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Gegen das Vorjahr ist ein Mehr von 539,650,30 M zu verzeichnen. Unzufrieden mit dem Samoavertrage sind die eng lischen Kolonien in Australien. Das in Melbourne er scheinende Blatt „Argus" sagt, Deutschland komme am besten dabei weg. Der Erwerb der Salomonsinseln wiege Samoa nicht auf. Das Blatt räth jedoch den Australiern im Interesse deS englischen Reiches, sich da mit zufrieden zu geben. (Weiter bleibt auch nichts übrig.) Dem „Daily Chronicle" wird aus Washington telc- graphirt, die lange Verzögerung des Samoa-Abkommens sei dadurch bewirkt worden, daß Deutschland das Recht, einen Zolltarif cinzusühren, beanspruchte, während Eng land offene Thüren in Samoa verlangte. England habe gesiegt, indem es von Deutschland gleiche Rechte für die deutschen, englischen und amerikanischen Kaufleute auf Sawaii und Upolu erlangte. Amerika sicherte das selbe für Tutuila zu. Hier wird die Meldung mit großer Reserve ausgenommen. Frankreich. Die Ausschreitungen der wegen Theilnahme an einem royalistischen Complott gegen die Sicherheit der Republik Angeklagten und der Freunde dieser Helden nehmen überhand. Man hat daher einen eigenen Sicher heitsdienst für das PalaiS de Louxemburg, in dem die Verhandlungen des Staatsgerichtshofs stattfinden, ein richten müssen. Italien Obwohl in Italien die Begeisterung für militärische Mehrsorderungen keine besonders große ist, wird der Kriegsminister doch 7 Millionen für Ersatz des Ar tilleriematerials verlangen, der Marineministcr 50 Millionen innere Anleihe für die Flotte. Spanien. Der Sturz des Cabinetts Silvela gilt allgemein für unvermeidlich; dem Vernehmen der „Voss. Ztg." zufolge wird er eintreten, sobald die deutschen Prinzen Madrid verlassen haben werden. Afrika. Ueber kriegerische Ereignisse schweigt der englische Telegraph wieder vollständig, so daß man weder über die Vorgänge um Ladysmith orientirt ist, noch sonst weiß, wie sich die Lage weiter gestaltet hat. Aus dem Schweigen erhellt aber, wie immer und immer wieder hervorgehoben werden muß, daß die Buren zum mindesten ihre Positionen behauptet haben, wenn ihnen nicht sogar weitere Erfolge zu Theil geworden sind. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze dauert nach den vorliegen den dürftigen Meldungen das Bombardement auf Lady smith fort. Die englischen Berichte sagen zwar, daß auch General White von der Stadt aus eine heftige Kononade auf die Buren eröffnet habe; woher hat aber White die dazu nöthige Munition? Die Buren halten die Stadt bekanntlich vollständig umzingelt, so daß Waffen, Munition und Lebensmittel auf keine Weise hineinge schafft werden können. An dieser Thatsache gemessen, erscheint die Nachricht von einem heftigen Feuer der Eng länder äußerst fragwürdig. Aehnlich dürfte es sich mit der Angabe verhalten, General Buller sei bereits in Durban, der Hafenstadt Natals, mit 4000 britischen Truppen eingetroffen. Sollten sich diese Angaben wider Erwarten doch bestätigen, dann würde die Lage der Buren allerdings eine üble Wendung erfahren, umsomehr, als auch viel Marineartillerie in der genannten Hafenstadt gelandet worden und auf dem Transport nach Ladysmith befindlich sein soll. Daß die Buren sich beeilen müssen, wenn sie den zu erwartenden englischen Verstärkungen noch rechtzeitig den erforderlichen Empfang bereiten wollen, wird freilich mit jedem Tage klarer. Vom westlichen Kriegsschauplätze liegen neuere Meldungen nicht vor. Daß bei Kimberley ein heftiger Zusammenstoß stattge funden hat, wird bestätigt. Ueber unbedeutende Vor gänge Kei Mafeking, die sich vor nicht weniger als 3 vollen Wochen zugetragen haben, berichten soeben einge gangene Drahtungen. Ueber die Ankunft englischer Truppenverstär kungen in Durban besagen die oben als höchst un glaubwürdig gekennzeichneten Privatdepeschen im Einzelnen Folgendes: Außer den 4000 Mann Truppen, die mit General Buller in Durban gelandet sind, trafen daselbst noch eine Flottenbrigade, zwei Regimenter Freiwillige und drei Batterien Kapartillerie, im Ganzen 10,000 Mann ein, die zum Entsätze des Generals White, der gleichzeitig einen Ausfall in der Richtung auf Colenso machen würde, nach Ladysmith zu auf dem Marsche sind. Das Transportschiff „Gascon" mit größeren Truppen massen an Bord soll Kapstadt bereits passirt haben und sich auf der Weiterfahrt nach Natal und der Delagoabai befinden. Der Transportdampfer „Roslin" soll mit Truppen in Natal gelandet sein. Die Buren fahren gleichfalls fort, ihre Truppen zu verstärken und sich auf die Entscheidung in jeder Weise vorzubereiten; soeben wurde wieder ein neues Commando unter dem Befehle eines Bruders des gefallenen Generals Kock nach der Front abgesandt. Pretoria wurde stark befestigt. Die Zahl der dort gefangen gehaltenen Engländer ist weit größer, als die Londoner Berichte zugeben. Auch in England werden die Rüstungen unaufhörlich fortgesetzt, da man nach den bisherigen Erfolgen der Buren nicht zu hoffen wagt, daß die bereits entsandten Verstärkungen zur Unterdrückung des muthigen und kraftvollen Buren- volkes ausreichen werden. In England glaubt man überdies noch Ursache zu der Befürchtung zu haben, da während des Transvaalkrieges auch noch ernste Reibungen mit Rußland ausbrechen könnten; eine Annahme, die jedenfalls nicht unbedingt von der Hand zu weisen ist. Die Sorge, Rußland könnte die afghanische Stadt Herat wirklich genommen haben, ist mit ein Grund für die in fieberhafter Eile betriebenen englischen Rüstungen. Der einzige Hoffnungsstern gegenüber Rußland ist ein mög licher Conflict zwischen dem Zarenreiche und Japan; aber auch dieser Stern ist keiner erster Größe und überdies schon im Erblassen. Rus dem MuLdenLhaLe. * Waldeuburg, 14. November. Für die Bewohner unseres Muldenthales wird der Mangel einer Zugsver bindung mit Glauchau in den Nachtstunden im Anschluß an die aus Gößnitz und Dresden um Mitternacht ein- trrffenden Züge schwer empfunden. Eine Weiterführung des abends 11 Uhr 34 Minuten in Penig eintreffenden Zuges bis Glauchau und zurück würde diesem Uebcl- stande Abhilfe verschaffen. Bereits im vergangenen Früh jahre hatte der hiesige Gewerbeverein und Interessenten in anderen Ortschaften des Muldenthales diesem Wunsche Ausdruck verliehen, leider aber vergeblich. Wie wir hören, soll nunmehr von Wolkenburg aus wiederum petitionsweise in dieser Angelegenheit vorgegangen wer den, um das Ziel endlich doch noch zu erreichen. * — Die beiden zu erwartenden Sternschnuppen schwärme werden zu sehr verschiedenen Nachtstunden in größerer Zahl austreten. Der astronomische Mitarbeiter der „Voss. Ztg." schreibt darüber: Die in der Nacht vom 15. zum 16. November aus dem Stcrnbilde des Löwen hervorstrahlenden Meteore werden erst nach Mitter nacht und in den Morgenstunden am zahlreichsten er scheinen; doch darf man nach der Erscheinung im vorigen Jahre erwarten, daß auch in den vorhergehenden Nächten in diesen späten Nachtstunden ziemlich zahlreiche Trupps von Leoniden sich zeigen werden. Der zweite, aus dem Sternbilde Andromeda hervorstrahlende Schauer wird dagegen, ähnlich wie der reiche Sternschnuppenregen am 27. November 1885, hauptsächlich schon in den ersten Abendstunden zu erwarten sein. Auch von di-sen Meteo ren, die am Abend des 24. November am zahlreichsten allen werden, find schon in den bis zu einer Woche vor gehenden Abenden Vorläufer zu erwarten. * — Die Preise der Personen- und Güterwagen find »ereits aus dem außerordentlichen Etat bekannt gegeben. Daneben wird es auch interessiren, zu erfahren, wie hoch ich der Preis einer Lokomotive stellt. Es werden be antragt 90 Normalspurlokomotiven zu je 55,000 Mk., 40 Normalspurtender zu je 9000 Mk. und 6 Schmalspur lokomotiven zu je36,500 Mk. — insgesammt 5,529,000 Mk. * — Mit besonderer Freude wird man die Einrichtung begrüßen, wonach künftighin bei jeder Kreishauptmann- chaft ein besonderer Rath für gewerbliche Angelegenheiten eingestellt werden soll. Hierfür sind Techniker in Aus- icht genommen, die als „technische Beiräthe" für die Ausführung der Gewerbeordnung, insbesondere der Ar beiterschutzbestimmungen zu dienen haben. * — In zwei in neuer Zeit erschienenen Verordnungen weist das königliche Ministerium des Innern auf die rüher erlassenen Maßregeln gegen die Einschleppung der Zocken aus dem Auslande hin und empfiehlt, da auch im laufenden Jahre wieder ein starker Zuzug nach Sachsen tattgefunden hat, den Behörden dringend eine sorgfältige zesundheitspolizeiliche Ueberwachung der zugezogenen remdländischen Arbeiter. Diese Ueberwachung werde sich auch darauf mit zu erstrecken haben, ob etwa Personen mit Lepra behaftet sind. Sollten derartige Erkrankungen angetroffen werden, so sind nicht nur die zur Verhütung der Ansteckung andrer Personen erforderlichen Maßregeln zu ergreifen, sondern es ist auch sofort und unmittelbar an das Ministerium des Innern Anzeige zu erstatten. Schließlich schreibt das Ministerium des Innern vor, daß die gesundheitspolizeiliche Ueberwachung sich nicht ans lrbeiter im engeren Sinne, wie landwirthschaftliche oder Fabrikarbeiter beziehe, sondern daß hierunter auch die remdländischen Gewerbsgehilfen mit zu verstehen sind. *— Durch die Presse ging in den letzten Tagen die Mittheilung, daß die Wechselformulare mit dem Vordruck 189 vom Jahre 1900 ab nicht mehr verwendbar seien, weil dies eine nach dem Wechselrecht ungültige Veränderung des Wechseltextes wäre. Daraufhin theilt die Reichsbank jedoch mit, daß die Durchstreichung wie die Aenderung allen gedruckten Textes in Wechsclformularen und damit die Benutzung der alten Wechselsormulare auch über das Ende 1899 hinaus gestattet ist. Der entgegengesetzte Bescheid könne nur von einer untergeordneten und un unterrichteten Instanz ertheilt worden sein. *— Ein dem Gutsbesitzer Herrn Rudolf in Tirsch- jeim gehöriger Roggenfeim brannte in der Nacht zum )onnerstag nieder. Der Feim war mit 1800 Mk. versichert. — Einem Gastwirth in Glauchau wurde in der lischt zum Sonntag früh nach Aufbrechen eines Pultes ein ansehnlicher Geldbetrag gestohlen. Der Verdacht lenkte sich auf eine frühere schon vorbestrafte Wirthschafterin Namens Voigtländer, die sich z. Z. in Siegmar aufhält. Wie festgestellt wurde, hat die V. am Sonntag in Chem- nitz Gegenstände im Werth von über 100 Mk. gelaust und da die Genannte sich über den redlichen Erwerb des Geldes nicht ausweisen konnte, wurde sie festgenommen und in das dortige König!. Amtsgericht überführt. — In der Zeit vom 14. bis 24. d. finden in Zwickau wiederum Sitzungen deS königlichen Schwur gerichts statt, die letzten in diesem Jahre. Den Vorsitz in denselben wird Herr Landgerichtsdirector Or. Klöppel führen. Als Angeklagte find 14 Personen betheiligt, während 11 Verhandlungen stattfinden, die in der Regel vormittags */«10 Uhr beginnen. Die Strafthaten, die zur Aburtheilung gelangen, betreffen Brandstiftung, Raub und Rückfallsdiebstahl, Meineid, betrügerischen und ein fachen Bankerott, Unterschlagung im Amte, sowie schwere Urkundenfälschung. — Herr Oberbürgermeister Keil in Zwickau wurde am Freitag in der gemeinsamen Sitzung des Raths und der Stadtverordneten auf Lebenszeit zum Oberbürger meister der Stadt Zwickau gewählt. Außerdem wurde Oberbürgermeister Keil vom 1. Januar 1900 ab ein nichtpensionsfähiges Repräsentationsgeld von 1000 Mk- auf so lange gewährt, bis Herr Oberbürgermeister Keil ein pensionsfähiges Gehalt von jährlich 12,000 Mark bezieht. — Den Bemühungen d.s Gendarmen Sicgmeyer in Eolditz ist es gelungen, am Montag den Terpitzschek Brandstifter in der Person deS 20 Jahre alten Stein gutdrehers R. Speck zu ermitteln uud hinter Schloß und Riegel zu bringen. Das Schicksal hatte ihn bei dem zuletzt angelegten Brande der Pochschen Wirthschaft ereilt, bei welcher das im Schuppen angelegte, schon helllodernde Feuer durch den zufällig vorbeigehenden Gcmeindcvorstand Vettermann aus Bockwitz noch rechtzeitig entdeckt wurde. Speck ist nach Ausführung der That in wilder Flucht über einen Zaun hinweg nach seiner nahen Wohnung geflohen und die auf Sturzacker und Saatfeldern zurück- gelassenen Fußspuren sind zu seinem Verräther geworden. !lm letzten Sonntag hat die Staatsanwaltschaft aus Leipzig Erörterungen an Ort und Stelle vorgenommen. Wie von einem Alp befreit, athmeten die Bewohner deS Ortes auf, als sie erfuhren, daß Speck am Donnerstag zugegeben hat, daß er der Urheber der seit 16. October vorgekommenen Brände gewesen ist. Bei diesen Bränden ist ein großes Bauerngut mit sämmtlichen Vorräthen, 1 Wohnhaus mit angebauter kleiner Scheune, 3 mit den Erntevorräthen gefüllte alleinstehende Scheunen und 1 Weizenfeime vernichtet worden. Das Gerücht, die Deutzmühle sei auch durch Feuer vernichtet worden, be tätigt sich nicht. Aus den — Ihre Majestäten der König und die Königin sind am Sonntag Abend halb 9 Uhr im besten Wohlsein von Sibyllenort nach Strehlen zurückgekehrt. — Die 2. Kammer beschäftigte sich am Montag mit der allgemeinen Berathung über den Bericht, die Ver waltung und Vermehrung der königlichen Sammlungen betr. Dem Landtag ist der Entwurf eines Gesetzes, die Anlegung von Mündelgeldern betr., zugegangen. — Für neue normalspurige Eisenbahnen werden som Landtage verlangt: zur Herstellung einer normalspurigen Nebenbahn von Weißenberg nach Radibor 5,067,000 Mk., von Schönheiderhammer nach Eibenstock 1,314,000 Kk., Pirna-Berggießhübel bis Gottleuba 585,000 Mk., von Siebenbrunn nach Markneukirchen 929,000 Mk., erner zur Verlängerung der schmalspurigen Industriebahn Reichenbach i. V. nach Hainsdorf um 1,7 km (Nach postulat) 169,000 Mk., von Thum nach Meinersdorf 1,655,000 Mk., von Nebitzschen nach Kroptewitz 559,000 Mk. Außerdem wird schmalspurig gebaut von Bühlau nach Dürrröhrsdorf (17 km), von Wilsdruff über Miltitz und Leuben nach Gadewitz (51 km), sowie eine elektrische Straßenbahn von Dresden (Cotta) über Niederwartha nach Kötzschenbroda und eine elektrische Straßenbahn von Dresden (Plauen) nach Hainsberg. — Ein Unfall ist dem Professor Schweninger, dem rüheren Arzte des Fürsten Bismarck, am Donnerstag zugestoßen. Er weilte zu einer Conferenz in DresdeN- Er benutzte die elektrische Straßenbahn, kam aber bei»» Abspringen so unglücklich zu Fall, daß er sich einen oppeltcn Bruch des linken Unterarms zuzog. Jin Ge- icht trug Schweninger Hautabschürfungen davon. Nach« >em der Verletzte gestern in Berlin verbunden war, hielt er sein gewohntes Colleg in der Charitö ab, wenn er auch in seiner ärztlichen Praxis vorläufig etwas behindert ein wird. — Die Innung Leipziger Buchdruckereibesitzer (Zwangsinnung) hält am 27. November eine Versamm« ung ab, in der u. a. auch folgender Antrag des Vor landes zur Berathung kommt: „Gegen solche Geschäfte, >ie als Buchdruckereicn firmiren oder sich auf Drucksachen als Inhaber von Buchdruckereien bezeichnen, obgleich sie eine solche besitzen, auf Grund des Gesetze» gegen den unlauteren Wettbewerb seitens der Innung gerichtlich vorzugehen." — Ein Großfeuer zerstörte Sonnabend Nachmittag in