Volltext Seite (XML)
nialamt nicht die erhoffte Anerkennung gefunden hat. Irgendwelche Verwendung als provisorischer Hilfsarbeiter im Colonialamt schien man auch nicht für ihn gehabt zu haben. Deshalb habe er seinen Abschied eingereicht. Sollten sich die Anschuldigungen des „Berl. Tgbl." be stätigen, so würden sie allerdings auf unsere ganze Co lonialverwaltung ein sehr bezeichnendes Licht werfen. Die „Franks. Ztg." veröffentlicht die Zuschrift eines Franzosen, in welcher das Verhältniß zwischen Frank reich und Deutschland in vorurtheilsloser Weise er örtert wird. Der Schreiber, ein angesehener Pariser Gelehrter und Publizist namens Paul Fournier, gesteht zu, daß Elsaß-Lothringen Frankreich gar nicht gehört habe und leitet aus dem großen Kriege nur heilsame Folgen materieller und moralischer Art für sein Vater land her. Sein Thema ist folgendes: „Indem Deutsch land zwei Provinzen wiedernahm, die moralisch ihm ge hörten, hat es nicht bloß seine natürlichen Grenzen wiedergewonnen, sondern es hat auch der Sache der Civilisation und Frankreich selbst den größten Dienst er wiesen, den die Geschichte je zu verzeichnen hatte." Daß man in den großen Bewegungen der Invasion nur Aus brüche der rohen Gewalt erblickt, bezeichnet er als einen sehr schweren, in Frankreich allgemein verbreiteten Jrr- thum, dessen Widerlegung er sich in einer, für einen französischen Autor bis zur Uebertreibung rücksichtslosen, unerhört freimüthigen Darstellung angelegen sein läßt. Wegen den orientalischen Wirren unterbrach der Chef des Generalstabes, Baron Beck, seinen Urlaub und begab sich an das Hoflager des Kaisers nach Ischl, wo selbst der Kriegsminister bereits weilt. Belgien. Die Presse fährt fort, über die Kritik Deutschlands und Englands über den Freispruch in Sachen Lothai- res zu schimpfen. Der König unterläßt anläßlich dieser Controverse seinen Besuch in Berlin. Um in Zukunft Unregelmäßigkeiten zu verhüten, hat er jedoch angeordnet, daß fortab kein Befehlshaber irgend einer Expedition oder Nation einen Weißen hinrichten lassen darf, sondern daß stets die Entscheidung des obersten Gerichtshofes in Boma einzuholen ist. Italien. Der abessynische Krieg an denen sich Italien nicht gerne erinnern lasten dürfte, scheint aufs Neue aufle ben zu sollen. Man spricht ganz unverhohlen davon, daß man sich in leitenden italienischen Kreisen keiner Selbsttäuschung darüber hingebe, daß Menelik von Abes- synien die Regenzeit zur Sammlung und Organisirung eines kriegstüchtigen Heeres angewendet habe, um nach deren Ablauf aufs Neue gegen Italien vorzugehen. Da der geriebene Abessynier sehr wohl weiß, daß von Seiten Italiens keine kriegerischen Unternehmungen in Afrika geplant sind, so wird er, wie zuverlässig verlautet, mit Anbruch der trockenen Jahreszeit unverweilt zum Angriff auf italienisches Gebiet übergehen. Große Mengen Waffen und Munition sind für den Negus eingetroffen. Die Unterhandlungen mit Italien setzte dieser nur fort, um die Italiener über seine feindlichen Absichten zu täuschen. Jtalienischerseits hat man die Absichten des Abessynier- Feuilletorr. Bozena Matuschek. Roman von Caroline Deutsch. (Fortsetzung.) Nachdem es gelungen, gelungen wie er gedacht.... überkam ihn zuerst ein Gefühl des Grauens, eines solch entsetzlichen, lähmenden Grauens, daß er wie in Angst vor sich selber die Augen schloß ... Er wollte nicht sehen, nicht hören, nicht grübeln, nicht denken. ... Da gab es kein Zurück mehr, da hieß es die Augen zuge drückt und weiter, weiter. ... Er hatte sich auf eine schwankende, krachende Eisdecke gewagt, weit, weit über die Mitte hinaus — das Vor wie Hinter war ihm gleich unheilbringend, letzteres noch weit mehr. . . . weil das verlassene Ufer zu fern schon entrückt war. . . . also weiter, weiter, da er einmal schon so weit war! Jetzt . . . nachdem das Letzte geschehen, sollte er alle« in Frage stellen, alles rückgängig machen? sollte er gestehen, daß er es gewesen?! . . . Wahnsinn wäre eS, Wahnsinn! Er hatte in den letzten Jahren so manches von Werth in die lodernde Flamme seines Ehrgeizes geworfen . . . mit diesem letzten Wurf aber das Höchste, was ein Mensch besitzt — sein besseres Selbst — sein Bestes, sein Bestes! Jetzt sollte er wankend werden, Reue em pfinden? Nein, nein, da hals kein Bereuen mehr! Ein Mensch, der so weit gekommen, mußte ausnützen, was er gesät — ausnützen bis zum letzten Augenblick. Er konnte es ja gut machen und wollte es auch. Von vorn wollte er wieder beginnen, redlich und ehrenhaft, nur der eigenen Kraft vertrauend, wie vor fünfzig Jahren, als er das tiefverschuldete Erbe seines Vaters übernahm, und all die späteren Jahre seines Lebens .... bis zu der Zeit des unseligen Börsenspiels: Und wie viel Gutes wollte er fördern, viel, viel, ein wahrer Wohlthäter seines Ortes werden! Hatte er nicht schon einmal einen dunkeln Punkt in seinem Leben, der noch nicht in gar weiter Ferne lag — königs nun aber durchschaut, General Baldissera hatte mit dem Kriegsminister wiederholt Conferenzen, über deren Ergebniß nnr so viel verlautet, daß man in der italienischen Regierung entschlossen ist, jedem abessynischen Uebergriff mit Waffengewalt entgegenzutreten. Daß Me nelik reichlich Waffen und Munition erhält, wußte man bereits; jetzt ist es der Aufmerksamkeit italienischer Kreuzer gelungen, einen holländischen Dampfer „Daelwyk" zu kapern, welcher 65,000 Repetirgewehre und 8 Millionen Patronen nach Abessynien bringen wollte. Auf eine be zügliche Benachrichtigung wurde von Seiten Italiens ein Kreuzerdienst im Mittelmeer eingerichtet, indem die Kreuzer „Etna" und „Aretusa" mit der Wegnahme der Kriegs- contrebande beauftragt wurde. Als der „Daelwyk" nun bemerkt wurde und auf Anruf nicht anhielt, feuerte die „Etna" auf ihn, während die „Aretusa" dem Holländer den Weg abschaitt. Das holländische Schiff hielt darauf an und wurde nach Mastauah eskortirt. Es ist in ita lienischen Gewässern gekapert. Ein Prisengericht wird darüber entscheiden, ob die Kaperung ordnungsmäßig verlief. England. Trotz des heldenmüthigsten Widerstandes der Matabele erfechten die Engländer jetzt Sieg auf Sieg über die selben, so daß der Aufstand in kurzer Frist unterdrückt sein wird. Die Engländer haben in den verschiedenen Gefechten nicht unerhebliche Verluste erlitten, von den Aufständischen wurden Hunderte und aber Hunderte nie dergeschossen. Die Lage der letzteren ist eine so kritische geworden, daß sie geneigt sind, mit General Carrington Frieden zu schließen. Gerbten. In Belgrad hat ein großer Parteitag der Radi kalen stattgefunden. 30,000 Parteigenossen nahmen daran theil. Eine Abordnung überbrachte dem Könige Alexander den Wortlaut einer Resolution, welche im Interesse des Landes die Schaffung einer ordentlichen parlamentarischen Regierung auf demokratischer Grundlage und Lösung der Versastungsfrage fordert. Ein Cabinets- wechsel wird voraussichtlich die Folge dieser Beschluß fassung der Radikalen sein. Türkei. Die kretensische Frage erhält ganz Europa in Un ruhe und ist insonderheit auch Gegenstand ernstester Er wägungen Seitens der deutschen Reichsregierung. Daß die wohlgemeinten Verhandlungen der europäischen Con- sulen mit den Vertretern der türkischen und griechischen Regierung in absehbarer Zeit zu einem greisbaren Re sultate führen werden, erscheint jedoch recht zweifelhaft; um so mehr, als sowohl von Seiten der Pforte wie der griechischen Regierung Mißgriffe aus Mißgriffe erfolgen, die das Friedenswerk immer aussichtsloser machen. In Kandia, der Regierungsstadt der Insel Kreta, konnte der Gouverneur Hassan Pascha, der aber auch bei den Grie chen unbedingtes Vertrauen genoß, nicht Herr der von den Muselmanen in Scene gesetzten Bewegung werden. Anstatt dem gerechten und wohlgelittenen Hassan nun eine ausreichende Truppenmacht zur Verfügung zu stellen, mit deren Unterstützung er Ruhe und Ordnung hätte herbeiführen können, rief ihn die Pforte vielmehr von derart auszugleichen versucht? . . . Und wenn es ihm auch nicht ganz gelungen, wie er es gewollt, so war eS, weil es — an dem Haß und dem Trotz eines anderen Willens gescheitert .... Aber jetzt wollte er gut machen, voll und ganz, reichlich vergüten! . . . Wie für eine Tochter wollte er für sie sorgen, von der Assekuranz summe so viel abnehmen, jedes Jahr eine bestimmte Summe zurücklegen; wenn sie wieder aus dem Zuchthaus kam, verfügte sie über ein hübsches Vermögen. Sie konnte dann weit, weit fortgehen, nach einem anderen Ort, einem anderen Land, vielleicht nach Amerika gar, dort ein neues Leben beginnen und noch glücklich werden. Was verlor sie dabei, wenn sie wieder im Gefängniß saß? Nichts! Ihr Name konnte im Orte nicht wieder hergestellt werden, niemals mehr! Kam es da auf ein paar Jahre an, selbst wenn sie unschuldig war? Unschuldig? Ja, warum hatte sie denn da gestern Nacht geschwiegen und heute vor der Commission es sogar eingestanden? Und hatte sie nicht Janek versteckt im Garten gesunden? Wenn sich ihre Rachegefühle und seine Verzweiflung in einer That begegnet wären? Wenn das Feuer auch ohne ihn entstanden wäre? Da fiele ja der größte Theil der Schuld von ihm ab. Und wer konnte ihn verdammen, daß er sie preisgab und und sich rettete? Wenn zwei in Gefahr des Ertrinkens sind, so verdient der den Namen eines Frevlers nicht, der sich rettet und den andern seinem Schicksal überläßt. So suchte und fand der große Egoismus dieses Mannes, so wie vor, so auch nach der That jenes Etwas, jenen Halt, woran sich seine verstörte Seele anklammerte. Nur eines vermochte Gabor nicht — in die ehrlichen Augen seines Sohnes zu sehen. Er wich ihm aus an diesem und auch am folgenden Tage, als wäre es ein Feind und nicht sein Fleisch und Blut. Gabor borgte bei einem guten Bekannten im Orte 2000 Gulden, um den Werkführer zu entlohnen. Es dauerte ihm zu lange, auf die Versicherungsgelder zu warten, so kurz auch die Zeit dafür gesetzt war. Der seinem Posten ab und ernannte den durch seine Willkür und Grausamkeit bestens gehaßten Abdullah Pascha zu seinem Nachfolger. Was Hassan nicht gelang, gelingt Abdullah natürlich noch lange nicht. Was nützen alle diplomatischen Verhandlungen, wenn durch solche un sinnigen Maßnahmen die Volksleidenschast immer aufs Neue angefacht wird. Der Haß der Gegner gewinnt fortgesetzt an Boden; besonders greift er in dem griechischen Heere in bedenklicher Weise um sich. Ganz neuerdings sind wieder 8 junge Offiziere mit einer größeren Anzahl von Mannschaften aus Athen desertirt, um sich den Insurgenten auf Kreta anzuschließen. Die griechische Regierung sagt strenge Bestrafung der Ueberläufer zu; bei dieser Zusage hat es aber natürlich sein Bewenden. Auch eine Anzahl Marineoffiziere hat sich zur Unterstützung der Aufständischen vor Kandia eingeschifft. Die Situation ist nach dem Mitgetheilten verwickelter und gefahrdrohen der denn je. Auch in Makedonien ist die Lage fortge setzt eine sehr ernste. Die französischen Kriegsschiffe haben Befehl erhalten, alle Christen zu schützen. Ein Londoner Blatt meldet aus Athen, vielleicht mit etwas Uebertrei bung, daß 1000 bewaffnete Muhamedaner in der Nähe von Herakleion 20 unbewaffnete christliche Kreter er mordeten, darauf 5 Kirchen entweihten und plünderten und einen Priester lebendig verbrannten, nachdem sie ihm die Ohren und die Nase abgeschnitten hatten. Vor türki schen Plünderungen bleibt kein kretcnsisches Dorf bewahrt. Aus vem MuWeuLhale *Waldenbrrrg, 11. August. Das bevorstehende Waldenburger Vogelschießen scheint diesmal ein größeres Leben als sonst in unsere Mauern zu bringen. Wie wir hören, werden sich sowohl von den Schützencorpora- tionen zu Meerane, wie denjenigen zu Glauchau und Ernstthal eine größere Anzahl von Mitgliedern bethei ligen. Von den Schützen zu Meerane werden auch die Kanonen mitgeführt werden. Die auswärtigen Schützen nehmen, wie wir erfahren, an dem für nächsten Donners tag festgesetzten Schützenauszug Theil, so daß dieser sich zu einem recht imposanten gestalten dürfte. Die Be wohner der Stadt werden sich, wie zu erwarten steht, durch Schmückung der Häuser mit Flaggen rc. an dem Feste recht zahlreich betheiligen. Morgen Mittwoch Abend findet wie üblich Vogelaufziehen und Zapfenstreich statt. Das weitere Programm lautet folgendermaßen: Donners tag früh Reveille, 9 Uhr Versammlung der Schützen auf dem Rathskeller, daselbst Königsfrühstück, Empfang frem der Schützen, 1 Uhr folenner Auszug, Schießen nach dem Vogel, Concert, abends Ball. Freitag vormittags 10 Uhr Compagnie-Auszug und Frühstück in der Concert- halle, Schießen nach dem Vogel, Concert, 6 Uhr ge meinschaftliche Tafel ü la ourts, abends Ball für Schützen und Loosinhaber. Sonnabend mittags 1 Uhr Schießen nach dem Vogel, Concert, abends solenner Ball. Sonntag früh Reveille, nachmittags 3 Uhr solenner Aus zug, Schießen nach dem Vogel, Ball. Montag von 2 Uhr an Concert und Königsschuß, abends Ball. *— Die partielle Sonnensinsterniß, welche am Sonn tag bei Aufgang des Tagesgestirnes nach astronomischer Berechnung auch in unseren Breitengraden sichtbar sein Mann sollte ihm aus den Augen, je eher je besser, und — aus begreiflichen Gründen. Wenn auch durch da- Geständniß Bozena Matuscheks jede Spur eines Verdachtes von ihm abgefallen war, so lag doch in der Gegenwart dieses Menschen etwas Drückendes, etwas verhüllt Drohen des für ihn. Und ablohnen konnte er ihn ja, das Brandunglück hatte jede vorherige Kündigung aufgehoben. Da es keine Dampfmühle mehr gab, war ein Werksührer überflüssig. Und wenn er ihm das ganzjährige Gehalt auszahlte, hatte er gewiß keine Einwendungen zu machen. Er wollte es zwar erst mit dem halbjährigen Lohn von tausend Gulden und zweihundert Gulden Ueberschuß ver suchen. Er war jetzt noch nicht in der Lage, den Groß- müthigen zu spielen, und war der Mann zufrieden, so war der Gewinn von achthundert Gulden eine schöne Sache. Natürlich anders war eS, wenn er die geringste Einwendung dagegen erhob. Aber Jozi Barkas nahm das Geld, ohne irgendwelche Bemerkung zu machen. Er äußerte weder einen Dank für den Ueberschuß, noch sagte er, daß es zu wenig sei; nur, als Gabor meinte, daß das Gespräch zu Enoe, eS waren von beiden Seiten einige bedauernde Bemerkungen gefallen, und sich Herr Barkas, der seit diesen zwei Tagen im Orte einquartiert war, weil eS im alten Mühlenwerk keinen Raum für ihn gab, verabschieden würde, nahm dieser erst gemächlich Platz und so, daß das Licht der Lampe seinem mächtigen Gegenüber gerade ins Gesicht fiel, während seines vollständig im Schatten blieb, lehnte sich zurück, steckte die Hände in die Taschen, ganz wie e« seine Art war, wenn er jemanden seine besondere Ueber- legenheit fühlen lassen wollte, und sah Gabor Semany einen Augenblick starr ins Gesicht. Es mochte 9 Uhr sein; die beiden Männer waren allein, Hanka hatte sich mit dem Vorgeben, schlafen zu wollen, schon vor einer halben Stunde auf den Boden be geben, wo jetzt ihre Schlafstelle war; in Wirklichkeit stand sie draußen im Dunkeln an einem geschützten Ort und wartete auf Barkas. (Fortsetzung folgt.)