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Hain stattfindenden Kaiserparade, für die Tage wo 2. bis 4. Sept. Bahnfahrt gegen Militär-Fahrkarten gewährt. Legitimationen zu dieser Vergünstigung werden den zur Parade Angemeldeten durch den Bezirksvorsteher Herrn Lauckner, Oschatz, zugesandt. — Die Betriebseinnahmen der sächsischen Staatseisen bahnen haben im MonatJuli d.J. ein Mehrerträgniß gegen über dem gleichen Monat des Borjahres geliefert und zwar im Personenverkehr sowohl wie im Güterverkehr. Es wurden vereinnahmt: 3,808,049 Mk. im Personen- verkehr, 283,874 Mk. mehr als im gleichen Monat des Vorjahres, 5,957,458 Mk. im Güterverkehr, 499,331 Mk. mehr, 442,375 Mk. aus sonstigen Quellen, 1791 Mk. weniger, 10,207,882 Mk. im Ganzen, 781,414 Mk. mehr. In der Zeit vom 1. Januar bis 31. Juli be trug die Einnahme: 19,096,116 Mk. im Personenver kehr, 1,439,669 Mk. mehr als im gleichen vorjährigen Zeiträume, 38,652,386 Mk. im Güterverkehr, 3,015,922 Mk. mehr, 3,135,750 Mk. aus sonstigen Quellen, 80,441 Mk. mehr, 60,884,252 Mk. im Ganzen, 4,536,032 Mk. mehr. Die Mehreinnahme beträgt 1110 Mk. auf 1 Kilometer Bahnlänge im Durchschnitt. — Seit Eröffnung der ersten Schmalspurbahn in Sachsen im Jahre 1881 sind bis jetzt siebzehn derartige Bahnen mit zwei Zweigbahnen in Betrieb gesetzt worden, welche zusammen 327,42 Kilometer Länge umfassen. Der Bau von fünf Schmalspurbahnen ist von den Stände kammern bewilligt. Den Anfang machte am 17. October 1881 bis 1. November 1882 die Linie Wilkau-Kirch- berg-Wilzschhaus, welcher Hainsberg-Kipsdorf 1. Novem ber 1882 bis 1. November 1883, sodann Oschatz-Döbeln usw. folgten. Die Verzinsung des Anlagekapitals dieser Bahnen von 27,588,791 Mk. war im letztverflosienen Jahre 0,636 Proc. gegen 0,204 Proc im Vorjahr. — Für den Bahnbau sind in Sachsen zum Schluffe des Jahres 1895 im ganzen 819,834,764 Mk. verwendet worden, einschließlich der Summe von 123,971,295 Mk. für Fahrbetriebsmittel. Dem Staate haben aber die Bahnen nicht soviel gekostet, sondern er hat manche Linien unter den Herstellungskosten erworben, so daß die für den Bahnenbau verwendete Summe in das von der Königlichen Staatsregierung aufgewendete Anlagekapital von 761,331,818 Mk. verändert worden «st. — Die Summe der von sächsischen Sparkassen aus geliehenen Kapitalien bezifferte sich im December 1894 aus nahezu 719'/- Millionen Mark. Davon waren vergeben gegen hypothekarische Sicherheit 468,978,000 Mk., gegen Faustpfand 5,474,070 Mk., gegen Bürgschaft 2,487,781 Mark, an Gemeinden 10,509,059 Mark und in Staats- oder sonstigen Werthpapieren angelegt 131,954,000 Mk. Die Sparkassen Sachsens gewinnen in ihrer Bedeutung für die Wohlfahrt des Volkes von Jahr zu Jahr, nicht allein dadurch, daß sie fortgesetzt größere Kapitalien ansammeln, die, großentheils in Immo bilien angelegt, besonders zur Verbesserung der Wohn verhältnisse beltragen, sondern auch dadurch, daß sie er zieherisch auf die Bevölkerung einwirken und fortwährende Anregung geben, den Ueberfluß guter Tage nicht unnütz zu vergeuden, sondern zur Deckung etwaigen Mangels in trüben Zeiten aufzusparen. Einen solchen Einfluß recht wirksam auszuüben, ist namentlich eine recht große Zahl von Spargelegenheiten nützlich. In Sachsen dürfte daran kein Mangel mehr bestehen, denn es gab daselbst am Schluß des Jahres 1895 247 selbständige Spar kaffen gegen 239 im December 1894 und 233 Ende 1893. In den Sparkaffen größerer Städte wurden überdies und werden noch außer den Hauptkaffenstellen eine Anzahl Filialen unterhalten, die ebenfalls dazu bei tragen, die Spargelegenheiten zu vermehren. Die Ver kaufsstellen von Sparmarken haben eine Abnahme er fahren, nachdem bereits in den Vorjahren eine Anzahl wieder eingezogen worden waren; dagegen war die Zahl der verkauften Marken und der Ertrag derselben etwas höher, als im Jahre 1893. Es scheint demnach, als ob das Sparmarkensystem an sich eine lebensfähige Ein richtung sei, sich aber nicht überall und für alle Bevölke- rungsklassen gleich gut bewähre. Vielleicht erfüllt es überall da einen nützlichen Zweck, wo die Heranwachsende Jugend fleißig angehalten wird, ihre kleinen Ersparnisse des Lohnes als jugendliche Arbeiter fest anzulegen. Vierzehn neue ständige geistliche Stellen sind im vorigen Jahre in Sachsen entstanden. Dazu kamen noch sechs nichtständige. Neue Pfarrämter entstanden 3, neue Diaconate 10; außerdem wurde an der Diakoniffen- anstalt zu Leipzig eine Anstaltsgeistlichenstelle errichtet. Neue Orgeln erhielten 12 Gotteshäuser. Viele ältere Orgeln wurden ausgebessert, erweitert und umgebaut; doch könnte vielleicht auf diesem Gebiete, wie das Landes- consistorium in seinem Jahresberichte bemerkt, noch mehr gethan und manche ältere noch brauchbare Orgel, an deren Stelle jetzt mit großen Kosten eine neue beschafft wird, erhalten werden. — Klrchenvisitationen haben im Jahre 1895 in Sachsen 135 (gegen 130 im Vorjahre) stattgefunden mit Ein schluß der in den Ephoralstädten Oelsnitz und Freiberg feiten des evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums selbst abgehaltenen Visitationen. — Der Arbeiter-Turnerbund Deutschlands, mit dem Sitze in Leipzig, veröffentlicht eine Statistik, nach welcher dem Bunde am Schluffe des dritten Jahres seines Be stehens 223 Vereine bez. Gruppen mit 11,944 Mit gliedern und 1779 Schülern angehören. 18 Vereine turnen in städtischen oder Gemeindeturnhallen, ein Verein besitzt eine eigene Turnhalle und einer einen eigenen Turnplatz, die übrigen Vereine turnen in Gastwirthschas- ten. Die Einnahmen bezifferten sich im letzten Jahre auf insgesammt 5502 Mk., die Ausgaben auf 4392 Mk. An Außenständen werden 2107 Mark ausgeführt. Die Bundeszeitung, die in Leipzig erscheinende „Arbeiter- Turnzeitung", zählt 6260 Abonnenten. Dem das König reich Sachsen umfassenden vierten Kreis gehören 40 Vereine bez. Gruppen mit 2051 Mitgliedern und 389 Schülern an. — Die Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes in Dresden soll bis mit Sonntag, den 11. October, verlängert werden. — In einer Nachbargemeinde von Dresden hat kürzlich der Herr Gemeindevorstand einen Bewohner mit 3 Mark Strafe belegt, weil dessen Hahn vor 5 Uhr Morgens gekräht hat. Dabei ist das Gemeindeoberhaupt Mitglied eines Geflügelzüchtervereins! — Zur Herbstmesse in Leipzig wird wiederum wie bisher die dauernde Gewerbeausstellung daselbst von allen denjenigen, die ihren Bedarf an gewerblichen und technischen Artikeln, Maschinen, Motoren, kunstgewerb lichen Erzeugnissen und hauswirthschaftlichen Gegenstän den decken wollen, besichtigt werden. Es dürfte deshalb allgemein interessiren zu erfahren, daß jetzt zahlreiche Maschinen mit elektrischem Antrieb versehen sind, sodaß neben Damps-, Gas- und Petroleummotoren auch die elektrische Antriebskraft in verschiedener Ausführung zur Geltung gelangt. Außerdem finden Sonntags und Mitt wochs im Lesesaal der Ausstellung Vorführungen je einer größeren Zahl besonders interessanter Gegenstände statt. Ganz besonders sei noch darauf hingewiesen, daß während der Messe Schuhmachermaschinen (zur Leder börse) Holz-, Metall- und Papierbearbeitungsmaschinen, sowie täglich die verschiedenen Motore in Betrieb sind. — Rasch abgefaßt wurde der Einbrecher in das Ge bäude der König!. Bergakademie zu Freiberg. Ein am Dienstag Abend aus Hamburg eingetroffenes Tele gramm meldet, daß der Schlosser Kretzschmer aus Frei berg und sein Complize in Hamburg verhaftet worden sind. Der Haupttheil der entwendeten Werthpapiere wurde bei den Dieben vorgefunden und beschlagnahmt. — In öffentlicher gemeinschaftlicher Sitzung des Rathes und der Stadtverordneten in Leisnig wurde bezüglich Anstellung und Gehaltsbezüge beschlossen, den per 1. November neuzuwählenden Bürgermeister auf 6 Jahre zu wählen mit einem Jahresgehalt von 4500 Mk. und Zusicherung von Gehaltsaufbesserung nach Verlauf von 3 Jahren. Herr Bürgermeister Erchenbrecher, der die Sitzung leitete, drückte gleichzeitig seinen Dank für die ihm gewährte erhöhte Pension (4500 Mk.) und für seine Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Leisnig aus. — Eine freudige Ueberraschung wurde dieser Tage einem 75jährigen Holzhacker in Sebnitz zu theil. Derselbe erhielt nach langen Bemühungen Altersrente auf die Zeit vom 1. Januar 1891 bis heute nachge zahlt, und betrug dies die ansehnliche Summe von 605 Mk. — Beim Fischen des zum Rittergut Mittelleuters: Svrf gehörigen, auf Oberoderwitzer Feldflur gelegenen großen Bleichteiches wurde ein Hecht gefangen, der das respektable Gewicht von 29'/r Psund hatte. Daß Lie Fischausbeute beim Vorhandensein eines solchen Fisch- räubers den gehegten Erwartungen nicht entsprechen konnte, sondern manche fette Schleie und mancher feiste Karpfen an der Zahl derselben fehlte, ist selbstverständlich. — In Lößnitz haben zwei Fortbildungsschüler und ein 18jähriger Bursche in der frechsten Weise Ladendiebstähle verübt. Einer der Diebesgesellen ist verhastet worden; die beiden anderen haben sich geflüchtet. — Der Gewerbeverein in Plauen hat beschlossen, im Bezug aus eine Beschränkung der Verkaufszeit in offenen Ladengeschäften dem Beschlusse der niedererzge- birgischen Gewerbe-Vereine beizustimmen. Dieser hat be schlossen, sich auf den Standpunkt der Ablehnung der ganzen Vorlage zu stellen. — Zur Erlangung von Entwürfen für die Anlegung eines auf dem Areale des alten Friedhofes in Crimmit schau projectirten Bismarkhaines soll auf Vorschlag des Vereins deutscher Gartenkünstler vom Rathe ein Preis ausschreiben erlassen werden. — Arge Verwüstung hat in der Gegend von Nosseu eine Windhose in Rothschönberg, Mahlitzsch, Katzenberg, Wunschwitz rc., angerichtet. Unter grauenhaftem Getöse jagte der Wind über genannte Ortschaften hin, dabei ganze Dächer abdeckend. Hohe Bäume sind abgebrochen, viele mit der Wurzel der Erde entrissen. Gegen 40 Obstbäume sind allein auf dem Rittergut Wunschwitz entwurzelt worden. — Der Bau des Thurmes auf dem Pöhlberge bei Auuaberg war am Montag bis zu einer Höhe von rund 14 Metern vorgeschritten. Die Hälfte des Thurmes ist also erreicht. — Zum Nachfolger des jüngst verstorbenen Schul« rathes Baunack in Oklsnitz wurde vom Königl. Cultus- ministerium der zeitherige Bezirksschulinspector in Marien berg, Hörig, ernannt. — Auf dem Pfaffenstein bei Schandau fand man vor einigen Tagen beim Nachgraben an der Stelle, wo selbst man kürzlich die zahlreichen Urnenscherben gefunden hatte, einen interessanten Bronzegegenstand, der wahr scheinlich in früherer Zeit als Haarschmuckstück verwendet worden ist. Der Gegenstand besteht aus einem kleinen sauber gearbeiteten Stab, an dessen beiden Enden sich löffelartige Ausarbeitungen befinden. Der Gegenstand war wahrscheinlich einer Urne bcigegeben. Der Wirth des Psaffensteinrestaurants beabsichtigt, seine Funde in einem Schranke aufzustellen, so daß man künftig auf der Höhe des Berges ein kleines Pfaffensteinmuseum an treffen wird. Im Herbst, wenn der Fremdenverkehr auf dem Berge etwas nachgelassen hat, sollen die Nach grabungen fortgesetzt werden, so daß man noch manchen interessanten Fund auf dem Pfaffenstein machen dürfte. Interessant ist übrigens die am Fuße des Felsens sich hinziehende gewaltige Mauer, welche man ca. eine halbe Stunde weit verfolgen kann. Freilich bietet dies oft Schwierigkeiten, da die Mauer an vielen Stellen von dichtem Gestrüpp gänzlich überwuchert ist. — Einen aufregenden Fund machte am Sonntag Vormittag die Frau eines Einwohners von Ronneburg, als sie den Fußweg nach Gera ging. Sie fand in der Nähe des „Sternes" ein Portemonnaie mit 3 Pfennigen Inhalt. In dem Portemonnaie steckte aber noch eine Visitkarte mit dem Namen Otto Hartmann. Unter dem selben stand mit Bleistift geschrieben, Magdeburg-Nossen Äugust 1896. Die Rückseite trug die Worte: „Dies mein letzter Schritt, findet ihr mich so bin ich todt. Gruß Otto." Entweder liegt ein schlechter Witz, oder die traurige That eines Selbstmordes vor. Die er schrockene Frau hat natürlich der Gendarmerie Anzeige von dem Funde gemacht. — Am 20., 21. und 22. September findet in Gretj der 32. Baugewerkentag des Allgemeinen Sächsischen Baugewerken-Vcreins statt. Vermischtes. Allerlei. Ein russischer Torpedojäger und zwei Tor pedoboote sind von Kapstadt in Kiel eingetroffen. — General v. Bronsart wird, wie man in Hamburg an nimmt, seinen künftigen Wohnsitz dort oder in der Nach barschaft nehmen. — Der Spangler Greißl aus Gera ist von der Mittagsspitze nördlich von Lünersel 150 m lies abgestürzt und todtgeblieben. In Gründel ist eine an Epilepsie leidende Frau über die Hohfluh hinunter gestürzt; sie war sofort todt. — Nansen's Schiff „Fram" ist in Skjervö ^Nord-Norwegen) angekommen. An Bord befindet sich Alles wohl. Nansen hat sich sofort dorthin begeben. Das Vertrauen, das Nansen in die Leistungsfähigkeit seines Schiffes setzte, hat ihn nicht ge täuscht; ebenso hat er richtig vorausgesagt, daß der „Fram" noch in diesem Jahre zurückkehren werde. Als Nansen und Johansen das Schiff verließen, übernahm Kapitän Swerdrup die Leitung der Expedition; außer S. waren noch zehn Personen an Bord. Alle diese tapferen Männer sind jetzt wohlbehalten in die Heimat zurückgekehrt, ge rade zur rechten Zeit, um die Triumphe mitfeiern zu können, die die norwegische Nation ihrem großen Sohne zu bereiten sich anschickt. Nanlen muß sich mit seiner Gattin aufs neue verheiraten, da er sich vor seiner Ab reise scheiden ließ; er wollte feine Frau im Falle eines Unglücks nicht auf unbestimmte Zeit an sein Schicksal binden. Nansen bestimmte als längste Frist seiner Reise 5 Jahre; nach Ablauf dieser Zeit mußte man bezweifeln, ihn jemals wiederzusehen. Nansen soll erklärt haben, den Nordpol nicht wieder mit einem Schiff aussuchen zu wollen. Vielleicht werde er aber eine Schlittenexpedition von Franz Josephsland nach dem Pol unternehmen, welche Reise leichter sein werde. — In Kiel collidirte der Werstdampfer „Eisvogel" vorder Werfteinfahrt mit der Dampspinaffe des Admiralschiffes „Blücher" und durch schnitt dieselbe. Die Pinaffe sank; die Besatzung konnte glücklicherweise gerettet werden. Das Marinefahrzeug wurde später gehoben. — Die Maschinenhavarie des Panzers „Frithjof" ist beseitigt; das Schiff hat bereits die Werft verlaffen und betheiligt sich wieder an der Flottenübung. — Ein Schiff ganz neuer Art wurde in St. Denis bei Paris unter großem Andrange vom Sta pel gelasfen. Es besteht aus drei Paaren Hohlräver, die durch ein Gestänge verbunden sind, ein Brückenfeld tragen und durch das Wasser nicht nach Schiffsart gleiten, sondern nach Wagenart rollen. Der Erfinder Ba zin verspricht mit diesem Fahrzeug bei halbem Brennstoff verbrauch und ungleich größerer Sicherheit doppelte, ja dreifache Geschwindigkeit zu liefern, wie mit den gegen wärtigen Schiffsformen. Das erste Modell hat bei 40 Meter Länge 280 Tonnen Raumgehalt; cs wird nach Roune bugsirt, um dort seine Dampfmaschinen und sein Brücken- feld zu empfangen und dann die Probemeerfahrt anzu treten. — Infolge eines Versehens im Betriebe sind zwei Personenzüge zwischen Jumet und Luttre (Belgien) auf eingeleisiger Linie zusammengestoßen. Zwanzig Personen sind schwer verletzt worden. — Wegen Auf tretens einer ansteckenden Augenkrankheit mußten inRcnds- burg bei Kiel die Schulen zum Theil geschloffen werden.