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heute die Tagung des japanischen Parlaments er öffnet wurde, betont die zunehmende Herzlichkeit der auswärtigen Beziehungen. Ferner heißt es in der Thron rede, die nationalen Vertheidigungsmittel müßten nach Maßaabe der finanziellen Hilfsmittel vervollkommnet werden. Äfrika. Cecil Rhodes hat anscheinend wieder vollständig Ober wasser. Der schlaue Engländer trägt sich infolge dessen mit großen Plänen. Dem „Reuterschen Bureau" wird nämlich aus Port Elisabeth gemeldet: Bei einem Fest essen, welches hier zu Ehren Cecil Rhodes stattfand, wurde Rhodes in begeisterter Weise gefeiert. In Er widerung auf einen Trinkspruch, der auf ihn ausge bracht wurde, erklärte Rhodes, man dürfe in Südafrika kein unzivilisirtes Land dulden. Die Kapkolonie müsse die vorherrschende Macht in dem ganzen Gebiete im Süden Zentralafrikas sein. Sein Plan gehe dahin, Tarife und Gesetze und die Völker zu verschmelzen. Rhodes schloß mit der dringenden Aufforderung an alle Anwesenden, die Idee einer engeren Verbinduug aller südafrikanischen Völker zu fördern. Aus dem MutdeMhale "Waldenburg, 28. December. Gestern Nachmittag traf Ihre Durchlaucht Frau Erbprinzessin von Schön burg-Waldenburg, aus Dresden kommend, mit ihrem ältesten Sohne, Sr. Durchlaucht dem Fürsten Otto Victor von Schönburg-Waldenburg, hier ein. Die hohen Herrschaften gedenken bis morgen hier zu bleiben, um zu jagen, und werden sich dann zu mehrtägigem Auf enthalt nach Schloß Lichtenstein begeben. *— Am Weihnachtsheiligenabend veranstaltete der hiesige Gesangverein im Schönburger Hof hierselbst von dem Reinerträge des am 8. d. gegebenen Wohlthätig- keitsconcertes eine Weihnachtsbeschccrung für bedürftige ältere Ortsarme. Herr Cantor Uhlig hielt hierbei eine zu Herzen gehende Ansprache. Im Ganzen wurden 28 Personen beschenkt. Dieselben erhielten Brod, Fleisch, Gemüse, Kaffee und Zucker. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß hierbei der Wirth Herr Ed. Wismach, die Beschenkten mit je einem Glase Punsch erquickte. *— Das Weihnachtsfest ist in ungestörtem Frieden gefeiert worden; die deutsche Familie, die um den strah lenden Christbaum vereint war, hat dort ihre rechte Freude und Erquickung gefunden. Auch der Wettergott feierte Weihnachten, indem er ein lebhaftes Schneege stöber bescheerte, so daß während der Feiertage eine leid liche Schlittenbahn die Menschen in die herrliche Winter landschaft hinauslockte. Zur Christmetten am ersten Feiertage früh waren hier wie alle Jahre die Gläubigen in großen Schaaren in die Kirche geeilt, so daß fast jeder Platz der geräumigen Kirche besetzt war. Nun ist das Arbeitsleben wieder in seine Rechte getreten, wir eilen der Jahreswende entgegen; in naher Zeit grüßt uns verheißungsvoll das Jahr 1897. * — Ein prachtvolles Meteor wurde am zweiten Weihnachtsseiertage abends 8 Uhr 1 Minute hier be obachtet. Dasselbe leuchtete plötzlich gleich einer elek trischen Bogenlampe, saft Tageshelle über die ganze Gegend verbreitend, in bläulich weißem Lichte auf, nahm dann einige Secunden eine feuerrothe Farbe an und zerplatzte dann unter weißer Lichtentwickelung. Die Erscheinung, die nach vorliegenden Meldungen auch in Chemnitz bemerkt worden ist, bewegte sich von Nordost nach Südwest. * — Gegenwärtig liegt die Wanderbibliothek des Glauchauer Kreisvereins für innere Mission bei dem Kirchenvorsteher und Ortssteuereinnehmer Funke in Alt waldenburg zur Benützung aus. Die Bibliothek enthält eine Anzahl guter und unterhaltender Bücher, Volks schriften und dergl. Die Lesegebühr beträgt für jedes Buch pro Woche 3 Pfg. Wer gerne etwas Gutes liest und sich und seiner Familie in dieser Winterzeit angenehme Stunden edler geistiger Unterhaltung zu ver schaffen wünscht, dem kann die Benützung dieser Biblio thek nur empfohlen werden. * — Herr Gemeindevorstand Friedrich August Irmscher in Wolkenburg ist am 14. d. als solcher anderweit in Pflicht genommen worden. * — Im benachbarten Reichenbach wurde in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag im Hause des Schneider meister- Kramer ein Einbruch verübt. Den Dieben fielen außer einem Betrage von 120 Mark noch einige Betttücher in die Hände. Die Inhaber von Eisenbahn-Monatskarten zum halben Preise (sogenannte Nebenkarten, die in Verbindung mit Monats-Stammkarten verabreicht werden) werden darauf aufmerksam gemacht, daß nach den einschlagenden Tarifbestimmungen die beigebrachte Bescheinigung über die Hausstandszugehörigkeit mit dem Schluffe des Jahres 1896 erlischt und daß zur Erlangung von Nebenkarten, für das neue Jahr eine neue Bescheinigung nöthig ist' Es wird sich empfehlen, rechtzeitig die Bescheinigung zu erneuern, denn die Stationen sind nicht befugt, auf Grund der alten Bescheinigungen Nebenkarten auf das neue Jahr zu verabreichen. * — Bei der am 10. d. in Grumbach stattgehabten Treibjagd, zu welcher sich Schützen von Nah und Fern cingefunden hatten, wurden 49 Hasen, 1 wildes Kaninchen und 1 Reh zur Strecke gebracht. — Am 24. d. brach in Glauchau, im Hause Karlstr. 7, im Dachgeschoß Feuer aus. Die schnell her beigeeilte Feuerwehr dämpfte den Brand in halbstündiger Thätigkeit und schlug alsdann das Holzwerk des Daches, um einen nochmaligen Ausbruch zu verhüten, herunter. — Die Königl. Amtshauptmannschaft in Zwickau >at für ihren Verwaltungsbezirk die Verwendung offener koksfeuer zum Austrocknen der Wohnungen in neuen Häusern verboten. — Die Armenversorgungsbehörde in Zwickau hat in den letzten Tagen gegen 1800 Mark Stiftungszinsen an Arme vertheilt. — Ein bedauerliches Vorkommniß, bei welchem durch Ueberlassung der Kleider an Diphtheritis verstorbener Kinder an eine Leichenwäscherin die bezeichnete Krankheit in die Familie der Leichenwäscherin übertragen worden ist, veranlaßt die Königl. Amtshauptmannschast Rochlitz, darauf hinzuweisen, daß das Verschenken von Kleidern an ansteckenden Krankheiten Verstorbener vom gesundheits polizeilichen Standpunkte aus höchst gefährlich und un statthaft ist. Um der Uebertragung von Krankheiteu thunlichst vorzubeugen, ist die Vernichtung derartiger Kleider geboten. Ans dem Sachfenlande. — Die Weihnachtsfeier im Königshause Sachsen voll zog sich im wesentlichen in derselben Weise wie in den Vorjahren. Nachdem am heiligen Abend die Familien- tasel im Palais des Prinzen Georg ihr Ende erreicht hatte, schloß sich hieran die Christbescherung. Nach der Rückkehr des Königs nach der Königsvilla Strehlen fand hier 1/2!) Uhr die Weihnachtsbescherung bei den König lichen Majestäten statt. Um Mitternacht besuchte die Königliche Familie mit Ausnahme Ihrer Majestät und der Frau Prinzessin August die Christmetten in der katholischen Hoskirche zu Dresden. — Am Helligen Abend verstarb nach längerem Leiden Herr Stadtrath und Verlagsbuchhändler Wilhelm Volk mann in Leipzig im sechzigsten Lebensjahre. Der Ver blichene hat durch eine reichgesegnete Wirksamkeit im Dienste des Buchhandels und im Gemeinwesen d.r Stadt Leipzig sich große Verdienste erworben. Er war Mitbe sitzer der großen Buchdruckerei und Verlagsanstalt von Breitkopf u. Härtel dortselbst, Schatzmeister des Börsen vereins der deutschen Buchhändler und lange Jahre wid mete er einen großen Theil seiner Zeit dem öffentlichen Armenwesen. — Die Ucbersiedelung des Rochlitzer Ulanenregiments in die neue Kaserne in Möckern nimmt bereits am 1k. Januar insofern ihren Anfang, als von diesem Tage an in die Kammerhäuser eingeräumt wird. — Die Beamtenschule Lommatzsch hat unter den Anstalten ihrer Art von jeher einen hervorragenden Platz eingenommen und erfreut sich auch heute noch eines aus gezeichneten Rufes. Die Ursachen hiervon dürsten darin zu suchen sein, daß seit ihrem Bestehen die solidesten Grundsätze bezüglich der ganzen Verwaltung geherrscht haben, daß mit gewissenhafter Treue und ernstem Fleiß in ihr allerseits gearbeitet wird und daß die Schüler in der kleinen Landstadt bei hinreichender Beaufsichtigung vor jeder Ausschweifung bewahrt bleiben. Wie wir hören, sind bereits 476 Zöglinge der Anstalt zu fester Anstellung gelangt, unter ihnen 449 nach bestandener Prüfung; die meisten Zöglinge haben sich der mittleren Postbeamtcnlaufbahn zugewendet. — In Meerane hat sich am 23. d. ein dortiger Delikateßwaarenhändler in seiner Wohnung erhängt. Als Motiv zur That wird die Verurtheilung zu einer Geldstrafe wegen Beleidigung angegeben, die bei dem gut situirten Manne nicht ins Gewicht fallen konnte. — Vom 1. Januar 1897 ab erscheint das Amts blatt von Meeraue unter dem Titel „Meeraner Zei tung." — Das dreijährige Töchterchen eines Einwohners in Treuen ist vor wenigen Tagen an Krämpfen gestorben, welche durch den erhaltenen Schrecken vor dem „Knecht Ruprecht" verursacht worden sind. — Am Dienstag sind in Rricheubach i. B. aus dem Nachlasse des Herrn Mor. Feustel ssu. weitere zwei Vermächtnisse im Betrage von 10,000 Mk. zur Auszahlung gelangt und zwar hat das Bethlehemstift zu Bad Elster, dieses Schloßkind des Kreisvereins für innere Mission der Ephorie Plauen, ein Legat von 5000 Mk. erhalten, und der Stadt Lengenfeld, dem Geburts ort des Verstorbenen, sind die anderen 5000 Mk. weiter noch zu miidthätigen Zwecken überwiesen würden. Der verstorbene Rentier Moritz Feustel, zu dessen bleibender Erinnerung die Summe gestiftet worden ist, gehörte unmittelbar nach der Gründung des Kreisoereins für mnere Mission längere Zeit dem Direclorium als Schatz meister an. — Am 22. d. nachmittags ereignete sich in Zwei- «auudorf ein schreckliches Unglück. In der dortigen Eisengleserei von Gebrüder Sternkopf war man mit dem Guß eines 35 Centner schweren Dynamo-Fundamentes beschäftigt, als plötzlich die Leistenformwand zerplatzte, wobei drei Personen: der 28jährige, aus Chemnitz, ge ¬ bürtige Mitbesitzer der Fabrik, Richard Sternkopf, der 23jährige Former Miethey aus Riesa und der 15jährige Formerlehrling Voigt aus Stötteritz durch die glühende Eisenmafse aufs Schwerste verletzt wurden. Das Befin den der Verletzten giebt zu großen Besorgnissen Veran lassung. Altenburg, 25. December. Die für das Herzog- thum Altenburg auf das Etatsjahr 1895/96 angeschrie benen Sollbeträge der Zölle und Verbrauchssteuern mach ten die Summe von 3,025,577 Mk. aus. Fast zwei Drittel hiervon hat die Rositzer Zuckeraffinerie aufzu bringen, denn die Zuckersteuer belief sich auf 1,977,717 Mk. und stieg im Vergleich mit dem Vorjahre um fast 200,000 Mk. Dann folgen die Eingangszölle mit 788,722 Mk., die Brausteuer mit 182,965 Mark, die Tabaksteuer mit 347,88 Mk., die Maischbottich- und Branntweinmaterialsteuer mit 252,76 Mk., die Ver brauchsabgabe für Branntwein mit 114,29 Mk. und die Salzsteuer mit 4680 Mk. Gegenüber dem Vorjahre ist allein die Brausteuer zurückgegangen, und zwar um 9000 Mk., während alle übrigen Posten sich erhöht haben: die Eingangszölle um 55,000 Mk., die Ver brauchsabgabe für Branntwein um 11,000 Mark, die Tabaksteuer um 8000 Mk., die Maischsteuer um 3000 Mk. und die Salzsteuer um 1000 Mk. Die Steige rung der Zuckersteuer muß als eine ganz rapide bezeichnet werden, da sie vor drei Jahren noch nicht 1,000,000 Mk. betrug. — Dichter Schneefall hat uns eine gute Schlittenbahn geschaffen, die bereits ausgedehnt benutzt wird. Verwischtes. Allerlei. In Berlin ist am 26. d. früh nach längerem Krankenlager der Naturforscher und Physiologe Geheim- rath Emil Debois-Reymondim Alter von 78 Jahren gestorben. — Bei einer Ausfahrt der Königin von Bel gien in Brüssel scheuten plötzlich die Pferde in der Rue Royal. Die Königin wurde aus dem Wagen ge schleudert und ohnmächtig in eine nahe gelegene Apotheke getragen. Glücklicherweise hat die Königin keine ernst lichen Verletzungen erlitten. — In Nordamerika sind zwischen den großen Seen und Philadelphia enorme Massen Schnee gefallen. Das Thermometer zeigt 26 Grad unter Null. Zahlreiche Menschen sollen bereits erfroren sein. — Auf der fürstlich Bismarckchen Be sitzung Varzin brach während der Feiertage ein er hebliches Feuer aus. Es brannte die dem Fürsten ge hörige Schneidemühle ab. Die Ortsfeuerwehren waren angesichts des erheblichen Brandes machtlos. Der Scha den ist durch Versicherung gedeckt. — Ermordet und beraubt wurde in Moskau die 72jährige Oberin der Bespopowzisekte. — Am ersten Weihnachtsfeiertag vormittags 8 Uhr 23 Minuten sind bei Glintztg, zwischen Labes und Schivelbein, zwei Personenzüge zu- sammengesahren. Die Maschinen und mehrere Wagen wurden zertrümmert und mehrere Personen verletzt. Telegramme. Wie«, 28. December. Wie daS „R. W. Tgbl." vo« dem KriegSministerium nahestehender Seile erfährt, wird auch Oesterreich mit Rücksicht auf di« neuen Be stehungen von Kanone« i« Frankreich uu» Deutsch land nicht »urückstehen können. Prag, 28. December. Der heutige» Eröffnung des Landtag» steht mau mit großer Spannung entgegen. Die Deutschen find entschlossen, im Falle di« Czech«« neuerdings «nf Einfühlung »«- böhmischen Staats- rcchts bestehen, aus dem Landtag z» scheide«. Budapest, 28. December. Eine Eucyclica des Papstes verbietet die Verwendung der ungarische« Liturgie i« de» ungarischen Kirchen, und ordnet dir Per« «ichtung der «ngarischen Meßbücher au. Brüssel, 28. December. Infolge der tumultnarische« Auftritt« in d«u letzten Kammersttzuuge« anläßlich der Besprechung der Civillist« des Königs fordern die gemäßigten Blätter «ine bedeuteude Berschärfuu- d«S Kammerreglements. DaS „XX. Steel«-- «rt.Srt, dem Präsidenten müßte» Mittel in die Han» gegeben werden, um «ine Wiederholung solch«« gehässig«» Auslassungen gegen die königlich« Familie zu v«r» hindern. Lie ueuru Bestimmungen d-S Kammer- reglementS werde« im Januar zur Berhaudluug gelaageu. Brüssel, 28. December. Sester« traten hier SOO so« cialistisch« Gemeinverathsmitgliever zu einem Eo«- gr«ß zusammen, der die Gründung eines socialiftt« schen Beretus beschloß. Derselbe soll sich alljährlich zu Pfingsten versammeln. Di« katholischen Blätter befürchten, daß die Organisation der socialistifche« SemeinderathSmitglicder, wie vor der franzöfische« Revoluiiou der Jakobinerelnb, «ine Schreckensherr schaft organistreu könnte«, und fordern die Regie rung auf, die jeweilige» Bersammluuge« zu ver biete». Paris, 28. December. Der frühere Finanzminister Doumer nahm de« Posten deS »eneralgonverneurs von Judo China an. B«n«dig, 28. December. Wie a«S Bre-eia gemeldet wird, hat die spanisch« Regiernug in d«n dortig«« Waffenfavrikeu 15 Million.« Patrone» und 19,000 Stück Gewehr« bestellt, die bis Ende Januar geliefert werden müsse». Ferner hat Spanien für de« Ba» der vier in de« italienischen Arsenale» bestellte« Dampfcrkrenzer solch- Eile empfohlen, daß auch bei Rach» gearbeitet wird. Loudon, 28. December. Dem „vbserver" nach soll ei« SensationSprozeß Wege« Verraths von Staats» geheimniffe« bevorftehen. Es sei erwiese», daß «i«e fremde Regierung alle Einzelheiten über Pläne einer ««glischeu Bertheidignng besitze. Eine andere Regi»«