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Drohbrief der Armenier zu, in dem cs heißt, falls die Pforte nicht in kürzester Frist die verlangten Reformen für Armenien bewillige, würden die Botschafter in die Pust gesprengt und mit der russischen Botschaft der An fang gemacht werden. Interessante Vorgänge spielten sich auf dem Aildiz- kiosk ab. Wie bekannt hatte der Sultan zu seiner bis herigen Palastwache Mißtrauen gefaßt und deren Er setzung durch andre Truppen angeordnet. Diese Ab lösung ging jedoch erst unter blutigen Opfern von Statten. Die alte Besatzung wollte nicht, gutwillig ab ziehen, so daß die Kriegsschule mit andren Truppen zur Intervention ins Palais commandirt werden mußte. Es heißt, daß bei dieser Intervention 200 Mann, darunter hauptsächlich Kriegsschüler, niedergemacht wurden, ehe die neue Besatzung einziehen konnte. Die von den Türken gefangen genonMenen makedo nischen Aufständischen werden als Briganten vor die gewöhnlichen Gerichte gestellt und nicht etwa als politische Verbrecher behandelt werden. Die vor Konstantinopel liegenden Stationsschiffe wer den, wenn erforderlich, ihre Besatzungen zum Schutze der Botschafter ausschiffen, da man den Ausbruch muselmännischer Bewegungen infolge des Vorgehens der Mächte befürchtet. In Zusammenhang hiermit sei auf die Nothwendigkeit hingewiesen betr. einer Aendrung des Dardanellenvertrages. Zur Zeit sind die Mächte außer Stande, eine wirkungsvolle Flottendemonstration vor Konstantinopel zu entfalten. Atts -em MuldeuLhttle "Waldenburg, 18. September. Der hiesige Ge- werbeverein hatte sich im März d. I. in einer Eingabe an die kgl. Generaldirection der sächsischen Staatseisen bahnen gewandt, in welcher um Anschluß des gegenwärtig aus der Muldenthalbahn vormittags 10 Uhr 43 Minuten in Glauchau ankommenden Zuges an den 13 Minuten vorher abgehenden Zug nach Gößnitz gebeten wurde. In einem Antwortschreiben vom 11. d. theilt nunmehr die kgl. Generaldirection mit, daß diesem Wunsche des halb nicht näher getreten werden könne, weil bei Frü herlegung des Zuges 883 (Leipzig-Großbothen) in Leip zig die Anschlüsse von Geithain und Erfurt-Corbetha verloren gehen würden; außerdem würde sich, da die Ab fahrt des Zuges 883 von Döbeln mit Rücksicht auf die Anschlüsse von der Riesa-Chemnitzer Linie nicht früher gelegt werden könne, der Aufenthalt des Zuges 883 in Döbeln von 9 auf 32 Minuten erhöhen. Der Vorsitzende der deutschen Turnerschaft erläßt folgende Bekanntmachung: „Es scheint, besonders auch im Lande Sachsen, immer mehr Mode zu werden, daß die einzelnen Vereine Wettturnen veranstalten und dazu alle Vereine des Gaues und der Nachbarschaft einladen. Ist das schon ein Beginnen, welches nur zur Preis jägerei und zum Verlottern der Turnsache führt, so hört aber eigentlich Alles aus, wenn fast alle Programme solcher Feste den Satz enthalten, daß nur Turner der jenigen Vereine zum Wcttturnen zugelassen werden, welche mit der Fahne erscheinen. Man will dadurch die Ver eine zwingen, mit der Fahne zu kommen, um ein unbe deutendes Fest auszuputzen. Es ist aber solches Gebühren durchaus ungehörig. Der Grundsatz, der schon vom Turntage in Hanover ausgestellt wurde, müßte in allen Gauen und Kreisen durchgesührt werden: An den von Vereinen veranstalteten Wettturnen sollen nur Vereins mitglieder, an den Gauwettturnen nur Gaumitglieder, an den Kreiswettturnen nur Kreismitglieder theilnehmen. Ausnahmen bei 25- und 50jährigen Jubelfesten oder Hallenweihen kann die Gauleitung gestatten. Und die Fahnen sollen auch nur zu hervorragenden Festen mitge nommen werden. Diese Zieherei mit Fahne und Ab zeichen alle Sonntage und von Fest zu Fest bringt Ehre und Ansehen der Turnsache nur herunter! Mögen die Berufenen an's Werk gehen, daß es besser werde!" *— Für den vierzehnten deutschen Turnerkreis (König reich Sachsen) wird Folgendes bekannt gegeben: Die nächste Gauturnwartsverjammlung wird in Rücksicht auf das am dritten Sonntag im Juli 1897 in Plauen i. D- stattfindende zweite Kreisturnsest nicht erst nächste Ostern, sondern schon am Anfang Januar 1897 in Dresden abgehalten werden. Der nächste Vorturnerlehr gang wird voraussichtlich wieder zu Ostern, und zwar in der Zeit vom 10. bis 24. April 1897 in Dresden stattfinden. Die Anmeldung der Theilnehmer hat bei den Gauturnvertretern z» erfolgen. * Angesichts der demnächst statlfindenden Einstel lung von Rekruten machen wir darauf aufmerksam, daß die Rekruten verpflichtet sind, vor ihrer Einstellung ein etwa gegen sie schwebendes Gerichtsverfahren der Mili tärbehörde anzuzeigen. Sie werden eventuell nicht eher emgestellt, als bis die Strafsache einschließlich Strafvoll- streaung Segen sie erledigt fft. Unterlassen sie die An- zeige, so werden sie bei einer Verurtheilung behufs Ver büßung der Straße wieder entlassen, ungeachtet dessen wie lange sie bereits dienen. Im nächsten Jahre wer den sie dann erneut ausgehoben, ohne daß die vorher- gegangene Dienstzeit angerechnet wird. historisch bemerkenswerthes Bauwerk besitzt unser Waldenburg in dem 9,37 m im Quadrat haltenden Unterbau des sogenannten Bergfrieds des Fürstlichen Residenzschlosses. Derselbe wird von Professor Or. Steche in der „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen" 13. Heft, S. 41, als der älteste formirte Bau im Königreich Sachsen bezeichnet, um welchen sich später erst weitere Befestigungen entwickelten. Professor Steche sagt von diesem Bauwerk am angeführten Orte: „Der Bau ist äynlich dem Kyffhäuserthurm, wie dem schwarzen Thurm der Pfalz zu Eger in sorgfältigstem Gesügei mit mäch tigen Buckelquadern umgeben, welche dem Galgenberge zwischen Waldenburg und Wickersdorf entnommen wur den und aus dem äußerst schwer zu bearbeitenden Wal denburger Knollenstein, einem Quarzconglomerat, bestehen." Der Thurm hat leider über 9 m seiner ursprünglichen Höhe durch Abtragen verloren. — Große Freude wird bei zwei älteren Frauen in Glauchau sein, welche an Altersrente auf die Zeit vom 1. Januar 1891 bez. 2. Juli 1894 bis Ende vorigen Monats die ansehnlichen Summen von ca. 600 und bez. 230 Mk. nachgezahlt erhalten. — In Glauchau wurde Dienstag in einer Restau ration durch zwei dort eingekehrte Fremde das in einem unverschlossenen Schränkchen befindliche Geldkörbchen aus geleert, während der Wirth auf kurze Zeit einmal die Gaststube verlassen hatte. Es ist bisher noch nicht ge lungen, der beiden Diebesgesellen habhaft zu werden. Ebenso wurde am 14. d. aus einem dortigen Fleischer laden ein Geldbetrag gestohlen. Die durch das Klingeln der Ladenthür aus dem Hof herbeigerufene Besitzerin verfolgte zwar den die Flucht ergreifenden Dieb noch durch einige Straßen, mußte aber schließlich, da sie ihn nicht einzuholen vermochte, die Verfolgung aufgeben. Der dritte Diebstahl endlich betraf einen dortigen Bäcker meister, dem am vergangenen Sonnabend in den Abend stunden ein nicht unwesentlicher Geldbetrag aus der Ladenkasse gestohlen wurde. Wie das „Gl. Tagcbl." hört, ist es gelungen, die Diebe in zwei dortigen etwa 13jährigen Schulknaben zu ermitteln und mit ihnen zu gleich zwei 15jährige Lehrjungen als Mitwisser, resp. Anstifter der Diebstähle und als Hehler festzunehmen; das gestohlene Geld hatten die frechen Burschen in Näschereien und allerlei unnützem Tand angelegt. Die jugendlichen Diebe sollen übrigens schon vor einigen Monaten einen erheblichen Geldbetrag aus demselben Geschäft gestohlen haben. — Die Strafkammer zu Zwickau verurtheilte den Or. msä. Mildenfurth in Rittersgrün wegen Heraus forderung zum Duell zu dreitägiger und den Forstassessor Petermann in Rittersgrün wegen Kartellträgerei zu ein tägiger Haft. — Am Dienstag besuchte der Königlich sächsische Ge- werbeschulinspector, Herr Gewerberath Enke aus Dres den, die Handelsschule in Penig. Nach dreistündiger Prüfung der Schüler sprach er sich über die Leistungen derselben sehr anerkennend aus, indem er hinsichtlich des kurzen Bestehens der Gewerbeschule (1 Jahr) die bereits erzielten Resultate als recht erfreuliche bezeichnete. Atts dem SachsenlandL- — Der Landgerichts-Director Oberjustizrath Or. Karl Moritz Emil Hagen in Leipzig ist zum Präsidenten des Landgerichts ernannt worden. — Am Donnerstag früh vollzog sich in Leipzig im Johannapark die erhebende Feier der Enthüllung des Denkmals, welches die Stadt Leipzig ihrem vor 15 Jahren Heimgegangenen Ehrenbürger Geh. Kammerrath Wilhelm Theodor Seyfferth, dem hochherzigen Stifter dieses etwa 6,3 Hektar umfassenden Parkes, errichtet hat. — Am Montag Abend 5 Minuten vor 8 Uhr wollen Bewohner der Neustraße in Plauen i. B. ein Erd beben wahrgenommen haben. Die Bewegung sei eine rollende gewesen, habe einige Sekunden angedauert und die Richtung von Süd nach Nord gehabt, auch sei Ge räusch vernommen worden. — Der Dieb, welcher Ende April d. I. in Freiberg im Restaurant zum Bayerischen Garten einen Einbruchs diebstahl verübte, bei dem er 1200 Mk. entwendete, ist in der Person des Kunstreiters Josef Kruppka aus der Gegend von Ratibor ermittelt worden. Er hat, nach dem er eben 6 Monate Strafe in Zwickau verbüßt hatte, von Plauen bei Dresden aus zahlreiche Diebstahls- Ausflüge unternommen. — Zum Regulativ über die Ausbringung der Ge meindeanlagen in Oederan ist folgender Nachtrag in Kraft getreten: „Anlagenpflichtige, welche bei der Ein schätzung aus Versehen übergangen oder um mindestens zwei volle Klassen zu niedrig eingeschätzt worden sind, sind zur Nachzahlung des dadurch der Stadtgemeinde entgangenen Anlagenbetriebs verpflichtet und können hierzu, gleichviel ob eine Hinterziehung vorliegi oder nicht, herangezogen werden." Von der Königl. Krcis- hauptmannschaft und dem Kreisausschuß zu Zwickau ist dieses Regulativ mit der Bedingung genehmigt worden, daß die Nachsorderung nur auf die letzten fünf Jahre erfolgt. — Der in Pirna in Arbeit stehende 41jährige Maurer Kühne aus Penig wurde am Dienstag Nach mittag, während er mit dem Weißen einer Stube beschäf tigt war, von einer Herzlähmung befallen uud war auf der Stelle todt. Der sofort hinzugeholte Arzt konnte nur den sofort eingetretenen Tod constatiren. Kühne hatte noch am Vormittag geäußert: „Wenn man nur mal' recht schnell todt wäre!" Seine Ehefrau lebt in Penig; er selbst war erst seit Sonnabend in Pirna in Arbeit. — Beim Bahnbau der Limbach-Wüsteubrander Bahnlinie verunglückte Montag Nachmittag in Grüna ein deutsch-böhmischer Arbeiter durch Einsturz einer Erd wand tödtlich. — Am 11. d. ist das Hinterhaus der Bezirksanstalt Strehla mit verschiedenem Inhalt bis auf die Umfas sungsmauern niedergebrannt. Der Anstifter ist der etwas geistig beschränkte Handarbeiter Kirsch, welcher in der Anstalt untergebracht ist. — In Ostrau wurde seitens des Nachtwächters ein aus Torgau gebürtiger Spitzbube verhaftet, welcher seit längerer Zeit in Gemeinschaft einiger Spießgesellen die dortige Gegend unsicher gemacht hat. Der Nachtwächter erwischte den Einbrecher, als derselbe nach Mitternacht im dortigen Gasthof zur „Goldnen Taube" einen größe ren Diebstahl ausführen wollte. Kisten Cigarren, Bil lardkugeln rc. hatte er zusammengebunden und wollte eben, die gefüllte Sammelbüchse zum Kirchenbausonds in der Hand, zum Fenster hinaussteigen, wobei er vom Nachtwächter mit Hilfe anderer Leute gefesselt und dem dortigen Amtsgericht übergeben werden konnte. Vermischtes. Allerlei. Bei der Besprechung eines Duells zwischen zwei Offizieren in Berlin, wobei der Beleidigte getödtet wurde, hatte der Redacteur Gerhard von der socialistischen Breslauer Volkswacht von Raufbolden geredet. Er wurde Donnerstag zu nur 20 Mk. Geldstrafe verur- theilt. Der Gerichtshof führte aus, das Duell sei ein Mißstand und Mißstände müsse die Presse rügen. — Bei einem Neubau in Heilbronn brach ein Gerüst zu sammen. Drei Arbeiter stürzten in die Tiefe; zwei sind todt, einer ist schwer verletzt. — Niederge brannt ist die Baumwollfabrik von Amman L Co. in Pordemone (Italien). Der Schaden beträgt eine Million und soll nicht versichert sein. 1500 Arbeiter sind einstweilen brodlos. — Der Ehrencompagnie und dem Musikcorps des Grenadierreg'ments Kronprinz Fried rich, welche in Breslau auf dem Oberschlesischen Bahn hof aufgestellt waren, bewilligte der Zar ein Gnaden geschenk von 500 Mk. Telegramme. Berlin, 18. September. Die „Ttaatsbürgerztg." ver öffentlicht zur Würdigung der Krisengerüchte in der Kauzlrrsrage den AuSspruch eines hohe» Diplomaten anS der Umgebung des Kaisers, welcher erklärte, z« keiner Zeit habe zn Gerüchte« über ei«e« Kanzler wechsel weniger Beranlaffung Vorgelegen, als jetzt; in allen wichtige« Frage» herrsche zwilchen Kaiser und Reichskanzler volle Ueberein,'limmung. Der Kaiser habe wiederholt seiner Befriedigung Ausdruck gegeben, patz ihm in de« Breslaner Tage« «in so ,«verlässiger Mann, wie Kürst Hohenlohe, zur Seite gestanden habe. Liese Breslauer Tag- hätten ei« für Deutschland sehr günstiges Erg-br-itz erzielt, wel ches erst später voll gewürdigt werde« könnte. Ein« Kanzlerkrifis habe vi« bestanden. Der Rücktritt Bronsaris v. Schrllendorff sei auf persönliche Miß stimmung zurückzusühren gewesen, da der Minister sich «icht in di« Eigenart des Kaisers eingewöhne« konnte. Auch alle Meldungen über ein« Nrbeuregie» rung erklärt des Gewährsmann der „Ltaatsbür- gerztg." als tendenziöse Erfindung. Berlin, 18. September. In den gestern Abeud hier abgehalieue« 6 socialistische« Versammlungen traten sämmtliche Referenten für die Anfnahme der Kranen frage i» di« Tagesorduuug des Gothaer Parteitages ein, womit die Versammlung einverstanden war. Auch der Antrag der sociatdeWotraiische» Hand lungsgehilfe«, Ser Parteitag möchte sich mit de« Vorschläge« der RekchSeomMisfion, betreffend de« 8« Nhr-Ladsuschlutz beschäftigen und die Genoffe« aller Orte« sollte« verpflichtet werden, Sie im Harröels- w«seu Angestellten im Kampfe nm den 8 Uhr Lade«- srrtng zu unterstütz », wurde« angenommen. So sanu erfolgte di« Wahl der Delegieren zn dem Par teitag. Alle 6 BersamMlungert verliefen ruhig. — Pros. str. Koch bereist augendlicktich den Kreis von Memel, «m die Lepra zu stuvire«. Berlin, 18. September. Staatssecrctär Hollman« trifft am SsAuabeud in Kiel ei«, um verschiedene« Brrsuchen s»f dem Gebiete des Torpedowkfsns dei« znwohne«. Darmstadt, 18. September. Der Gemeinöerath be willigte i» geheimer Sitzung einstimmig eine beträcht liche Summe zur Veranstattung von Festlichkeiten anläßlich der Anwesenheit des Zarenpaares. Wie», 18. September. Offiziell verlautet, daß di« Einbernfung des Reichs, a,Hs aus den 1. Oktober fest- gefttzt ist. Belgrad, 18. September. Der König reiß am 26. Le. nach Orsova in degleiinng der Pauten- und des Ai«an;n'-isterS, «m der Eröffnung des Eiserne« ThorS beizuwohuen. London, 18. September. Ebenso wie Dilke, betont auch Ereile in einem Schreibe« die Unfähigkeit Eng lands zu einem aktive« Vorgehen gegen die Türkei. Stead räih dem Lord Salisbury, noch vor seiner Unterredung mit dem Zaren als Beweis der Auf richtigkeit und Uneigennützigkeit Englands den eng« ischen Vertrag mit per Türkei 1878 zu kündige« n«d Eyp rn aafzugeben. London, 18. September. Die Blätter reprodncire«