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fertiggestellt sein. Sobald das Ministerium sein Ein- verständniß mit der Vorlage ausgesprochen haben wird, soll sie veröffentlicht werden, so daß alle interessirten Kreise Gelegenheit haben werden, zu ihr Stellung zu nehmen und nöthigen Falls ihre Wünsche an maßgeben der Stelle geltend zu machen. Aus militärischen Kreisen erhält der „Hann. Kur." eine Zuschrift, worin es im Anschluß an eine Mitthei- lung, daß Frankreich die Einführung von Schnellfeuer geschützen plane, heißt: „Zweifellos sind bei uns an leitender Stelle auch schon Versuche mit Schnellfeuerge schützen gemacht, und man darf wohl annehmen, daß man sich auch für einen Typ entschieden hat, um sich in einem Falle, wie er jetzt vorliegt, von Frankreich nicht überholen zu lassen. Frankreich. Präsident Faure, der plötzlich eine Jnspectionsreise in den Festungen und Forts an der französischen Ostgrenze angetreten hat, findet auf derselben mehr Theilnahme der Bevölkerung, als neulich bei seiner Reise im Süden. Am Freitag Abend ist der Präsident von Verdun in Toul angekommen. Die Pariser Zeitungen fragen spöttisch, was Faure an der Grenze wolle, da er von Fortifika- tionen rc. ja doch nichts verstehe. Kommenden Dienstag tritt der Senat wieder zusam men, es ist dann ein neues Wortgefecht mit dem Mini sterium zu erwarten. Die regierungsfeindlichen Blätter kündigen schon an, es werde vor dem Sitzungsgebäude des Senates ein kleiner Aufruhr stattfinden, um die Senatoren einzuschüchtern. Dahin dürfte es aber doch schwerlich kommen. Italien. Schon am Donnerstag war die Nachricht eingetroffen, der italienische Oberbefehlshaber Baldissera habe bei der Festung Adigrat einen entscheidenden Sieg über die dort stehenden abessynischen Schaaren unter den Häuptlingen Alula und Mangasche erfochten, die Festung sei entsetzt. Die Nachricht wird jetzt wiederholt mit dem Ansatz, Mangasche sei gefallen, Alula gefangen, die Abes- synier hier völlig vernichtet. Es war etwa die Hälfte des Heeres König Meneliks. Die Italiener werden in der starken Stellung, die sie jetzt inne haben, stehen blei ben und ruhig neue Angriffe abwarten. Die Verluste der Abefsynier sollen in die Tausende gehen, die Italie ner gaben wenig oder keinen Pardon wegen^der Gräuel von Adua. England. Die unter englischer Führung bei Tokar im Sudan stehenden egyptischen Truppen haben ein kleines Gefecht mit den Derwischen gehabt, die sie in Stärke von etwa 1300 Mann angriffen, aber bald zurückgewiesen wurden. Die Egypter hatten 38, die Derwische 31 Tobte. Mit dem Aufruhr in Matabeleland steht es noch immer unverändert bedenklich. Indische Truppen sollen jetzt zur Bekämpfung der Schwarzen verwendet werden. Eine Johannesburger Meldung der Londoner „Times" besagt, daß „Transvaal sich bis zu den Zähnen rüste". Das Blatt bemerkt, die „Rüstungen seien un zweifelhaft sehr ernste Handlungen, ihr Zweck lasse sich nicht bezweifeln, inzwischen ziehe der Präsident die Un terhandlungen mit einer Gewandtheit in allen Künsten der Verschleppung hinaus, welche die neidische Bewunde rung der Staatsmänner der hohen Pforte erwecken dürfte". Glauben die Londoner Goldmänner vielleicht, Transvaal solle geduldig die Hände in den Schooß legen, wenn fortgesetzt Drohungen gegen seine Unabhängkeit ausge stoßen werden? Rußland. Die Reise des Fürsten von Bulgarien zum Czaren hat sich noch etwas verzögert. Die Landung in Odessa erfolgte erst Freitag Vormittag, die Ankunft in Peters burg kann also erst heute Sonnabend erfolgen. Dem Fürsten werden überall in Rußland die einem Souverän gebührenden Ehren erwiesen. Auch ihren neusten Schützling Korea sucht die russische Politik durch finanzielle Mittel dauernd und fest an sich zu ketten. Wie aus Jokohama gemeldet wird, ist ein koreanischer Minister mit Vollmachten feines Königs nach Rußland entsandt, um wegen einer Anleihe von acht Millionen Dollars zu verhandeln. Als Sicherheit soll die nördliche Provinz von Korea dienen. Aus dem Muldenthale» "Waldenburg, 18. April. Ueber die Hochzeitsfeier lichkelten in Gauernitz und deren Vorbereitungen geht uns von dort unterm 16. d. folgender Bericht zu: „Am Mittwoch Abend trafen zu den Festlichkeiten ein: Se. Erlaucht reg. Graf zu Isenburg-Büdingen nebst hoher Gemahlin und Töchtern I. I. E. E. Clotilde, Helena, Irmgard und Ortrud; Se. Erlaucht Graf zur Lippe- Biesterfeld-Weißenfeld nebst hoher Gemahlin, daran an schließend am Donnerstag Ihre Kgl. Hoh. Marie, Groß herzogin von Mecklenburg-Schwerin, Ihre Hoheit Her zogin Elisabeth v. Mecklenburg-Schwerin, S. S. H. H. die Herzöge Friedrich Wilhelm, Adolf Friedrich und Heinrich von Mecklenburg-Schwerin, Se. Durchl. reg. Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt nebst hoher Gemah lin, Se. Erlaucht Graf Clemens von Schönburg-Glau ¬ chau und hohe Gemahlin, S. S. D. D. die Prinzen Victor und Franz Joseph zu Jsenburg-Birstein, Ihre Durchlaucht Prinzeß Adolf von Schwarzburg-Rudolstavt nebst Prinzeß Tochter, Ihre Durchlaucht Fürstin von Schönburg-Waldenburg nebst Prinzeß Tochter, Ihre Durch laucht Prinzessin Georg von Schönburg, S. S. D. D. Prinz Heinrich, Prinz Hermann, Prinz Ulrich von Schönburg-Waldenburg, Ihre Durchl. Prinzeß Elisabeth von Schönburg-Waldenburg, Se. Erlaucht Graf Castell- Castell, Se. Erlaucht Graf Solms nebst hoher Gemah lin. In Gauernitz regen sich fleißige Hände, gilt es doch, das Hochzeitsfest Ihrer Durchlaucht Prinzeß Tekla v. Schönburg-Waldenburg, Tochter der geliebten Herr schaft, zu verfchönern. Zahlreiche Ehrenpforten, Schmuck der Häuser zeigen von Liebe und Anhänglichkeit zur hohen Familie und hier im besonderen der hohen Braut, einer Wohlthäterin der Armen. Heute Polterabend, schönes Wetter, bei Eintritt der Dunkelheit fand Illumi nation vieler Häuser, und um 9 Uhr Fackelzug unter sehr zahlreicher Betheiligung statt. Nach einem Gesang des Kirchenchores: „Gott grüße dich", folgte eine An sprache des Cantor Martin, an deren Schluß von allen Theilnehmern begeistert in das auf das hohe Brautpaar ausgesprochene Hoch eingestimmt wurde. Se. Erlaucht Erbgraf zu Isenburg-Büdingen dankt in bewegten Wor ten in seinem und im Namen seiner Braut und brachte zum Schluß ein Hoch auf das Wohl der zur Patronats herrschaft gehörigen Gemeinden aus. Alsdann wurde das Lied: „Nun bricht aus allen Zweigen" gesungen. Hierauf hielt der Fackelzug einen Umzug durch den Park, was einen besonders prächtigen Anblick bot." Einem Berichte vom 17. d. entnehmen wir, daß die standesamt liche Verbindung des hohen Paares Gutsbesitzer Hentzschel in der Bibliothek des fürstlichen Schlosses am Freitag vormittags 10 Uhr vollzog. Die Trauung fand mit tags 1 Uhr in der Stiftskirche St. Nicolai zu Con stappel statt. Die Kirche war Kopf an Kopf gefüllt. Die Braut war weißgekleidet, die Schleppe trugen die Kinder des Herrn Pastor Schüttoff. Der Bräutigam befand sich in der Hausuniform. Herr Pastor Schüttoff hielt die Traurede auf Grund des Psalms 7, 11. Im Schlosse zu Gauernitz sand nach beendeter Gratulations cour um 3 Uhr im Steinsaale das Festmahl zu 70 Gedecken statt. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete der Hochzeitsgeber Se. Durchlaucht Prinz Ernst von Schönburg- Waldenburg auf das Brautpaar. Se. Erlaucht Erbgras Gustav Isenburg dankte in verbindlichen Worten. Se. Erlaucht Graf Isenburg feierte das Haus Schönburg- Waldenburg in einem Trinkspruche, worauf Se. Erlaucht Graf Clemens von Schönburg-Glauchau dankte. Um 6 Uhr 22 Minuten trat das Brautpaar die Hochzeitsreise nach dem Süden an. Die von Mitgliedern der hiesigen Harmonie-Ge sellschaft am vorigen Sonntag zum Besten der Gemeinde- diaconie hierselbst gegebene Theatervorstellung hat einen Reingewinn von 107 Mk. 15 Pf. ergeben, welcher an die Kaffe der Gemeindeviaconie abgeli.fert worden ist. *— Zum Besuche der großen II. internationalen Gartenbau-Ausstellung, welche vom 2. bis 10. Mai in Dresden stattfindet, wird die Staatseisenbahn-Verwaltung auf den Hauptlinicn Sonderzüge nach Dresden zu er mäßigten Preisen verkehren lassen. Dieselben sollen u. A. abgehen: Am 4. und am 10. Mai von Plauen i. V., Zwickau, Glauchau und Chemnitz. Die Züge wer den auf den Zwischenstationen bis nahe Dresden Per- onen aufnehmen. — In den späteren Nachmittagsstunden des Donners tags erschoß sich in Glaucha« der aus Chemnitz gebürtige Kammer-Unteroffizier H. vom Glauchauer Landwehr-Bezirks-Commando. Die Kugel drang zwischen Kinn und Hals ein und trat durch die Hintere Schädel decke wieder heraus, so daß der Tod augenblicklich er- olgte. Es war für nächsten Sonnabend ökonomische Musterung angesagt, und das Bewußtsein, daß sich hier bei verschiedene Unregelmäßigkeiten herausstellen würden, cheint den Unglücklichen in den Tod getrieben zu haben. — Ein jetzt in Zwickau abgehaltenes Wohlthätigkeits- concert zum Besten der bei dem Eisenbahnunglück in Oederan verunglückten Soldaten hat erfreulicherweise einen Reingewinn von etwa 1050 Mk. ergeben, welche dem wtreffenden Regimentskommandeur übergeben worden sind. — Die elektrische Straßenbahn in Zwickau beförderte im vorigen Jahre 1,270,000 Passagiere. An das Kabel netz waren 4000 Glühlampen anqeschlossen. — Das Vogelschießen in Zwickau findet in der Zeit vvm 4. bis 13. Juli statt. — In Peuig fiel am Donnerstag Nachmittag ein Zjähriges Mädchen des Schuhmachers L. beim Pfüller'schen Wehre in die Mulde und ertrank. Aus dem SaHsenlande. — Mit Genehmigung des Königs ist der bisherige Seminardirector in Schneeberg, Schulrath Gustav Adolf Henne zum Director des Seminars in Oschatz und der bisherige Seminardirector in Oschatz, Gustav Adolf Israel zum Director des Seminars in Schneeberg ernannt worden. — Prinz Albert von Sachsen, welcher die Leipziger Universität beziehen wird, wird voraussichtlich am 24. April in Leipzig eintreffen und im Königl. Palais in den Parterreräumlichkeiten, die inzwischen restaurirt worden sind, Wohnung nehmen. In seiner Begleitung wird sich der bisherige militärische Begleiter Sr. Königl. Hoheit, Herr Premierleutnant v. Schönberg L Irr suit« des g. Infanterie-Regiments Nr. 107, der kürzlich zum persön lichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit ernannt wurde, befinden. — Sicherem Vernehmen nach hat der Kaiser die Ab sicht ausgesprochen, anläßlich der diesjährigen Kaiser manöver sowohl der Landeskrone bei Görlitz, wie dem Oybin bei Zittau einen Besuch abzustatten. Nach einer Mittheilung des Berliner Hofmarschallamtes sind aller dings nähere Bestimmungen noch nicht getroffen worden. — Zur Begründung zweier Freistellen im Carola hause zu Dresden hat eine ungenannt bleiben wollende Dresdner Dame dem Direktorium des Albert-Vereins 50,000 Mark gespendet. — Von den etwa 3000 Dresdener Maurern haben bis zum 16. April 2480 sämmtliche Forderungen durch gesetzt. — Auf dem Abort einer Restauration des Täubchen wegs in Leipzig fand man am Donnerstag früh einen Unbekannten erhängt. In dem Todten wurde später ein aus Nischwitz bei Wurzen gebürtiger 17jähriger Kellner, der zuletzt in Döbeln beschäftigt war, ermittelt. Der Lebensmüde hat an seine auswärts wohnenden An gehörigen einen Brief geschrieben, in dem er ihnen seine Absicht kundthut. — Die Feier des 1. Mai in Leipzig soll in diesem Jahre in der Weise vor sich gehen, daß an diesem Tag« in allen Berufen nach Möglichkeit die Arbeit ruhen soll. Fast in allen gewerkschaftlichen Versammlungen, die in den letzten Tagen stattfanden, sind dahingehende Beschlüsse gefaßt worden. Von Seiten der Arbeitgeber hat man noch keine Stellung hierzu genommen. — Die Industrie Leipzigs hat sich, wovon sich Jeder tag täglich überzeugen kann, in den letz'en Jahrzehnten so erfreu lich entwickelt, daß von Leipzig als einer Handelsstadt allein gar nicht die Rede sein kann. So werde» z B. von Leipzig aus schon jetzt mehr Maschinen nach den Vereinigten Staaten au.-geführt als von Chemnitz aus, das von jeher die Maschinen- stadt Sachsens war. Außer der Maschineufabrikaüon hat sich aber auch die chemische Industrie ganz gewaltig gehoben, und es giebt keine zweite Stadt im deutschen Reiche, die sich hin sichtlich der Herstellung der ätherischen Ocle und Essenzen mit Leipzig messen könnte. Nicht zu vergessen ist auch die Textilin dustrie, die ja noch weiterer Ausdehnung fähig ist. Die große Wollkämmerei, die Baumwollspinnerei, die Segeltuchweberei, die Rüschenfabrikalion rc beschäftigen Tausende von Menschen und erfreuen sich eines Weltrufes. Jetzt wird auch die Teppich- fabrikaüon in Leipzig eingcführt; denn an der Piagwitzcrstraße, im Stadttheile Kleinzschocher wird eine Teppichfabrik gebaut, in der Teppiche nach dem Claviez'schen Patente yergestellt wer den sollen. Zur Ausbeutung des Patentes hat sich eine Actien- gesellschaft mit b Mill. Mark Grundkapital gebildet, die sowohl hier wie iu Adorf ein großes Fabrikgebäude für diesen Zweck errichtet. Tie neue Strickgarnspinnerei wird auf Eutritzsch» Gebiet kommen, wo ihr ein so großes Areal zur Verfügung teht, daß sie sich noch bedeutend erweitern kann. Jemehr sich Leipzig zur Industriestadt entwickel', desto nothwendiger ist aber auch die Herstellung eines Schifffahrtsweges nach der Elbe. Wie ungüstig die Aussichten dafür zur Zeit noch sind, ist leider ge nugsam bekannt. Hoffentlich wird die Stimmung bei der Re gierung und dem Landtage für Leipzig recht bald besser! — Aus der zweiten Etage auf die Straße gestürzt ist in Freiberg am Mittwoch Vormittag das fünfjährige Mädchen des Vereinsboten G. auf der Oberen Lange- gasse. Die Mutter hatte auf kurze Zeit das Zimmer verlassen. Währenddessen öffnete das Kind das Fenster und lehnte sich so weit hinaus, daß es das Gleichgewicht verlor. Das Mädchen erlitt einen schweren Schädelbruch. — Am 16. d. wurde in Meerane stistungsgemäß die Summe von 1200 Mk. aus der C. F. Schmieder- Atiftung in Portionen von je 30 Mk. an 40 Personen vertheilt. In Anwesenheit des Curatoriums hielt der Herr Bürgermeister als Vorsitzender des Curatoriums eine kurze Ansprache, wies auf das an ehrender Stelle auf gehängte Bild des verstorbenen hochherzigen Stifters hin und nahm sodann die Vertheilung vor, welche an 10 mindestens 10 Jahre in der Fabrik der Firma C. F. Schmieder L Co. beschäftigte Arbeiter und Arbeiterinnen und an 30 verschämte und würdige Arme der Stadt Neerane erfolgte. — Von den Lehrern der Bürgerschule in Crimmits ichau ist um Verlängerung der Sommerferien auf die Dauer von vier Wochen, und um Abänderung verschie dener die Vertretungsstunden betreffender Bestimmungen der Lokalschulordnung nachgcsucht worden. — Am 11. d. suchten in Bischofsttierpa auf eine» Wiese am Wassergraben zwei Knaben im Alter von 6 und 9 Jahren Brunnenkresse, die sie sogleich verzehrten. Bald aber stellte sich bei ihnen Uebelkeit ein, die bis zur Bewußtlosigkeit sich steigerte. Die Aerzte erkannten Vergiftung, hervorgerufen durch den Genuß von Wasser- chierling. Jetzt befinden sich die Knaben wieder außer Jefahr. — Ein Fest seltener Art konnte am vergangenen Dienstag der Webermeister Karl Göhler in Gerings- Walde feiern. An diesem Tage waren es 30 Jahre, oaß derselbe das Amt eines Turnwarts ununterbrochen und mit anerkennenswerthem Eifer bekleidet. Der Turn verein wird zu Ehren des Jubilars einen Commers ver anstalten. — Unter freudiger Antheilnahme der Einwohnerschaft