Volltext Seite (XML)
VRR^EßZ^IH «r'cheinl »ägtich srtt L-lSnahme üer T-g- ai-4 Lorm- xnd Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende RumAer bis mittags 12 Uhr- Der AbvMrmenMreiS beträgt vierteljähr lich 1 ML. LS Pf. Einzeln« Nrn. 6 Pf Inserate pr» Zeile 10 Pst, Tinges. LV Ps. Expedition: Waldenburg, Obergasse 231 k. Amtsblatt SLcrdLrcrttz zu MuLdenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnuzsnan, Lichter» stein-Grillnbsrg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. und Filialen: in Ältstadlwalöendmg der Herr : Kaufmann Otto Förster; in Kausungeu bei Herrn Fr. Janaschek; in LangenchurÄ darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig be: Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. 266. Sonnabend, den 14. November 1ZM Witterungsbcricht, ausgenommen am 13. November, nachm. 4 Uhr. Nsrometerstaud 764 mm. reducirt aus den Meeresspiegel. Thennometerstand -s 4,5" 6. (Morgens 8 Uhr 4- 0,s".) Feuchtigkeitsgehalt der Luft na' Lambrechts Polymeter 34"/n. Thanpunkt — 10,, Grad. Windrichtung: Südost. Daher Witterungsanssichten für den 14. November: Heiter.- "Waldenburg, 13. November 1896. Der mit lebhafter Spannung erwartete Proceß gegen den Düsseldorfer Arzt Or. Volbeding hat mit einer recht harten Verurtheilung des Angeklagten geendet. 4 Jahre und 1 Monat Gefängniß und 5 Jahre Ehrverlust sind dem Dianne auscrlegt worden, der die Würde des ärzt lichen Standes in kaum glaublicher Weise herabwürdigte und das Vertrauen der Heilung Suchenden, die sich an ihn wandten, täuschte. Die Art der Praxis des Düssel dorfer Arztes, diese leichtfertige und nachlässige Art war man höchstens bei Charlatanen gewöhnt, und der Fall beweist, wie leicht das Hinabgleiten ist, wenn erst ein mal eine abschüssige Bahn betreten wurde. Der Fall ist bei uns in Deutschland geradezu einzig, er wird hoffent lich auch dazu beitragen, das Vertrauen auf sogenannte Wunderkuren zu beseitigen, das Ansehen des gewissen haften, tüchtigen und strengen Acrztestandes zu stärken, der allein berufen sein kann, über die Gesundheitspflege zu wachen. In den Vereinigten Staaten von Nord amerika, vielleicht auch anderswo noch, würde man über einen solchen Fall kaum ein Wort verlieren, der Straf richter würde vielleicht kaum Anlaß erhalten, sich damit zu beschäftigen; bei uns denkt die Justiz strenger, wenn leiver auch die Einnahmen des verurtheilten Volbeding nicht gerade der Urteilsfähigkeit des Publikums das beste Zeugniß ausstcllen. Diese schriftliche Behandlung mag vielleicht in einzelnen Fällen möglich sein, im Durch schnitt aber nicht, denn jeder gewissenhafte Arzt sagt offen, daß er nicht das Unmögliche möglich machen, im Gegen- thelle nur heilbare Krankheiten heilen und der Natur zu Hilfe kommen kann. Worin ist es zu suchen, daß das Publikum in Deutsch land der Kurpfuscherei noch so viel Vertrauen entgegen bringt, bei uns, wo wir zahlreiche Acrzte haben, wo die Ausbildung der Mediziner die gewissenhafteste in der ganzen Welt ist? In finanziellen Fragen ist die Ursache wohl schwerlich zu suchen, denn die Kurpfuscher lassen sich häufig noch weit mehr entrichten, als ein studirter Arzt. In welcher Form das Honorar gezahlt wird, ist ja am Ende gleichgiltig, worauf es ankommt, ist, daß es gezahlt wird. Der Geldpunkt kann also keine Nolle spielen. Etwas wichtiger ist die Ungeduld des Publikums, das von einer lange verschleppten und darum verschlimmerten Krankheit nun schnell befreit sein will. Ein gewissen hafter Arzt liebt keine trügerischen Vorspiegelungen, er macht auch den Patienten, und deren Angehörigen, die ost noch weit ungeduldiger sind als der Kranke, keine Illusionen, die er nicht verantworten kann. Darin liegt eben der Unterschied zwischen Arzt und Kurpfuscher: der Erstere ist sich seiner Verantwortlichkeit genau bewußt, während der Zweite in seinem Quacksalberdünkel ein Ge fühl der Verantwortung kaum kennt, daher dem Publikum, unter tüchtigem Schimpfen auf die Aerzte, Alles sagt, was diesem gefällt. Hinterher sieht dies dann freilich auch, daß alle diese Worte keinen Hund Hinterm Ofen hervorlocken. Ein Hauptgrund, oder aber richtiger, der Hauptgrund für den Zulauf zu den Quacksalbern oder Kurpfuschern ist wohl darin zu suchen, daß so viele Patienten nicht die Wahrheit vertragen können. Ein Arzt, der ermittelt, daß ein Leiden in einer verkehrten Lebensweise, in zu großer Nachlässigkeit gegen die elementarsten Gesetze der Gesundheitspflege seinen Ursprung hat, hält es natürlich auch für seine Pflicht, hierauf aufmerksam zu machen, und das behagt so vielen Leuten nicht. Ihr schlechtes Ge wissen suchen sie mit dem Vorwurf zu übertönen, daß man früher auch nicht anders gelebt habe, wobei man nur vergißt, daß nicht Jeder dasselbe vertragen kann. Und im Allgemeinen, das gilt besonders für die Stadt bewohner, wird die Menschheit nicht kräftiger und derber, sondern schwächer und weichlicher, als früher. Die Mili tär-Ersatzcommissionen haben in dieser Hinsicht merkwür dige Resultate festgestellt, rie sehr viel zu denken geben. Besonders jeder Familienvater sollte für ausrichtigen ärzt lichen Rath dankbar sein und ihn im Interesse seiner Angehörigen befolgen, statt darüber seine Glossen zu machen. Weil der Kurpfuscher solche strengen hygienischen Hinweise vermeidet, steigt er sehr in der Achtung der Leute, indessen mit außerordentlichem Unrecht. Die städtischen Verwaltungen würden außerordentlich viel an Armenunterstützungen ersparen, wenn sie die Sanitätspolizei unter Leitung eines tüchtigen Arztes strenger handhabten und vor Allem der Lebenshaltung in beschränkten Wohnungen eingehende Aufmerksamkeit zuwendeten. Es ist mitunter geradezu ein Wunder, daß in solchen Familien noch Jemand gesund ist, in solchem Umfange wird gegen die gesundheitlichen Elementacge- setze gefrevelt. Man braucht da Niemandem mit poli zeilichen Strafmandaten zu kommen, sondern nur mit ernster und eindringlicher Belehrung, die vollauf genügt. Wie leicht Krankheitsfälle eine Familie mit schmalem Einkommen ins Elend reihen, ist nur zu bekannt, und macht sich erst einmal eine längere Arbeitslosigkeit des Familienhauptes geltend, dann ist's bis zum Gesuch um Armenunterstützung nur noch ein geringer Schritt. Aber selbst wenn es nicht soweit kommt, wie oft kommt es nicht zur Unmöglichkeit, die städtischen Abgaben pünktlich zu entrichten? Und auch hier liegen Verluste vor, die durch eine umsichtige und gewissenhafte Sanitätspolizei sehr bedeutend verringert werden können. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing Donnerstag Vormittag den Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Marschall zum Jmmediatvortrage und hörte die Vorträge des Kriegs ministers v. Goßler und des Chefs des Militärcabinets v. Hahnke. Später wurden Oberstlieutenant v. Stosch und Prinz Bhanurangsi von Siam empshngen. An der Frühstückstafel nahm auch Großfürst Wladimir von Ruß land theil. Die kaiserliche Familie wird, wenn der Winter nicht sehr stark einsetzt, bis nach dem Weihnachts feste im Neuen Palais verbleiben. Die feierliche Vereidigung der Rekruten der Gar nisonen Berlin, Spandau, Charlottenburg und Gr.-Lich- terfelde, welche Tags zuvor wegen ungünstiger Witterung abgesagt worden war, hat Donnerstag Mittag im Bei sein des Kaisers im Lustgarten stattgefunden. Nach be endeter Feier hielt der Kaiser eine Ansprache, in der er ungefähr Folgendes sagte: „Ihr habt jetzt auf das Crucifix und die Fahne den Eid geschworen, Mir, Eurem Kriegsherrn und dem Vaterland. Ebenso, wie die Krone nichts ist ohne Altar und Crucifix, ist auch das Heer nichts ohne christliche Religion. Ihr seid berufen, Mir als Soldaten in Meiner Garde, in den Regimentern mit den schönsten Abzeichen, zu dienen. Seid stets ein gedenk, daß Ihr die Waffen erhallen habt zum Schutz für Krone und Altar. Bei dem jetzigen allgemeinen Mißtrauen ist es besonders Eure Pflicht, durch Euren Gehorsam stets ein gutes Beispiel zu geben. Durch diese Pflichterfüllung wird Euch auch Euer Dienst leicht wer den, und die Pflichterfüllung ist leicht unter den Augen der Vorgesetzten. Wenn sie Euch aber schwer werden sollte, sobald Ihr Euch selbst überlasten und allein seid, denkt an Euren Eid und an diesen Tag! Ihr tretet in einem Jahre ein, an dessen Wende wir das 100jäh- rige Jubiläum des großen Kaisers Wilhelm 1. feiern. Vergeßt nicht, was er gethan. Wir sind verpflichtet, zu erhalten, was er erschaffen. Sein Auge ruht auf Euch, wie aus der ganzen Armee. Gebe Gott, daß wir beim himmlischen Appell vor ihm gut bestehen mögen. Dazu tragt Ihr bei, wenn Ihr Eure Pflicht thut!" Der Entwurf des Reichshaushaltsetats für 1897/98 schließt in Einnahme und Ausgabe mit 1,328,301,824 Mk. ab. Auf die fortdauernden Aus gaben entfallen 1,169,385,556, auf die einmaligen Aus gaben des ordentlichen Etats 101,311,521 Mk. und auf die einmaligen außerordentlichen Ausgaben57,603,747 Mk. Die Ueberschüste aus dem Jahre 95/96 betragen 12,107,690 Mk. (mehr 4,662,457). Die Matrikular- beiträge sind auf 425,302,747 (mehr 11,701,980) Mk. berechnet. Der Anleihebetrag beläuft sich auf 57,603,747 (20,842,033) Mk. Die Ueberweisungen an die Bun desstaaten betragen 404,056,000 (mehr 16,584,000) Mk. Die Einnahmen sind veranschlagt: Beim Etat der Zölle und Verbrauchssteuern mit 653,131,480 Mk. (mehr 18,466,650). Der Etat der Stempelabgaben weist bei einem Einnahmesoll von 61,873,000 ein Mehr von 873,000 Mk. auf, derjenige der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung bei 314,535,150 ein Mehr von 20,272,823 Mk. Die Einnahmen der Eisenbahnvcrwal» tung ergeben einen Ueberschuß von 25,405,600 (mehr 1,941,700) Mk. rc. Was insbesondere die Verwaltung des Reichsheeres anlangt, so sind für den ordentlichen Etat angesetzt: 1. an fortlaufenden Ausgaben bei einem Gesammtbedürfniß von 486,460,646 mehr 6,935,571 Mk. und 2. an einmaligen Ausgaben bei einem Bedürf- niß von 46,046,965 mehr 772,370 Mk. An Marine- Neubauten werden erste Raten für einen Panzer 1. Kl. „Ersatz König Wilhelm", für zwei Kreuzer 2. Kl., einen Aviso „Ersatz Falke", für zwei Kanonenboote Ersatz „Hyäne" und „Iltis", ein Torpedodivisionsboot und 1,800,000 Mk. für Torpedoboote gefordert. Vom Ex- traordinarium werden 34 Mill, durch Anleihe zu decken sein. Im Eisenbahnetat sind allein für Vermehrung der Betriebsmittel 3'/r Mill, angesetzt. Außerdem erscheinen 2,6 Mill, als erste Rate für sieben neue Bahnen. Die Deckung erfolgt durch Anleihe. Der Etat für die Schutz gebiete, der heute (Freitag) dem Reichstag zugehen wird, fordert 11,306,300 gegen 1,022,605 Mk. Die „Hamburger Nachr." besprechen die im Reichstag eingebrachte Interpellation des Centrums über die vielgenannten Enthüllungen und äußern sich dahin, daß im Reichstage kaum ein erhebliches Interesse daran bestehen werde, zu erfahren, wie der Geheimvertrag im Jahre 1884 zu Stande gekommen sei. Dagegen dürfte mit umso größerem Eifer den Gründen nachgeforscht werden, welche den Nachfolger des Fürsten Bismarck, den Grafen Caprivi, veranlaßt haben konnten, diesen lediglich den Zweck der Rückversicherung verfolgenden Vertrag nicht weiter bestehen zu lassen; denn die Frage, ob ein mächtiges Nachbarreich wie Rußland mit uns, oder mit unserem Gegner in Europa engere Fühlung hat, ist für die Gesammtbevölkerung des deutschen Reiches eine Frage von vorwiegender Wichtigkeit und nicht minder ist dies die andere, ob die englische Politik bemüht und im Stande ist, auf die unsrige einen Einfluß zu üben, besten Ergebniß nickt unbedingt im Interesse des deut-