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glauben, nicht verloren werden, sondern da« ewige Leden haben", ja im Glanz und Schein dieser Gottesliebe selber geht der Ehrist fröhlich und «ohlgemuth in« neue Jahr, besten dunkle Zukunft ihm nicht mehr dunkel ist, da er weih: „Auch fürs neue Jahr un« beul Jesu Name Seligkeit." Wohl denn! möchte allen Christen allerorten ein solch froher und gesegneter AuSzu- au« dem alten und Ein. zug in« neue Jahr brschiedcn sein, und alle ein« werden in dem festen und freudigen Entschluß rechter Himmel»- Pilger: Unsre Wege wollen wir nun in Jesu Namen gehen; Seht unS dieser Leitstern für, so wird alle» wohl bestehen, Und durch seinen Gnadenschem all»? voller Segen sein! S. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Zur Tafel beim Kaiserpaare waren am Donn«»tag Herzog und Herzogin Albrecht von Württemberg, Prinz Johann Georg von Sachsen, sowie Staatssekretär ». Bülow geladen. Abend« fand beim Kaiser ein Bier abend statt. Im Laufe de« Freitag« ließ Se. Majestät sich von dem Krieg«minister v. Goßler und dem Ehrs de« Militäreabinet« v. Hahnkr Vortrag halten. Zur NrujahrSfeier sind dir commandirenden General» der sämmtlichrn Armeecorp« und die Lommandeure der Leib- regimcnter in Berlin eingetroffen. Sultan Abdul Hamid feierte am Freitag seinen 56. Grburt-tag. Auf der türkischen Botschaft in Berlin erschien der Staatssekretär de« Auswärtigen Amts v. Bülow und gab seine Karte ab. Ein« regelmäßige ärztlich« Untersuchung und Be aufsichtigung der Schüler aller Unterrichtsanstalten hat der preußische EultuSminister angeordnrt. An die Besichtigung der Schulzimmer soll sich «ine solch« de« ganzen Schulgrundstücks anschlirßen, wobei namentlich aus die Beschaffenheit de« Trinkwaffer«, die Beseitigung der Absallstoffe und auf Gewerbebetrieb» in unmittel barer Nachbarschaft zu achten ist. Der alte Kampf zwischen Staat und Kirche über die Herrschaft über die Schule ist neurrding« wieder mit besonderer Heftigkeit entbrannt. Die preußische Re gierung hat bekanntlich in jüngster Zeit eine Anzahl geistlicher Kreisschulinspektoren ihre« Amte« enthoben und dafür geeignete Schulmänner angrstellt. Da« hat auf der «inen Seite den Zorn der Orthodoxen hervorgerufen, welche dem EultuSminister I)r. Bosse drohend die Frage stellen, wir lang« er denn noch mit diesen Maßnahmen sortfahren und die Geduld der kirchlichen Vertreter miß brauchen wolle. Aus der anderen Seite erblickt man in den Thaten des Eultuiminister« nur kümmerliche An- sänge zur Reform der Schulaufsicht und verlangt ein schnellere« Tempo. Die „Berliner N. N." suchen die Lösung diese« Streits beim Fürsten Bismarck und citiren au« den „Gedanken und Erinnerungen" di« St«lle, in der eS heißt, ein Theil der Falkschen Gesetzgebung sei «ntbehrlich geworden, für nicht entbehrlich hielt ich jedoch vor Allem die Herrschaft de» Staate« über di« Schule. Ueber di» wirthschastliche Entwickelung de« Jahre« 1398 liegt der Jahresbericht der Hamburger Handelskammer al« erster vor. Ihm zufolge weist da« - abgelaufcne deutsche WirthschaftSjahr im Wesent- -.,en dieselben Merkmale auf wie da« Vorjahr. Die Lhätigkeit in Industrie und^Handel war im Allgemeinen «me recht lebhaste und befriedigende, di« Landwirlhschaft sieht auf ein günstige« Jahr zurück. Der Verkehr auf den Eisenbahnen, die Zahl und Stärke der Arbeit«- und Betriebsmaschinen der Industrie sind in ständiger, be deutender Steigerung begriffen. Die innere Gesundung de» gegenwärtigen Aufschwung« zeigt sich darin, daß derselbe vorwiegend durch den Bedarf des Inlandes her- vorgerufen ist. Allerdings legt die« di« ernste Mahnung nahe, den Verhältnissen de« ausländischen Handels die sorgfältigste Berücksichtigung zu schenken. Die Anzeichen dafür mehren sich, daß die Errungenschaften Deutschlands auf den überseeischen Märkten seine Concurrenten zu gesteigerter Thätigkeit angespornt haben, und unsere Industrie und unser Handel haben alle Ursache, sich vor Ueberhrbung zu wahren, die nur ihren Mitbewerbern die Wege ebnen kann. Der Gesetzentwurf über die Aenderungen von Be stimmungen, betreffend das Postwesen, ist dem Bun- deSrath zugegangen. Im „Reichsanzeiger" werden die Aenderungen der Postordnung vom 11. Juni 1892, di» Tarifermätzigungen rc. betreffen, bekannt gemacht. Da di« Einzelheiten dieser Neuerungen bereits bekannt find, so erübrigt e« sich, dieselben hier noch einmal aüf- zuzählen. Die Meldung, daß dem Reichstage bald nach Neujahr »in Gesetzentwurf über einen provisorischen Handels vertrag mit England zugehen werde, ist der „Nat.- Ztg." zusolge unrichtig. Es liegt diesem Blatte zufolge nicht in der Absicht der Regierung, die endgültige Regelung bis zum Ablauf der Verträge mit Oesterreich, Italien und Rußland, also bis zum 1. Januar 1904 hinauszuschieben. Die deutsche Regierung hat der eng lischen vielmehr vor einiger Zeit Vorschläge für einen definitiven Handelsvertrag übermittelt, auf die bis jetzt jedoch noch kein» Antwort ,ing«g«ng»n ist. Gegenwärtig ein Provisorium zu schaffen, liegt aber schon deshalb kein Grund vor, da ein solche» bi« zum 81. Juli n. I. v»rrinbart worden ist. Seinem vrrstorbenen Alt»r«präsidenten Di «den hat d«r Reich «tag «ine würdige Ehrung «wiesen. Der Präsident de« Reich»tag«, Graf Ballrstrem, hat den Hinterbliebenen «inen prachtvollen Kranz durch da» Bureau de« Reich«tag« übersenden lasten. Auf der weißen Schleif» di« Kranze« ist dir Widmung angebracht: „Seinem ältesten Mitglird, Ehristian Dieben. Im treuen Andenken der deutsche Reich«tag." Dir Gerüchte von geplanten russischen Represfiomaß- nahmen für den Fall, daß die Abweisungen rusfischcr Unterthanen au« Deutschland fortgesetzt werden, sind nach dem „Hbg. Eorr." zwar völlig grundlo«, werden aber trotzdem von eine« Theil der Blätter aufrecht ge halten. Mit dem einheitlichen Ladenschluß um 9 Uhr Abend» wird vom 1. Januar 1899 ab in Charlotten burg begonnen. Dir Mitglied«? des Verein« der Kolonial- waaren-Branche, die Inhaber zahlreich« Sprcialgrschäfte und Drogurnhandlungen kündigen bereit« ihr» bezügliche Absicht durch Plakate an. In den übrigen Charlottrn- burgrr Vereinen von Geschäftsleuten und Tewerbrtr«ben- den finden dagegen noch Berathungen über die Frage de« einheitlichen Ladenschlüsse« statt. Au« deutschen Kreisen in Hawannah wird an die deutsche Presse die Bitte gerichtet, unbemittelt» Leute dringend davor zu warnen, sich nach Suba zu be geben, weil dort für Leute ohne große Kapitalien nicht die geringste Aussicht, ihren Lebensunterhalt zu rrwerben, vorhanden, und der Untergang sicher ist. Zur Streitfrage über die Stellvertretungskosten d«r Abgeordneten, die Gemeindebeamte sind, wird der „Voss. Ztg." au« EberSwalde geschrieben, daß die Stadtverwaltung di« StellvertretungSkostkn für Professor Pauli deshalb nicht bezahle, weil sie dru Vertreter nicht berufen hat, sondern da« Provinzialschulcollegium über den Kopf de« Magistrats hinweg den Vertreter geschickt hat. Im Uebrigen hält dir Stabt sich für verpflichtet, den Stellvertreter zu bezahlen. Da« ist da» gerade Grgentheil von dem, wa« bisher au« EberSwalde -«- meldet wurde. Der bekannte Antrag Klinkowstroem, betr. Bestrafung derjenigen Blätter oder Personen, di« geheime Akten stück« widerrechtlich bekannt geben, richtet sich, wi» die „Kreuz-Ztg." aus Grund bester Informationen er klären kann, ausschließlich gegen die socialdemokratische Preste. Unlauter« Manöver deutscher Grundbesitzer gegen über d«r AnstedelungScommission deckt bi» „Köln. VolkS- ztg." auf, di« zu vertreten hat, waS sie mittheilt. Danach hat eine kleine Gruppe deutscher Grundbesitzer ein geheime« Kartell geschlossen. Besitzen dir Herren kein Gut in Polen oder in der Nähe von Ansiedelung«- gütern, so kaufen sie ein Gut in solchen Bezirken an. Da sie sehr hohe Preise fordern, lehnt di« Nnsiede- lungScommission den Ankauf zunächst ab. Nun wird da« Gut den Polen angeboten. Zugleich liest man in den Zeitungen, der deutsche Besitzer L., A. oder Z. untrrhandel« weg«n Verkauf« seine» Gute» mit einer polnischen Bank. Da« Ende vom Liede ist — die An- siedclungScommisfion kauft zu einem recht anständigen Preis« da« deutsche Gut von dem deutschen Besitzer, um «» vor dem Uebergang in polnische Hände zu retten. Die Vorlage wegen Erneuerung de» Privilegs der Reichsbank ist im Re.chsamt de» Innern jetzt nahezu fertig gestellt und soll dem BundeSrath bald nach Neu jahr zugehen. Sie wird wesentlich abweichend« Be stimmungen gegenüber dem bisherigen Rechtszustande haben, der bi« zum 1. Januar 1901 läuft. Von einer Verstaatlichung der ReichSbank, die von agrarischer Seite gewünscht wird, ist regierungsseitig Abstand genommen worden, womit auch die große Mehrheit deS Reichstags einverstanden sein wird. Ueber die Einzelheiten der Neugestaltung werden die Ansichten im Reichstage trotz dem weit auseinander gehen, so daß über die Reichs bankvorloge heftige Debatten zu erwarten sind. OeMrretry-Ungarn. Die Czechen werden in ihren Ansprüchen immer dreister, je nachgiebiger sich die Regierung zeigt. So sandten die czechischen Bürgermeister und Gemeindevor- flände de» böhmischen Bezirkes Libochowitz eine Erklärung an die Bezirkshauptmannschaft, in der es heißt: Ww dulden bei Controlversammlungen keine Beleidigungen der rzechischen Sprache und verweigern sofort unsre Mithilfe, wenn die sich bei den Controlversammlungen Meldenden sich der deutschen Sprache bedienen müssen. Wir werden auch von nun an weder von militärischen Behörden, noch von staatlichen Aemtern Zuschriften in deutscher Sprache entgegennehmen, vielmehr jede derselben abweisen. DaS ist eine mehr als herausfordernde Sprache, zumal erst noch in neuester Zeit diejenigen Militärbe hörden rectificirt wurden, welche bei Controlversammlun gen den voriretenden Czechen „Hier" erließen und zu- srisdcn waren, wenn diese ohne ein Wort zu sprechen ihre Pflicht thaten. Jetzt aber wollen die Czechen bei der in Rede stehenden Gelegenheit nicht nur ihr „Zde" ruf«n, sondern such nur dann vortretin, wenn sie qr« chisch auf»«ruf«n werden. Arnukreich. Dir CabinetSches Dupuy hält den EaffationShof mit seinem versprich«» bezüglich der Au«li»f«rung d»« -»Heimen Dossier« geradrzu zum Besten. Hoch und feierlich hat »r ihm die Au«lies«ung dir G»h«im- aet»n zugrfagt, Wochen-, ja monatelang haben die Ver handlungen üb« dir Bedingungrn gedauert, unter d«nm di» Ru»li«serun- rrfolgrn sollte, und noch imm»r lirgt kein» glaubhaft, Meldung darüber vor, daß d»r Eaffa« ti»n«h»f nun wirklich auch da« geheime Dosfirr nhaltrn hab». Au« der Thatsache, daß sich Eavaignak «boten hat, nkurrding« al« Zeuge vrrnommrn zu «erden, um üb«r da« Skheimaktenstück vor dem EaffationShof» auS- zusagen, ist »i»lmehr zu schließen, daß an »in» AuSlirfe- rung d»r Aetrn im Ernste noch garnicht -»dacht wird. Dir Gerücht«, Dr«yfu» befinde sich bereit« auf dr« Weg« nach Pari«, «halten sich, trotzdem sie zweifello« unbegründet sind. Eafimir PürierS, de« ehemaligen Ministerpräsidenten der Republik, Aussage vor dem EaffationShof gilt al« sehr bedeutungsvoll. Infolge dieser Vernehmung nimmt man an, daß General Chamoin, der s. Z. der Militärkanzlei de« Elysüe untn dem PräfidentrnjEasimir Pürier angehörte, berufen wird, im V««in mit dem Hauptmann Luignet Auskünfte über die Geheimattrn zu geben, dir dem Elysü« theilwrise bekannt waren. Eugi«»»- Di» rnglischen Blätter können sich nicht genug in Stichelei»» Deutschland gkgenüber thun. Anläßlich der Orirntreise deS deutschen Kaiser« behaupteten sie, ganz Syrien solle in deutschen Besitz übergehen; da alle dies« der Reise ein« politische Bedeutung unterschiebende» Berichte sich al« falsch erwiesen hatten, war cS eine Zeit lang still geblieben. Jetzt ab« geht da« Spiel von Neuem an. Der „Standard" will nämlich, wir rr schreibt, au« Konstantinopel «fahren haben, deutsche Kapitalisten wollten der Pforte eine Anleiht -«währe», wofür sic dir Ueberlaffung rine« großen Landstrich« in Syrien, wenn möglich auch in Palästina zur Gründung ein« deutschen landwirthschastlichen Eolonie beanspruchen. E« ist zweifellos, daß auch dies« Standard-Nachricht er funden ist. Türkei. Der Prinz Grorg ist bei s«m«n Maßnahmen, einr geordnete Lage auf Kreta zu schaffen, schon wieder- * auf Widerstand gestoßen; « ist aber fest entschlos- s«n, nur die rechten, d. h. die ihm geeignet «rscheinrnden Mä ner in bi« einzelnen V«waltung»post«n einzusetzen. Der Prinz-Gouverneur will daher die christlichen Abge ordneten Kretas auffordern, weitere Mitglieder für die zu constituirende Versammlung zu wählen. Dies« würde dann au« 130 Mitgliedern, darunter 30 Muhamedanern, bestehen. Nöthigenfall», sagte der Prinz, werde er di« ganze Insel in Kasernen verwandeln, ab« Gerechtigkeit werde geübt werden. Der Sultan ist entschloffen, gegen ein« etwaige Be festigung Alexandria» durch dir Engländer ener gisch zu protestiren und von den Mächten die sofortig« endgiltige Lösung der egyptischen Frage zu fordern. Asien. Di« Situation auf den Philippinen spitzt sich zu, da dir Insurgenten die Stadt Jlo Jlo vor der Ankunft der Amerikaner besetzten. Die Amerikaner werden infolge dessen zur Entsendung militärischer Verstärkung nach den südlichen Philippinen-Inseln genöthigt werden. Di« Insurgenten aus Luzon wollen die spanischen Gefangenen «st dann freigeben, wenn dir spanische Regierung mit ihn«n osficiell Frieden geschloffen hat. Aus dem Muldenthale. *Walde«b«rg, 31. December. Ein neue» Jahr! Man soll zwar von Abwesenden nur Gute» reden, wir wollen deshalb das abziehendr Jahr auch nicht verlästern, aber dem Wunsche möchten wir doch Ausdruck geben, daß das neue Jahr bester werden möchte als sein Vorgänger. Im vergangenen Jahre war zwar Vieles bester als früher, wenn auch nicht Jeder einen großen Gewinn ge macht und nicht jedes Mädchen eine sogenannte „gute Partie" gemacht hat, aber mitunter ging es doch recht hin und her; es war keine rechte Stetigkeit. Da« alte Jahr wird freilich sagen: Ich war gut, wenn nur di« Menschen bester wären. Da« neue Jahr soll un« die Friedensconferenz bringen, mag nur auch ein dauernder Friede dabei sein. Im deutschen Vaterlande ging es trotz der Reichsverdrostenheit noch so leidlich gut, aber anderwärts und besonders bei unseren Stammesbrüdern m Oesterreich blieb Viele« zu wünschen übrig. Frankreich blamirte sich von Tag zu Tag, England spielte den Welt« protzen, Amerika trieb Raubpolitik, Rußland rüstete heimlich für Asien,Spanien hatte die Folgen seiner Pfaffenwirthschaft zu tragen, und überall erhoben die Anarchisten drohend ihr Haupt; wohin man blickt, ist wenig Aussicht aus dauern den Frieden vorhanden. Die Zeiten sind nicht leicht, bewahren wir unS den treuen Sinn für freundschaftlichen Beistand und dazu unseren guten Humor. Wie sich da» neue Jahr gestalten wird, misten wir nicht. Heller Sinn,