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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage «sch Soim- ML FesttLge». Annahme t-sn Z«fsrsierk sLr die nächst»- scheiilende N«mu« bi« mittag« 12 Ahr. Ker AtzawtiMeEpreiS derrägt »iertelWr- »4 1 Mk, Tü Pf. Eiu^lne Rm. 6 Pf. Jaserate vrs Zeile 10 Pf., Ringes. L0 Pc. Expedition: A-A>«durg, Oberqsfir 891 N«d OPöendarzer Amerger. Wirten: in WHadtwaldeasurg bet Herr e Kaufmann Otto Forster; in Kausungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchurs darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig he Fran Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 168; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg Sei Herrn Ernst Rösche; 4: Ziegslhsim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für dsn Stadtrath zu Maldsnburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, 8«r»ze«<ru, B»chts»fLsit»-GMttb sxg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mstadt-Waldenburg, Bräurrsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ghrenhain, Frohnsoorf, Kalken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lenba-Riederhain, Langenleuba-Oderhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Neichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. N 275. Dottiierstag, den 26. November irM Witterunqsbericht, ausgenommen am 25. November, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 775 NM. redueirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand P 2" 0. (Morgens 8 Uhr U- Keachti-kettsgehatt der Lust nach Lambrechts Polymeter 70"/o. ThllUpUIlkl — 3 Grad. Windrichtung: Ost. Daher Witternusisnusfichten für den 26. November: Halb bis ganz heiter, zeitweise dunstig bedeckt. "Waldenburg, 25. November 1896. Die nordamerikanischen Iankees sind die personificirte Rücksichtslosigkeit gegenüber Anderen, wenn diese Rück sichtslosigkeit ihrem eigenen Vortheil dient. Das war lange bekannt, und allem Anschein nach wird es sich bald genug von Neuem bewahrheiten, denn den Freunden übertrieben hoher Zölle in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika beginnt seit der Wahl des Herrn Mac Kinley zum Präsidenten der Kamm bedenklich zu schwellen. Anerkanntermaßen ist der neue Präsident ein höchst ehrenwerther Mann, bei uns würde man das von einem solchen Manne für selbstverständlich halten, während „drüben" diese Selbstverständlichkeit durchaus nicht immer zu finden ist, aber seine Politik verdient nur den Bei namen einer gemeingefährlichen und beunruhigenden. Mac Kmley will Amerika für den europäischen Markt sperren, während amerikanische Waaren nach Europa hin freien Absatz behalten sollen; jedem gesunden Menschen verstände leuchtet das Widersinnige einer solchen Politik ein, die von anderen Staaten so viel wie nur irgend möglich haben, aber Niemandem etwas abgeben will; dabei ist weder eine gegenseitige Freundschaft, noch ein wirthschastliches Prosperiren möglich, und eben darum muß diese Politik eine gemeingefährliche genannt werden. Schon heute hat kein europäischer Staat eine solche strenge, verklausulirte und verzwickte Zoll- und Einsuhr- Gesetzgebung, wie die nordamerikanische Union — dank den unerschöpflichen Geldinitteln der großen Herren, mit welchen die Wahlstimmen einfach gekauft werden. Freie Wahl in Nord-Amerika ist für viele Wähler in der „großen und freien Republik" ein Unsinn, wer ihnen das Meiste bietet, der hat sie. Uebrigens sind auch in England lange genug in dieser Weise die Wahlen ge macht worden. Daß man im „alten und verzopften" europäischen Continent denn doch mitunter etwas weiter vorgeschritten ist, als im freien Amerika, sieht man an diesen Dingen. Das Zollgesetz, welches den Namen des neuen Präsi denten der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zuerst „berühmt" machte, hat der deutschen Industrie, welche nach Nord-Amerika exportirte, vielfach sehr schwere Wun- den geschlagen; in manchen Bezirken trat eine große Ar beitslosigkeit und für Fabrikanten, wie Arbeiter ein recht drangvolles Verhältnis ein. Unter dem letzten Präsi denten Cleveland sind aus dem Mac Kinley-Gesetz einige Härten beseitigt, aber noch immer ist die deutsche Aus fuhr nach Nord-Amerika nicht wieder auf diejenige Höhe gekommen, welche sie früher besessen hat, denn da Vie Zölle recht hoch sind, wird der Preis der Waare von den amerikanischen Einkäufern recht gedrückt. Man könnte nun sagen, die deutschen Fabrikanten möchten sich einen anderen Markt suchen, indessen herrscht heute immer noch starke Ueberfüllung und vermehrte Concurrenz. Wie wird das nun werden, wenn, wie die Herren drüben vorhaben, abermals eine Zollerhöhung um so und so viel Prvcent eintreten soll? Jedes Volk hat in Sachen der Zollgesetzgebung sein volles, freies Recht, so lange es nicht "die Grenzen des auf Gegenseitigkeit be- ruhenden internationalen Entgegenkommens überschreitet und auf dem Territorium des Uebermuthes unv der Rücksichtslosigkeit ankommt. Aus diesem Territorium tummeln sich aber die Aankees schon recht wacker, und ihr Hochmuthsgaul wird nun zu verstärkten Kraftanstren gungen angetrieben, weil man drüben die seltsame An schauung bat, Europa müßte sich vom freien Amerika Alles gefallen lassen. Leute, die bei uns den Iankee-Charakter nicht kennen oder aber, richtiger gesagt, nicht kennen wollen, ver weisen auf die Wahlreden des Herrn Mac Kinley, die doch noch immer recht gemäßigt gewesen seien. Wer auf die Worte eines Amerikaners etwas giebt, ist aber ver loren, der Amerikaner ist kein Mann der Sentimentalität und des Gefühls, sondern ein Mann des Rechnens, und wenn sein Exempel, das seinen Vortheil klarlegt, stimmt, kümmert er sich um nichts, was er vorher gesagt, und haut auch seinen sogenannten besten Freund mit vollster Ungenirtheit über's Ohr. Leute, die Amerika, wie es unter der Dollarwuth der Iankees geworden ist, genau kennen, sind ausnahmslos in dem Urtheil einig, daß sich in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika nicht blos Alles um Geld dreht, sondern auch für Geld Alles zu haben ist. Die nordamerikanischen Umtriebe zur Herbeiführung von neuen Zollschraubereien richten sich nicht nur etwa gegen solche europäische Staaten, welche eine gemäßigte oder schärfere Schutzzollgesetzgebung haben, sie richten sich gegen ganz Europa. Man will „drüben" unter sich sein. Daß man sich gegen Deutschland etwas mehr er bost anstellt, als gegenüber anderen Staaten, ist einfach in der scharfen Concurrenz zu suchen, welche die Güte der deutschen Export-Artikel den amerikanischen bereitet. Mit den deutschen Zöllen hat die amerikanische Bewe gung gar nichts zu thun, in Zollsachen sind wir im Vergleich zu den raffinirten Iankees wahre Säuglinge. Die Interessen von ganz Europa sind hier gemeinsame, und darum sollte unter den europäischen Staaten auch keine Meinungsverschiedenheit darüber obwalten, was ihnen und ihrem Handel droht, wenn die Herren Jan kers sich einmal so recht ungenirt rühren können. Da ist mit vielen schönen Declamationen absolut gar nichts zu machen, dem Amerikaner imponirt man nur durch Thaten. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Im Beisein der kaiserlichen Majestäten hat am Dienstag in Kiel die Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm den Großen und hierauf die Vereidigung der Marinerekruten stattgefunden. Bei der Denkmals weihe hielt Graf Reventlou eine Ansprache an das Kaiser paar, in welcher er betonte, dieses Denkmal sei das erste, welches Schleswig-Holstein einem Landesherrn errichtet, es sei ein Wahrspruch für die Nachkommen und erinnere ständig an die Zugehörigkeit zu dem deutschen Reiche. Nachdem der Kaiser den Befehl hierzu gegeben, fiel die Hülle, während die Ehrencompagnien präsentirten und drei Hurrahs ausbrachten. Der Bläserchor intonirte den Cho ral „Nun danket alle Gott", die im Hafen liegenden Schiffe gaben einen Salut von 21 Schüssen ab, die Kirchenglocken läuteten. Ein Parademarsch schloß die Feier. Sodann wohnte der Kaiser der Vereidigung der Marinerekruten bei, die programmgemäß verlief. Nach einem Frühstück in der Marine-Offizier-Speiseanstalt be sichtigte der Kaiser einige Kriegsschiffe. Am heutigen Mittwoch trifft das Kaiserpaar beim Generalobersten Grafen Waldersee in Altona ein. — Der Kaiser hielt fol gende Ansprache an die vereidigten Rekruten: „Matrosen! Der Eid, den Ihr geschworen, ist die Grundlage der Disziplin. Ohne Gott und Religion giebt es keine Dis ziplin. Macht Euren Vorfahren in des Kaisers Rock Ehre. Ein Feind ist vorläufig nicht zu fürchten, kommt aber einer, dann werdet Ihr ihm unerschrocken, ohne Furcht gegenüberstehen." Daß Generaloberst Graf Waldersee zum Nachfolger des erkrankten Generalobersten v. Los in der Stellung eines Oberbefehlshabers in den Marken in Aussicht ge nommen sei oder für diesen Posten doch wenigstens an erster Stelle in Betracht kommen könne, wird auch von der „Post" bestritten. Dagegen ist es wahrscheinlich, daß der commandirende General des 5. Armeccorps v. Seckt aus Gesundheitsrücksichten demnächst seinen Abschied er- bttten wird. Die Verlegung des kaiserlichen Hoslagers für die Sommermonate nach Wilhelmshöhe bei Cassel war vom „Volk" angekündigt worden. Auf dem Oberhofmarschall amt in Berlin ist hiervon nichts bekannt. Anläßlich der National-Jubelfeier am 22. März 1897 wird im Berliner Lustgarten eine große militärische Parade stattfinden. Das preußische Abgeordnetenhaus überwies am Dienstag den Gesetzentwurf, betr. die hessische Ludwigs- bahn und die Convertirungsvorlage der Budgetcommission zur Vorberathung. Beide Vorlagen fanden die Billi gung des Hauses, wenn man auch im Einzelnen noch et was auszufetzen hatte. In der Debatte über die Con vertirungsvorlage wurde betont, daß der Rückgang des Zinsfußes ein dauernder und natürlicher, die Herabsetzung des Zinsfußes der Staatsanleihen also gerechtfertigt sei. Gewiß bringe die Conversion einer Reihe von Staats gläubigern schweren Schaden; aber Niemand könne ver langen, daß die Arbeiter, kleinen Handwerker u. s. w. um so höhere Steuern zahlen, damit dis Inhaber von 4 proz. Staatspapieren auch ferner einen Zins erhalten, der über dem allgemeinen Zinsfuß steht. Uebrigens ent halte die Vorlage diverse Milderungen im Gläubiger-Jn» lerefse. Mittwoch: Schuldentilgungsgesetz. Der in Erfurt tagende christlich-sociale Congreß setzte die Tags zuvor begonnene Berathung über das Programm fort. Mit 99 gegen 1 Stimme gelangtes 6 in folgender Fassung zur Annahme: „Im Mittelpunkt des geistigen und sittlichen Lebens unseres Volkes steht das Christenthum, das nicht zur Parteisache gemacht wer den darf, sich aber auch im öffentlichen Leben als Macht des Friedens und der Gemeinschaftlichkeit bewähren soll. Zu der Erklärung des französischen Ministers des Auswärtigen Hanotaux in der Pariser Deputirtenkammer über die russisch-französischen Beziehungen be merken die „Hbg. Nachr.": Wir meinen nach wie vor, daß keine Abmachungen zwischen Frankreich und Rußland bestehen, die den Wünschen der Franzosen gegen Deutsch land Erfüllung verheißen und daß hierin der Grund für die Zurückhaltung des Ministers zu suchen ist. Im Reichstage soll nach Abschluß der zweiten Be rathung der Justiznovelle und nach Erledigung der Interpellation Auer, betr. die Besteuerung der Consum- vereine im Königreich Sachsen, die erste Lesung des Etats erfolgen, damit die Budgetcommission ihre Arbei ten beginnen kann. Demnächst sollen die Novellen zu den Unfallsversicherungsgesetzen und zu den Gesetzen über die Postdampsschiffsverbindungen mit überseeischen Ländern zur Verhandlung kommen, alsdann die Justiznovelle zur dritten Berathung gestellt werden. Die Weihnachtsferien werden vom 18. December bis 8. Januar dauern. Nach Neujahr soll, abgesehen von den Schwerinstagen, ununterbrochen die zweite Lesung des Etats gefördert werden. Eine Verfolgung der „Hamb. Nachr." w . 1