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Tucheim «agl.ch «U o« nsch Nonn- rmd Frstragen. Annahme von Inseraten für die nächster» scheinende Rnmmer bis mittags 12 Uhr. »er Abonnementspreis beträgt vierteljäbr« lich I Mr. SS M. Kinzeln- Arn. a Pf. Kuserate pro Zeile 10 Pi-, Erngef. 20 Pf. «xpedition: Waldenburg, Vbe-gafic 11 »l. uud ValSendurger Ämeizer. Klinten; in Äüftavlwalsenöurz d« Henn Kaufmann Otto Förster; in Kausuagc bei Herrn Fr. Janaschek; m Langenchurr darf bei Herrn H. Ltiegler; in Penig be, Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 168; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Woikenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. AuUsblcrtt für den Stadtrat d zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Venig, LtiazerkülU, Lichte«ftriu-EMnbrrg, >md in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, 2t. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kausungen, Langenchursdorf, Langen- lsuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwintel, Oelsnitz i. C., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. . A 226. Lmmtag, den 27. September l8W Witterungsbericht, ausgenommen am 26. September, nachm. 1 Uhr. Vnrometerstavd .55 MW. revucirt aus den Meeresspiegel. Thermumeterstaud ch 13,0. (Morgens 8 llhr 1 11,s".? Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 65"/->. Thantzunkt -s- 7,» Grad. Windrichtung: Südwest. Daher Witternugsausstchten für den 27. September: Trübe bis halbheiter, Neigung zu Niederschlägen. Mit dem 1« Octobcr beginnt ein neues Abonne ment auf das „Schönburger Tageblatt" zum Preise von 1 Mark 24 Pf. frei ins Haus; durch die Post bezogen Mk. 1.65 ein- sch,ietzlich der Zustelluugsgebühr. 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Es ist längst Thatsache, nicht etwa erst seit den Blutthaten und Gräueln, welche auf türkischen Gebieten im letzten Jahre stattgefunden haben, sonderir schon seit inehreren Menschsnaltern, daß der Islam mit den modernen, westeuropäischen Culturan- schauungen im grellsten Widerspruche steht, und alle Entsendungen von westeuropäischen Beamten und Mili tär haben hierin auch nicht das Allermindeste zu ändern vermocht, genau ebensowenig, wie die Resormversuche, die aus der Mitte der Türken heraus unternommen wurden. Es blieb Alles, was in dieser Beziehung ge schah, nur Maskerade, wirkliche, auch nur bescheidene Erfolge sind niemals erzielt worden. Hingegen hat es in allen diesen langen Jahren nie mals an blutigen Gräuelthaten gefehlt, kaum geringeren Umfanges, als die des letzten Jahres, nur viel mehr todtgeschwiegen, aber alle diese Vorkommnisse haben nicht im mindesten verhindert, daß zwischen dem Groß sultan der Türkei und den europäischen Großmächten ein außordentlich freundschaftlicher Verkehr bestand, daß Geschenke und Gesandtschaften hin und her wanderten, daß auch ganz offen mit der Türkei und ihren zwar sehr schlecht bezahlten und noch schlechter gekleideten, wohl aber tapferen Truppen für gewiße europäische Kriegs-Eventualitäten ganz offen gerechnet wurde. Und was war unter allen diesen Begebenheiten die allerschönste? Als auf dem Berliner Congreß nach der Beendigung deS russisch-türkischen Krieges mit vieler Mühe und mit vieler Noth der neue Besitzstand des Osmanenreiches endgiltig festgestellt war, trat nach unterschriebenem Ver trage der englische Premierminister Lord Beaconsfield mit einem Sonderabkommen hervor, worin England der „blutigen" Türkenherrschaft gegen Ueberlassung der Insel Cypern ihren Besitzstand garantirte. Das sind historische, allbekannte Thatsachen. Aber damals protegirte England die türkische Schandwirth- schast, weil sich der Sultan, aus Furcht vor Rußland, Großbritannien blind in die Arme warf. Heute hatte man in London, nachdem Engländer den ersten blutigen Ausstand in Armenien thatsächlich angezettelt hatten, von den Türken nicht das Geringste mehr zu erwarten, und weil am goldenen Horn Heuer nichts mehr zu ver dienen ist, wirst man mit allerlei Ausreden die ganze Türkenwirthschaft über Bord, und sagt, der Sultan müsse abgesetzt werden, wenn die Gräuelthaten kein Ende nähmen und keine Reformen eingeführt würden. Was scheren die Engländer Gräuelthaten und Reformen? Wenn sie unbedingt über die Türkei verfügen könnten, würden sie zu Allem, was geschieht, beide Augen zudrücken. Als England vor 17 Jahren die Garantie für den Besitzstand des osmanischen Reiches übernahm, hatten in Serbien, Bulgarien und Armenien scheußliche Gräuel thaten der. Türken gegen alle Christen stattgefunden; in Konstantinopel hatte der berüchtigte „Scheeren-Selbstmord" des Sultans Abdul Aziz stattgefunden, der reformatorische Midhat Pascha war gestürzt, Sultan Murad wegen an geblicher Geistesstörung durch eine Palastrevolution ent thront, und der heutige Sultan Abdul Hamid hatte die Nachfolge angetreten. Es war das gerade so viel, daß jeder humangesinnte Mensch in Europa den Kopf schüt telte, und zwar tüchtig, und dazu ehrlich und aufrichtig sagte, um so früher die Türken aus Europa entfernt würden, um so besser sei es. Die Engländer übernah men sür Cypern und zahlreiche Waffen- und Geldgeschäfte die oben erwähnte Garantie, die sie auch aufrecht erhiel ten, bis die türkische Regierung zu Rußland abschwenkte, weil sie sich von dem starken Zarenreiche weit mehr ver sprach, als von dem zu Lande halbinvaliden England. Und der biedere alte Gladstone, der heute aus seiner politischen Rentierzcit sich nochmals zu Tonnerworten gegen Türkei und Türkensultan aufrafft, auch er scheint ganz vergessen zu haben, was er vor gar nicht langer Zeit gesagt. Als nämlich Oesterreich-Ungarn sich einmal ernstlich anschickte, dem englischen Einfluß im Orient entgegenzutreten und sich auch ein wenig Mitsprechen zu sichern, was rief Herr Gladstone da im Brusttöne der vollkommensten Entrüstung, die nicht weniger gering war, als die heute, umgekehrt, zur Schau getragene? Die klassischen und historischen Worte, die an die orienta lische Kulturmission der Wiener Regierung gerichtet wa ren, lauteten: „Lküäs olk!" (Hände weg!) Damals sollte Niemand dem Sultan zu Leibe gehen, weil Alt- England bei dem orientalischen Geschäft ganz gründlich verdiente. Heute, wo der Verdienst vorbei ist, unter dem heutigen Sultan wenigstens, mag Abdul Hamid getrost zu Muhamed gehen. Wenn die Dinge in der Türkei so unendlich jammer voll stehen, wie dies heute der Fall, einen gewaltig großen Theil der Mitschuld dafür trägt das so ungemein entrüstete England. Vergeßt die Geschicht nicht! Weiter braucht man den heute so außerordentlich aufgeregten Engländern nichts zuzurufen. Politische Rmwschau. Deutsches Reich. Auch in Romintcn herrschte von der Ankunft des Kaisers ab in dieser Woche stürmisches, regnerisches Wetter, durchwelches diePürschfahrtenbeeinträchtigtwurden. Die Plöner Kadetten, darunter Kronprinz Wilhelm, haben sich zu zweitägigem Ausfluge nach den Düppeler Höhen begeben. Dort sollen Kriegsspiele veranstaltet und der Alsener Ucbergang markirt werden. Kaiserin Friedrich wird auf ihrer Reise nach Eng land auch einige Tage bei dem Herzog und bei der Her zogin von Connaught (Prinzessin Margarethe von Preußen) zubringen und von dort gegen den 20. December nach Deutschland zurückkehren. Neue Berichte aus Südwestafrika schildern die Lage als außerordentlich gebessert, zeigen aber auch zugleich, daß sich die Kolonie infolge des Ausstandes der Khauashotten- totten in wirklich gefährdeter Lage befand. Nur der rasche Schlag, den Hauptmann v. Estorfs gegen die Auf ständischen führte, und die sodann von Major Leutwein mit größtem Nachdruck aufgenommene Verfolgung der Aufständischen hat bei anderen Stämmen jeden Gedanken an eine Betheiligung am Aufruhr erstickt. Die „Kreuz-Zeitung" bestätigt ihrerseits, daß der Bun desrat h seine Sitzungen in der nächsten Woche wieder aufnehmen wird. Außer den Vorlagen über die Hand werkerorganisation und Abänderung der Arbeiterversiche rungsgesetze wird dem Bundesrath nach dem genannten Blatte auch ein Gesetzentwurf betr. die Besteuerung der Bergwerke, unverzüglich zugehen. Ueber die Abänderung der Seemannsordnung wird der Bundesrath dagegen vorläufig noch nicht zu berathen haben; ein Entwurf da rüber dürste ihm jedoch iin Laufe des Winters noch zu gehen. Der Entwurf einer neuen Seemannsordnung ist vor einein Jahre von der Technischen Commission für Seeschifffahrt unter Berücksichtigung der Beschlüße des deutsch^ nautischen Vereins eingehend berathen und es sind darauf über wichtige Punkte gutachtliche Berichte der an der Seeschifffahrt interessirten Bundesregierungen eingeholt worden; ebenso hat man gutachtliche Aeuße- rungen der betheiligten Handelskammern über einzelne Punkte eingeholt. Der Entwurf wird, wie verlautet, auch dem Reichstage noch gegen Ende der bevorstehen den Session zugehen. Die Londoner „Times" hatte sich kürzlich von einem „besonderen" Correspondenten den angeblichen Inhalt einer Unterhaltung melden lassen, die zwischen unserem Kaiser und dem Zaren auf der Fahrt von Breslau nach Görlitz gepflogen worden sei. Die Angaben, deren Unglaubwürdigkeit aus der Hand lag, beruhen, wie die „Nordd. Allg. Ztg." jetzt amtlich mittheilt, auf Er findung. Schon aus diesem Grunde ist die hier und da aufgetauchte Unterstellung, die Mittheilungen der „Times" hätten vielleicht in der Umgebung der kürzlich vom deutschen Kaiserhofe nach England zurückgekehrten Lords Lonsdale und Beresford ihren Ursprung, völlig haltlos. Der Delegirtentag der Nationalliberalen in Elber feld hat keinen Zweifel daran gelaßen, daß ein starker Zug in der nationalliberalen Partei nach links geht, aber daß bei allem Verlangen nach größerer Betonung des freiheitlichen Standpunktes auch in wirthschaftspoliti- schen Fragen doch die unbedingte Nothwendigkeit festen Zusammenhaltens anerkannt und von den Delegirten verlangt wird, daß sie den in Berlin auf dem Partei tage zu fassenden Beschlüßen sich unterwerfen. Die Auslieferung der bei der Entdeckung des inter nationalen Anarchistencomplotts in Holland und in Frankreich festgenommenen Verschwörer an die englische Regierung wird jedenfalls nicht erfolgen. Es gewinnt dagegen mehr und mehr den Anschein, daß man die ganze Angelegenheit englischerseits stark aufgebauscht hat, um dem Zaren einen Beweis der besorgten Freundschaft Englands zu geben. Der Dank Rußlands dürfte aber, wenn nicht alle Anzeichen trügen, ausbleiben. Der Frauencongreß tagt noch immer in Berlin; er hält über alles und noch eine ganze Menge darüber langathmige Berathungen ab, daß er der Sache der Frauenbewegung aber gerade besonders förderlich sein