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Damit ist der erste Schritt zur Verbesserung der dortigen Hasenverhältnisse gethan. An der Malaria erkrankt ist der Unteroffizier Hermann Süße, welcher der Schutztruppc in Windhoek angehört und sich auf Urlaub bei seinen Eltern in Görnbitz bei Halle a. S. befand. Süße ist in die Krankenabtheilung des Berliner Instituts für Jnfections-Krankheiten gebracht worden. Araukreich. Nachdem die Dienstagssitzung im Renner Prozeß die Ankündigung Laboris über die Vorladung der beiden früheren Militärattaches v. Schwartzkoppen und Panizzardi, sowie die glänzende 1'/»stündige Rede des Senators und früheren Justizministers Trarieux gebracht hatte, begann die Mittwochssitzung zur gewohnten Stunde unter dem Ausschluß der Oeffentlichkeit. In der nichtöffentlichen Sitzung, die zwei volle Stunden dauerte, wurde entgegen d« Anordnung der Regierung der verabschiedete frühere öskrreichische Offizier Cernuschi einer nochmaligen Ver. Nehmung unterzogen, außerdem wurden gewisse Stücke °us dem Geheimacten-Bündel nochmals geprüft. Nach Herstellung der Oeffentlichkeit verlangt zunächst der Ver- Leidiger Demange, daß die Note vom August 1894 über die zeitweilig zum Generalstabe commandirten Offi- Me den Acten beigesügt werde. Dann macht General Roget einige Bemerkungen über das Circular, das die Teilnahme der Hilfsarbeiter des Generalstabs an den Manöver» betrifft. Weiter fragt Labori den Zeugen Trarieux über das viel genannte petit bleu. Trarieux Eart, die Radirung sei erst vollzogen worden, nachdem Ncquart schon aus dem Nachrichtenbureau ausgeschieden War. Picquart bestätigt diese Angabe, was dem Major Lauth Gelegenheit giebt zu einem scharfen Angriff aus Picquart. Lauth berichtet dann von intimen Familien- grschichten Picquarts, wodurch er einen heftigen Sturm 'M ganzen Saale herausbeschwört, die Stimmung blieb denn auch bis zum Schluß der Verhandlungen eine er bitterte. Zurlinden v.rbreitet sich über die Vorgänge, die zur Verfolgung Picquarts führten und behauptet dabei unter dem Protest Laboris, daß der xstit bleu M der Angelegenheit nur eine untergeordnete Nolle spielte. Eine hochbedeutsame Erklärung giebt alsdann der Ver treter des Ministeriums des Auswärtigen Paleologne ab, er sagt: Nach einer im Ministerium ausbewahrten Note hat der deutsche Botschafter dem französischen Mini- ftrr des Auswärtigen erklärt, daß Herr v. Schwartzkoppen «ne große Anzahl Briefe und Mit d1«U8 an Esterhazy gerichtet hat. Was den hier rn Frage stehenden Mit dlsu betreffe, so sei es wahrscheinlich, daß er von Schwartzkoppen an Esterhazy gerichtet worden sei. Da nach versucht es General Billot, Dreysus als Complicen Esterhazys hinzustellen. Als Labori gegen diese Unter- füllung heftig protestirt, entzieht ihm der Präsident das Zum Schluß wird die Aussage Paty du Clams Ziesen, der Dreylus nicht gefragt haben will, ob er ^cumente geliefert hat, um andere auszutauschen; Drey es erklärte jedoch, sein Vertheidiger habe ihm gesagt, in Dei oder drei, vielleicht in fünf, sechs Jahren werde feine Unschuld an den Tag kommen. Damit schloß die Sitzung, die Verhandlung wird am heutigen Donnerstag fortgesetzt. Paty du Clam ist einem Pariser Blatte zufolge am Knie operirt worden, die Aerzte halten seinen Zustand für ernst. Die französischen Royalisten flüchten infolge der jüngsten energischen Regierungsmaßnahmen in ganzen Schaaren nach Belgien. England. In der Transvaalfrage war wieder eine günstigere Blendung eingetreten, die jedoch schnell wieder verschwand Und nicht ausschließt, daß morgen oder heute schon die Krise zum Ausbruch kommt. Die neueren Meldungen, die theils aus London, theils aus Johannesburg einge- troffen sind, besagen nun in erster Linie, daß die be unruhigenden Nachrichten über den bevorstehenden Trans port großer Truppenmafsen von England nach dem Kap- land unbegründet sind und daß auch die Nachrichten von einer Einberufung der englischen Reserven nicht der Wahrheit entsprechen. Weiter heißt es, daß der Vor schlag des englischen Colonialministers, Lord Chamberlain, 'N Kapstadt eine neue Conserenz zur Erörterung und Beilegung der noch schwebenden Differenzen abzuhalten, Wahrscheinlich verwirklicht werden würde. Wenn auch der Präsident Krüger selber nicht nach Kapstadt gehen Würde, so würde doch die Transvaalregierung zweifellos Bevollmächtigte dorthin entsenden. Auch in England keigt die Zahl derer, die den Frieden erhalten wissen Zollen, wie soeben eine Rede Morleys bekundet hat. dagegen liegen aber andrerseits so ernste Nachrichten Über die Lage vor, daß man an dem Ausbruch des Krieges kaum noch zweifeln kann. Nach der „Nat.-Ztg." Wird in Berliner unterrichteten Kreisen, in denen bisher die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Angelegenheit dvrwaltete, die Lage nunmehr als sehr ernst bezeichnet, iumal auch unter den Bocren eine Partei zum Kriege ^ängt. Am Freitag findet in London ein Ministerrath Mt, in dem die definitiven Maßregeln der englischen Negierung betreffs Transvaals gefaßt werden. Die Mven Kriegsvorbereitungen schreiten unterdessen eilig Auch die „Post" hält den Krieg jetzt für unver meidlich. Der Grund der plötzlichen Veränderung der Lage ist in der Zurückziehung des von Transvaal bereits gemachten Zugeständnisses, das Wahlrecht schon nach 5 Jahren an die Ausländer zu verleihen, zurückzuführen. Portugal. Aus Oporto wird officiell berichtet, daß in den jüngsten Tagen kein neuer Pestsall zu verzeichnen gewesen ist, ebenso ist Niemand an der Pest gestorben. Die Bevölkerung ist andauernd in Unruhe. Die Läden bleiben geschloffen, die Truppen stehen in Bereitschaft. Einer Mittheilung der „Köln. Zta." aus Oporto sei Folgendes entnommen: Bei den billigen Arbeiterhäusern wird gegen jedwede Gesundheitsregel gesündigt. Man kümmert sich nicht um die Anhäufung der Abfallstoffe in undichten Gruben, nicht um den viel zu gering bemessenen Luftraum, nicht um die eng zusammengedrängte Bewoh nerschaft, nicht um den Schmutz und Gestank in allen Ecken und außer den Ecken, bis es soweit kommt, daß die Gesundheitsbeamten das Niederbrennen für den ein zigen wirksamen Reinigungsprozeß erkennen müssen — radikal ist er ja. Leider kommen solche heilsamen Ent schlüsse nur bei so hohen Besuchen, wie ihn gegenwärtig die Pest der Stadt abstattet, zur Reise und Ausführung; ist der Besuch fort, dann wird wieder ganz im alten, übelduftenden Schlendrian weiter gewurstelt. Griechenland. Gut zu sprechen auf uns ist man jetzt in Griechen land. Viele griechische Offiziere kommen jetzt nach Deutschland, um sich hier weiter auszubilden. Die Athenische Presse erwartet Großes von dem Einfluß der deutschen Offiziere auf die Entwickelung des griechischen Heerwesens und drückt besonders dem deutschen Kaiser ihre Dankbarkeit für seine Unterstützung in der Wieder aufrichtung des Landes aus, wie denn die öffentliche Meinung in Griechenland Deutschland gegenüber seit dem Kriege mit der Türkei einen gründlichen Umschwung er lebt hat. Aus Dem MuLdenthale. *Waldeuburg, 7. September. Se. Durchlaucht Prinz Friedrich von Schönburg-Waldenburg traf, von Pomssen kommend, gestern Abend hier ein und fuhr heute Mittag weiter nach der Herrschaft Glatzen in Böhmen. * — Die Staatsbahnverwaltung wird vom kommenden Winterfahrplan ab wiederum eine Vermehrung der Fahr gelegenheiten 4. Wagenklaffe auf verschiedenen Linien eintreten lassen. * — Die am 1. October d. I. fälligen Zinsscheine der 3'/»°/° Hypothekenpsandbriefe Serie I der Sächsischen Bodencreditanstalt zu Dresden werden nach einer im Jnseratentheil unserer vorliegenden Nummer befindlichen Bekanntmachung bereits vom 15. September d. I. ab bei sämmtlichen Pfandbrief-Verkaufsstellen eingelöst. — Freitag, den 22. September, wird im Theaterlokal in Glauchau die diesjährige amtliche Jahres-Versamm lung der Directoren, Lehrer und Lehrerinnen des Glauchauer Schulbezirks stattfinden, wobei Herr Oberinspector Nitzsche- Großhennersdorf einen Vortrag über: „Die Fürsorge für unsere Schwachsinnigen!" halten wird. — Das Zwickauer Polizeiamt hat den seit Mitte Juni d. I. dort bestehenden Maurerstreik als beendet erklärt und das Streikbureau aufgelöst, auch die fernere Thätigkeit behufs Forterhaltung des Streikes unter Strafe gestellt. Aus dem GschseulEve. — Der am 2. Juli in Dresden verstorbene Rentier Johann Valentin Fuchs hat der dortigen Taubstummen- Anstalt ein Legat von 1000 Mk. ausgesetzt. — Der Generalstreik der Bauschlosser in Leipzig ist mit dem vollständigen Sieg der Arbeiter gestern beendet worden. Sämmtliche Forderungen der Streikenden sind bewilligt. — Für das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig wurden nach dem letzten Kaffenbericht bisher durch den Deutschen Patriotcnbund 305,504 Mk. gesammelt. — Am Dienstag fiel aus der 4. Etage des Hauses Kohlgartenstraße 39 in Reudnitz ein Blumentopf auf die Straße herab und einem vorübergehenden 9jährigen Mädchen auf den Kopf. Das Kind, das anfcheinend eine schwere Gehirnerschütterung erlitten hat, wurde be sinnungslos in die elterliche Wohnung gebracht. — Im Verein mit den Herren Stadtrath Or. Claus und Stadtbaurath Störmer in Meeraue unternahm am Nachmittag 2 Uhr das Stadtverordneten-Collegium von Meerane per Wagen einen Ausflug nach dem Kertzscher Waffergcbiet, woselbst die erstgenannten Herren verschiedene Erläuterungen gaben. Nach Besichtigung des ziemlich umfangreichen Terrains, das zwischen dem Dorfe Kertzsch und dem Grünselder Park liegt, ver einigten sich die Herren im Kertzscher Gasthofe bei einem frischen Trünke und fuhren dann um 7 Uhr nach Meerane wieder zurück. Heute Donnerstag Abend wird das Stadtverordneten-Kollegium über die Ausarbeitung eines Wasserprojects definitiv berathen. — Einer der würdigsten und um das Limbacher Gemeinwesen hochverdienten Bürger, Herr Karl Friedrich Scherf in Limbach, schied am vorigen Sonntag Abend 8 Uhr nach längerem, schweren Leiden im eben vollendeten 80. Lebenssahre aus dem irdischen Dasein. Als Be gründer der bedeutenden, jetzt von seinem Sohne, Herrn Stadtrath Arno Scherf, geleiteten Firma, sowie auch als ehemaliges Mitglied des Gemeinderaths trat er that- kräftig in die Entwickelung des Gemeindewesens ein, so lange seine Gesundheit dies ihm gestattete. — Am Sonntag nachmittags ist in Rottluff bei Altendorf die bereits mit Erntcvorräthen gefüllte Scheune des Gutsbesitzers Welker abgebrannt. Die übrigen Ge bäude des Gutes blieben dank dem energischen Eingreifen Ler Feuerwehren erhalten, auch gelang es, das Vieh auS dem angebauten Stalle zu retten. Da im Hofe viele Feuerwerkskörper herumlagen, vermuthet man, die Ent stehung auf die vielgerügte Unsitte unbefugter Feuer werkerei zurücksühren zu sollen. — Aus Anlaß des am 10. und 11. d. stattfindenden 25jährigen Jubiläums der freiwilligen Feuerwehr in Thalheim i. E. haben die Vereine des Ortes beschlossen, anstatt der üblichen Geschenke, wie Fahncnnägel rc., dem Corps einen Jubiläumsfonds zu überreichen, dessen Zinsen alljährlich zu Unterstützungen für hilfsbedürftige Feuer wehrleute verwendet werden sollen. — Die Ortsgruppe des Vereins Sächsische Volkskunde in LugUU hielt am Mittwoch eine Versammlung ab, in welcher Herr Diaconus Schwäbe einen Vortrag über die Bewohner Lugaus von 1655 ab hielt. Er hatte sich die Aufgabe gestellt, die Wandlung der einzelnen Ge schlechter, soweit das Kirchenbuch darüber Auskunft giebt, zu verfolgen. — Der im 78. Lebensjahre stehende Dachdecker Gott- hrls Ackermann aus Weisa war in Steinigtwolmsdorf mit Ausführen von Arbeiten seines Gewerbes beschäftigt, als er hoch oben auf dem Dache eines Hauses vom Schlage getroffen wurde. Er mußte durch herbeigerusene Leute herabgetragen werden. — Ein wohl einzig dastehendes Jubiläum konnte am 2. d. in Calluberg der 76jährige Weber Friedrich Hermann Taubert feiern, und zwar das goldene Ehe jubiläum, ferner das 50jährige Bürgerjubiläum, das 50jährige Meisterjubiläum und den 50. Jahrestag, daß er eine und dieselbe Wohnung (im Ed. Beerschen Hause) inne hat. — Herr Franz Hornung in Auerbach, der heute Donnerstag seinen 90. Geburtstag feiert, ist von der dortigen Schützengesellschaft, der er etwa 70 Jahre lang angehört, zum Ehrenmitglied ernannt. Eine Ehren-Ur kunde, die dem Greise überreicht wurde, bestätigt die Auszeichnung. — Am Montag fand in Wildenfels eine aus der dortigen Gegend stark besuchte Versammlung wegen der Eisenbahnbausrage statt. Man einigte sich dahin, das Project Wilkau-Höhlteich fallen zu lassen, weil dasselbe aussichtslos ist. Es wurde ein neues Comitee gebildet, das für die Linie Wiesenburg-Wildensels-Höhlteich ein treten soll. Vorsitzender des Comitees ist Herr Bürger meister Forberg in Hartenstein. Altenburg, 6. September. Bei der Goetheseier, welche diesen Freitag im Herzog!. Hostheater veranstaltet wird, werden auch Mitglieder des Leipziger Stadttheaters Mitwirken und das Goethe-Schäscrspiel „Die Laune des Verliebten" zur Ausführung bringen. Obwohl die litterarische Vereinigung diefe Feier veranstaltet, ist dieselbe doch vollständig öffentlich, weshalb jedermann gern ge sehen sein wird. Die Goethe-Ausstellung, welche Hand schriften, Bücher, Bilder, Medaillen und andere interessante Gegenstände umfaßt, ist bis zum Montag in den Wandelgängen des Hostheaters geöffnet und ohne jedes Entgelt zu besichtigen. — Der steigende Zinsfuß be hauptet sich und drückt dem Geldmärkte seit längerer Zeit bereits das Gepräge aus. Auch die heimischen Geldinstitute haben damit zu rechnen. Daher ist es zu erklären, daß fast alle Sparkaffen des Herzoglhums den Zinsfuß für Einlagen erhöht haben, und zwar um '/«, '/, oder '/r Procent, so daß ihr Zinsfuß zwischen 2'/r und 3'/» Procent schwankt. Die Herzog!. Landesbank thut noch ein Uebriges und erhöht den Zinssuß für Kirchen-, Pfarrei- und Schulablösungskapitalien, welche bisher mit 3'/4 Procent verzinst wurden, auf 4 Procent. Die Erhöhung beginnt mit dem 1. Juli 1900. — Zur Vorsicht im Trinken nach dem Genüsse von Obst, neuen Kartoffeln und Gurken mahnt der schnelle Tod eines rüstigen Mannes in Meuselwitz, der noch am Sonnrag gesellig sroh verkehrte und bereits am Mittwoch früh nach vorausgegangenem heftigen Brechdurchfälle starb. Vermischtes. Allerlei. Eine russische Polarmeerexpedition ist ge plant. Aus Christiania wird berichtet: Baron Toll in Petersburg kaufte in Töneburg für 70,000 Kronen das Fangschiff „Harald Haarfager". Das Schiff soll für eine am 1. März in Aussicht genommene Expedition ins Polarmeer ausgerüstet werden. — Die Besitzungen des Reichskanzlers in Posen und Baden sind durch Feuersbrünste heimgesucht worden. Zunächst zündete ein Blitz auf dem Gute Grabow eine dreitennige Scheune an und äscherte sie mit sämmtlichen Erntevorräthen in kurzer Zeit vollständig ein. Sodann entstand auf dem großen Oekonomiegut des Fürsten zu Niederstetten in