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auf dem Schützenplatz in Glauchau einberufen worden waren, wurden mit dem 8,,4 Uhr abgehenden Zuge 1 Mann zum Infanterie-Regiment Nr. 96 in Altenburg, 1 Mann zum Infanterie-Regiment Nr. 46 in Posen, 1 Mann zum Feldartillerie-Regiment Nr 18 in Frankfurt a./O. und mit dem 10,r« Uhr dort abgehenden Personen- zug 43 Mann zum 6. König!. Sachs. Infanterie-Regiment Nr. 105 in Straßburg befördert. Letztere fuhren zu nächst bis Leipzig, da von dort aus der gesammte Er satz für das Regiment abgeht. Aus dem Sachsenlande. — Das königl. „Dresdner Journal", das sächsische Regierungsorgan, wird processirt. Nachdem cs die Staats anwaltschaft wiederholt abgelehnt, ist nun doch gegen das „Dresdner Journal" eine Officialklagesache einge- leitet und dem Schöffengericht überwiesen worden. Es handelt sich um die Verweigerung einer Berichtigung des Militärschriftstellers Herr v. Lindemann in Berlin, und so wird nun gegen das „Journal" vor Amtsrichter vr. Becker in Dresden in nächster Zeit ein Proceß wegen Uebertretung des Preßgesctzes stattfinden. — Die „Leipz. Ztg." schreibt: „Sehr vortheilhaft hebt sich von den Manöverberichten anderer auswärtiger Blätter, insbesondere von dem Berichte der „Köln. Ztg.", dessen wir kürzlich mittheilten, der Bericht der „Kreuz- Ztg." durch seine Sachlichkeit ab. Er schließt: Was die Leistungen der Westarmee anbetrifft, so ist nur eine Stimme darüber zu hören, daß das 12. Armeecorps Hervorragendes leistete und unter den Augen des Kaisers und des Königs von Sachsen zeigen durfte, daß es in allen Beziehungen allen Corps der preußischen Armee ebenbürtig an der Seite steht. Dieses zu beweisen, war und ist aber bekanntlich der wesentlichste Zweck dieser Uebungen, der damit völlig erreicht ist." — Der Kirchenbesuch ist in Sachsen nach dem der Landessynode vorgelegten Berichte des Consistoriums an den verschiedenen Orten sehr ungleich, je nachdem er von der noch bestehenden Sitte gefördert oder durch überhand nehmende Unkirchlichkeit außer Uebung gesetzt wird. Während oft weit entfernt Wohnende, selbst im Winter und bei ungünstiger Witterung, den langen Weg zur Kirche nicht scheuen, so halten sich anderwärts viele Ge- meindemitglieder von dem Gottesdienste fern, selbst wo die Kirche, in deren unmittelbarer Nähe sie wohnen, ge heizt ist. Tausende, und nicht allein in den mittleren und unteren Schichten des Volkes, in den Handwerker kreisen und den arbeitenden Klaffen, sondern auch in den führenden Kreisen der bürgerlichen Gesellschaft, haben den Zusammenhang mit der Kirche völlig gelöst, und auch viele Höhergestellte, die das Kirchenthum dem niederen Volke erhalten möchten, bleiben unter allerlei Vorwänden dem GemeindegotteSdienste fern. — Die Synode hat am Mittwoch einstimmig in erster Lesung den Kirchengesetzentwurf, die Festsetzung des kir chendienstlichen Einkommens der Kirchschullehrer und anderer mit dem Kirchendienst beauftragter Personen be treffend, genehmigt. Bisher betrug dieses Einkommen zuweilen noch nicht einmal 100 Mk. Jetzt ist aber be stimmt: Das kirchendienstliche Einkommen eines Kirch schullehrers oder eines sonstigen, auf die Amtsdauer mit Kirchendienst beauftragten ständigen Lehrers soll, dafern ihnen die Versorgung des vollen Kirchendienstes obliegt, ohne Rücksichtnahme auf den Werth einer Wohnungsent schädigung nicht unter 250 Mk., wenn aber dieser Kir- chendienft nicht an allen Sonn- und Festtagen, sondern in geringerem Maße, mindestens aber einen Sonntag um den andern, zu leisten ist, nicht unter 150 Mk. jährlich betragen. Einstimmig genehmigt wurde auch die vorgeschlagene weitere Regelung der finanziellen Lage der evang.-lutherischen Geistlichen. Die Staatsregierung hat sich vorbehältlich der Zustimmung der Ständeversamm lung bereit erklärt, von Beginn der nächsten Finanzperiode, also vom Jahre 1898 an, das Mindesteinkommen der Geistlichen von 2100 auf 2400 Mark zu erhöhen. Auch soll die Gewährung persönlicher Zulagen nach dem Dienst alter an ständige Geistliche zur Erfüllung des Einkom mens von jährlich 2800 Mark, anstatt bisher 2500 Mark nach 5 Dienstjahren, 3200 Mk. anstatt bisher 2900 Ml. nach 10 Dienstjahren, 3600 Mk. anstatt bisher 3300 Mark nach 15 Dienstjahren, 3900 Mark anstatt bisher 3700 Mark nach 20 Dienstjahren, 4200 Mark anstatt bisher 4000 Mark nach 25 Dienstjahren, 4500 Mark anstatt bisher 4300 Mark nach 30 Dienst- jahren, erfolgen. Der Antrag des Herrn Superintenden ten Meyer-Zwickau und Genoffen: „Die hohe Synode wolle beschließen, das evangelisch-lutherische Landesconsi- storium zu ersuchen, daß hochdasselbe einen Abriß von der Geschichte der christlichen Kirche, insbesondere der Reformation und der evangelischen Kirche herausgebe und dafür Sorge trage, daß dieser dem Religionsunterrichte der oberen Klaffen der Volksschule und dem Confirmanden- unterrichte zu Grunde gelegt werde", wurde dem Consi- storium zur Erwägung überwiesen. — Die Echtheit der Dresdener sixtinischen Madonna, de« Stolzes unserer sächsischen Galerie, wird bezweifelt. Im KünstlerhauS Zürich wird nächsten Sonntag daS im Besitz des Herrn Badrutt in St. Moritz befindliche Bild „Himmelfahrt der Madonna", das eine auffallende Aehn- lichkeit mit der Sixtinischen Madonna hat, für einige Tage ausgestellt. Badrutt glaubt, den Nachweis führen zu können, daß seine Madonna das Original Raffael's, daß aber die Sixtinische Madonna in Dresden nur eine Copie des Veroneser Malers Gerolamo da Barpi sei. Badrutt verlangt nun, daß die Frage der Echtheit durch eine Gegenüberstellung der beiden Bilder entschieden werde, und begicbt sich jetzt mit seiner Madonna nach Deutschland. — Der Görlitzer Waaren-Einkaufsverein will eine andere Form annehmen, um der Umsatzsteuer zu entgehen. Der Verein hat in Dresden, wo er zehn offene Ge schäfte hat, im Vorjahre allein einen Reingewinn von 211,234 Mk. erzielt und dabei nur 770 Mk. Steuern entrichtet. — Auf dem Leipziger Ausstellungsplatze erhebt sich schon jetzt eine große Zahl stattlicher Bauten. Das Hauptportal flankiren zwei 40 Meter hohe Obelisken. Seitwärts davon steht ein Stück Alt-Leipzig, eine täu schende Nachbildung des alten Meßviertels — Auer bachs Hof und Naschmarkt, das der Schauplatz der Meß- Jubiläumsfeierlichkeiten sein wird. Die weite Fläche des vorderen Theiles des Platzes ist für die Gartenbauaus stellung bestimmt und wird daher einen parkähnlichen Charakter erhalten, dem auch das Aeutzere der benach barten geräumigen Gartenbauhalle sich anpaßt. Zwischen diesem Theil des Platzes und dem das Gelände durch schneidenden Pleißenflutbett befindet sich die für eine gleichzeitige Anwesenheit von 6000 Gästen berechnete Hauptgastwirthschaft, das elegante säulengeschmückte Thea ter und jenseits des großen Teiches, aus dessen Mitte eine abends elektrisch beleuchtete Fontäne ihre gewaltigen Waffermassen emporschleudert, eine Colonie von Erfri schungsstätten aller Art. Auf zwei Brücken überschreitet der Besucher das Flutbett, von denen die eine größere direct auf den Haupteingang der mächtigen Industrie- Halle zuführt, die heute schon eine Grundfläche von 15,000 4m bedeckt. Unmittelbar dahinter, durch drei Gänge mit dieser Halle verbunden, liegt die ebenso große Maschinenhalle, für die auch schon Erweiterungs bauten vorgesehen sind. Neben dieser Stätte des Triumphes ernster Arbeit winkt dem ermüdeten Beschauer eine Stätte der Erholung, das Idyll der Ausstellung, das Dörfchen, eine originelle Darstellung Thüringischen Landlebens. Daß außerdem noch dem Wunsche der heutigen Ausstellungsbesucher nach großstädtischer Unter haltung und Zerstreuung durch originelle Sehenswürdig keiten aller Art Rechnung getragen wird, sei nebenbei bemerkt. — Den eigenthümlichsten Schmuck des Buchgewerbe hauses, für welches die Stadt Leipzig soeben in hoch herziger Weise den Platz spendete, wird die Gutenberg- Halle bilden. Bei diesem in seinen Plänen und Um riffen bereits fertiggestellten Gebäude haben wir es mit einem so gut wie abgeschlossenen rein quadratlichen Mittel bau zu thun, von 169 Quadratmeter Grundfläche und einer Höhe von 15 Meter. Die Gutenberg-Halle geht als selbständiger Bau durch das Zwischengeschoß und die beiden Obergeschosse. Gekrönt wird die Halle von einer Glaskuppel, durch welche ein gedämpftes, der bunten Behandlung der Wände und dem blendenden Weiß der Skulpturen günstiges Oberlicht fällt. Der Haupteingang befindet sich aus dem Podium der Haupttreppe im Zwischen stocke, von wo aus man auf einigen granitnen Stufen direct in die Halle gelangt, während diese wieder durch eine an ihrer Hinterwand angebrachte bequeme Freitreppe in directer Verbindung mit dem ersten, Buchgewerbe museum und Jahresausstellung umfassenden Obergeschoß steht. Wie den Darlegungen des Herrn Generalconsuls Lorck, bekanntlich eines unermüdlichen Förderers des Pro jekts, zu entnehmen ist, soll die Gutenberg-Halle ihrer Hauptbestimmung nach eine Ehrenhalle für hochverdiente Männer des Buchgewerbes werden, weshalb auch bei der Ausschmückung den bildenden Künsten der erste Platz zufallen würde. — Eine mysteriöse Angelegenheit beschäftigt zur Zeit die Polizeibehörden in Leipzig. Der 43jährige Fabrik besitzer Penin entfernte sich am 3. d. M. auS seiner Behausung und miethete sich bei einem Frl. G. in der Humboldtstraße daselbst ein, wo er sich als deren Schwa ger, Postsecretär Lilienthal auS Königsberg, vorstellte. In der Nacht darauf verstarb Penin unter heftigem Erbrechen und wurde am folgenden Tage als der ver storbene Postsecretär Lilienthal nach dem Pathologischen Institut gebracht. Als solcher wäre er auch beerdigt worden, wenn nicht der Procurist Penin's den Leichnam im Pathologischen Institut rechtzeitig recognoscirte. Erne Untersuchung des mysteriösen Falles ist selbstverständlich eingeleitet. — Der geschäftsführende Ausschuß des Deutschen Lehrervereins zu Leipzig giebt jetzt die Themen bekannt, welche einen Theil der Tagesordnung der 1898 in Breslau stattfindenden Deutschen Lehrerversammlung bilden werden und deshalb schon jetzt den Zweigverbänden zur eingehenden Berathung empfohlen werden. Es sind folgende zwei: 1. Welche Forderungen stellt die Gegen wart an die Vorbildung des Lehrers? und 2. In welcher Richtung und in welchem Umfange wird die Jugend erziehung durch gewerbliche und landwirthschaftliche Kinder arbeit geschädigt? — In Leipzig macht die Privatpost vorzügliche Ge schäfte. Sie hat im letzten Jahr 4'/r Millionen Sen dungen zu befördern gehabt: das sind an jedem Wochen tag 15,000. — Die Handels- und Gewerbekammer zu Chemnitz hat in ihrer Sitzung vom 9. d. den in der Präsidial- conferenz der sächsischen Gewerbekammern vom 14. Sep tember zur Vorlage der Zwangsorganisation des Handwerks beschlossenen Vorschlägen zugestimmt. — Mit Rücksicht auf die vielen Klagen über die Be schaffenheit des Brodes sind in Meerane eine Anzahl Proben von dem zur Verwendung kommenden Mehl und von gebackenem Brode durch den Vorstand des bygieni- schen Instituts in Würzburg, Professor Or. Lehmann, untersucht worden. Das sehr eingehende Gutachten kommt zu dem Resultat, daß die sämmtlichen Brode aus geringerer Qualität Weizenmehl hergestellt, schwach ge backen und von fadem Geschmack seien. Der Eiweißge halt sei auffallend niedrig und der Werth des BrodeS als Nahrungsmittel dadurch herabgesetzt. Ferner hat daselbst der Verein zur Wahrung der Interessen Handel- und Gewerbetreibender beantragt, eine Umsatzsteuer für den Consumverein zur Einführung zu bringen. Die Frage ist bereits vom Rath in der Sitzung vom 2. Juli erörtert, aber noch nicht zum Austrag gebracht worden, da man erst die in dieser Beziehung getroffenen Bestim mungen anderer Städte einer eingehenden Prüfung unter werfen will. — Am Dienstag Abend 10 Uhr wurden die Be wohner von Hohenstein plötzlich durch Feuerrufe er- chreckt. Das alte Heilmann'sche Brauhaus, das seit ca. 4 Wochen nicht mehr Brauzwecken dient, stand in Flammen und die Löschmannschaften sahen bei ihrem Eintreffen am Brandplatze, daß sich in diesem Falle ihre Thätigkeit nur auf den Schutz der umliegenden Baulichkeiten zu beschränken habe. Die alte Brauerei brannte bis auf die Umfassungsmauern vollständig nie der. Wie das Feuer entstanden, ist nicht zu sagen, aber vermuthlich ist es angelegt. Außer dem Besitzer dürfte den meisten Schaden noch Herr Kühnert in Oberlung witz haben, der Fleischerhandwerkszeug in dem Gebäude aufbewahrt hatte, die sämmtlich mit ver brannt sind. — Nach neulichen amtlichen Forschungen ist das Stadtwappen der Stadt Crimmitschau dahin festge stellt worden, daß es aus einem in rothem Felde ge- zinnten silbernen Mauerwerk mit zwei silbernen vier eckigen Thürmen besteht, zwischen denen der von Roth und Silber dreimal schrägrechts getheilte Schild der Herren von Schönburg sich zeigt, und daß sonach die Stadt Silber (bez. Weih) oben und Roth unten als Fahnenstreisen zu führen hat. Das königliche Ministe rium hat genehmigt, daß die Stadt Crimmitschau diese- Wappen fernerhin führe. — Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich auf dem Bahnhose in Teuchern. Der nahezu 30 Jahre im Eisenbahndienst thätige Unterbeamte Zink hatte von einem Zuge Wagen abzukoppeln. Hierbei schlug er sich mit der schweren Koppelkette vor das Schienbein und zog sich eine derartige Verletzung am Beine zu, daß er in der Bremsbude eines der abgestoßenen Wagen nach einiger Zeit todt aufgefunden wurde. Eine Verblutung hatte den Tod herbeigeführt. Tags zuvor hatte Zink noch in fürsorglicher Weise seine Frau auf einer Elsen- bahnfahrt nach Halle begleitet, damit ihr ja nichts zu stoße, und nun mußte er auf so klägliche Weise enden. — Der Ortsdiener Hauschild in Langenbernsdorf hat über 600 Mark ihm dienstlich anvertrauter Gelder unterschlagen. Das Landgericht in Zwickau verurtheilte ihn zu 1 Jahr 1 Monat Gefängniß und drei Jahren Ehrenrechtsverlust. — Der Director der Seiltänzer-Gesellschaft Blondin- Gerster, welcher zur Zeit in Reichenau bei Zittau mit seiner Truppe Vorstellungen giebt, ist am Dienstag Vor mittag daselbst verhaftet worden, weil er in angetrunke nem Zustande auf das Brutalste seine Frau mißhandelt hatte. Die widerliche Scene ward durch das Dazwischen treten zweier kräftiger Männer trotz der fürchterlichen Drohungen des Excedenten beendet. Gerster wurde vor läufig in das Arrestlokal im Spritzenhaus gebracht, brach jedoch alsbald wieder aus und lief zu seinem Un glück den beiden Männern wieder in den Weg, die ihn vorher überwältigt hatten. Er wurde nunmehr gefesselt und nach Zittau transportirt. — Am Montag Abend in der 9. Stunde ereignete sich aus dem Bahnhose in Greiz ein Zusammenstoß, durch den ein nicht unbeträchtlicher Schaden verursacht wurde. Verschiedene Arbeiter waren damit beschäftigt, einen Wagen in die sog. Viehrampe zu schieben. Durch das falsche Stellen einer Weiche gerieth derselbe aber auf ein falsches Geleise und lief einem Rangirzug derart in die Flanke, daß 5 Wagen des letzteren stark demo- lirt wurden. Wer den Unfall verschuldet hat, wird durch die Untersuchung festgestellt werden. — Eine eigenartige, aber schwungvoll betriebene Industrie hat sich in der Gegenwart in Ostthüringen, und zwar in Nenstadt a. O. zur Blüthe entwickelt: die Fabrikation Caruffells. Eine ganze Reihe von Ge- schäften widmet sich der Herstellung dieser Vergnügung«-