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Schah zu Beginn des siebenjährigen Krieges an dem Fund> orte versteckt worden ist. — Lie städtischen Kollegien in Lommatzsch bewilligte» als Beitragsleistung zu dem Bau der Bahn Wilsdruff-Trie- bischtal-Lommahsch-Töbeln die Summe von 10,000 Mk. — Aus Anlaß ihrer silbernen HockzeitSfeirr sind von Herrn Färbereibesiher Arno Lincke in Erimmitschau und Frau Gemahlin Herrn Pfarrer Schink daselbst 1200 Mk. als Tankopscr überwiesen worden und zwar 1000 Mk. für die dortige Gemeindediakonie, sowie 200 Mk. für würdige Arme. — Ein schweres Sittlichkeitsoerbrechen ist am Montag Nachmittag im Lohmeuer Staatsforstreviere bei Pirna ver- übt worden. Als um diese Zeit im Hölleng:unde zwischen Stadt Wehlen und Rathewalde zwei Frauen mit Waldar- beiten beschäftigt waren, trat ihnen plötzlich ein Unbekannter mit gezücktem Messer entgegen. Während sich nun die jün gere der beiden Frauen durch die Flucht rettete, wurde die ültere, eine 63jährige Witwe aus Lohmen, das Opfer des Unholds. Nach der Tot flüchtete der Unhold nach Wehlen zu. Man vermutete jedoch, daß er zu seiner weiteren Flucht die Bah,n benutzt habe, weshalb gestern Nachmittag auf dem Pirnaer Bahnhofe eine Durchsuchung der Eisenbahnzüge er folgte, die aber erfolglos blieb. — In Ntumarl und seiner Umgebung ist vor einiger Zeit ein Kurpfuscher ausgetreten, hat kranke Personen aus gesucht und ihnen minderwertige Arzneimittel viel zu teuer aufgeschwatzt. In Netzschkau, Herlasgrün, überhaupt im unteren Teile des Vogtlandes hat der Schwindler Per. sonen, die anscheinend an Gicht und Rheumatismus leiden, ein Geheimmittel zu dem horrenden Preise von 36 Mark für 100 Tropfen angeboten und den Leuten vorgeschwindelt, sein Mittel heile jede Gichtkrankheit innerhalb drei Tagen und übertreffe an Heilkraft alle Bäder Deutschlands. Dieses sogenannte Heilmittel besteht aus — Benzin und Brennöl; es hat einen wirklichen Wert von etwa 15 Pf. Bei Be- stellungen eines solchen Geheimmittels läßt sich der Gauner die Mischung in der nächstgelegenen Drogerie fertig machen. Neben diesem Mittel vertreibt der Betrüger auch minder wertige Pulver. Es scheint, als habe den Gauner inzwischen die strafende Hand der Gerechtigkeit erreicht. Wenn er wie- der auflauchen sollte, möge man acht geben. — Am Sonntag Nachmittag gegen ^6 Uhr ist in dem Chemnitzfluß, in der Nähe des Bahnlunnels der Wechselburg- Chemnitztalbahn, auf Gräflich Schönburgifchem Areal in Flur Diethensdorf ein männlicher Leichnam ausgefunden und orlspolizeilich aufgehoben worden. In dem Toten wurde Handelsmann Heinrich Feudel aus Burgstädt erkonn', welcher seit Sonntag vermißt wurde. — Eine größere Winlerfelddienftübung der Zwickauer Garnison findet nächsten Sonnabend wiederum in der Gegend von Hoheusteiu-Ernftthal statt. Mil dem fahrplanmäßig 7,46 die dortige Staiion postierenden Zuge treffen vier Kom pagnien des 133. Infanterie-Regiments ein, werden dori ausgeschifft und manövrieren dann über Lichtenstein nach Zwickau zurück. - Der Verein für Feuerbestattung in Plaue», der in jüngster Zeit M"«tted zugenommcn hat, sodaß er jetzt über 350 Mitglieder zählt, Hal den Plan der Er- richtung eines Krematoriums in Plauen ausgenommen. In den letzten Tagen ist dazu ein Grundstock von mehreren tausend Mark gestiftet worden. - Hat auch Falleustet« im Jahre 1905 an Einwohner- zahl beträchtlich zugenommen, so ist doch die Zahl der ge. schlachteten Tiere von 7417 im Jahre 1904 auf 7041 zurückgegangcn, jedenfalls eine Folge der hohen Flcischpreise. 277 Schweine und 160 Rinder wurden weniger geschlachtet. Der Zuspruch von Winiertouristen hatte am Sonntag in Oberwiesenthal einen derartigen Höhepunkt erreicht, wie im gegenwärtigen Winterhalbjahre noch nie zuvor. Ter Sonderzug allein brachte 332 Ausflügler nach genannter Stadt. Unter den letzteren befanden sich Viele Personen selbst aus weiter Ferne, z. B. aus Dresden und Leipzig Auch Chemnitz stellte wieder ein größeres Kontingent der Wintergäste. Lem starken Fremdcnzufluß enisprechend wiese» auch der Fichtel- und Keilberg den ganzen Tag über einen lebhaften Verkehr auf. Auch der Hörnerschlitiensport, Ruschel. Vergnügen und Skilauf standen in starker Blüte. Zur Ab- reise benutzten den Sonderzug 273 Personen. Deutscher Reichstag. 43. Sitzung vom 14. Februar. Die Beratung des von den Sozialdemokraten beantragten Gesetzentwurfs, betreffend die Einführung des Reichslags wahlreckls für die Volksvertretungen in den Bundesstaaten und in Eliaß'Lothringen und Herabsetzung der Altersgrenze aus 20 Jahre und Ausdehnung des Wahlrechts auf die Frauen, wird fortgesetzt. Abo. Bebel (Sozdem.) gibt zu, daß der Antrag agitatorische Zwecke verfolge. Alle Parteien verfolgten mit den von ihnen hier emgebrachten Initiativanträgen solche Zwecke Jrde Partei suche Jnteresfin, die sie wahlnehme, Provrganda zu machen "e"i>et sodann gegen die Komveienzkedenken. Die wiederholt in den letzten Jahren im Land- marck selbü°k?keinzuwirken gesucht. Fürst Ars !unen l'.ack seinem Rücktritte von den Landtagen aus buro t abe man nnv Reichsgesetzgebung anemmohten. In Ham ich? noch aus purer Angst der Pnfs.rsäcke das Wahl A lei Ar Dank der"Law^'°" Unbemittelten verschlechtert n Kuurburoer Bourgeoisie für die Unterstützung, welche E d'e Arbeiterschaft bchui- Unterdruckung der Cholera geleistet habe, H rr Klüamann habe am vorigen Mittwoch die Sozialdemokraten beschuldigt „prinzipiell den Handelsbel.i-b ,u bekämpfen'. Wisse denn Herr Klügmann nicht, daß es gerade die Sozialdemokraten gewesen sind, die jeder ze« für Freihandel cingelreten find und gerade dadurch den Handel d-rHansaslaalen ledcrzett ge,ordert haben?! Weiter wendet sich Redner gegen den Abg. Bassermann, besten Partei es bekanntlich gewesen sei, die 1895 in Sachsen die Wahlrechtsverschlechterung habe durchsetzen helfen, um die Sozialdemokraten aus dem säch sischen Landtage zu entfernen Ebenso in Lübeck, Hamburg. Das bißchen Sozialreform im Reiche batten wir nicht, wenn die Sozial demokraten nickt hier säßen. „Ohne die Angst vor der Sozial demokratie hätten wir nicht das bißchen Sozialreform," soll sogar Fürst Bismarck gesagt haben. (Abg Kardorff: Ist nicht wahr!» In Baden hätten die Nationalliberalen mit den Sozialdemokraten sehr gut Zusammengehen können. Sonst aber tue man, als wären die Sozialdemokraten der leibhaftige Gottseibeiuns! (Heiterkeit ) Buck die russische Revolution habe man den Sozialdemokraten in die Sckuhe geschoben. Als ob die Sozialdemokraten daran denken könnten, heutzutage in Rußland ein sozialdemokratisches Staats wesen zu errichten! Als Mensch müsse man das, was jetzt seitens der empörten Unterdrückten gegen das dortige fluchwürdige Regiment geschieht, unterstützen Die Sprache der „Leipziger Volkszeitung", die man den Sozialdemokraten immer vorhalte, sei ein Säuseln gegenüber dem Sturm im Vergleich zu der Sprache der früheren bürgerlichen Revolutionäre Was sang Rudolf von Gottschall, der jetzige Hofral?! Vom „Pöbel auf den Thronen". Redner zittert weiter Stellen aus Iordanschen politischen Gedichten, aus Dingelstedt, Hoffmann von Fallersleben rc. Redner erinnert ferner an die Briese Miquels an Marx Es sei freilich das Bürgertum im Sumpfe. Graf Posadowsky habe erklärt, ehe man in Preußen ein Wahlrecht. gebe, das die Arbeiter in den Landtag hereinlaffe, müßten sie erst auf den Boden der bestehenden Staats ordnung und der Monarchie treten und Männer wählen, die aus demselben Boden stehen. Das heiße also: Ehe man den Arbeitern bürgerliche Rechte gibt, müssen sie erst ihre Gesinnung ändern. Man werde aber doch nicht behaupten wollen, daß die jetzige Staats- und Gesellschaftsordnung etwas Ewiges sei. Der preußische Staat habe am 21. Januar gezittert wie ein Espenlaub vor ein paar hundert Sozialdemokraten Der preußische Staat habe sich an jenem Tage bis auf die Knocken blamiert. (Vizepräsident Graf Stolbeig ruit den Redner wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.) Preußen habe am 21 Januar das Hohngeläckter der ganzen Welt erregt. Das einzige Vernünftige an jenem Tage sei die Berliner Polizei gewesen <G>oße Heiterkeit > Ich spreche ihr dafür an dieser Stells meine allerwärmste Anerkennung aus. (Stürmische Heiterkeit) Hanseatischer Bevollmächtigter Or. Klügmann konstatiert, daß Senat und Bürgerschaft von Hamburg in der Cholerazeit ihre volle Schuldigkeit getan haben. Abg Büsing (nailib): Unser Standpunkt wird nicht durch die Furcht vor der Revolution diktiert. Wir haben ihn schon vor 25 Jahren vertreten, wir wollen an der Selbständigkeit der Einzel staaten nicht gerüttelt wissen. Die Wahlrechtsverhältniste in Sachsen werden von einem Teile meiner Freunde verurteilt. Das Zu sammengehen der Nationalliberalen mit den Sozialdemokraten in Vaden mißbillige ich persönlich durchaus. Was unsere Väter und Großväter durch die Revolution erreichen wollten, haben wir durch den Krieg 1870/71 ohne Revolution erreicht. Wie sollten wir also dazu kommen, nun das Erreichte, das einige Deutschland, das herrliche Deutsche Reich durch eine Revolution wieder zu ge fährden, das wäre doch unglaublich dumm (Sehr richtig!» Sie meinen, wir hätten keine politischen Ideale? Was haben Sie denn für politische Ideale, meine Herren? Ich weide nie den Tag verpesten, an dem uns die Kunde kam von dem Wieder erstehen des Deutschen Reiches. (Lebhafter Beifall.) Der Glocken ton, wie er damals erscholl, der Glockenton von Kaiser und Reick wird immer und immer wieder zünden in unseren Herzen. (Er neuter lebhafter Beifall.) Versuchen Sie es nur, anzustürmen gegen unsere Ideale Ihre Versuche werden zerschellen an den granilnen Idealen des deut cken Bürgeitums (Wiederholter leb- Hafter Beifall ) Zur Sacke erklärt Redner dann, ein Minimum von Volksrecht in den Einzelstaaten wüste allerdings durch die Reicksversastung sestgeleat weiden. Diese Notwendigkeit bestehe namentlick, injoweit es sich um Mecklenburg handle. Abg. Pach nicke (frcis. Brg) führt unter Verurteilung der Wahlrechtsverhältniste in Preußen und Mecklenburg aus, seine F eunde stimmten dem eisten Teile des Antrags zu, lehnten aber den zweiten Teil mit seinen Detailbestimmungen (Frauen- stimmrecht und Wahliechtsaltcr von 20 Jahren) als einen zu tief gehenden, den erstrebten Zwcck gefährdenden Eingriff ab. Abg. v Maltzan (ksns.. erklärt als Mecklenburger, in Bezug aut das Erfoidernis einer Verfassung in Mecklenburg seien die Ansichten seiner Paiteijreunde geteilt, aber einig seien sie darin, daß eine Einmischung von Seilen des Reiches unstatthaft sei. Abg. Blumenthal tEls. Voltsp) tritt für das allgemeine Mablrecht ein, das eine friedliche Entwicklung verbürge. In Elsaß-Lothringen empfinde man es ohnehin als Ungerechtigkeit und Zurücksetzung, daß Elsaß-uothnngen noch immer nicht voll bcrecktigter Bundesstaat sei Die für Elsaß-Lothnngen angestrebte Verfassung hätte aber gar keinen Wert, wenn sie nicht auch das allgemeine gleiche Wahlrecht enihalte Abg. Bruhn (Amis.) erklärt, seine Freunde würden gegen den sozialdemokratischen Gesetzentwurf stimmen wegen der Vorschriften über Wahlalter und Frauenstimmrecht und weil dessen Annahme nur die sozialdemokratische Großmannssucht fördern würde. Abg. Liebermann v. Sonnenberg (Wirlsch. Vrg.) äußert sich in gleichem sinne. Nachdem noch Adgg. Semmler (natlib.) und Müller-Sagan (sreis. Vpt.) einzelnen Behauptungen Bebels entgegengctreten, schließt die erste Lesung des sozialdemokratischen Antrags Kommissionsverweis'lng wird nicht beschlossen. Schluß 6^/, Uhr. Donnerstag 1 Uhr: Banknolengesetz; Etat. Vermischtes. Allerlei. Wegen Mißhandlung ihres dreijährigen Stief, jöhnckens zum Tode wurde eine Arbeiterfrau in Hamburg verhaftet. Sie halte das Kind in ein kochendheißes Dampf bad gesteckt, so daß der Körper furchtbar verbrüht wurde. — In Zürich in der Schweiz wurde der des Landes ver- wiesene deutsche Anarchist Holzmann sestgenommen. Ei lrug einen falschen Bart und war mit Revolver und Dolch bewaffnet. — Der in Berlin entsprungene Zuchthäusler Baranowski konnte wieder cingefangen werden. Der Raub» Mörder Hennig aber wird noch vergeblich gesucht. — Aus Nahrungssorgen vergiflele eine Arbeiterfrau in Hanover ihre beiden Keinen Kinder unv sich selbst mit Lysol. — Zwei niederträchiige Burschen füllten in Posen eine Flasche mit ungelöschtem Kalk und Master und warfen sie unter eine Schar spielender Kinder. Tie Flasche platzte, wobei zwei Kinder schwer verletzt wurden; sie werden wahrscheinlich das Augenlicht verlieren. — Durch einen Felssturz wurde ver größte Teil des Dorfes Grugnay in der Schweiz zerstört. Die Einwohner, welche feit einiger Zeit auf den Erdrutsch vorbereitet waren, konnten sich rechtzeitig in Sicher- heil bringen. — Zwei Straßenbahnwagen stießen in Köln in einer Weiche zusammen. Hierbei wurden acht Personen schwer und mehrere leicht verletzt; ein Wagenführer ist ge storben. — Ei» Pistolenzweikampf fand, wie aus München berichtet wird, im dortigen Walde statt. Der Fordernde, dessen Braut beleidigt worden war, wurde im zweiten Gange durch einen Schuß nicht unbedenklich verletzt. Die Kugel hätte das Herz ge» offen, wenn sic nicht an einer Kapsel, in der fick eine Haarlocke der Geliebten befand, Widerstand gefunden Kälte. — Ein neunfacher Mörder wurde in Kap stadt verhaftet. Er verlieh Geld an seine Opfer und for derte Versicherungspolicen als Sicherheit. Sobald die Ver träge ihm zugeschrieben waren, führte er die Morde aus. — Aus Anlaß dcr silbernen Hockzeit SeS Kaiserpaares bewilligten die städtischen Behörden Nürnbergs eine» ansehnlicken Betrag zur Stärkung der bereits bestehenden „Kaisir-W lhelm- Augusta-Goldcne-Hochzettsstislung", die bezweckt, elternlose Kinder in Familien unterzubringen. — Tie Tüllarbeiter in Lyon in Frankreich bescklosten den GJanttausstand. Sie verlangen eine Lohnerhöhung, den Zehnstundentag und die Aufhebung der Nach arbeit. — Auf der Jagd bei Neschwitz in Schlesien verfolgten zwei Schützen einen Hirsch, während ein dritter eine Schonung umging. Er bemerkte das Tier unv feuerte, ohne auf die Kameraden zu achten. Beide wurden sckwer verletzt. — In der Eifel wurde, wie aus Aachen berichtet wird, ein Lutmörder verhaftet, der zahlreiche Ueberfälle auf Schulmädchen verübte und ein Mädchen er mordete — 100,000 Mk. für Kronkenzw.ckc bewilligten die Stadtverordneten Solingens aus Anlaß dcr silbernen Hochzeit des Kaiserpaares. Telegramme. Leipzig, 15. Februar In einem Klassenzimmer des Staatsgymnastums schoß sich der 16jährige Gymnasiast Hohcnbaum eine Kugel in die Stirn. Seine Verletzung ist äußerst schwer. Der Beweggrund zur Tat durfte Furcht vor schlechter Zensur sein. Limbach i. S., 15 Februar. Seit länger« erhielten hiesige Familien aus den ersten Kreisen anonyme Briefe, die schwere Beleidigungen enthielten. In dieser Angelegenheit stand nunmehr für Mittwoch, den 14. Februar, der erste Termin vor dem hiesigen Schöffen gericht an. Die Verhandlung mußte jedoch ausgefetzt merden, da die Hauptzeugin Frau Bürgermeister Fran ziska Goldenberg nicht erschienen war. Die soll, wie es heißt, verreist sein. Berlin, 15. Febr. In der gestrigen Sitzung der Budget- Kommission des Reichstages kam es bei der fortgesetzte« Beratung beim Etat für Ostafrika zu lebhaften Aus einandersetzungen über die Art der Ausdehnung eini ger Fälle von Uebergriffen in den Kolonien durch die heimischen Verwaltungen. Die Debatte knüpfte an die schon im Plenum vom Abgeordneten Bebel vorge brachten Beschwerden über die Mißhandlung von Ein geborene« an. Berlin, 15 Februar. Der bisherige Gouverneur von Deutsch-Ostasrika Graf Götzen wird, wie das „B. T." hört, am 1. April d. I. wahrscheinlich in das Kolonial amt eintreten. Ebenso wird der Eintritt des Abg. vr. Paasche in dieses Amt zu dem gleichen Zeitpunkt er folgen. Dcr Gouverneur von Samoa, vr. Solf, wird wahrscheinlich der Nachfolger des Grafen Götzen in Dcutsch-Ostafrika werden. Hamburg, 15 Feb uar. Die Bürgerschaft faßte gestern Abend, nachdem die Sozialdemokraten die Obstruktion so weit getrieben hatten, daß sic bci jedem Paragraphen in der Einzelberatnng geheime Abstimmung verlangten, den Beschluß, das ganze Wahlgesetz wieder, an einen Ausschuß zur weiteren Beschlußfassung zurückzuver weisen. Berlin, 15. Februar. Die „Staatsbürgerzeitung" be stätigt heute ihren Uebergang in den Besitz der Zeitung „Das Reich". Danzig, >5 Februar Ais die drei Söhne des Guts besitzers Steiniger in Kobbclkampe mit Handschlitten über die Weichsel fuhren, um Strauchwerk vom an deren Nfer zu holen, brachen sie in der Flußmitte ein. Zwei vermochten sich noch zu retten, während der dritte, ein junger Mann von 18 Jahren, ertrank. Görlitz, 15 Februar. Wegen Untreue, Betrugs und Bankcrotts wurde der Kaufmann Alb. Feldmann von der hiesigen Strafkammer zu 3 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Er hatte als Verwal ter der Konkursmasse der Weißwaffer'schen Firma 250,660 Mk. veruntreut und der Tuchfabrik von Ruffer L Dohn in Liegnitz geliehen. Die Summe ging bei Ruffer verloren. Oldenburg, 15. Februar Das „Chemnitzer Tageblatt" meldet: Redaktenr Biermann beantragte auf Grund des Prozesses gegen de« Kellner Meyer beim Land gericht Oldenburg die Wiederaufnahme sämtlicher Ruh- strat-Prozeffe, wegen deren Biermann zu 2'/, Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Erfurt, 15 Februar. Das hiesige Kriegsgericht ver urteilte den Sergeanten Köstner vom S6. Infanterie- Regiment wegen Mißhandlung und vorschriftswidriger Behandlung von Rekruten in 13 Fällen zu 6 Wochen Mittelarrest. München, I5 Februar. Auf dem Anwesen des ehe maligen Reichstagsabgeordneten Sartorius in Muß bach ließ gestern der Staatsanwalt die in den bekann ten Weinsälscher-Prozeß beschlagnahmten Weine in den Mußbach laufe«. München, 15 Februar. Die Polizei überraschte in der Wohnung eines Buchdruckergehilfen eine Versammlung von Revolutionären. Alle Teilnehmer wurden ver haftet. Budapest, 15. F-bruar. Wie verlautet, soll der Kaiser das Demissionsgcsuch des Unterrichtsministcrs Lukacs bereits angenommen haben. Paris, 15 Februar Aus Algeciras meldet der „Ma- tin", das Gerücht, wonach der amerikanische Delegierte eine Vermittlerrolle zwischen Frankreich und Deutschland zur Herbeiführung einer Verständigung übernommen habe, wird von dem Delegierten White in Abrede ge stellt. Trotz dieses Dementis hält der „Matiu" die Nachricht aufrecht und erklärt, White spiele in der An gelegenheit eine sehr wichtige Rolle. Petersburg, 15 F.bruar Aus Debastopol wird gemel det, daß die Persönlichkeit der Frauensperson, die das Attentat auf den Admiral Tschuknin verübte, immer noch nicht fcstgestcllt ist. Sie gab an, bevor sic erschos sen wurde, von der revolutionären Kampfgenosicnschaft