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setzurig der blutigen Rencontres. Die Aufständischen zer störten in den letzten Tagen 51 Dörfer und Weiler im Bezirke von Kandia, eine Moschee wurde mittels Dyna mit in die Luft gesprengt. Die Zahl der bei dieser Gelegenheit getödteten Muselmanen beläuft sich auf meh rere Hundert. Rußland. Das Zarenpaar ist am Dienstag Vormittag von Peterhof über Warschau nach Wien abgereist, wo die Ankunft bekanntlich am Donnerstag erfolgt. Afrika. In Zanzibar ist Sultan Hamed bin Thwain plötzlich gestorben. Derselbe hat nur drei Jahre regiert und ein Alter von 39 Jahren erreicht. Er war eine Kreatur der Engländer, die ihn namentlich gegen seinen gefährlichsten Rwalen, seinen Oheim Kalid Bargasch, zu schützen hatten. Atts dem MrUVertthale "Waldenburg, 26. August. Heute Mittag kurz vor 12 Uhr zog unter stürmischem Winde ein aus Westen kommendes Gewitter mit heftigem Regen über unsere Stadt. Tiesschwarze Wolken hatten in kurzer Zeit den ganzen Westhimmel überzogen, denen von Zeit zu Zeit fahle Blitze entfuhren. Dank der starken Lustbe wegung ging das Wetter in kurzer Zeit vorüber, ohne größeren Schaden anzurichten; nur die Obstbäume wur den vielfach ihrer Früchte beraubt. * — Die Hühnerjagd wird in Kurzem bei uns auf gehen. Die Aussichten sind in diesem Jahre keine so glänzenden wie in den Vorjahren. Die feuchte Witterung ist nach Meinung der Nimrode dem Nachwuchs nicht günstig gewesen. Die jungen Hühner sind vielfach um gekommen. So zahlreich wie in den Vorjahren dürften daher Heuer die Hühner nicht auf den Markt gebracht werden und Aussichten wie 1893 — als man wegen der großen August- und Seplemberhitze die Hühner zu ganz niedrigen Preisen abgeben mußte — sind Heuer erst recht nicht vorhanden, da die Wetterkundigen auch einen nassen Herbst prophezeien. Da ferner in Folge der zahlreichen Niederschläge in den letzten Wochen die Erntearbeilen noch nicht soweit vorgeschritten sind, wie in den anderen Jahren, die Landleute mithin immer noch Aark auf dem Felde beschäftigt sind, so wird die Thätig- keit des Jägers auch in dieser Beziehung nicht gering beeinträchtigt sein. Das hohe Kartoffelkraut in Folge der häufigen Sommerregen bietet auch zur Zeit für die Hühner noch einen gewaltigen Unterschlupf, so daß die zu erhoffenden Jagdhauptresultate erst in späteren Wochen bekannt werden dürften. Besser sind die Aussichten aus die Hasenjagd. Der milde Winter kam dem Herrn Lampe zu paffen. Die Rehe haben sich auch in diesem Jahre noch nicht völlig erholt von dem strengen Winter 1894/95; hat man doch auch in diesem Jahre immer wieder hier und da verendete Exemplare aufgesunden. — * — Ein Kaufmann machte einem Geschäfte in einer anderen Stadt ein Angebot von Waaren mit dem Be merken, daß die Zusendung erfolgen würde, wenn keine ablehnende Antwort einginge. Der Adressat ließ die Karte unbeachtet, verweigert aber die Annahme der Waarc, die danach per Nachnahme einging. Der Kauf mann drohte mit Klage und bemerkte, daß erhebliche Kosten entstehen würden. Diese Mahnung sah der Staatsanwalt als Erpressung an. Der Kaufmann er hielt 10 Tage Gefängniß. * — Auf behördliche Veranlassung werden gegenwärtig in verschiedenen Gegenden Erhebungen über Nebenver dienst der Volksschullehrer aus Unterricht jeder Art, aus Beschäftigungen in Vereinen, Kirchen, bei Zeitungen, Lebensversicherungen und dergl., sowie über die Anzahl der auf diese Nebenbeschäftigungen wöchentlich zu ver wendenden Stunden und über die Höhe der dafür ge zahlten Remunerationen vorgenommen. * — Fichten und Tannen tragen Heuer ungemein viele Zapfen. Kundige Beobachter behaupten, daß darnach ein zeitiger und strenger Winter bevorstehe. — In Zwickau tagte der erste Landesverbandstag sächsischer Trichinenbeschauer. Anwesende Mitglieder wurden 70 gezählt. Die Versammlung beschloß die Begründung einer fakultativen Sterbe- und Pensionskaffe, ferner die Absendung einer Eingabe an das Ministerium des Innern, daß es den Fleisch- und Trichinenbeschauern die Beamten-Eigenschaften bewilligen möge; weiter eine Eingabe, daß denjenigen Fachgenossen, welche eine der (alle zwei Jahre abzulegenden) Nachprüfungen nicht be stehen, eine Wiederholung derselben gestattet werden möge. Die Veranstaltung des nächsten Landesverbands- tages übernahm der Bezirksverband Pirna. Ob der Tag in Pirna oder sonstwo (Schandau ist in Aussicht genommen) stattfindet, bleibt dem Bezirksverband über lassen. — Am Sonntag wurde in Petttg ein Mann aus Niederfrohna wegen eines an einem Kinde begangenen Sittlichkeitsverbrechens verhaftet. — In Rochlitz ist das Stadtverordnetencolleg dem Rathsbeschluß beigetreten, wonach vom Neujahr ab der Zinsfuß für Sparkasseneinlagen von 3,3 Proc. auf 3 Proc. herabgesetzt werden soll. Diese Zinsherabsetzung bedeutet für die Sparkaffe der Stadt eine Zinsersparniß von jährlich etwa 30,000 Mk. — Bei dem am Freitag in Wurzen stattgefundenen Manöver sind mehrere Reiter mit den Pferden in einen Steinbruch gestürzt. Zwei Reiter wurden schwer ver letzt. Mehrere Pferde trugen ebenfalls schwere Ver letzungen davon. Aus dem LaHsenLauve. — Die Zahl der Selbstmorde im Königreich Sachsen ist seit dem Jahre 1877 noch nie so gering gewesen, als im vergangenen Jahre 1895. ES betrug nämlich die Zahl der Selbstmörder 1036, wozu noch im Gan zen 19 Personen hinzutreten, die todt ausgefunden wur den und bei denen Selbstmord anzunehmen ist. Im vorhcrgegangenen Jahre waren 1265 Selbstmörder zu verzeichnen, zwei Jahre vorher 1200 u. f. w. In der ganzen Reihe der Jahre bis 1877 zurück betrug die Zahl der Selbstmörder durchgehends zwischen 1100 und 1200. — Traktätchen mit Prophezeiungen über die Ereig nisse der Jahre 1897 bis 1898 wurden am Donners tag und Freitag in den Straßen Leipzigs vertheilt. Danach finden 1897 große Kriege statt, 1898 eine Con föderation von 10 Königreichen, zu denen Bulgarien gerechnet wird! Ein Antichrist Napoleon tritt 1899 als König eines der griechischen Staaten aus und verfolgt die Christen von 1904 bis 1908. Die Himmelfahrt der 144,000 Christen, welche den Tod nicht sehen werden, findet am Donnerstag, der 12. März 1903, ungefähr um 3 Uhr nachmittags statt, wogegen das Herabkommen Christi in Jerusalem, um die Juden zu erretten und den Antichristen zu vernichten, am 23. April 1908 geschieht. Der Herausgeber dieser lustigen Broschüre ist Pastor M. Baxter in London, dessen Bild sich auf der ersten Seite befindet ! — Gegenwärtig hält in Leipzig die socialistische Agi tatorin Frl. Baader aus Berlin Vorträge. Vorgestern Abend sprach sie in einer von 600 Personen besuchten Versammlung in Leipzig-Anger über „die Ausbeulung der kaufmännisch Angestellten durch den Kapitalismus" und über den 8-Uhr-Ladenschluß. Die Rednerin befür wortete in erster Linie die Verkürzung der Arbeitszeit für alle Diejenigen, die in Verkaufsgeschäften angestelll sind. Die Versammelten, zu zwei Dritteln Frauen, er klärten sich in einer Resolution mit den Ausführungen der Referentin einverstanden und beauftragten das Bureau der Versammlung, die Resolution der socialdemokratischen Fractwn einzusenden. — Das große militärische Bankett auf der althisto rischen Albrechtsburg in Meißen anläßlich der Kaiser parade bei Zeithain am 3. September beginnt nachmit tags 6 Uhr. Es nehmen 300 Personen theil. Königl. Hofbeamte und Hofbedienstete serviren dabei in großer Zahl. Die Bankett-Theilnehmer treffen mit drei Zügen in Meißen ein, und zwar bringt der erste Sonderzug 5 Uhr 13 Min. die einheimische Generalität und Stabs offiziere rc. und der zweite Sonderzug 5 Uhr 22 Min. die fremdhcrrlichen Offiziere, während um 5 Uhr 40 Min. der Hofzug mit den Fürstlichkeiten einläuft. — Der Landesvere.n der Hausbesitzer Sachsens in Pirna nahm eine Resolution an, nur Gegner der Son derbelastung des Grundbesitzes in den Landtag zu wäh len. Die nächste Generalversammlung findet in Meißen statt. — Die demnächst in Freiberg freiwerdende Bürger meisterstelle hat 13 Bewerber gesunden. — Die städtischen Collcgien in Waldheim haben beschlossen, ein zwischen der Mittweidaer Straße und der neuen Kriebethaler Bahn gelegenes Areal von 16,000 Quadratmetern anzukaufen, welches für eventuell nölhig werdende Schulerweiterüngs- und Rathhausneubaulen Verwendung finden soll. Zur Deckung der Unkosten ist eine Anleihe beim landwirthschaftlichen Creditverein aus genommen worden. Dem Beispiel anderer Städte sol- genv, hat der dortige Stadtrath ferner die Einführung einer dreiprocentigen Steuer vom Umsätze der Consum- vereine beschlossen. — Der Ausschuß zur Errichtung eines Kaiser Wil- Helm-Denkmals in Reicheubach hat, wie bereits kurz erwähnt, beschlossen, das in der Kunstgießerei zu Lauch hammer ausgestellte Modell von Calandrelli zur Aus führung zu bringen. Der Guß dieses Denkmals wird 3 bis 4 Monate beanspruchen. Die Kosten für Modell und Guß der Statue und des Piedestals belaufen sich aus rund 8000 Mk. Die Zeichnung für Postament und Sockel wird ebenfalls Prof. Calandrelli liefern. Man hofft, daß die Enthüllung des Denkmals auf dem Marktplatze am 22. März 1897, als dem 100. Ge burtstage Kaiser Withelm's l., bestimmt werde stattfin den können. — In diesen Tagen haben an der Forstakademie zu Tharandt unter Vorsitz des Herrn Oberforstmeister Täger-Schwarzenberg die diesjährigen Försterprüsungen stattgefunden. Das Waldexamen fand auf dem Wcn- dischkarsdorser Staatsforstrevier statt. Von zehn Re viergehilfen, welche sich der Prüfung unterzogen, haben sechs dieselbe bestanden, während vier zurückgewiesen wurden. Zur mündlichen Prüfung, welche am letzten Tage stattsand, hatte sich auch Herr Oberlandforstmeister v. Witzleben eingefunden. — Die das Klempner-, Schlaffer-, Schmiede-, Gelb gießer-, Kupferschmiede- und Feilenhauergewerbe betreiben den Meister der Stadt und des Amtsgerichtsbezirks Werdau haben sich zu einer Innung vereinigt, welche den Namen „Metallgewcrbeinnung" führt und ihren Sitz in Werdau hat. Besonders zu erwähnen ist, daß der Metallgewerbeinnung das Recht zusteht, Streitigkeiten zwischen Meister und Lehrlingen an Stelle der Gemeinde behörde zu entscheiden. — Am Sonntag Abend wurde an der Heizersehefrau Anna Ida Harnisch aus Allenhain ein Anfall verübt. )ie Genannte, die auf dem Heimweg begriffen gewesen, wurde zwischen Erdmannsdorf und Kunnersdorf in den ca. 5 Meter tiefen Wehrteich der Zschopau geworfen. Auf ihr Hilferufen eilten ein Wirthschaftsgehilse und ein Fabrikarbeiter herbei und befreiten die Bedrängte mittels Leitern und Pferdezügeln aus ihrer gefährlichen Lage. Frau Harnisch wurde dann bei einer Kunnersdorscr Familie untergebracht. Die durch den Schellenberger Gendarm angestellten Nachforschungen haben ergeben, daß der eigene Ehemann jener Frau der Urheber der That ist. Dalidtruligm durch die Dresdner Ausstellung. VII. Nachdruck verboten. Zu den Sonderausstellungen gehört auch das „Wendische Volksmuseum" im „wendischen Dorfe". Dasselbe führt den Besuchern das Leben und Wirken der Lausitzer Wenden in vier großen Gruppen mit 24 Figuren in Lebensgröße vor, darstellend Hochzeit, erster Hochzeitstanz, häusliches Leben, die Spinnstube. Durch ca. 60 Modellpuppen in 60—80 ein Höhe kommen die verschiedenen Trachten der Wenden zur Darstellung. Weiter finden wir ihre eigenthümlichen Musik instrumente, Hausgeräthe aus älterer und neuerer Zeit, na mentlich alterthümliche Flaschen und Krüge aus Zinn und Thon, prächtige Tableaux mit speciell für die Ausstellung angefertigten Photographien von Wenden und Wendinnen, eine große Sammlung von Schmuckgegenständen der Frauen und Mädchen (auch Kopfputz), werthvolle Gemälde rc., so daß ein Besuch des Museums für Freunde der Volkskunde zu empfehlen ist. . I-r. Neumann-Dresden hat versucht, das Alunnmum, das man bisher vorwiegend zu Brochen und anderen Schmuck- gegenständen, vielleicht auch zu Cigarren- und Cigaretten- Etuis rc. verwendete, auch zu größeren Arbeiten, und zwar zu Ausstattungsgegenständen für einen — Fleischerladen, zu verwenden. Die Gegenstände mögen ja außerordentlich leicht lein; besonders geschmackvoll sehen sie nicht aus, und es würden sich wohl wenig Fleischer finden, die sich auf die Ausstellung hin eine solche Ladeneinrichtung bei Herrn I)r, Neumann bestellen. G. H. Osang-Dresden, königl. Hoflieferant, hat Militär effecten und Broncewaaren ausgestellt. (Die Gürtlerei er scheint überhaupt sehr zahlreich vertreten.) Besonders gefiel dem Referenten ein Albumbeschlag des Genannten, der eine vorzügliche Arbeit darstellt. C. Heimbold-Dresden bietet als Specialüät Vereinsabzeichen, daneben Schmuckwaarcn, Mili täreffecten, Schilder; sehr hübsch ausgefallen ist ein ausge stelltes Schreibzeug. Besonderes Lob verdienen die Ausstel- lungsobjccte der Firma Grieshammer und Lange, Bau- beschlägefabrik in Dresden, die eine sehr reichhaltige Collec tion geschmackvoller Thür- und Fensterdrücker bez. Griffe dar bietet. Auch die Metallgießerei von Emil Schäme-Dresden bietet auf diesem Gebiete sehr gute Arbeiten, desgleichen Ernst Petzsche-Dresden. Adolf Bonndler, königl. Hofgürtler- Dresden, hat Massenartikel (Metall-Photographie-Rahmen) ausgestellt, die allerdings oft an das Prädikat „Billig" und infolgedessen „minder gut" erinnern. W. Blunie, Gürtler meister-Dresden, Hal Broncegegenstände zur Ausschmückung der Bühnen ausgestellt, wie er solche seit Jahren für das königl. Hosthcater in Dresden liefert. Sehr gute Produkte der Zinngießerei (Kaffee- und Thee service, Gewichte, Wärmflaschen, Menagen) hat Ed. Klemm, Waldenburg i. S. ausgestellt; auch die Zinngußwaaren von C. W. Pilz in Freiberg verdienen warme Anerkennung. Wenig, aber sehr gut kann man von der kleinen Ausstel lung physikalischer Instrumente von Gustav Heyde, Mecha niker in Dresden, sagen. Schade nur, daß nicht mehr vor handen ist! Robert Mühle-Glashütte bietet sehr gute Prä zisions-Meßwerkzeuge bez. Instrumente. Die Stadt Meerane ist durch eine „Collectiv-Ausstellung" der dortigen Barbier- und Friseur-Innung vertreten. Aller dings haben nur zwei Firmen ausgestellt: Obermeister A. Schmidt und Max Schmidt. Letzterer bietet neben Herren- und Damenperrücken auch ein aus Haaren hergestellles Bild. In der Ausstellung des Verbandes sächsischer Lederprodu- centen finden wir eine drille Meeraner Firma: Gebr. Brumm, Lederfabrik, die 4 halbe Häute Vacheleder darbietet. Radeberg bietet recht gute Leistungen der Firma Emil Heuer (Luxuswaaren und Schlitten) in der Sporthalle; in der Metallwaarenbranche (Feilen und Feilenmaschinen) ist die dortige Firma „Deutsche Patentfeilenfabrik Meyer, Focke L Co." anerkennend zu nennen. Bischofswerda hat laut Katalog nur einen Aussteller ge schickt: Hermann Zwahr, der verschiedene Liqueure ausstellt. Probirt haben wir sie nicht; aber sie sehen sehr „geschmack voll" und einladend aus und sind hoffentlich gut bekömmlich. Im Uebrigen hat auch in den letzten 8 Tagen die Aus- stellungsdirection (Herr Hofrath Ackermann ist verreist und amtirl jetzt Herr Stadtrath Wetzlich) den Ruf behalten, durch besondere Veranstaltungen die Witterung nachtheilig zu beein flussen; denn sowohl die letzte große Illumination von 50,000 Lämpchen, als auch die Concerte der italienischen „Banda Rossa" zogen die Wolken massig an und natürlich auch den Regen. Vermischtes. Allerlei. Die Ernteaussichten im deutschen Reiche sind nach dem letzten Saatenstandsbericht bei allen Früch ten und Pflanzen überdurchschnittliche. — In Thüringen und im ganzen Harz haben die meisten Hotels so gut