In fanterie-Regiments Nr. 133 fand am Mittwoch in der Gegend zwischen Mosel und Lengenfeld statt. — Frau vcrw. Commcrzienrath Dietel in Wilkau errichtete dort eine Stiftung mit 5000 Mk. für Armen unterstützungszwecke. — Am Dienstag Abend verunglückte aus einem Plas Nitzer Steinkohlenwerke der im 31. Lebensjahre stehende Zimmerling Fr. W. Schilbach aus Cainsdorf durch Sturz in den Schacht tödtlich. Der Verunglückte hinterläßt Frau und sechs Kinder. — Durch den morgens 8 Uhr 57 Min. von Groß bothen nach Glauchau verkehrenden Personenzug wurde am Mittwoch in unmittelbarer Nahe der Haltestelle Lastau auf dem dasigen Niveau-Uebergange ein einspänniges Ge schirr überfahren. Hierbei wurde der Wagen des letz teren theilweise zertrümmert, während Geschirrsührer und Pferd glücklicherweise unverletzt blieben. Beschädigungen am Eisenbahnzuge waren nicht zu bemerken, derselbeffetzte nach kurzem Aufenthalte seine Fahrt fort. — Am Donnerstag wurde die Wurzener Social demokratie vollends begraben. Bei den Stadtoerordneten wahlen unterlagen alle ihre fünf Kandidaten schmählich. Sie brachten es nur bis auf 230 Stimmen, während die Gegner über 800 erhielten. — Ein schreckliches Unglück trug sich dieser Tage in Püchau bei Wurzen bei. Der 14 Jahre alte Knabe Törl ist bei der Gutsbesitzerin Gaudlitz mit seiner Schürze der Transmissionswelle der Dreschmaschine zu nahe gekommen und herumgeschleift worden. Beide Beine waren gebrochen und der Unterleib erheblich verletzt. Der arme Junge verschied mehrere Stunden danach unter fürchterlichen Schmerzen. Aus dein Duchsenlande — Wegen Münzverbrechens wurden in Leipzig der Kolporteur Fuchs und die beiden Näherinnen Geschwister Bauer zu 10 Jahren, 2 Jahren 2 Monaten Zuchthaus, bezw. 7 Monaten Gefängniß verurtheilt. — Bei der am 3. d. stattgchabten Stadtverordneten wahl der zweiten Abtheilung in Leipzig siegte die Liste deS Vereinigten Bürger-WahlcomitHs (Hausbesitzer). Der Osten der Stadt war für die Wahl ausschlaggebend. Von 4231 Wählern wurden insgesammt 2724 Stimmen abgegeben. — Ein verfehlter Beschluß der Leipziger Stadtver ordneten war cs, die stenographischen Sitzungsberichte drucken und verkaufen zu lassen, denn bis jetzt wurden nur 6 — sage und schreibe — sechs dieser Berichte, die theurcs Geld verschlungen haben, gekauft. Der moderne Europäer befriedigt seinen Wissensdurst eben aus den Zeitungen, die zehnmal schneller und in übersichtlicherer Form, als der langsame und langstielige amtliche Bericht, das Wichtige melden. — Zum Nachfolger des verstorbenen Bezirksschulin- spectors für Chemnitz Land, Schulrath Saupe, ist der BezirkSschulinspector Richter, gegenwärtig in Dippoldis walde, ernannt worden. — In Freiberg hat der Stadtrath beschlossen, aus städtischen Mitteln die zur Errichtung einer deutschen chemischen Versuchsanstalt für Lederindustrie dort erforder lichen Räume zu beschaffen. Die Anstalt soll sich an die bestehende Gerberschule anlehnen. — Der Schneidergehilfe Hilmer in Plauen t. B., dessen Ehefrau kürzlich an Arsenikocrgistung gestorben ist, wurde von der Königl. Staatsanwaltschaft wegen Ver dachts des Giftmordes in Untersuchungshaft genommen. — Einen unerwartet raschen Tod fand Montag früh Herr Oberlehrer Roth in Werdau. Herr Roth, welch« seit einer Reihe von Jahren an der dortigen Bürger schule thätig ist und sich noch am Sonntag deS besten Wohlseins erfreute, wurde Montag früh ganz plötzlich von einem tödtlichcn Schlaganfall ereilt. Der Verewigte, der sich der Achtung der Bewohnerschaft und der Liebe seiner Schüler erfreute, hat ein Alter von 67 Jahren erreicht und wollte sich zu Weihnachten emeritiren lasten. — In der Dampfmühle zu Calbitz bei Oschatz ist der Mühlknappe Franz Strauß am 28. November in die Transmission des Motors gerathen, wodurch ihm ein Arm abgerissen wurde. Obwohl der Besitzer, der den unregelmäßigen Gang der Mühle bemerkte, sofort