Volltext Seite (XML)
Bahncomitee in seinem Bericht an den Reichskanzler ge stellten Anträgen befindet, dabei aber lebhaft befürwortet, die beabsichtigte Zweigbahn-Verbindung mit Bagamoyo schleunigst nach dem Langen'schen Schwebebahnsystem auszuführen, um dessen Verwendbarkeit für die Fort führung der zunächst als Erdbahn veranschlagten Haupt bahn zu prüfen. Der Bericht des Comitees nimmt dies ebenfalls in Aussicht. Zum Schluß kann das genannte Blatt melden, wie Herrn v. Wißmann's Gesundheits zustand in so rascher und erfreulicher Besserung begriffen ist, daß seine vollständige Wiederherstellung in kürzester Frist zu erwarten steht; hoffentlich entschließt er sich als dann nach Afrika zurückzukehren. Die von dem Vorstande des Centralausschusses der vereinigten Jnnungsverbände Deutschlands zu Berlin ge meinsam mit der Vorstandschast des Allgemeinen deut schen Handwerkerbundes zu München auf die Tage vom 8. bis 10. September anberaumte Handwerkercon- ferenz wird nach den zwischen den beiden genannten Führerschaften des Handwerks getroffenen Vereinbarun gen von insgesammt 54 Delegirten zu gleichen Theilen beschickt werden. Den einzigen Berathungsgegenstand bildet die Stellungnahme zuni Handwerkerorganisations- Gesetzentwurf. Als Regierungscommissare werden die Geh. Räthe Or. Sieffert, Or. Wilhelmi und Regierungs assessor Hoffmann den Verhandlungen beiwohnen. Für die Unteroffiziere sollen besondere Schulen zur Ausbildung im Verwaltungsdienste eingerichtet werden. In Trier hat man damit bereits den Anfang gemacht. Bestimmend hierfür ist die Thatsache, daß Milttäran- wärter für den Verwaltungsdienst vielfach nicht befähigt sind, oder nicht genügende Kenntniß haben, infolge dessen Civilanwärter vorgezogen werden müssen. Dem will man durch den Unterricht zu Gunsten der Militäran wärter abhelfen. Zu der Mittheilung, es bestehe die Absicht, im preu ßischen Ministerium für Handel und Gewerbe eine be sondere Gewerbeabtheilung zu errichten, der dann auch speciell die Ueberwachung des Jnnungswesens an vertraut werden würde, bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg.", daß eine Gewerbeabtheilung in dem erwähnten Ministe rium seit langer Zeit besteht, welcher bereits jetzt die Jnnungsangelegenheiten überwiesen seien. Von der Ab sicht, in dieser Beziehung etwas zu ändern, ist an unter richteten Stellen nichts bekannt. — Der frühere Kriegsminister v. Bronsart berief gleich nach seiner Ankunft in Bad Neuenahr einen Kur arzt zur Consultation und nimmt seitdem mit großer Regelmäßigkeit morgens, mittags und abends den treff lichen Brunnen. Es handelt sich bei der Kur um die Besserung der Athmungsorgane. Die Kur ist auf 3 bis 4 Wochen bemessen. Wie aus Saarbrücken gemeldet, wird die Hauptver handlung im Beleidigungsproceß des Hofpredigers a. D. Stöcker gegen den Chef-Redacteur der „Neuen Saarbrücker Zeitung", Peter Sch uchow, am 4. Sep tember vor dem dortigen Schöffengericht stattfinden. Stöcker ist durch zwei Rechtsanwälte vertreten, der Be klagte wird seine Sache vor dem Gerichte persönlich führen. Die Anklage, welche von dem Kläger auf Ver leumdung und Beleidigung gestellt war, ist vom Gericht nur wegen Verleumdung erhoben worden. Von dem Angeklagten sind zahlreiche allgemein bekannte Persön lichkeiten, wie der Oberhofmeister der Kaiserin Excellenz o. Mirbach, Oberst v. Krause, Abg. v. Helldorf-Bedra, Abg. Frhr. v. Manteuffel, Professor Kropatscheck, Ches- und Filialen: in Mstadtwatdenburg bei Herri Kaufmann Otto Förster; in Kaufun^e; bei Herrn Fr. Janaschek; m Langeuchurs- sors bei Herrn H. Stiegler; in Penig be, Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten- Amtsblatt für den Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Luuzeuau, Lichterrftsin-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Erscheint täglich Mt LssnahAe der Tag'. se-H Korm- und Fcstiagen. Annahme von ZuserEn für di- nächster- schemende Rammer bis mittags 12 Uhr. Ker Ädanu-Memspreis beträgt vienrljüär- «4 1 Mt. LS Pf. EMM:« Mn. S Pf. Inserate prv Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: WÄdmSmg, Obergass? MIL. Freitag, den 28 August W MO, WttterlMftsbericht, ausgenommen am 27. August, nachm. 4 Uhr. Äsrometerstand 761 WM. reducirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstand 4 16" 0. (Morgens 8 Uhr 4 13") Lambrechts Polymeter 48"/o. Thaupnukt s- 5,5 Grad. Windrichtung: Südwest. Daher WitterilNgsansstÄteu für den 28. August: Halb bis ganz heiter. "Waldenburg, 27. August 1896. Seitdem Kaiser Wilhelm nach seiner Thronbesteigung den auswärtigen Höfen seinen Antrittsbesuch gemacht hatte, ist es Sitte der Souveraine geworden, in gleicher Weise nach der Uebernahme der Regierung offizielle Auslands reisen zu unternehmen. Sofern solche Reisen nun aus schließlich einer Förmlichkeit und Gepflogenheit entsprechen, soweit sie nur die Erfüllung eines ein für allemal gül tigen Programms darstellen, hat man ihnen eine weitere Bedeutung nicht zuzusprechen; für die Entwickelung der politischen Verhältnisse fallen sie kaum ins Gewicht. Daß die gegenwärtige Reise des Zaren lediglich diesen offiziellen Charakter trüge, muß bezweifelt werden. Ver- wandtliche Beziehungen führen das russische Kaiserpaar nach Kopenhagen, Balmora! und Darmstadt; der Besuch in Wien, Breslau und Paris dagegen besitzt eine weitcr- reichende Bedeutung. Kaiser Wilhelm stattete nach seiner Thronbesteigung zuerst dem russischen Hose seinen Besuch ab, wie auch die Herrscher aller Reußen bisher stets zunächst Berlin besuchten und sich von dort aus erst an die übrigen Höfe begaben. Weshalb bricht Nikolaus ll. mit dieser Gepflogenheit, weshalb besucht er erst den österreichischen Kaiserhof und darauf erst den deutschen? Man hat gesagt, es geschehe dies, weil Kaiser Franz Joseph nach der Königin von England der älteste der großen europäischen Souveraine sei. In dieser That sache aber den Grund für die auffällige Reisedisposition erblicken zu wollen, dürfte doch wohl fehlgegriffen sein. Seit der letzten Hälfte dieses Jahrhunderts ist niemals em russischer Souverain in Oesterreich-Ungarn gewesen, mannig facher Art waren die Reibungen und Verdrießlichkeiten, welche zwischen den beiden Nachbarreichen bestanden und ost genug schien der Ausbruch eines Krieges zwischen den beiden unvermeidlich. Mit dieser geschichtlichen Tradition will der junge Zar Nikolaus gänzlich brechen, er will der österreich-ungarischen Monarchie vor aller Welt seine Freundschaft bezeugen und geht deshalb, ohne damit einen anderen Souverain zu verletzen, zuerst nach Wien. Die Bethätigung dieser freundschaftlichen Gesinnung ist zugleich eine mächtige Friedensgarantie. Die auf den Frieden gerichtete Willensmeinung der Politik des Zaren macht sich auch in der That schon seit einigen Wochen in recht bemerkbarer Weise geltend. Die Förderung, welche das Friedenswerk der Mächte an den orientali schen Wirren neuerdings erfahren hat, ist wesentlich auf den günstigen Wind aus Petersburg zurückzuführen. Deutschland begehrt nichts von Rußland, nimmt aber Mit Genugthuung Notiz von den friedlichen Absichten des Zaren, die sich in dessen, rein freundschaftlichen Motiven entsprungenen, Besuch des deutschen Kaiserhofes bethätigen. Daß unser Kaiser auf die offizielle Ansage des russischen Besuches in Berlin in einem direct an den Zaren gerichteten Schreiben diesen bat, nach Breslau zu kommen und dort an den Kaisermanövern theilzunehmen, und der Zar dieser Bitte freudig entgegenkam, sind frei lich nur Imponderabilien, dieselben liefern aber den Be weis, daß der Zarenbesuch bei unserem Kaiserpaare nicht nur einer conventionellen Freundschaft entspricht, sondern einen geradezu familiären Charakter an sich trägt. Politisch am bedeutsamsten ist der Zarenbesuch in Paris, darüber kann keinerlei Zweifel bestehen, in Paris treten sich der absolute Herrscher und das Volk, das wie der Zar alleiniger Träger der Souverainität ist, einander gegenüber. Diese Begegnung ist entschieden der größten Aufmerksamkeit werth, wenn wir auch keinen Grund zur Besorgniß darin zu erblicken vermögen. Die Befürchtung hätte in der That keine Grundlage, der Zar werde in Paris die Versicherung geben, er sei bereit, den franzö sischen Revanchegedanken gegebenen Falles mit der That zu unterstützen. Daran denken in Rußland nur ganz vereinzelte Hitzköpfe. Die Interessen Rußlands liegen im Osten und nicht im europäischen Westen; die Span nung im Westen wirft ihm das werthvolle französische Bundniß in den Schooß. Frankreich gewährt seinem Freunde Geld und Unterstützung in dessen ostafrikanischer Politik. Sollen diese fruchtbaren Quellen nicht versiegen, so muß sich der Zarenbesuch in Paris besonders herzlich gestalten. Das ist des Pudels Kern. Politische RrntSsHcnt. Deutsche«» Neim. Der Kaiser hielt am Diestag in der Nähe von Potsdam eine Besichtigung des 1. Garderegiments ab und nahm später im Neuen Palais den Vortrag des Staatssekretärs des Reichsmarineamts Hollmann ent gegen. Zur Tafel waren Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, Prinz Sizzo von Leutenberg und Admiral Hollmann geladen. Mittwoch Vormittag hörte der Kaiser die Vorträge des Chefs des Civilcabinets v. Lucanus, des Staatssekretärs des Auswärtigen v. Mar schall, des Eiscnbahnministcrs Thielen und des Präsi denten des Evangelischen Oberkirchenraths Barkhausen. Nachmittags wohnte der Monarch in Berlin dem Ab schiedsessen für den Commandeur des Garde-Füsilierregi- ments v. Krosigk im Kreise des Osfiziercorps bei. Die Kaiserin stattete am Mittwoch Mittag dem Kinderheim in ver Moltkestraße zu Potsdam einen längeren Besuch ab. Der Kaiser soll auf Einladung des Grafen Solms- Baruth zugesagt haben, gelegentlich seiner bevorstehenden Anwesenheit in Schlesien zur Jagd nach Klitschdorf zu kommen. Wie aus Kronberg berichtet wird, hat der kürzlich von der Kaiserin Friedrich auf Schloß Friedrichshof in Audienz empfangene deutsche Botschafter in Peters burg den Besuch des russischen Kaiserpaares im October angemeldet. Zu den schlesischen Kaisertagen wird aus Gör litz gemeldet, daß die Anordnungen über den Empfang des Kaisers erhebliche Aenderungen erfahren haben. Die Kaiserpaare fahren direct zur Parade, die nur zwei Stun den dauern darf. Der Görlitzer Kreis-Sängerbund wird die Ehre haben, vor dem Kaiser am Abend des 8. Sep tember im Garten des Gesellschaftshauses auf dem Mühl weg zu singen. Unter Leitung des Bundesdirigenten, Organisten Scholz, sollen einige Lieder volksthümlichen Charakters vorgetragen werden. Während des Vereinstages der deutschen landwirth- schaftlichen Genossenschaften in Stettin richtete der Anwalt des Allgemeinen Verbandes der Landwirthschafts- Genossenschaften an den Finanzminister ein Begrüßungs telegramm. Darauf antwortete Or. Miquel: „Besten Dank sür die mir zugegangene freundliche Depesche und die Anerkennung der Wirksamkeit der preußischen Zen- tral-Genossenschaftskasse, deren Erfolge ihrem Zweck ent sprechend, schon jetzt klar vor Jedermanns Auge liegen, nicht in der Lähmung, sondern in der Belebung und Förderung des Gemeinsinns der freien Selbsthilfe der Mittelklasse." Die „Nat.-Ztg." constatirt, daß Gouverneur v. Wiß mann sich bezüglich der ostafrikanischen Central bahn in vollkommener Uebereinstimmung mit den vom Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach