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M' 47. Mage M Schönburger Tageblatt. 1906. Dienstag, den 27. Februar Unterhaltungsteil. „Ich hab'-s gewagt!" Roma» von Henriette von Meerheimb. 10) (Fortsetzung.) Herr von Raven merkte dies nickt, wenigstens nickt im ganzen Umfange, da er fast den ganzen Tag in Anspruch genommen war, Tante Sofiechen auch soviel wie möglich in seiner Anwesenheit zwischen den Schwägerinnen zu vermitteln suchte. War der Konflikt einmal unvermeidlich, so fuhr er bloß mit einem Donnerwetter dazwischen, ohne eine Partei zu ergreifen, ein Benehmen, welches seine Frau nicht mit Unrecht im höchsten Grade erbitterte. Doch war sie eine zu verschlossene, sensitive Natur, um sich ihm gegenüber aus sprechen zu mögen, und so blieb er gänzlich ahnungslos, wie ost er völlig unabsichtlich die empfindlichsten Stellen ihrer Seele traf. Wären sie allein aufeinander angewiesen gewesen, so würden sie die Disharmonien geebnet, allmählich aufgelöst haben; so aber bauten Mißverständnisse und Rei bereien eine Scheidewand zwischen ihren Herzen auf, die sich nicht leicht mehr beseitigen ließ. »Nun, meine Damen, endlich!" ries Herr von Raven, als Asta und Jutta in das Speisezimmer traten. »Wir wären beinahe ohne Sie zu Tisch gegangen. Asta — Herr von Thalheim — ein alter Regimentskamerad, das heißt, er trat erst ein, als ich schon abgegaiegcn war, aber man rechnet eS doch so." Ter jungen Frau gefiel die vornehme, elegante Erschci- nung deS jungen Offiziers sehr. Sie begrüßte ihn mit an- mutiger Freundlichkeit, auch er fühlte sich sofort zu ihr hin- gezogen. Erstaunt verglich er ihre ätherische Gestalt, das zarte Ge sicht mit den schwärmerisch blickenden Augen, mit RavenS stattlicher, etwas robuster Erscheinung. Ein sehr ungleiches Paar! Auch mißfiel ihm die Art, wie Raven mit den Damen, vor ollem der eigenen Frau, sprach. ES klang sehr kurz ab, fast brüsk, als habe er sich das Kommandieren, als einziger Herr zwischen dem vier- bläitrigen weiblichen Kleeblatt, mit dem er leben mußte, bereits stark angewöhnt. Tie Stimmung bei Tisch war dank der sehr gut geratenen Pfirsichbowle äußerst animiert. Herr von Raven fragte ein gehend noch dem alten Regiment, wollte womöglich von jedem Schwadronspferd etwas hören. Er war unersättlich mit seinen Fragen. Graf Egon lenkte ihn endlich aus ein landwirtschaftliches Thema ab, und Herr von Thalheim wandle sich erleichtert zu Asta. Jutta saß ihm gegenüber, er konnte oft, von den anderen unbemerkt, Blicke mit ihr wechseln. Sein Gespräch mit der jungen Frau interessierte ihn leb haft; sie erzählte ihm nämlick von ihrer Freundschaft mit Jutta, ihrem gemeinsamen Musizieren; zu seinem Acrger störte die ihm so antipalbische Schwägerin Johanna ost diese harmlose Unterhaltung. Sie machte so viele boshafte, Asta sehr wohl verständliche Anspielungen, bis das erst heiter lächelnde Gesicht der jungen Frau sich immer mehr verdüsterte und sie sich zu mancher bitteren Antwort hinrcißcn ließ, die Johanna mit Duldermiene ertrug. Thalheim ärgerte sich über seinen guten Freund Raven, der nichts zu sehen und zu hören schien. Warum kam er nicht seiner Frau zu Hilfe? Warum schnitt er nicht mit ein Paar ernsten Worten die Bosheiten der Schwester ab und beruhigte durch einen liebevollen Blick das verletzte Gefühl seiner jungen Frau? Man heiratet sich doch nicht, um von dem Moment an jede Rücksicht außer acht zu lasten?! Seine durch die überstandene Krankheit äußerst reizbaren Nerven wurden förmlich gefoltert. Der Geruch des Bratens, der Bowle, die erhitzten Gesichter Graf Egons und RavenS, ihr lautes Sprechen, das beständige Nötigen zum Esten der alten Frau, Johannas bissige Sticheleien — alles wurde ihm mit jeder Minute unerträglicher. Er atmete erlöst aus, als endlich aufgestanden wurde. Im Gartensaal war eS wohltuend kühl; Tante Sofiechen, die nie mit aß, wenn Gäste da waren — sie konnte cs nicht ertragen, lange bei Tisch zu fitzen — erwartete sie schon sehnsüchtig. Auf ihr dringendes Bitten sang Jutta einige Lieder und begleitete dann Astas Biolinspiel. Die junge Frau sah sehr reizend aus beim Spielen. Der eine kleine Fuß war energisch vorgeschoben, der zarte Arm, von dem der offene Aermel leicht zurückfiel, führte den Bogen mit sicherer Meisterschaft. Sie trug eine Romanze von Scharwenka mit leidenschaft licher Inbrunst und vollendeter Technik vor. Aber irgend etwas schien die Spielerin zu stören. Herr von Thalheim sah deutlich wieder den gequälten, nervösen Zug auf ihrem sprechenden Gesicht. Er erriet, daß in der lautlosen Stille, die sonst herrschte, das Klappern von Johannas Stricknadeln, die ruhelose Bewegung der Hände die feinen Nerven der reizbaren Künstlerin bis zur Unerträglichkeit folterten. Leider saß die auch von ihm be reits gehaßte Feindin zu weit, sonst hätte er sie sofort ge beten, das gräßliche Strickzeug ruhen zu lasten. Mit wahr haft teilnehmendem Herzklopfen sah er, wic die junge Frau sich bemühte, ihre Erregung zu bemeistern. Sie begann ein neues Stück. Es war ein kleiner, von ihr selbst komponiertes Nokturno; sehr süß und duftig im Anfang, steigerte sich im Mittelsatz die Melodie zu leiden schaftlicher Klage. Es war, als jammere ein trauriges Herz, ein gefangener Geist aus den sympathisch vibrierenden Saiten der Violine . . . Plötzlich brach das Spiel ab. Eine Saite riß mit schriller Dissonanz wie ein mißhandelter Nerv in dem klagenden Instrument. NervöS aufschluchzend legte die junge Frau den Bogen hin und warf sich in einen Stuhl. »Ich kann nicht spielen bei diesem entsetzlichen Klirren der Nadeln!" stieß sie außer sich hervor, »Johanna weiß, wie es mich stört, darum gerade tut sie es!" »Lerr Gott, Asta, nimm dich doch zusammen," fuhr Herr von Raven seine Frau heftig an. »WaS soll man denn eigentlich von dir denken? Du benimmst dich wirklich wie ein verzogenes Kind." (Fortsetzung folgt.) Gute und dauerhafte Schuhwaren emHchlt billigst Irak. irisüsl, Mmstr. kondsi-sm^ebst rerblnällek bi» 10. Mürr: Diese und die kommende VVocbe stellen noell ZUM Verkmik msllrsrs l'susead keine, gerippte DInssellnIen xekütlt mit krissllem rVald- moos und dieses bsvklanrt mit Maiblumsnstaudsn; clis Maiblumen treiben nsell und nsek aus <lem Moos lleivor und duld knospen sie und blübsn — das xanzstz^l^^ Drülljallr llinäurell einen entrüvksoäen Densksrsollmuok bildend. UM Massellalv, xvtüllt mlt IValdmooa und beMaurt mit Maiblumen- M kk. staudou 2 «ololler komplett xekülltsr klassellalsn M. 1.55 4 8tüok M. 3 — 7 8tüek M. 5 — Die Olassellals llat einen Dmkanx von naberu '/, Meter. Unter 2 8tüek vrerdsn oiellt versandt. THürluxsr rVvtterllkuser mit 8tarkasten und grossem Dllsrmometer 98 ?k. ^istkitsten kür das Dreis kür 8tare, Meisen und anders Singvogel 85 kk. r»emüse-8amen-8orUment entllaltend zusammen 1« Rakete 8amen: Ourken, Radis«, I rrerrig l etersiiie, Lolllrabi, 8sUerie, Mükrsn, liebeln, 8alat, Oartenkresss M. I Kanlnvl-vikn ?616I-86IM, 8elluwk"ell^ EBU- Vlssvs dabr sekr billig: Kemüsesamsa, Itluwensanmn, vbstbilume, umsonst. " für 12 Mark ' empfiehlt Schuhmacherei mit Motorbetrieb. 8M, Mtglren, dauerhaft und preiswert empfiehlt I. Hermann Hahn. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß der Kaufmann Herr Rob. Otto in Waldenburg die Verwaltung unserer Agentur gemäß freundschaftlicher Uebercinkunft niedergelegt hat. Leipzig, den 23. 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