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Schönburger Tageblatt Filialen: in Altstadiwaldenburg bei Herrn 1896 Donnerstag, ven 3. December des Reichstags Streichungen verlangt werden, wird sich die Neichspartei auf den Standpunkt stellen, daß in vor der Egoismus immer noch die ungeschmückte Ehrlichkeit aus, und das ist bei der sonstigen Unleidlichkeit Chauvinisten wenigstens doch noch etwas Gutes. Anbetracht der vielen Neuerungen auf dem Gebiete Schiffsbaues einzelne erste Raten zurückzustellen sind, gegen alle Raten, chon auf Stapel Fahrzeuge gestellt weil eine möglichst werth erscheint. die zur Fortführung oder Vollenduug liegender oder zu Wasser gelassener werden, in voller Höhe zu bewilligen, schnelle Stärkung der Flotte wünschens- de« da- Stolberg Ausdruck. Weiter berührte er kurz die politischen "agesfragen und sprach besonders die Hoffnung auS, daß die Vorlage wegen der Convertirung eine möglichst schnelle Erledigung finde. Gegen die neuen Marineforderungen wird sich vor aussichtlich nicht nur die Oppositionspartei und das Centrum erklären, sondern auch die nationalliberale Fraction hat laut Fractionsbeschluß beantragt, die Forde rung einer ersten Rate für den Neubau eines Panzer- chiffes l. Cl. „Ersatz König Wilhelm" zu streichen. Die reiconservative Partei erklärte sich dagegen im Prinzip mit der Bewilligung aller von der Negierung gestellten Forderungen einverstanden. Falls von der Majorität Geld dort, statt in den deutschen, zu lassen. In England weiß man wohl, daß wenn erst einmal geschäftliche Verbindungen zerrissen sind, es auch sehr chwer ist, sie von Neuem zusammenzuknüpfen. Ist be- önders der internationale Verkehr erst einmal in neue Bahnen gelenkt worden, dann ist es schwer, manchmal ast unmöglich, ihn wieder einzulenken. Hamburg ist nicht blos der bedeutendste deutsche Handelsplatz, er steht auch wohl, mit Ausnahme von London, kaum einem an deren europäischen nach. Da wäre es natürlich für Alt- England eine wahre Herzensfreude, in Hamburg auch dem deutschen Handel einen schweren Schlag zu versetzen, aber gelingen wird das nicht. ES steckt zu viel Willens kraft in dem Hamburger Blut, als daß man fürchten müßte, es würden dauernde Schädigungen sich geltend machen. Die schwerere Cholerozeit ist glücklich überwunden wor den, da kann kein Zweifel obwalten, daß auch diese Streikperiode vorübergehen wird. Sie lehrt aber doch, welche verschiedenartigen und vor allen Dingen welche unsauberen Interessen mitspielen, wo es sich um Streikes handelt. Die Arbeiter sollen sich durch nichts weniger beeinflussen lassen, als durch die Thcilnahme der soge nannten guten Freunde, die ist weit bedenklicher, als der Haß offener Feinde. Die Franzosen haben sich in ihrem bekannten Chauvinismus auch über die deutsche Waaren- einfuhr nach Frankreich bedeutend aufgeregt, ihre Ab neigung gegen deutsche Industriearbeiter, Handlungs gehilfen und Angestellte in Frankreich ist in Aller Munde, und sie scheuen sich gar nicht, auszusprechen, daß sie je den in ihrem Gebiet weilenden Deutschen als einen Spion ansehen. Das Alles thun sie, aber sie sagen eS offen und machen kein Hehl daraus, so daß also Jeder weiß, woran er ist. Der Franzose hat vor dem britischen Deutschen jemals ein solches Vorgehen in den Sinn? Man braucht ferner nur an die deutschen Kohlen-Streiks zu denken, die von den britischen Gruben und Arbeitern auf das Trefflichste ausgenutzt wurden. Namentlich der Streik der rheinisch-westfälischen Bergarbeiter hat den englischen Grubenbesitzern und ihren Arbeitern Millionen eingebracht, und dasselbe gute Geschäft hofft man von dem Ausstand der deutschen Hafenarbeiter zu erzielen, welcher den Inhabern der britischen Werften und Hafen einrichtungen, am meisten aber den britischen Hafenarbei tern dir Tasche füllen soll. Daher die „herzliche Sym pathie" der englischen Arbeiter sür den deutschen Streik, den sie aus allen Mitteln zu einem lang andauernden, zu machen bestrebt sind, damit die betreffenden Fahr- Mge gezwungen werden, englische Häsen anzulausen, ihr Der Maximalarbeitstag im Bäckereigewerbe beschäftigt unausgesetzt die Gerichte. Das Gesetz ge- tattet den Bäckermeistern bekanntlich, während eines halben JahrcS an 10 verschiedenen Tagen die Gesellen zu Ueber- tunden heranzuziehcn, diese Tage müssen aber im Bäcker- älender durchlocht werden. Die Meister haben diese Verordnung wiederholt unberücksichtigt gelaffen; die Polizei übt jedoch auch in dieser Hinsicht scharfe Controlle, so daß bereits eine große Reihe von Anzeigen ergangen sind. Der französische socialistische Abgeordnete JauröS unterstützte in der Kammer den Legrand'schen Antrag auf „Gleichstellung des klassischen und modernen Bacca- laureats" mit den sehr bezeichnenden Worten: „Wenn man mit dem modernen Mittelschulunterricht genau die- elben Rechte erwirbt, wir mit dem klassischen, so wird das Bürgerthum sich in seinem öden, flachen Utilitarismus auf den modernen Unterricht stürzen, weil er „praktischer" ist, und die lateini sche und griechische Sprache, deren Pflege Selbst losigkeit und Idealismus vorauSsetzt, völlig vernachlässigen. Die Folge wird eine rohe Ver simpelung und ein noch viel rascherer Niedergang deS Bürgerthums sein, und das ist gerade das, was di« So- cialisten wollen." Diese Offenherzigkeit — Jaurtzs soll selbst ein tüchtiger „klassischer" Gymnasiallehrer gewesen sein — hat den Antrag Legrand, wenn auch mit gerin ger Mehrheit, zu Falle gebracht. Seine Begründung könnte auch unsern Schwärmern für den „unklassischen" Unterricht zu denken geben. Auch bei uns wird das „klassische Gymnasium" mit den bekannten Phrasen be kämpft, die Beschäftigung mit den alten Sprachen sei „geistcstödtende Quälerei" und beeinträchtige das „na tionale" Denken und Fühlen. Der Ausschuß der deutschen Kolonialgesellschaft, welcher wegen noch fortdauernder Krankheit des früheren Directors 1)r. Kayser nicht in der Lage war, sich von ihm persönlich zu verabschieden, hat ihm eine künstlerisch ausgestattete Adresse nach Leipzig zugehen lassen, in welcher er ihm nicht nur den Dank wegen seiner Verdienste um die Entwickelung unserer Kolonien, sondern insbesondere auch für die Unternehmungen der Gesellschaft zu Theil . werden ließ. > Der GesammtauSschuß des Bundes der Landwirth e i ist soeben in Berlin versammelt gewesen und har t v<i "Waldenburg, 2. December 1896. Der große Ausstand der Hamburger Hafenarbeiter wird sein Ende gewinnen, denn auch die Arbeitsein stellungen können niemals ewig andaucrn, nachdem beide Parteien schweren Schaden erlitten haben. Den kleinen Vortheil, welchen die Streiks zuweilen zu gewähren pflegen, steht säst regelmäßig ein großer Verlust an Waarenabsatz oder Geschäftsverbindungen gegenüber und so wird auch das, was wirklich hat erreicht werden können, hinfällig. Es soll hier nicht weiter darauf ein- gegangen werden, welche Partei nun in dem Hamburger Falle das größte Recht hat, ob nicht durch einen freund lichen Vergleich die ganze Bewegung hätte im Keime er stickt werden können, aber man muß sich damit beschäf- Ligen, wie die internationale Concurrenz sich nicht scheut, Streiks sür ihre Zwecke, also zu Concurrenz-Manövern zu benützen. Im Geschästsleben werden ost die Mittel nicht genau gewogen, mittels deren einem Concurrenten dir Kunden abgejagt werden sollen, und wir haben da rum im deutschen Reichstage das Gesetz für den un lauteren Wettbewerb geschaffen. Es wäre ja gut, wenn auch im internationalen Verkehr der unreellen Eoncur- renz energisch entgegengetreten werden könnte, aber da dies nicht möglich sein wird, muß man sich darauf be schränken, die Dinge beim rechten Namen zu nennen, sie zu zeigen, wie sie wirklich sind: unsere biederen Vet tern, die Engländer, sind für uns Deutsche in diesem unlauteren Wettbewerb Meister, in der hohen Politik, wie im Arbeitsleben, und Minister, Fabrikanten und Arbeiter gehen mit rührender Uebcreinstimmung daraus auS, daS deutsche Reich ganz gehörig zu „schneiden." Hübsch ist das nicht, aber wahr ist es, und darum darf auch mit der Wahrheit nicht Hinterm Berge gehalten werden, daß England auf dem Gebiete von Handel und Industrie auf dem besten Wege ist, „unser Erbfeind" zu werden. Die Engländer haben früher über Deutschland's Handel und Industrie gespottet, heute ärgern sie sich darüber, daß sie auS der Haut fahren möchten. Die Engländer haben verschiedene kleinliche Vexirereirn gegen dir deut sche Industrie in Anwendung gebracht, um uns unsern Außenhandel zu erschweren, aber sie machten damit nur sür uns eine unsreiwilligc Reklame. Deutschland hat nicht Gleiches mit Gleichem vergolten, obwohl es doch zum Mindesten verlangen konnte, daß die zu un» ge brachten britisch?» Waaren offen den HerkunftSstempe! tragen müßten, wie dies von unseren deutschen Waaren in England verlangt wird. Der Feldzug, der in Lon don gegen die deutschen Handelsgehilfen in der britischen Metropole eröffnet ist, ist einfach niederträchtig, weil er vom kleinlichsten Neide dictirt ist. Wann käme un« Kaufmann Otto Förster; in Kaufunge» bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchuas- dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Frau Kaiffmann Max Härtig, Leipzigerstr. 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Aolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirstsn. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hörte Dienstag Morgen im Neuen Palais den Vortrag der stellvertretenden Chefs des Militärkabi- nets v. Villaumr und begab sich sodann mit der Kaiserin nach Berlin, unterwegs im Zuge noch die Vorträge deS Ministers des Innern v. d. Recke und deS Handelsmi nister« Brefeld cntgegennehmend. In Berlin angelangt, besuchte der Kaiser die AttelierS der Professoren Gcsel- schop und Werner, empfing im kgl. Schlöffe die Präsidien deS Lanetags und nahm später militärische Meldungen entgegen. Die Kaiserin erthcilte dem Präsidium deS Herren- und deS Abgeordnetenhauses Audienz und em pfing den Prinzen Bhanurangsi von Siam. Abends be suchten die Majestäten die Vorstellung im Berliner Theater. Am heutigen Mittwoch Nachmittag trifft der Kaiser in Hanover ein. In der Audienz des Präsidiums des preußischen Ab geordnetenhauses sprach der Kaiser zunächst seine Be friedigung über die Wiederwahl der Herren v. Köller, v. Heereman und Or. Krause aus. Er machte dann einige Bemerkungen über die dem Landtag zugegangenen Vor lagen, um darauf sich im Besonderen den landwirthschast- lichen Fragen zuzuwenden. Der Monarch sprach dabei vom Stande der Wintersaaten und äußerte seine Zu friedenheit besonders über den Ausbau deS Kleinbahn netzes, das den Landwirthen erhebliche Vortheile gewähre. Beim Empfang der Vizepräsidenten des Herrenhauses gab der Kaiser seinem Bedauern über daS Ableben deS Fürsten Wttteruugsbericht, ausgenommen am 2. December, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 765 MW. reducirt aus den Meeresspiegel. ThermometerstanL ff- 0,»" o. (Morgens 8 Uhr — 0,5") Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 50"/«. Thaupuukt — 9,» Grad. Windrichtung: Nordost. Daher Witternngsaussichten für den 3. December: Heiter. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage U«d «ach Sonn- «ns Festtagen. L * UM' V MUMM walSenburger Lmeiger Inserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasie 2S1 rt. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lrchtensteru-Tallni,srg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsoorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim.