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gierung in Paris in auffälliger Weise Alles unterläßt, was auch nur entfernt als eine Begünstigung der orlea- nistischcn Ansprüche gedeutet werden könnte. Italien. Der König Alexander von Serbien ist zum Besuche König Humberts in Rom eingetroffen. Die Freilassung der Gegenleistung für die italienischen Kriegsgefangenen in Abessinien wird, wie verlautet, nicht in einer Geldsumme bestehen, sondern in der auf dem Dampfer „Doelwizk" beschlagnahmten Waffenladung. England. Der Freibeuter Jameson wird wegen seines Gesund heitszustandes wahrscheinlich in wenigen Tagen aus der Haft entlassen werden, die er wegen seines Einfalles in Transvaal wohl nur pro formu. in London verbüßt. Der deutsche Professor Robert Koch, welcher zum Stu dium der Rinderpest nach Afrika abgereist ist, hat in London kurzen Aufenthalt genommen. Dem verdienten Bakteriologen gegenüber hat man auch in Londoner Ge lehrtenkreisen kein Hehl aus dem in England bestehen den Deutschenhaß gemacht und den Berliner Professor überall mit abstoßender Kälte behandelt. Zu dieser Be handlung hat auch freilich der Aerger darüber beige tragen, daß die Capregierung eine deutsche und keine eng lische Autorität zur Ergründung des Wesens der Rinder pest in Südafrika berufen hat. Türkei. Der Sultan Abdul Hamid scheint entschlossen zu sein, seinen vielen schönen Worten nun auch Thaten folgen zu lassen, in diesem Sinne wird wenigstens ein Befehl desselben an die Gouverneure der Provinzen aufgefaßt, daß dieselbe ihre Berichte, betreffend Einfüh rung von Reformen nur mit der Gegenzeichnung der Vertreter der Mächte versehen, dem Palaste zusenden sollten. Asien. In Söul wurde eine Anzahl koreanischer Offiziere verhaftet, weil sich dieselben angeblich verschworen hatten, sich des Königs zu bemächtigen und ihn zur Rück kehr in den Palast zu zwingen. Drei russische Offiziere mit 80 Seeleuten und einem Feldgeschütz sind in Söul eingerückt, um zu versuchen, was sich dort für Rußland thun läßt. Aus dem Muldeuthale "Waldenburg, 26. November. Ihre Durchlaucht Prinzessin Luise von Schönburg-Waldenburg ist in Dresden eingetroffen und hat im Hotel du Nord Wohnung genommen. *— Im hiesigen Gewerbeverein wird nächsten Diens tag ein populärwissenschaftlicher Vortrag vom Stand punkte der modernen Naturwissenschaft geboten werden, welcher geeignet ist, nützliche und gediegene Kenntnisse, die zum Verständniß unserer Zeit und Antheilnahme an ihren Bestrebungen unerläßlich sind, zu verbreiten. Herr vr. Schaarschmidt aus Leipzig wird nämlich über den Erdball und seine Geschichte oder Wie wird Schöpfungs geschichte recht gelehrt? sprechen. Nach den vorliegenden Urtheilen der Presse ist der Herr Vortragende bemüht, zu beweisen, daß die Ergebnisse der Wissenschaft sich keineswegs in Gegensatz zu der christlichen Glaubens- Feuilleton. Auf irrem Pfade. Roman von Hans Dornfels. (Fortsetzung.) Tieffenbach verstand Wort und Blick seiner Nachbarin gar nicht. Er strich über den kurzen blonden Vollbart und erwiderte völlig unbefangen: „O lassen Sie immerhin die Küchenmädchen für ihn schwärmen! Er ist zu stolz, sich da etwas zu vergeben, und da Sie sich selbst ausschließen, käme höchstens Hella in Betracht . . . und hier habe ich vorgebeugt. Sie ist auch nicht sein Geschmack/' Unter dem verdeckenden Kleide stampfte der kleine Fuß der schönen Frau den Rasen . . . war denn dieser Mann, den noch vor Kurzem ein flüchtiges Wort so scharf getroffen hatte, heute unverletzbar, blind und taub? Ein bitteres Lachen flog kurz und scharf von ihren Lippen . . . wie anders wäre ihr ganzes Leben geworden, hätte er vor Jahren ihr so felsenfest vertraut wie jetzt jener da! Dann hätte heute sie als sein Weib neben ihm gestanden, und wahrlich, sie hätte es mehr gewürdigt und ihm mehr gedankt als jene fade Puppe, welche seine schmucklose, feste Männlichkeit nicht zu verstehen und ihn über einen Will Jensen zu vergessen vermochte. Der Baron stellte die geleerte Tasse nieder und ge sellte sich zu jener anderen Gruppe, welche Gelegenheit Will sofort benutzte, seinerseits dieser zu entschlüpfen und sich wieder seiner Tischdame zu widmen. Ueber einen kühlen Empfang durfte er nicht klagen, im Gegen theil, sie gab sich weit liebenswürdiger als vorher. Be reitwillig ging sie auf seinen neckenden Ton ein, und als er, dadurch angestachelt, einige versteckte Huldigungen wagte, nahm sie diese mit reizender Koketterie entgegen. Sie forderte ihn sogar zu einem Spaziergange durch den Park auf, der sie von der anderen Gesellschaft entfernte. Es lag etwas Herausforderndes in ihrem Betragen, wenn sie auch die einer Dame gesteckten Grenzen keines- lehre stellen, sondern vielmehr geeignet sind, die Allmacht, Weisheit und Güte eines höchsten Wesens erkennen und bewundern zu lassen. *— Der Pädagogische Verein hierselbst feierte am gestrigen Tage sein 25jähriges Stiftungsfest, bestehend in einer musikalischen Aufführung von nachmittags 5 Uhr ab im Saale des Schönburger Hofes und einer Festtafel im Rathhaussaale, welche '/s8 Uhr begann. An die Tafel schloß sich ein Tanzvergnügen. Den Vorsitz des genannten Vereins führt zur Zeit Herr Seminar oberlehrer Kaeseberg. Im Jahre 1871 von den Herren Wienhold, Göhler und Hanschmann mit 9 Mitgliedern begründet, hat sich der Verein allmählich zu einer statt lichen Körperschaft entwickelt, welcher die Collegen des gesammten Amtsgerichtsbezirks Waldenburg umfaßt. Auf den Verlauf der Feier selbst gedenken wir noch zurück zukommen. *— Zur Erleichterung des Reiseverkehrs an den kommenden Weihnachtstagen hat der preußische Eisenbahn minister die Verlängerung der Giltigkeitsdauer der vom 22. December d. I. ab gelösten Rückfahrkarten bis einschließlich den 6. Januar 1897 angeordnet. *— Heuer während der Sommermonate sind in Sachsen 14 Personen vom Blitze erschlagen worden. Der erste Fall trat schon am 25. März ein, der letzte am 10. September. Außerdem sind in unserem Lande noch verschiedene andere Personen durch Blitzschlag be täubt, gelähmt oder verletzt worden. Unter den 14 durch den Blitz augenblicklich getödtcten Personen waren 7 Männer, 5 Frauen und 2 Kinder. In Gebäuden kamen nur 3, im Freien aber 11 Personen umS Leben. In den Häusern der großen und mittleren Städte kommt man viel seltener in Gefahr, als in denen kleiner Ort schaften. Doch hat man auch hier einige Vorsichtsmaß regeln zu beachten. So ist's nicht gut, in offene Haus- thüren zu treten, sich bei den Gas- und WasserleitungS- rohren, an Oefen und Kaminen aufzuhalten; im Zimmer setze man sich lieber in den Mittelraum als an die Wand, aber nicht unter Kronleuchter und Hängelampen. Den Kopf zum Fenster hinauszuhalten oder mit den Händen hinauszugreifcn, um Blumenstöcke wegzunehmen, Außenfenster oder Läden zu schließen, ist zu vermeiden, wie etliche Beispiele auch im letzten Sommer gelehrt haben. Die in allen Jahren sich wiederholenden Vor kommnisse, daß Personen, die sich unter Bäumen gegen den Regen etwas geschützt wissen, umsomehr vom Blitz schläge gefährdet werden, haben zwar nun mehr als früher zur Warnung gedient, doch sind wieder außerhalb Sachsens 5 Fälle verzeichnet, in denen 8 Personen unter Bäumen getödtet, andere verletzt wurden (bei Heiligen stadt wurde ein Schäfer mit 8 Schafen unter einem Kirschbaume erschlagen; bei Marburg wurden unter Bäumen 40 Schafe getödtet, der Schäfer nur betäubt). *— Gestern Mittwoch Abend gegen 10 Uhr brannte in Langenleuba-Oberhain die Ziegelscheune des Gaslhofs- besitzers Weber, in welcher sich der Brennofen befindet, nieder. Am Monntag hatte der Ziegelbrenner den letzten diesjährigen Brand darin angezündet. *— In Glauchau fand gestern Mittwoch die dies jährige Diöcesanversammlung der Ephorie Glauchau, in wegs überschritt. Will empfand es und erhitzte sich daran. Was er im woraus als ein kluges Glücksspiel berechnet, nahm nun unerwartet den Charakter eines ernst haften Gefühles an. In diesem jeder Jntrigue so fernen Kreise achtete Niemand auf die Beiden und ihr Gebühren, selbst Mar garethe nicht. Nur ein Augenpaar verfolgte sie mit zürnenden Blicken . . . Hella empfand die offenbare Zurücksetzung Wills wie einen körperlichen Schmetz. Sie lehnte allein an einer Eiche und starrte zorngerötheten Antlitzes in das Gebüsch, hinter welchem die Beiden verschwunden waren. „Gestatten Sie, gnädiges Fräulein," sprach dann hinter ihr eine etwas sarkastisch klingende Stimme. Mit trotziger Geberde wandte sie sich um. Es war kein freundlicher Blick, den sie auf den Sprecher warf, der sich ruhig niederbeugte und ein kaum fußhohes Eichen pflänzchen, auf welches sie unachtsam getreten, unter ihrem Stiefelchen hervorzog. Sie erröthete ein wenig, wich einen Schritt zurück und sagte schnippisch: „Es würde dem Bäumchen auch ohne Ihr Erbarmen kein Leid geschehen sein, Herr Born . . . und wenn auch, so —" „So hatte ich dennoch keine Berechtigung, Ihrem Unmuth dieses unschuldige und unbedeutende Opfer zu entziehen," ergänzte Born, als sie stockte. „So ungefähr dachten Sie, gnädiges Fräulein!" „Vielleicht!" „Ich bitte demüthigst um Verzeihung und biete mich zum Ersatz dieses botanischen Sündenböckleins dar." „Danke — es bedarf dessen nicht." „O es soll nicht vortheilhaft sein, einen Groll stumm zu verbeißen. Ein tüchtiger Fußtritt, wie auf die kleine Eiche da, oder einige Worte von Ihrer bekannten Liebens würdigkeit bilden eine sehr heilsame Entladung des an gesammelten Gewitterstoffes." Hella maß den Sprecher mit blitzenden Augen. Es war noch ein junger Mann mit einem schmalen, spärlich behaarten dunklen Kopf und merkwürdig klugen, scharfen welcher Herr Superintendent Weidauer über die „schönen Gottesdienste" unserer evangelisch-lutherischen Landes kirche sprach. Da der gehaltvolle Inhalt dieser Ansprache auch für weitere Kreise unserer evangelischen Bevölkerung von hohem Interesse ist, werden wir denselben in einer unserer nächsten Nummern ausführlicher wiedergcben. — Im weißen Noß in Glauchau ist am Dienstag Abend gegen 6 Uhr der 72 Jahre alte Hausdiener D. von einem schweren Unfall betroffen worden. Als der selbe nämlich einen Sattel aus der Geschirrkammer holen wollte, explodirte plötzlich die Petroleumlampe; sofort eilte er hinaus, um Wasser zum Löschen zu holen, aber bereits war er von den Flammen ergriffen und an der Brust durch Brandwunden derart verletzt worden, daß er ins Krankenhaus geschafft werden mußte. — In Zwickau ist den Lehrern der Bürgerschule vom Rathe ein Arzt bestimmt worden, an den sie sich zu wenden haben, wenn Schulkinder als krank entschul digt und für sie ärztliche Zeugnisse nicht beigebracht werden. — Die Wälle auf dem Porstelberge bei Wechsel burg sind zweifellos vorgeschichtlich, wenn sie auch später in Kriegsnoth als Verschanzung gedient haben. Bei einer kürzlichen Untersuchung der frischgerissenen Acker furchen auf der Kuppe fielen mehrfach vorgeschichtliche Scherben auf, die aus einer sehr groben, sandigen Masse bestehen, die Außenseiten mit einem lehmartigen Anflug. Der Bruch ist meist kohligschwarz. Ein Scherben zeigt Spuren einer Wellenverzierung. Auch formlose, kleine gebrannte Lehmstücke fanden sich, die den Eindruck machen, als hätten sie zu einer Feuerstelle gehört. Der Boden enthält ziemlich viel Spuren von Brand: Holzkohle. Die Scherben lagen mehr nach der steilen Südseite des Berges zu, weit von den Wällen im Norden weg. Die beschriebenen Trümmer haben ein ganz anderes Aus sehen, als die kürzlich in Stöbnig aufgefundenen. — Aus Wurzen wird geschrieben: Die hiesigen industriellen Verhältnisse, welche seit mehreren Jahren sehr gedrückt waren, haben sich erfreulicherweise ganz be deutend gebessert. Die großen Actienunternehmungen, wie die Stadtmühle, Schönertmühle, Teppichfabrik, Bronzc- waarenfabrik, sind reichlich beschäftigt und haben den Betrieb erhöht und viele Arbeiter neu in Beschäftigung genommen. Da vielfach über Mangel an Arbeitskräften geklagt wird, hat die Arbeitzeit in mehreren Fabriken verlängert werden müssen. Aber auch die anderen Fabriken, wie die beiden Cartonnagenfabriken, die Ma schinenfabriken und Eisengießereien, Metallwaaren-, Ci garren-, Tapeten-, Filz- und Schuhwaarenfabriken u. s. w., sind ohne Ausnahme gut beschäftigt und haben ihren Betrieb zum Theil vergrößert. Aus dem Suchsenluude — Die Mitglieder der letzten Landessynode haben 900 Mk. für den Allgemeinen Kirchenfond gesammelt und dem Landesconsistorium zugestellt. — Im Vogtlande sind in letzter Zeit neue mecha nische Webereien entstanden und hierbei ein nicht unbe trächtliches Anlagekapital in diesen industriellen Unter nehmungen verwendet worden. Leider sind gegenwärtig die geschäftlichen Verhältnisse in diesem Industriezweige Zügen und Augen, aus denen eine überlegene, geistvolle Spottlust blitzte. Born bekleidete die Stellung eines Jnspectors auf dem zu Liebenau gehörigen Gute Plohe und nahm in so fern eine Ausnahmestellung ein, als er ein besonderer Liebling Tieffenbachs und im Gegensatz hierzu der einzige aller Beamten und Dienstleute war, gegen den Hella nicht ihre bezaubernde Gutherzigkeit bewies. Sie haßte seine feine Ironie und machte daraus kein Hehl, ohne freilich mehr zu erreichen, als daß der Kriegszustand zwischen ihnen permanent wurde. Die Intervention Wolfgangs wagte sie nicht anzurufen, da er im geselligen Verkehr seine Beamten nie uls Untergebene, sondern stets al- gleichberechtigte Gäste zu betrachten gewöhnt war. Gegen Born blieb meist selbst ihr sonst recht flinkes Zünglein im Nachtheil, und so nahm sie gewöhnlich ihre Zuflucht zu verletzender Kälte . . . allerdings auch dies nicht immer mit unbestrittenem Erfolge. Mit einem unnachahmlichen Rümpfen des feine« Näschens, das ihr reizend zu Gesicht gestand, sagte sie kühl: „Sie lieben es wieder, in mir unverständlichen Räthseln zu sprechen, ich weiß weder etwas von unter drücktem Groll noch von Gewitterstimmungen." „Sollte ich mich in der That täuschen, wenn ich annehme, daß Sie einen Platzwechsel mit Frau v. Nohr Ihren einsamen Betrachtungen vorgezogen haben würden?" Der spöttische Ton noch mehr als die Worte an sich selbst trieb eine dunkle Purpurröthe in Hellas Wangen. Sie hätte weinen mögen vor Zorn und Scham. Ein häßliches Wort glitt über ihre bebenden Lippen: „DaS ist unverschämt!" Born zuckte zusammen und biß sich auf die Lippen, doch schon im nächsten Moment hatte er sein spöttisches, überlegenes Lächeln wiedergefunden. „Vielleicht, meine Gnädigste, aber jedenfalls wahr!" Und mit einer Verbeugung, die fast zu tief war, uni ernsthaft zu erscheinen, zog er sich zurück. (Fortsetzung folgt.)