Volltext Seite (XML)
scher Kunstgewerbevereine Anfangs oder Ende Januar nächsten Jahres in Berlin abgehalten werden. Der Vorstand des Verbandes strebt mit allen Kräften dahin, daß die in Chicago gesammelten Erfahrungen in Paris berücksichtigt werden, soweit es die veränderten Verhält nisse und die besonderen Umstände nur irgend zulasscn. Der Verbandsvorstand hat sich mit dem Reichscommifsar für die Weltausstellung in Paris bereits in Verbindung gesetzt. Die wcstpreußische Landwirthschaftskammer hat ihren Vorstand beauftragt, alle Schritte zu thun, die ihm ge eignet erscheinen, eine Verbilligung der Tarife für Getreide und Mühlenproducte herbeizuführen, sei es auch durch Wiedereinführung der Staffeltarife oder durch eine allgemeine gleichmäßige Herabsetzung der Tarife. Auch die etwaige Wiederherstellung des Identitätsnach weises erscheint der Kammer nicht als ein zu großes Opfer für dieses Ziel. Aus Anlaß der vom Reichsamte des Innern in den deutschen Bundesstaaten angeordneten Erhebung über die Wirkungen der Bäckereiverordnung hat der ge schäftsführende Ausschuß des Freien deutschen Bäckerver bandes den Genoffenschafts- und Jnnungsverbänden eine Reihe von Fragen, die sich auf den Maximalarbeitstag beziehen, zur Beantwortung vorgelegt. Die Antworten werden gesammelt und das Material wird den Regie rungen wie dem Reichstage unterbreitet werden. Die Gewerbekammer der Provinz Brandenburg hat sich in ihrer Schlußsitzung mit der Frage des Achtuhr- Ladenschlusses beschäftigt und die Erklärung abgegeben, daß für die Provinzialstädte ein Bedürfniß zu einem einheitlichen Ladenschluß um 8 Uhr nicht vorliege. Solche Maßnahme wäre einmal unausführbar, anderer seits finde eine Ueberanstrengung der Angestellten bei dem allgemeinen Darniederliegen und dem thatsächlichen Rückgänge der Detailgeschäfte aller Branchen keinesfalls statt. Für den Geschäftsinhaber sei zur Zeit die Frage, wie und womit beschäftige ich meine Angestellten, viel wichtiger. Die Regelung etwaiger Mißstände dürfe nicht durch gesetzliche Maßregeln und Zwang, sondern müsse durch freie Vereinbarung zwischen Geschäftsinhabern und Angestellten erfolgen. Schließlich erklärte die Gewerbe- kammer, cs sei dringend erwünscht, daß sich die Hand werker die Kenntniß der Buch- und Rechnungsführung aneigneten, um einen richtigen Ueberblick über den Stand ihrer Geschäfte erlangen zu können. In Rudolstadt haben die Socialdemokraten arges Pech gehabt. Bei der Wahlprüsung des mit socialistischer Hilfe in den Landtag gewählten Abg. Wil helm wurde nämlich festgestellt, daß dieser gar kein So cialist sei, wie man angenommen hatte. Wilhelm wider sprach dieser Feststellung mit keinem Wort. Die Socia- listen rasen vor Wuth, ihr Dortmunder Führer erklärte, daß die socialdemokratische Partei wie noch nie hinter gangen worden sei. Die Hungersnoth in Deutsch-Südwestafrika ist als gänzlich gehoben zu betrachten. Nachdem kräftiger Landregen gefallen ist, sind auch die Ernteaussichten als günstig zu bezeichnen. Um der Wiederholung eines ähn lichen Nothstandes zu begegnen, sollen Kornhäuser gebaut werden, worin das den Eingeborenen abgekaufte entbehr liche Korn aufgespeichert wird. Die Gefahr der Rinder pest ist geringer denn je. In einzelnen Gebieten ist die Schutzimpfung eingerichtet. Die Veröffentlichung der Militärischen Correspon- denz Moltke's wird vom Großen Generalstab soeben durch ein Heft fortgesetzt, welches die vom 3. September 1870 bis 27. Januar 1871, also die während des zweiten Haupttheiles des Krieges geführte Correspondenz enthält, in welchem Zeitraum es sich um die Belagerung von Paris und die Niederwerfung des Gegners in den Provinzen handelte. Diese Schriftstücke offenbaren das Genie Moltke's in einer besonders schwierigen, neu an ihn herantretenden Aufgabe: vom Mittelpunkt, von Ver sailles aus, weithin über die französischen Provinzen die Leitung der Kriegshandlungen in der Hand zu behalten, in einheitlichem Ueberblick und nach Maßgabe der Ge- sammtlage die Versuche der französischen Provinzialheere, von Nord und Süd zum Entsätze von Paris vorzudringen, abzuwehren und zugleich den Fall von Paris herbeizuführen. L^«merreiW-Nr»g«rK. Die Thronrede, mit welcher der Kaiser und König Franz Joseph den ungarischen Reichstag in der Ofener Hofburg eröffnete, hebt hervor, daß außer der Feststellung des nächstjährigen Voranschlags vor allem das Zoll- und Handelsbündniß beider Staaten der Monarchie, das bekanntlich gekündigt worden ist, die Quote und zahlreiche sonstige wirthschaftliche Fragen zu regeln sein werden. Die Thronrede hofft zuversichtlich, daß es bei gegenseitiger Berücksichtigung der betreffenden Verhältnisse und der materiellen Kraft beider Theile so wie im Hinblick aus jene politischen Interessen, die auf der Machtstellung der Monarchie beruhen, gelingen werde, alle diese Angelegenheiten rechtzeitig zu allseitiger Be ruhigung zu lösen. Endlich kündigt die Thronrede von neuen Vorlagen einen Entwurf über die Verwaltungs reform, den Entwurf eines allgemeinen bürgerlichen Ge setzbuchs, die Valutaregulirung, sowie eine Vorlage über die Militärstrasproceßordnung an, in welcher, soweit dies ohne Schädigung des militärischen Dienstes und der Disciplin möglich sei, die Grundsätze der modernen Rechtswissenschaft zur Geltung gelangen sollen. Ueber die auswärtige Politik sagt die Thronrede nichts, wie sie auch die erwartete Erklärung über die Haltung Oesterreich-Ungarns nach den Hamburger Enthüllungen vergeblich suchen läßt. Italien. Die Nachricht, daß Italien bereits einen Handels vertrag mit Frankreich abgeschlossen hat, erweist sich als verfrüht; die Verhandlungen nehmen jevoch einen so günstigen Verlauf, daß an einem befriedigenden Re sultat gar nicht zu zweifeln ist. England. Der langgehegte Wunsch englischer Militärs, die Landstreitmacht Albions zu verstärken und zu verbessern, scheint jetzt auch bei der Regierung gewirkt zu haben. Vielleicht macht auch die isolirte Stellung des Jnselreichs die leitenden Staatsmänner dem Verlangen nach einer Heeresvermehrung geneigter. Jedenfalls ist die Regierung entschlossen, dem Parlament noch in die ser Tagung einen Gesetzentwurf vorzulegen, welcher für die Verstärkung des Landheeres und der Reserve einen Betrag von mehreren Millionen Pfund Sterling verlangt. Trotz dieser erhöhten Aufwendungen wird sich das eng lische Heer dem continentalen doch immer noch nicht ge wachsen zeigen, da dort statt der allgemeinen Wehrpflicht noch immer das Werbesystem herrscht, das die Aufstellung einer tüchtigen Armee unmöglich macht. Uebrigens be darf die ganze Meldung, welche aus einer nicht immer besonders klaren Quelle fließt, noch der Bestätigung. Spanien. Ueber die Feldherrntüchtigkeit des Generals Weyler auf Cuba sind die widersprechendsten Mittheilungen laut geworden und es ist auch die Vermuthung ausgesprochen, daß die Rückberufung des augenscheinlich unfähigen Expeditionsführers nur noch eine Frage der Zeit sei. In Spanien scheint man aber an leistungsfähigen Gene rälen keinen Ueberfluß zu haben, denn jetzt heißt es wieder, die Regierung in Madrid wolle General Weyler vorläufig noch auf seinem cubanischen Posten belasten. Türkei. Die türkischen Finanzen sollen sich in letzter Zeit so gebessert haben, daß ein Theil des rückständigen Soldes und der Beamtengehälter gezahlt werden konnte. Aus dem MuldettLhale ^Waldenburg, 27. November. Bei der kürzlich stattgehabten Besichtigung der Kirche zu Ziegelheim durch den Vorsitzenden der kgl. Kunstbaucommission, den Herrn Kreishauptmann l)r. Bosse in Bautzen, und den Herrn Architekt Schramm wurde auch der Altarstein einer ein gehenden Besichtigung unterworfen. Nach Abnahme der Holzbekleidung fand sich eine Tischplatte aus Rochlitzer Porphyr vor, in welcher an verschiedenen Stellen vier Kreuze eingcavirt waren. Wie uns mitgetheilt wird, bezeichnete Herr Architekt Schramm aus Grund dieser Kennzeichen die Platte als aus der katholischen Zeit stammend, er sprach hierbei die Vermuthung aus, daß sich unter derselben auch noch ein Rcliquienschrein befin den müsse. Es wäre interessant, festzustellen, ob diese Vermuthung als zutreffend sich erweist. *— Die für gestern Abend angesetzt gewesene Gene ralversammlung der hiesigen Ortskrankenkasse II hat leider nicht stattfinden können, da im Ganzen nur 3 Mitglieder erschienen waren. *— Mit dem nächsten Sonntag, als dem ersten Ad vent, beginnt die auf zehn Stunden erweiterte Geschäfts zeit an den vier letzten Sonntagen vor Weihnachten. An diesen Sonntagen ist der Handel mit Fleisch, Fleisch- waaren, Fischen, Obst und sonstigen Eßwaaren in der Zeit von 7 bis 9 Uhr morgens und von 11 — 12 Uhr vormittags und von 3 Uhr nachmittags bis 10 Uhr abends, der Handel mit Material- und Colonialwaaren, sowie der Kleinhandel mit Beleuchtungs- und Heizungs- material von 8 bis 9 Uhr vormittags und von 11 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends, der Handel mit Brot und Bäckerwaaren von 5—9 Uhr früh, 11—12 Uhr mittags und 3—8 Uhr abends, der Handel mit Milch von 7—'/2IO Uhr früh, 11 Uhr vormittags bis '/-2 Uhr nachmittags und 3—8 Uhr abends, der Handel mit der Baron Margarethes Hand, welche sie ihm bittend entgegenstreckte: „Du bist ein so vortrefflicher Rath geber, daß ich Dir nun alle meine Sorgen unterbreiten werde . . , Aber ich weiß nicht, lieber Vetter, ob dieser Vorschlag, dem ich mich sehr gern anschließe, Ihnen genügen wird. Allerdings ist die Stellung dem Gehalt wie ihrem ganzen Charakter nach eine derartige, daß Sie dem gewohnten Gesellschaftskreise erhalten blieben, ob aber damit Ihr Ehrgeiz —" „Ist nicht mehr in dem früheren Maße vorhanden", ! fiel Will rasch ein. Eine Minute hatte ihm genügt, seine Lage zu überdenken. Jener Antrag sicherte ihm den Verbleib in der Gegend und den Verkehr im Liebe nauer Kreise, ohne daß er, wie sonst bei einem längeren Besuche, fürchten mußte, dem Verdachtedes Schmarotzer- thums zu verfallen. „Ich habe mich bescheiden gelernt und wenn Sie es mit mir versuchen wollen, bin ich von Stund an der Ihre." Er streckte dem Baron seine Rechte entgegen und dieser schlug kräftig ein. „Ein Mann ein Wort — ein Wort ein Mann," er schlug auf die Tischglocke und rief dem eintretenden Winkler zu: „Eine Flasche Niersteiner!" Auch Margarethe stieß mit den Herren an. Es war nicht der Wein allein, der ihr Antlitz erröthen, ihre Augen Heller glänzen ließ. Ihr war, als habe sie ein gute- Werk vollbracht, das zu einem dauernden, friedlichen Glück führen müsse. Schon in den nächsten Tagen siedelte Will nach Rothen- furth über. Als Beamtenwohnung diente ein neben der Zuckerfabrik belegenes hübsches villenartiges Ge bäude, das in aller Ecke mit der nöthigen Einrichtung versehen wurde. Wolfgang übernahm dieselbe auf seine Kosten, zeigte sich überhaupt abermals so groß« müthig, daß Margarethes Herz in heißem Dankgefühl überwallte. (Fortsetzung folgt.) Feuilleton. Auf irrem Pfade. Roman von Hans Dornfels. (Fortsetzung.) Den Rest des Tages hielt er sich ganz auffällig in der Nähe Berties v. Rohr auf, so daß Will wenig Gelegenheit mehr fand, seine Eroberungspläne in der gewünschten energischen Weise zu verfolgen. XI. Am folgenden Tage übernahm es Will zum ersten Male, dem Baron eine Andeutung von seinen weittragen den Plänen zu machen, allerdings mit dem schmerzlichsten Erfolge. Die Oderschifffahrt sei zum größten Theil schon ganz vortrefflich organisirt; eine weitere Centralisation werde nur die Selbstständigkeit der zahlreichen kleineren Schiffer vernichten, sie von Schiffseignern zu ausge beuteten Werkzeugen des Kapitals hernieder drücken . . . übrigens trage er für seine Person nicht das mindeste Verlangen darnach, sich in irgend welches neue Unter nehmen verwickeln zu lassen, die Rothenfurther Zucker fabrik bereite ihm ohndies schon Sorgen zur Genüge — unter diesen Gründen hatte Wolfgang von vorn herein entschieden abgelehnt. Dabei beharrte er auch, als Margarethe dem Vetter zu Hülfe kam, bis dieser selbst sie davon abzulaffen bat und die ganze Idee als einen Scherz hinstellte, der ihm nur flüchtig durch den Kopf gefahren. So sehr ihn dieses Mißlingen innerlich kränkte, hielt er es doch für gerathen, Wolfgang nicht durch ein weiteres Drängen zu verstimmen. Er bedurfte seiner Gastfreund schaft und Hülfe, wenn sich die seit gestern bedeutend verstärkten Hoffnungen auf Frau v. Rohr erfüllen sollten, und jener baute ihm gern die goldene Brücke, scheinbar an den sogenannten Scherz zu glauben. Das Gespräch war von den Dreien nach dem Früh stück geführt worden, während die heute sehr einsilbige Hella sich bereits entfernt hatte. Nun brachte Winkler wie gewöhnlich die Posttasche. Schon der erste Brief, welchen Wolfgang erbrach, entlockte ihm einen zornigen Ausruf. „Das hat man davon, wenn man sich in Dinge einläßt, die nicht zu unserem eigenen Bereich gehören. Um meinen Nachbarn gefällig zu sein und den armen Leuten im Winter eine leichtere und lohnendere Arbeit in der Heimath zu bieten, belade ich mich mit dieser Zuckerfabrik, und noch ehe sie zu arbeiten beginnt, folgt eine Aergerlichkeit der anderen!" „Was ist denn geschehen?" fragte Margarethe. „O — Du weißt doch, daß ich einen kaufmännischen Leiter für das Comptoirwesen engagirte, da mir keine Zeit für dergleichen bleibt und dem technischen Director natürlich ebenso wenig. Nun erhalte ich plötzlich die Nachricht, daß der Mann in Folge eines Familienun glücks tiefsinnig geworden ist . . . Und ich hatte sein Eintreffen in den nächsten Tagen bestimmt erwartet. Die Arbeit häuft sich schon jetzt, daß ich sie kaum noch zu übersehen vermag. Die Campagne steht vor der Thür — wo finde ich nun schnell einen geeigneten, zuverlässigen Ersatz?" „Für diesen Posten dürfte meine geringe Kraft wohl ausreichen. Ich stelle mich Ihnen gern zur Verfügung, so lange Sie nicht den gewünschten Ersatzmann gefunden", sagte Will ein wenig spöttisch. Noch ehe der Baron geantwortet, griff Margarethe mit überraschender Lebhaftigkeit den Gedanken auf. „Warum nicht für immer? Hier eröffnet sich Dir ja ein neuer Wirkungskreis, wie Du ihn wünschest, lieber Will; Dir, Wolfgang, bliebe ferneres Suchen und jeder Zweifel an Fähigkeit und Zuverlässigkeit erspart, und uns Allen wäre das dauernde Vereintsein, das wir so herzlich wünschen, in der angenehmsten Weife gesichert!" Die beiden Männer sahen sich erstaunt an . . . Daran hatte keiner von ihnen gedacht. Lächelnd küßte